Weiter geht's am Mittwoch mit dem fünften Tag der WM in Budapest und fünf Vorrunden mit deutscher Beteiligung. Wie sich die DLV-Athletinnen und Athleten präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier.
WM 2023 kompakt TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse
FRAUEN
800 Meter Vorläufe
Christina Hering eindrucksvoll
Dass eine sehr schnelle Zeit her muss, um ins Halbfinale einzuziehen, unterstrichen bereits die ersten Vorläufe: Im Schlepptau von Favoritin Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:59,93 min) wurden die Plätze vier bis sechs im ersten Rennen noch für Zeiten um 2:01 Minuten gegeben, schon im nächsten Vorlauf aber blieben die Top Sieben unter 2:01 Minuten und es war klar: Für das Weiterkommen als eine von drei Zeitschnellsten muss man ebenfalls unter dieser Marke bleiben.
Christina Hering hatte das in dieser Saison bisher noch nicht geschafft. Aber im dritten Vorlauf der WM war sie auf den Punkt da. Immer kontrolliert und teils auch durchsetzungsstark im vorderen Drittel mitlaufend, konnte sie auf der Zielgeraden sogar noch zulegen und schließlich auf Platz zwei ganz sicher das große Q für den direkten Halbfinal-Einzug klarmachen. In 2:00,06 Minuten blieb sie dabei deutlich unter ihrer bisherigen Saison-Bestmarke.
Weniger gut lief es etwas später für Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), die eingangs der Zielgeraden nicht mehr vorne mit dabei war, als um die direkten Finalplätze gespurtet wurde. In 2:01,41 Minuten machte sie kein langsames Rennen, bei dem starken Niveau der WM-Vorläufe aber war damit das Halbfinale außer Reichweite – anders als noch im Vorjahr in Eugene (USA), wo sie in 2:01,21 Minuten zusammen mit Christina Hering im WM-Halbfinale stand.
Stimmen zum Wettbewerb:
Christina Hering (LG Stadtwerke München):
Ich war wirklich sehr nervös heute. Der Morgen und die Nacht waren nicht so angenehm. Aber ich wusste, ich habe sehr viel drauf, und wollte das unbedingt zeigen. Dass es so locker geht, hätte ich nie gedacht. Ein bisschen ärgere ich mich, hätte ich noch ein bisschen mehr gedrückt, wäre es unter 2 Minuten gewesen. Es ging heute darum, das große Q zu holen, das habe ich geschafft. Ich konnte ordentlich Selbstbewusstsein tanken und freue mich sehr auf Freitag. Ich hatte die Norm ja schon aus dem letzten Jahr, daher konnte ich mir wirklich mit diesem Standort-Wechsel, Trainerwechsel, Trainingswechsel die Zeit geben, ich habe ja auch keine Hallensaison absolviert. Es war alles auf hier ausgerichtet. Umso schöner ist es, dass es jetzt auch wirklich geklappt hat. Ich war zusammen mit Majtie auch noch mal in der Höhe, und ich glaube, das hat den letzten Push gebracht. Wenn es sich immer so anfühlen würde wie heute, 800 Meter zu laufen, dann würde es ein bisschen mehr Spaß machen.
Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler):
Ich hatte, glaube ich, ziemlich Pech. Ich bin auf Bahn zwei gestartet und habe eigentlich ganz gut ins Rennen gefunden. Bei 600 Metern wollte ich attackieren, aber dann waren alle da und vor mir hatte sich eine Mauer aufgebaut, da kam ich nicht vorbei. Ich bin dann auch gestolpert, und so kurz vor Schluss zu stolpern, ist fatal. Dadurch habe ich den Rhythmus verloren, das hat enorm Kraft gekostet. Bei Weltmeisterschaften können eben alle schnell laufen, da hat es mich heute leider getroffen. Ich habe auf jeden Fall mehr in mir drin als 2:01. Das ist heute unglücklich ausgegangen, aber weiter geht’s.
3.000 Meter Hindernis Vorläufe
Olivia Gürth stürmt mit Bestzeit ins Finale
Bei ihrer WM-Premiere ging Olivia Gürth (Diezer TK Oranien) mutig im dritten Vorlauf über 3.000 Meter Hindernis zur Sache. Die U23-Europameisterin lief zunächst in der Spitzengruppe mit. Als aber auf dem zweiten Kilometer das Tempo deutlich schneller wurde, ging die 21-Jährige die Pace nicht mit. Zu groß war die Gefahr, hinten heraus die nötige Kraft und damit extrem viel Zeit zu verlieren.
