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"Leichtathleten des Jahres" 2023: Die Nominierten im Porträt

Je zehn Männer und Frauen stehen als Deutschlands "Leichtathlet" beziehungsweise "Leichtathletin des Jahres" zur Wahl. Sie wissen noch nicht, wem Sie Ihre Stimme geben wollen? Hier erfahren Sie mehr über die Nominierten: Wir stellen Ihnen alle Athletinnen und Athleten in Kurzporträts vor.
red / svs

Zur Abstimmung 

Leichtathletin des Jahres – Die Nominierten

Shanice Craft | SV Halle | Diskuswurf 

Neun Jahre lang arbeitete Shanice Craft intensiv daran, ihre persönliche Bestleistung (65,88 m) aus Ulm 2014 zu verbessern. Dieses Jahr war es dann endlich so weit: Bereits bei den Halleschen Werfertagen segelte die Scheibe auf 65,89 Meter. Beim Wurfcup in Neubrandenburg Anfang Juni beförderte die 30-Jährige den Diskus auf 66,37 Meter. Bei den Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn) landete Shanice Craft mit 65,47 Meter als zweitbeste Deutsche auf Rang sieben. Damit egalisierte sie nach acht Jahren ihr bestes Ergebnis auf Weltebene, warf aber mehr als zwei Meter weiter als bei der WM 2015 in Peking (China). 

Saskia Feige | SC DHfK Leipzig | Gehen

Das Wettkampfjahr begann für Geherin Saskia Feige mit einem Erfolg in Erfurt: Bei den Deutschen Meisterschaften im Straßengehen pulverisierte sie mit einer beeindruckenden Zeit von 1:28:28 Stunden ihre Bestzeit über 20 Kilometer Gehen um fast eine Minute. Damit sortierte sie sich rund eine halbe Minute hinter der Deutschen Rekordlerin Sabine Zimmer auf Platz drei der ewigen deutschen Bestenliste ein. Bei der WM in Budapest musste die 26-Jährige der Hitze Tribut zollen und kämpfte sich als 29. ins Ziel. Einen neuen Anlauf kann die Leipzigerin bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris (Frankreich) nehmen: Mit ihrem starken Auftritt in Erfurt hat sie die Olympia-Norm (1:29:20 h) deutlich unterboten. 

Sara Gambetta | SV Halle | Kugelstoßen

Sara Gambetta erlebte 2023 das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere als Kugelstoßerin. Schon bei der Hallen-EM in Istanbul (Türkei) durfte die 30-Jährige jubeln: Mit 18,83 Metern sicherte sie sich Silber, ihre erste Medaille im Aktivenbereich. Im Sommer knackte sie dann zum ersten Mal im Freien die 19-Meter-Marke. Beim Diamond-League-Meeting in Paris stieß die 30-Jährige die Kugel auf 19,08 Meter. Den Rückenwind ihrer starken Leistungen nahm die Kugelstoßerin auch zur WM nach Budapest mit. Dort zog sie in ihr erstes WM-Finale ein und belegte mit 18,71 Meter Platz zwölf.

Olivia Gürth | Diezer TSK Oranien | Hindernislauf

Bereits zu Beginn der Saison zeichnete sich ab, dass Olivia Gürth im Vergleich zum Vorjahr ein weiterer Leistungsschritt gelungen ist. In nur zwei Hindernisrennen verbesserte sie sich von 9:47,76 auf 9:29,99 Minuten. Die Erfolgsserie führte sie auch bei den Saisonhöhepunkten fort. Bei der U23-EM in Espoo (Finnland) holte sie mit der nächsten Steigerung auf 9:26,98 Minuten souverän den Titel. Anschließend feierte die Hindernis-Spezialistin in Budapest ihr WM-Debüt, bei dem sie sich als Fünfte ihres Vorlaufs direkt für das Finale qualifizierte. Dort verbesserte sie ihre persönliche Bestzeit erneut auf 9:20,08 Minuten und knackte damit die Norm für die Olympischen Spiele in Paris.

