So schnell wie zuletzt vor zwei Jahren: Mit rasanten Sprints über 60 Meter hat sich Kevin Kranz bei seinem Saisoneinstieg direkt als Anwärter auf den Titel bei der Hallen-DM in Stellung gebracht. Für hohes Tempo in drei Laufentscheidungen sorgten bei den hessischen Hallenmeisterschaften zudem die Gaststarterinnen Olivia Gürth und Gesa Krause.
Volles Programm – das hat Hindernis-Spezialistin Gesa Krause als junge Mutter nicht nur im Alltag. Sondern das galt für sie auch beim Saisoneinstieg unter dem Hallendach. Gemeinsam mit Trainingskollegin Olivia Gürth (beide Silvesterlauf Trier) ging die zweimalige Europameisterin im Rahmen der Hallen-Landesmeisterschaften von Hessen am Wochenende in Frankfurt über 800 Meter, 1.500 Meter und 3.000 Meter an den Start.
Die schnelleren Beine hatte in allen drei Rennen die U23-Europameisterin Olivia Gürth, eben erst zu Deutschlands „Leichtathletin des Jahres“ 2023 gekürt. Nachdem sie mit 4:13,48 Minuten bereits am Samstag ihre Bestzeit über 1.500 Meter pulverisiert hatte (wir berichteten), brachte sie am Sonntag flotte 2:05,87 Minuten über 800 Meter sowie mit 9:12,73 Minuten eine neue persönliche Bestzeit über 3.000 Meter auf die Bahn. Gesa Krause lief jeweils knapp dahinter ins Ziel – am Ende standen für sie 2:06,39 Minuten (800 m), 4:13,85 Minuten (1.500 m) und 9:13,23 Minuten (3.000 m) in der Ergebnisliste.
„Ich bin sehr, sehr glücklich mit diesem Einstieg“, sagte Gesa Krause hörbar erleichtert nach dem vollgepackten Wochenende. Noch nie habe sie mit einem 1.500-Meter-Lauf vom Vortag in den Beinen an einem Wettkampftag zwei Läufe absolviert. Dass über 800 Meter dann sogar eine „Hallen-PB“ herauskam, freute selbst eine erfahrene Athletin wie sie noch.
Kräftezehrende Führungsarbeit
Ungewohnt war es für Gesa Krause, viel von vorn zu laufen und die Führungsarbeit zu übernehmen. Gleichermaßen gebe ihr das Tempohärte und sei gut, nach anderthalbjähriger Wettkampfpause und der Geburt ihrer Tochter wieder an Routine zu gewinnen. „Ich bin auf einem guten Weg“, sagte die zweimalige Hindernis-Europameisterin auch im Hinblick auf die derzeit zufriedenstellenden Zubringerwerte. Wenngleich es hinten raus aktuell noch an Beschleunigung fehle.
Hier punktet vor allem Olivia Gürth mit ihrer Spurtstärke, sie rechnet aber damit, dass „die Endschnelligkeit bei Gesa in den nächsten Rennen sicherlich auch noch dazukommt“. Dabei helfen würden Gesa Krause sowohl Rennen bei größeren Meetings, bei denen sie auf der Warteliste steht, sowie die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig (17./18. Februar). Nicht zuletzt mit Blick auf die DLV-Bestenliste, in der Olivia Gürth und Gesa Krause aktuell über 1.500 Meter auf Rang drei und vier sowie über 3.000 Meter auf Rang zwei und drei geführt werden, versprechen diese schon jetzt einen spannenden Kampf um die Medaillen.
Auf ihr Saisondebüt in Frankfurt angesprochen sagte Olivia Gürth: „Ich bin mit allen drei Rennen zufrieden, und die Zusammenarbeit mit Gesa hat gut funktioniert“. Die Zeiten seien sogar „schneller als erwartet für diesen Einstieg als Trainingswettkampf“. Anders als sonst habe es im Vorfeld genaue Absprachen gegeben, wer wann das Tempo übernimmt.
800-Meter-Spezialistin überzeugt auf der Unterdistanz
Und die 21-Jährige gibt zu, dass ihr unter dem Hallendach „die kürzeren Strecken besser gefallen als die 3.000 Meter“. Im Sommer freue sie sich hingegen bereits auf die lange Strecke – allerdings nur mit Hindernissen. Bis es so weit ist, stehen für Olivia Gürth noch das Indoor Meeting in Erfurt (4. Februar) sowie die Hallen-DM in Leipzig an. Dann geht es zur Vorbereitung auf den Highlight-Sommer Anfang März nach Kenia ins Trainingslager.