Diese taktische Entscheidung sollte sich als goldrichtig erweisen. Auf der letzten Runde kam Olivia Gürth immer dichter an die an die an Position fünf laufende Spanierin Irene Sánchez-Escribano heran. Am letzten Wassergraben zog die Rheinland-Pfälzerin mit einem starken Schlussspurt vorbei und sicherte sich mit neuer Bestzeit von 9:24:28 Minuten den fünften Platz und damit bei ihrer WM-Premiere gleich die Finalteilnahme. Für Budapest hatte sich Olivia Gürth über das World Ranking qualifiziert. Ihren als U23-Europameisterin erzielten Hausrekord steigerte die 21-Jährige gleich um fast drei Sekunden.
Erste Gratulantin war Europameister Luisa Gega. Die Albanerin nahm die U23-Europameisterin, die strahlend über die Ziellinie lief, in den Arm. Luisa Gega buchte als Dritte mit 9:17,71 Minuten souverän das Ticket für ihr nächstes großes Finale. Gleich die drei schnellsten Vorlaufzeiten wurden im Rennen von Olivia Gürth erzielt. Schneller als Luisa Gega waren noch Jackline Chepkoech (Kenia; 9:16,41 min) und Zerfe Wondemagegn (Äthiopien; 9:16,97 min).
Stimme zum Wettbewerb:
Olivia Gürth (Diezer TK Oranien):
Ich habe wieder mein eigenes Rennen gemacht. Die Gruppe hatte sich abgesetzt, aber die letzten 600 Meter sind meine Stärke. Ich wusste: Das ist der Sprint ins Finale! Ich habe sogar noch mit dem Fuß das letzte Hindernis touchiert. Aber zum Glück ist nichts passiert. Bei der U23-EM hatte ich eigentlich mein Saisonziel erreicht. Danach bin ich ins Trainingslager gefahren, da wusste ich noch gar nicht, dass ich bei der WM starten kann.
Dreisprung Qualifikation
Kira Wittmann kämpft mit dem Brett
Zwei ungültige Versuche sind in der Regel in Qualifikations-Wettwerben keine guten Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Finaleinzug. Das musste am Mittwoch auch Kira Wittmann (LG Göttingen) erleben, die gleich mit einem Fehlversuch in den Wettkampf einstieg. Im zweiten Versuch landete sie bei 13,64 Metern – eine Weite, auf der man hätte aufbauen können. Doch das gelang der Hallen-EM-Siebten nicht: Auch der letzte Sprung war ungültig. So blieb schon allein in Qualifikationsgruppe A nur der 15. Platz.
Für das Finale hätte der erhoffte 14-Meter-Sprung hergemusst. Als Letzte zog mit 14,13 Metern die US-Amerikanerin Tori Franklin eine Runde weiter, die weitengleiche Spanierin Maria Vicente, zuletzt U23-Europameisterin geworden, hatte aufgrund des kürzeren zweitbesten Versuchs das Nachsehen. Vier Athleten überboten die direkte Qualifikationsweite von 14,30 Metern, mit 14,67 Metern im ersten Versuch unterstrich Shanieka Ricketts, das nach zwei WM-Silbermedaillen endlich Gold her soll.
Stimme zum Wettbewerb:
Kira Wittmann (LG Göttingen):
Das war leider nicht so gut. Dabei habe ich mich echt gut gefühlt und zuletzt in Erding noch eine gute letzte Sprungeinheit gehabt. Ich dachte, ich kriege heute noch mal einen 14-Meter-Sprung hin wie in der Halle. Vor der DM hat es mir in den Beuger gezogen und ich musste meinen Start absagen, aber das ist überstanden, beim letzten Test vor der WM in Leverkusen ging alles wieder. Die Stimmung und hier zu springen ist einmalig, ich habe noch nie so einen Wettkampf mitgemacht, das war etwas ganz Neues für mich.
MÄNNER
200 Meter Vorläufe
Joshua Hartmann raus
Das war so ganz und gar nicht das, was er sich vorgenommen hatte – und was zuvor die weiteren Saisonleistungen angedeutet hatten: Joshua Hartmann wurde in seinem WM-Vorlauf in 20,51 Sekunden Vierter und verpasste damit das große Q, das für einen der Plätze in den Top Drei vergeben wurde. Schon zu diesem Zeitpunkt stand fest: Auch über die Zeit würde es nicht reichen, denn schon im ersten Vorlauf waren gleich sechs Athleten schneller gewesen. Bei der DM in Kassel hatte er Anfang Juli noch mit neuem deutschen Rekord von 20,02 Sekunden Lust auf mehr gemacht – die Bühne dafür konnte er in Budapest nicht für sich nutzen.