Christina Honsel | TV Wattenscheid 01 | Hochsprung

Zum Start in die Hallensaison erlebte Christina Honsel nach zwei Jahren voller Verletzungen einen wahren Höhenflug: In Weinheim floppte sie über 1,98 Metern und steigerte ihre Hallenbestleistung damit um acht Zentimeter. Bei der Hallen-EM in Istanbul erreichte sie in ihrem ersten internationalen Finale Platz sechs und bestätigte mit 1,91 Meter in Qualifikation und Finale ihr neues Niveau. Der Start in die Freiluftsaison verlief zunächst holprig, doch als es zählte, konnte die Wattenscheiderin wieder glänzen: Sie zog in ihr erstes WM-Finale ein und sprang mit Freiluft-Bestleistung von 1,94 Meter auf den achten Platz. 

Hanna Klein | LAV Stadtwerke Tübingen | Mittel-/Langstrecke

Hanna Klein startete mit neuen Bestzeiten über 1.500 und 3.000 Metern fulminant in die Hallensaison. Nach einem spannenden Showdown bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, in dem sie über 3.000 Meter knapp Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) unterlag, drehte sie bei der Hallen-EM in Istanbul den Spieß um. In Bestzeit von 8:35,87 Minuten stürmte die Tübingerin an Klosterhalfen vorbei und schnappte sich ihren ersten internationalen Titel. Die Freiluftsaison musste sie anschließend mit einem Einriss der Achillessehne vorzeitig beenden. 

Domenika Mayer | LG Telis Finanz Regensburg | Marathon

Domenika Mayer überzeugte in diesem Jahr sowohl auf der Bahn als auch im Straßenlauf. Auf den Sieg bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften in Mittweida folgte Bronze über 10.000 Meter beim Europacup in Pacé (Frankreich). Gemeinsam mit Alina Reh (SCC Berlin) und Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) errang sie zudem die Goldmedaille in der Mannschaftswertung. Im September schlug dann auf der Marathondistanz ihre große Stunde: In Berlin verbesserte sich die Regensburgerin auf 2:23:47 Stunden. In Deutschland war einzig Irina Mikitenko bei ihrem deutschen Rekord, den sie 15 Jahre zuvor ebenfalls in Berlin gelaufen war, schneller unterwegs. 

Yemisi Ogunleye | MTG Mannheim | Kugelstoßen

Yemisi Ogunleye hat 2023 den Durchbruch in die Weltspitze geschafft. Aus dem vergangenen Jahr hatte die Kugelstoßerin einen Hausrekord von 18,14 Metern mitgebracht, die sie 2023 in neun Wettkämpfen überbot. Ende Mai stieß sie in Rehlingen mit 19,33 Metern in völlig neue Dimensionen vor. Diese Bestmarke übertraf sie bei ihrer WM-Premiere noch einmal: Mit ihren 19,44 Metern aus der Qualifikation steht sie Ende des Jahres in der Weltjahresbestenliste auf Rang zwölf. Im Finale von Budapest wurde sie Zehnte. 

Kristin Pudenz | SC Potsdam | Diskuswurf

Die nationale Konkurrenz im Diskuswurf ist traditionell stark. Umso bemerkenswerter daher, dass Kristin Pudenz ihre Titelsammlung in Kassel auf nunmehr fünf Goldmedaillen bei Deutschen Meisterschaften erweiterte. Ihr weitester Wurf des Jahres (66,84 m) gelang ihr bei der Team-EM in Chorzów (Polen), wo sie die volle Punktzahl für die deutsche Mannschaft einstrich. Bei der WM in Budapest erzielte sie mit 65,96 Metern die beste Weite einer Sechstplatzierten in der 40-jährigen WM-Geschichte. 

Sophie Weißenberg | TSV Bayer 04 Leverkusen | Siebenkampf

Gleich zu Beginn der Saison gelangen Sophie Weißenberg beim renommierten Hypomeeting in Götzis (Österreich) starke 6.375 Punkte, und damit eine neue PB. Ihre starke Form bestätigte die 26-Jährige anschließend mit 6.247 Punkten auch beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen. Doch das Highlight für die sympathische Siebenkämpferin sollte erst noch folgen: Bei den Weltmeisterschaften in Budapest kämpfte sich Weißenberg mit einer abermals neuen persönlichen Bestleistung von 6.438 Punkten auf den siebten Platz. 