Auf Edelmetall mussten die beiden Läuferinnen mit ihrem Heimatverein in Trier als Gaststarterinnen in Frankfurt allerdings verzichten. Eine heiße Anwärterin auf den Titel über 800 Meter wäre Jana Marie Becker (Königsteiner LV) gewesen. Doch die Deutsche U20-Meisterin und U20-Hallenmeisterin 2023 verzichtete auf ihre Paradedisziplin und ging über 200 Meter und 400 Meter an den Start.
Die Unterdistanzen wählte sie für die Schnelligkeit und bewies jeweils in neuer persönlicher Bestzeit sowohl über 200 Meter (25,22 sec) als auch über die doppelte Distanz, dass sie auf einem guten Weg ist. In 55,30 Sekunden holte sich die 17-Jährige zudem den Sieg im Frauenfeld und stellte fest, dass diese „offiziell schwieriger sind als 800 Meter“.
Rasanter Saisoneinstieg von Kevin Kranz
Für das beste Ergebnis bei den Männern sorgte der Deutsche Hallenrekordler über 60 Meter Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar). Für den gebürtigen Frankfurter war das Heimspiel in der Leichtathletikhalle Frankfurt-Kalbach zugleich der Saisoneinstieg – und mit 6,59 Sekunden im Finale sowie 6,60 Sekunden im Zwischenlauf ein sehr erfolgreicher. Zuletzt war er im Februar 2022 so schnell gewesen. Sein mit Julian Reus geteilter nationaler Rekord steht bei 6,52 Sekunden.
Auf Platz zwei und drei folgten mit persönlicher Bestleistung Yanic Berthes (6,71 sec) und Elias Goer (6,76 sec), der im Vorlauf mit 6,73 Sekunden ebenfalls persönliche Bestleistung lief. Somit ging der gesamte Medaillensatz an das Sprintteam Wetzlar. Bei den Frauen setzten sich Malin Stavenow (7,52 sec) und Lara Tornow (7,55 sec; beide Eintracht Frankfurt) vor Carolin Schlung (7,56 sec; Sprintteam Wetzlar) durch.
Niklas Kaul hadert mit dem Start
Weitere Wettkampfroutine nach ersten Starts in den beiden Vorwochen sammelten in Frankfurt einige von Deutschlands besten Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfern. Allen voran Zehnkampf- Europameister Niklas Kaul (USC Mainz). Im Stabhochsprung schwang sich der 25-Jährige als Gaststarter über 4,80 Meter und war somit höhengleich mit dem Sieger Max Lehl (TSG Wehrheim).
Über 60 Meter Hürden haderte Niklas Kaul erneut mit seinem Start und lief 8,30 Sekunden und 8,25 Sekunden. Auf der Rundbahn kam er über 200 Meter nach 22,97 Sekunden ins Ziel. Der Titel indes ging mit 21,90 Sekunden an Lars Hieronymi (LG OVAG Friedberg-Fauerbach).
14-Meter-Marke endlich geknackt
Einen erfolgreichen Auftritt im Kugelstoßen konnte Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) für sich verbuchen. Gleich im ersten Versuch wuchtete sie das vier Kilogramm schwere Arbeitsgerät auf 14,11 Meter. Persönliche Bestleistung und der erste 14-Meter-Stoß der Karriere. Das reichte am Ende für Platz zwei hinter Vanessa Grimm (14,66 m) vom Königsteiner LV.
Beide Mehrkämpferinnen zeigten sich auch über 60 Meter Hürden, verzichteten aber nach dem Vorlauf auf eine Finalteilnahme. Für Vanessa Grimm gingen 8,70 Sekunden in die Wertung ein, Lucie Kienast steigerte ihre persönliche Bestzeit auf 8,96 Sekunden. Einen Gaststart gab es von U20-Talent Emma Kaul (USC Mainz), die über die Hürden in 8,63 Sekunden und über 200 Meter in 25,33 Sekunden gestoppt wurde.
Im Weitsprung haderte Lucie Kienast mit dem Anlauf und konnte keine weitere Bestmarke erreichen, mit 6,09 Metern landete sie hinter Malin Stavenow (Eintracht Frankfurt; 6,30 m) auf Rang zwei. Bronze ging an Marie Jung (Eintracht Frankfurt; 6,02 m). Ihre zweite Goldmedaille des Wochenendes heimste mit 1,71 Metern Vanessa Grimm im Hochsprung ein.
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