Keine Mühe hatten am Mittwoch zwei Medaillengewinner über 100 Meter: In 19,99 und 20,05 Sekunden unterstrichen Zharnel Hughes (Großbritannien) und 100-Meter-Weltmeister Noah Lyles (USA), dass auch auf der doppelt so langen Strecke mit ihnen zu rechnen ist. Zwischen die beiden schob sich noch der weitere US-Amerikaner Kenneth Bednarek (20,01 sec).
Stimme zum Wettbewerb:
Joshua Hartmann (ASV Köln):
Das ist nicht das, was ich mir vorgenommen hatte. Es war ein holpriges Rennen, ich habe zu viele Fehler gemacht. Zur Seite geguckt, schlecht gestartet. Aber das ist der Sport, sowas passiert. Die Saison geht weiter, das wird jetzt abgehakt, am Samstag ist die Staffel.
Stabhochsprung Qualifikation
Oleg Zernikel mit SB, aber ohne Finalplatz
Es war ein Schritt in die richtige Richtung, aber doch nicht genug für ein Happy End einer sehr durchwachsenen Saison: Oleg Zernikel (ASV Landau) startete mit gültigen Sprüngen über 5,35, 5,55 und 5,70 Meter vielversprechend in die Qualifikation, 5,75 Meter wären jedoch für das Finale nötig gewesen. Bei dieser Höhe fiel die Latte dreimal. So nimmt der WM-Fünfte von Eugene (USA) zwar eine neue Saison-Bestleistung mit, muss sich jedoch erstmals bei einer internationalen Meisterschaft nach der Vorrunde verabschieden.
Das gleiche Schicksal ereilte auch Gillian Ladwig (Schweriner SC), der mit 5,35 Metern nur eine Höhe meistern konnte, bevor bereits Endstation war. Gar kein gültiger Versuch ging am Mittwoch für einen der Medaillenkandidaten in die Ergebnisliste ein: Der Hallen-Vize-Europameister und Olympia-Vierte Emmanouil Karalis (Griechenland) erwischte einen schwarzen Tag. Auch Hallen-Europameister Sondre Guttormsen (Norwegen) verpasste mit 5,55 Metern den Finaleinzug. Zu den 13 Stabhochspringern, die am Samstag noch mal antreten werden, zählen dagegen wie erwartet Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden) sowie die weiteren 6-Meter-Springer Chris Nilsen (USA) und Ernest John Obiena (Philippinen).
Stimmen zum Wettbewerb:
Oleg Zernikel (ASV Landau):
Saison-Bestleistung. Aber kein Finale. Enttäuscht? Das muss ich erstmal noch ein bisschen verdauen. Der Wettkampf war richtig hart, nicht unbedingt wegen der Hitze, ich gehe zweimal in der Woche in die Saune. Aber es war eine Qualifikation, da ist es wichtig, die Coolness zu bewahren, dieses Mal hat es leider nicht gereicht. Ich würde mich selbst anlügen, wenn ich sagen würde, es war nicht so gut heute – nach dieser Saison sollte ich zufrieden sein. Es war ein Fortschritt in Richtung Paris. Dafür beginnt die Arbeit ab morgen. Ich habe gemerkt, dass ich noch viel an mir arbeiten muss, wenn ich in Paris vorne mit dabei sein will.
Gillian Ladwig (Schweriner SC):
Nach den 5,35 Metern im ersten war ich guter Hoffnung, dass es so läuft wie in Polen und ich die ersten drei Höhen alle im ersten schaffe. Daraus wurde dann nichts, sehr ärgerlich. Ich weiß auch nicht ganz, woran es liegt. Der Anlauf war an sich gut, abgesprungen bin ich auch gut. Zweimal war der Stab zu hart, da war ich schon angepisst. Ich habe auch mal den Stab auf die Nase bekommen. Es ist die ganze Saison schon ein Auf und Ab, und heute war es definitiv mehr „ab“ als „auf“. Die Stimmung hier ist auf jeden Fall mega, das Publikum hat gezeigt, was es kann. So macht Stabhochsprung Spaß, auch wenn es bei mir heute ein kurzer Spaß war.
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