Leichtathlet des Jahres – Die Nominierten

Filimon Abraham | LG Telis Finanz Regensburg | Berg- & Traillauf/Marathon

Am Berg und über 10.000 Meter hat der Langstreckenläufer bereits seine Klasse gezeigt – und jetzt auch auf der Marathonstrecke! Filimon Abraham beendete nämlich im März im dritten Anlauf in Barcelona seinen ersten Marathon mit einer phänomenalen Zeit: Mit 2:08:22 Stunden hievte er sich gleich auf Rang drei der ewigen deutschen Bestenliste. Auf dieser Distanz scheint er nun durchzustarten. Im Juni gewann er bei der Berg- und Trail-WM in Innsbruck (Österreich) Bronze, die einzige internationale Medaille eines deutschen Läufers.

Joshua Abuaku | Eintracht Frankfurt | 400 m Hürden

Im vergangenen Jahr hatte Joshua Abuaku bereits an einer EM-Medaille geschnuppert. An seine Topform des Vorjahres konnte er zunächst bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel anknüpfen. In einem Tausendstel-Finish gegen Constantin Preis (VfL Sindelfingen) katapultierte er sich mit 48,45 Sekunden auf Rang zwei der ewigen deutschen Bestenliste hinter dem deutschen Rekordler Harald Schmid (47,48 sec). In dessen Fußstapfen trat der Frankfurter auch bei der WM in Budapest, wo er als erster deutscher 400-Meter-Hürden-Läufer nach der Ära Schmid vor 36 Jahren ins Finale einzog. Dort wurde er Achter. Zum Saisonabschluss gab's mit 48,12 Sekunden beim ISTAF eine weitere Steigerung. 

Joshua Hartmann | ASV Köln | Sprint

Bei der DM in Kassel bescherte Joshua Hartmann der deutschen Leichtathletik einen denkwürdigen Moment. Mit 20,02 Sekunden pulverisierte der Kölner den deutschen Rekord von Tobias Unger aus dem Jahr 2005 um 18 Hundertstelsekunden. Seine Bestzeit hatte bis dahin bei 20,33 Sekunden gestanden. Das damit gebuchte WM-Ticket ließ Großes erwarten, doch der Vorlauf in Budapest misslang. Der internationale Durchbruch ist aber vermutlich nur aufgeschoben, denn beim ISTAF bewies Joshua Hartmann mit 20,14 Sekunden, dass sein Coup von Kassel kein Ausreißer nach oben war.

Henrik Janssen | SC Magdeburg | Diskuswurf

Im deutschen Diskuswurf hat Henrik Janssen in dieser Saison das Zepter übernommen. Bereits im Mai schleuderte er seine Scheibe auf eine neue Bestweite von 66,51 Metern. Im Juli holte er sich nach Silber im Vorjahr seinen ersten deutschen Meistertitel. Und in Budapest konnte er sich gegenüber seinem Abschneiden bei seinem WM-Debüt in Eugene (USA) noch einmal deutlich steigern. War ein Jahr zuvor noch in der Qualifikation Endstation gewesen, erreichte er diesmal als Achter den Endkampf und konnte einige höher eingeschätzte Konkurrenten hinter sich lassen. Der größte Erfolg seiner Laufbahn und zugleich eine wertvolle Erfahrung für die nächsten Karriere-Jahre.

Christopher Linke | SC Potsdam | Gehen

Wenn es um Top-Leistungen im Gehen geht, ist Christopher Linke eine Bank: Bereits Ende Mai erkämpfte er sich bei der Team-EM der Geher mit deutschem Rekord (2:27:05 h) Silber über 35 Kilometer Gehen. Diese Marke sollte bald schon wieder Geschichte sein. Der Team-Kapitän der deutschen Mannschaft unterbot als zweifacher WM-Fünfter in Budapest gleich zwei deutsche Rekorde: Am Auftakttag verbesserte er die Bestmarke über 20 Kilometer um eine halbe Minute auf 1:18:12 Stunden. Wenige Tage später schraubte er seinen 35-Kilometer-Rekord auf 2:25:35 Stunden nach unten.

