Die deutschen Zehnkämpfer fiebern dem Start ihres Wettkampfes bei der WM in Budapest herbei. Das Trio will sich gegenseitig zu starken Leistungen pushen. Cheftrainerin Annett Stein traut vor allem Leo Neugebauer und Niklas Kaul einiges zu.
Nach vier WM-Tagen in Budapest (Ungarn) hat DLV-Cheftrainerin Annett Stein am Mittwoch bei der Pressekonferenz im DLV-Mannschaftshotel eine erste Einordnung der deutschen Leistungen vorgenommen: „Auf der Habenseite stehen bisher sieben Top-Acht-Platzierungen, ein deutscher Rekord, sechs persönliche und zehn Saisonbestleistungen.“ Mit der Leistungsdarstellungen der meisten Athletinnen und Athleten sei sie bisher unter den gegebenen Umständen zufrieden. „Wir wissen, dass wir mit einem geschwächten Team an den Start gegangen sind.“ Es gebe jedoch noch einige Hoffnungsträger, die nach einer Medaille greifen könnten.
Beinahe wäre dies am Dienstag schon Tobias Potye gelungen. Der Hochsprung-Vize-Europameister aus München überquerte 2,33 Meter und wurde Fünfter, nur ein Fehlversuch kostete ihn die Medaille. „Man lernt aus Finals“, resümierte er. „Ich habe festgestellt, dass meine Beine viel hergeben, egal wie viel vorher gezwickt hat. Ich gehöre ins WM-Finale, das habe ich bewiesen. Das gibt mir mehr Mut und Selbstvertrauen für kommende Meisterschaften, dann wird es immer selbstverständlicher, vorne mitzuspringen. Das geht selten aus dem Stegreif, sondern über Erfahrungen, die man macht.“
Starke Trios im Diskuswurf und Zehnkampf
Als Sechste konnte sich auch Diskuswerferin Kristin Pudenz (SC Potsdam) in einem hochklassigen Finale gut präsentieren. „Das Niveau ist weiter angestiegen“, meinte sie. „Es gilt für uns, daraus Lehren zu ziehen und uns aufs nächste Jahr noch besser vorzubereiten. Nächstes Jahr müssen wir dran sein.“ Die Vize-Europameisterin hob auch hervor, dass es mit Shanice Craft (SV Halle; 7.) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 10.) noch zwei weitere DLV-Athletinnen in die Top Ten geschafft hatten. „So eine Konstanz hatten wir noch nie, nur der Ausreißer nach oben hat gefehlt.“
Ein starkes Trio wird sich ab Freitag im Zehnkampf auf Punktejagd machen. Nach seinem deutschen Rekord (8.836 pt) reist Leo Neugebauer (LG Leinfelden-Echterdingen) gar als Weltjahresbester an. In der Pressekonferenz berichtete er von einer turbulenten Anreise, denn sein Gepäck ist noch nicht vollständig eingetroffen. Wichtige Utensilien wie Kontaktlinsen hat er mittlerweile erhalten, andere bringen seine Eltern mit, während das DLV-Teammanagement mit Hochdruck daran arbeitet, die verloren gegangenen Koffer rechtzeitig nach Budapest zu bringen.
„Ich bin ganz locker“, betonte Leo Neugebauer, der bei der WM im vergangenen Jahr bereits Zehnter geworden war. Er sauge die Energie von Top-Stars der Leichtathletik auf wie etwa von Stabhochsprung-Star Armand Duplantis (Schweden), dem er bereits im Teamhotel begegnet ist. Im Wettkampf wolle er auf seine Routinen vertrauen, die ihn in diesem Jahr zu seiner neuen Top-Bestleistung geführt haben. „Ich werde da rausgehen, Spaß haben und das machen, was ich schon das ganze Jahr gemacht habe.“
DLV-Trio fit
Auch Europameister Niklas Kaul (USC Mainz) blickt dem Zehnkampf-Start erwartungsfroh entgegen. „Ich würde gerne schon loslegen“, sagte er. Sein Ziel sei es, sich besser zu präsentieren als in Ratingen, wo er im Juni 8.484 Punkte erzielt hatte. „Ich möchte das gute Gefühl auf die Bahn kriegen“, meinte der 25-Jährige. Die Stärke des deutschen Trios: eine besondere Motivation. „Es ist schön, dass wir mit einem guten Team dastehen, wir waren lange nicht mehr so stark im Kollektiv.“
Es mache Spaß, zwei Top-Konkurrenten aus dem eigenen Land zu haben, zugleich könne man sich aber auch gegenseitig motivieren und aus dem Tief holen. Leo Neugebauer konnte berichten, dass Trey Hardee, Weltmeister von 2009 und 2011, zu einem Länderkampf der Deutschen gegen das US-Trio angestachelt habe.
Das starke deutsche Zehnkampf-Aufgebot komplettiert Manuel Eitel. Der Ulmer, erstmals bei einer WM dabei, hat sich am zurückliegenden Wochenende bereits mit dem Siebenkampf, den Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) als Siebte abschloss, auf seine internationale Premiere eingestimmt. Auch er fühlt sich fit. „Körperlich bin ich noch besser drauf als in Götzis“, sagte er. Dort hatte er Ende Mai 8.351 Punkte gesammelt. „Nach schwierigen Jahren geht es mir jetzt gesundheitlich richtig gut“, freute sich der 26-Jährige. Das möchte er gemeinsam mit seinen Teamkollegen am Freitag und Samstag beweisen.