Kelvin Kiptum hat am Sonntag den Marathon-Weltrekord von Eliud Kipchoge gebrochen. Der 23 Jahre junge Kenianer war in Chicago in seinem dritten Marathon nach 2:00:35 Stunden im Ziel. Bei den Frauen bezwang Sifan Hassan die zweimalige Siegerin und Weltmeisterin von 2019 Ruth Chepngetich und stieg zur zweitschnellsten Frau der Geschichte auf.
Drei Marathons innerhalb von zehn Monaten. Drei Zeiten unter 2:02 Stunden. Und im dritten das Meisterstück: Der Kenianer Kelvin Kiptum hat am Sonntag beim Chicago Marathon in 2:00:35 Stunden einen neuen Weltrekord aufgestellt. Der 23-Jährige unterbot die Bestmarke seines Landsmanns Eliud Kipchoge, der 2022 in Berlin die bisher schnellste offizielle Marathon-Zeit erzielt hatte, deutlich um 34 Sekunden.
Bereits ab Kilometer 20 ohne Tempomacher unterwegs, schüttelte Kelvin Kiptum bei Kilometer 33 auch seinen letzten Begleiter Daniel Mateiko (Kenia) ab, der sich bei seinem Debüt übernommen hatte und nicht ins Ziel kam. Mit einer phänomenalen zweiten Rennhälfte in 59:47 Minuten, darunter Kilometer 30 bis 40 in 27:52 Minuten, schlug er ab diesem Zeitpunkt den Weltrekord-Kurs ein.
"Ich bin so glücklich", gab Kelvin Kiptum zu Protokoll, nachdem er nach dem Zieleinlauf in die Arme von Renndirektor Carey Pinkowski gesprungen war. "Ich bin hier für einen neuen Streckenrekord angereist. Der Weltrekord war heute nicht in meinem Kopf, auch wenn ich wusste, dass ich ihn eines Tages brechen kann." Schon bei seinem Marathon-Debüt im zurückliegenden Dezember in Valencia (Spanien) hatte der junge Kenianer mit einer Zeit von 2:01:53 Stunden Ansprüche auf die Rolle als Nachfolger von Eliud Kipchoge angemeldet.
Europarekord für Sifan Hassan
Nicht weniger hochklassig war in Chicago das Rennen der Frauen, in dem zunächst die zweimalige Siegerin Ruth Chepngetich (Kenia) mit Weltrekord-Kurs vorauspreschte. Für die ersten zehn Kilometer wurde eine Zeit von 31:05 Minuten notiert. Nur eine Konkurrentin ließ sich dabei nicht abhängen: Sifan Hassan. Die Niederländerin, die noch sechs Wochen zuvor WM-Bronze über 1.500 und WM-Silber über 5.000 Meter gewonnen hatte, blieb stets auf Tuchfühlung, und als die Titelverteidigerin vom Gas gehen musste, übernahm Sifan Hassan kurz nach der Halbmarathon-Marke (1:05:38 h) die Spitze.
Der Weltrekord von Tigst Assefa (Äthiopien), die Ende September in Berlin in 2:11:53 Stunden für Furore gesorgt hatte, rückte dann zwar recht bald aus dem Fokus. Und doch rannte Sifan Hassan in ihrem zweiten Marathon nicht nur zum zweiten Sieg, sondern auch zur zweitschnellsten Zeit der Geschichte: In 2:13:44 Stunden blieb sie als zweite Frau unter der Marke von 2:14 Stunden und erzielte damit auch einen neuen Europarekord, bisher gehalten von der Britin Paula Radcliffe (2:15:25 h).
"Wir sind zu schnell angegangen", bilanzierte Sifan Hassan. Und: "Ich habe sehr hart trainiert, aber ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell laufen kann! Es ist großartig, unglaublich."
Vier Läuferinnen unter 2:18 Stunden
Das hochklassige Feld von Chicago bot auch auf den weiteren Plätzen, was es versprochen hatte. Wenngleich hinter Kelvin Kiptum doch eine deutliche Lücke klaffte, nachdem Daniel Mateiko – im Übrigen Trainingspartner von Eliud Kipchoge und in 58:36 Minuten der schnellste Halbmarathon-Läufer des Jahres – ausgestiegen war.
Platz zwei ging an Vorjahressieger Benson Kipruto (Kenia), der in 2:04:02 Stunden 22 Sekunden schneller war als im Jahr 2022. Auf Platz drei lieferte der Olympia-Dritte und Europarekordler Bashir Abdi (Belgien) in 2:04:32 Stunden das nächste starke Rennen ab. Mit Conner Mantz (2:07:47 h) und Clayton Young (2:08:00 h) bejubelten die Gastgeber auch zwei US-Amerikaner, die die Olympia-Norm für Paris (2:08:10 h) unterbieten konnten. Eine halbe Minute fehlte dafür dem Olympia-Achten von 2021 Galen Rupp (2:08:48 h).
Bei den Frauen brachte Ruth Chepngetich das Rennen nach 2:15:37 Stunden als Zweite ins Ziel. Auch wenn sie für die zweite Rennhälfte 4:21 Minuten länger brauchte als für die erste, war es noch immer eine Weltklasse-Zeit, die bisher nur sie selbst (2:14:18 h) sowie nunmehr vier weitere Athletinnen unterbieten konnten. Mit Megertu Alemu (Äthiopien; 2:17:09 h) und Joyciline Jepkosgei (Kenia; 2:17:23 h) blieben zwei weitere Läuferinnen deutlich unter der 2:20-Stunden-Marke. Beste US-Athletin: Emily Sisson in 2:22:09 Stunden. Desiree Linden (USA), Olympia-Siebte von 2016 und mittlerweile 40 Jahre alt, stellte in 2:27:35 Stunden einen neuen US-Rekord für die W40-Altersklasse auf.
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