Leo Neugebauer | LG Leinfelden-Echterdingen | Zehnkampf

Zehnkämpfer Leo Neugebauer sorgte mit seinem deutschen Rekord für eine echte Sensation. Der Athlet der LG Leinfelden-Echterdingen knackte im Juni bei den US-College-Meisterschaften mit einer Punktzahl von 8.836 die 39 Jahre alte Bestmarke von Jürgen Hingsen. Auch bei der WM in Budapest begeisterte er vor allem am ersten Tag mit acht Metern im Weitsprung und 17,04 Metern im Kugelstoß. Nach einem zweiten Tag mit Höhen und Tiefen landete er schließlich auf Platz fünf. Seine 8.645 Punkte hätten in der Vergangenheit häufig zu einer WM-Medaille gereicht.

Amanal Petros | SCC Berlin | Marathon

Für Marathonläufer Amanal Petros war 2023 ein Jahr voller Rekorde. Im Februar knackte er im spanischen Castellón mit einer Zeit von 27:32 Minuten den 30 Jahre alten deutschen 10-Kilometer-Rekord von Carsten Eich. Einen Monat später triumphierte der 28-Jährige beim Hannover-Marathon mit neuem Streckenrekord von 2:07:02 Stunden. Damit aber nicht genug: Beim Berlin-Marathon Ende September verbesserte Amanal Petros seinen eigenen deutschen Marathonrekord – aufgestellt 2021 in Valencia (Spanien) – um beachtliche eineinhalb Minuten auf 2:04:58 Stunden.

Tobias Potye | LG Stadtwerke München | Hochsprung

Hallen-EM-Vierter und WM-Fünfter: Die Jahresbilanz von Tobias Potye kann sich sehen lassen. Den besten Wettkampf seiner Karriere bestritt der Münchener im Juli im polnischen Chorzów, wo er seine Bestmarke um vier Zentimeter auf 2,34 Meter steigerte und in einem Weltklasse-Feld Dritter wurde. Auf Augenhöhe mit der Weltspitze befand er sich auch bei der WM in Budapest. In seinem zweitbesten Wettkampf kosteten ihn mit übersprungenen 2,33 Metern nur die Fehlversuche eine Medaille. Und auch sein sechster Platz in der Weltjahresbestenliste zeigt, dass Tobias Potye den Sprung in die Weltspitze nun endgültig geschafft hat.

Manuel Sanders | LG Olympia Dortmund | 400 m

Zu Manuel Sanders passen 2023 zwei Begriffe: hohe Beständigkeit und fortwährende Steigerung. Über die 400 Meter verbesserte der Athlet seine PB, die voriges Jahr noch bei 45,74 Sekunden gestanden hatte, von Rennen zu Rennen. Der vorläufige Höhepunkt war bei der DM in Kassel erreicht, als ihm 45,07 Sekunden den deutschen Meistertitel bescherten. Hohe Qualität zeigte er auch bei der WM und erlief dort mit der 4x400-Meter-Mixed-Staffel eine sehr guten siebten Rang. Zum Saisonabschluss beim ISTAF in Berlin drückte er seinen Hausrekord noch einmal um zwei Hundertstel – insgesamt sein siebtes Saisonrennen, das er unter 45,50 Sekunden lief.

Julian Weber | USC Mainz | Speerwurf

Der Speerwurf-Europameister von 2022 bewies 2023 einmal mehr seine Zugehörigkeit zur Weltspitze, aus der er spätestens seit seinem vierten Platz bei den Olympischen Spielen 2021 nicht mehr wegzudenken ist. Mit seiner Saisonbestleistung von 88,72 Metern rangiert Julian Weber in der Weltjahresbestenliste auf Platz drei. Beim Saisonhöhepunkt in Budapest setzte sich leider seine Serie der vierten Plätze auf Weltebene fort. 85,79 Meter reichten nicht zum ganz großen Wurf. Zuvor hatte der Mainzer mehrere Wettkämpfe für sich entschieden, unter anderem bei der Team-EM in Chorzów die volle Punktzahl eingefahren. 

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