| Jerusalem 2023

U20-EM Tag 4 | Gold, Silber, Bronze – DLV-Staffeln gewinnen kompletten Medaillensatz

Am vierten Wettkampftag der U20-EM kämpfen im Givat-Ram-Stadion von Jerusalem (Israel) die Staffeln um den Final-Einzug und später um die Medaillen! Hier lesen Sie, wie die deutschen Quartette am Donnerstag abgeschnitten haben.
Svenja Sapper

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WEIBLICHE U20


4x100 Meter | Vorlauf


DLV-Quartett stürmt souverän zum Vorlaufsieg

Der erste Vorlauf über 4x100 Meter war eine klare Angelegenheit: Nele Jaworski (VfL Wolfsburg), Chelsea Kadiri (SC Magdeburg), Hürden-Siegerin Rosina Schneider (TV Sulz) und Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar) mussten in 44,39 Sekunden noch nicht alle Karten aufdecken, zu deutlich war der Vorsprung auf Frankreich (44,81 sec) und Italien (45,02 sec). Holly Okuku konnte als Schlussläuferin ungefährdet ins Ziel sprinten. 

Ein ähnliches Bild bot sich im zweiten Rennen: Hier waren es die Britinnen, die in 44,24 Sekunden den besten Eindruck hinterließen und auch im Finale die stärksten Gegnerinnen des deutschen Quartetts sein dürften. Auch die Teams aus der Schweiz (44,79 sec) und Tschechien (44,84 sec) blieben noch unter 45 Sekunden.


4x100 Meter | Finale


DLV-Sprinterinnen holen sich das ersehnte Gold

Mit der zweitschnellsten Vorlaufzeit hatten sich Nele Jaworski (VfL Wolfsburg), Chelsea Kadiri (SC Magdeburg), Rosina Schneider (TV Sulz) und Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar) fürs Finale qualifiziert. Dort lautete das klare Ziel dann: "Go for Gold!" Als stärkste Rivalinnen hatten sie bereits vor dem Finale die Britinnen ausgemacht. Und in der Tat war es die britische Schlussläuferin Success Eduan, die Holly Okuku auf den letzten Metern noch einmal gefährlich nahe kam. 

Doch die U18-Vize-Europameisterin über 200 Meter konnte gegenhalten und ließ sich und ihren Teamkolleginnen den Titel nicht mehr nehmen. "Ich habe die Britin neben mir gespürt", sagte Holly Okuku später. "Ich habe auf meine Stärke im fliegenden Bereich vertraut." In 43,82 Sekunden unterbot das Quartett deutlich die 44-Sekunden-Marke und rannte vier Hundertstel schneller als die Britinnen. "Wir wussten, die Britinnen sind schnell, aber wir sind schneller!"

"Dieser Titel bedeutet uns sehr, sehr, sehr viel", freute sich Holly Okuku, die bereits vor zwei Jahren beim Silber-Sprint des deutschen Quartetts in Tallinn (Estland) dabei gewesen war. Gerade für sie und für Chelsea Kadiri, die mit ihren Leistungen im Einzel nicht zufrieden gewesen waren, sei das Staffel-Gold eine besondere Genugtuung. "Dann haben wir voll auf die Staffel gesetzt. Unser Team war von Anfang an so richtig ein Team. Zusammen Europameisterinnen zu werden, ist das Schönste!" 

"Wir sind um unser Leben gerannt", ergänzte Chelsea Kadiri, die über 100 Meter die Medaille in einer Tausendstel-Entscheidung nur ganz knapp verpasst hatte. Alle vier berichteten, dass sie bereits am Vortag einen guten Team-Spirit aufgebaut hätten. "Wir haben vereinbart, wir schmeißen uns ins Ziel, egal was kommt." Für Rosina Schneider war es nach dem Hürden-Sieg bereits der zweite EM-Titel. "Das hätte ich mir nie erträumt." 


4x400 Meter | Finale


Sturz auf den letzten Metern

Auf den letzten Metern des 4x400-Meter-Finals ging ein Raunen durchs Stadion. Frankreich, die Niederlande und Deutschland waren zusammen auf die Zielgerade eingebogen und schienen die Medaillen unter sich auszumachen. Doch ausgerechnet wenige Meter vor dem Ziel kam die deutsche Schlussläuferin Anouk Krause-Jentsch (Neuköllner Sportfreunde) zu Fall. Sie rappelte sich zwar wieder auf, doch die Tschechin (3:34,84 min) war bereits vorbeigezogen. Für die deutsche Auswahl, die im Vergleich zum Vorlauf einmal komplett durchgetauscht hatte, gab es am Ende Platz vier in 3:35,75 Minuten. Frankreich triumphierte in 3:33,31 Minuten vor den Niederländerinnen (3:33,33 min). 

"Ich glaube, ich bin zu schnell angegangen", vermutete die enttäuschte Anouk Krause-Jentsch, die sich bei ihrem Sturz die Knie aufschürfte. Auf den ersten Metern hatte sie sich glänzend präsentiert und war vorneweg gestürmt. Zuvor hatten auch Maja Schorr (SV Go! Saar 05), Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund) und Lena Leege (LAC Berlin), wenige Stunden zuvor noch im 400-Meter-Hürden-Finale im Einsatz, starke Abschnitte gezeigt und stets um die Führung mitgemischt. Diese drei gehörten bereits zum siegreichen 4x400-Meter-Quartett von 2021. 

"Das passiert, das kann immer passieren", fand Anna Malia Hense tröstende Worte für die Team-Kollegin. Und Maja Schorr fand: "Es gibt viel Positives, was wir aus diesem Rennen ziehen können. Wir haben es genossen, hier zu laufen, die Atmosphäre war toll. Obwohl es jetzt nicht so gut ausgegangen ist wie erhofft, kann man nicht sagen, dass es schlecht war. Wir sind alle gut gelaufen." 

 

MÄNNLICHE U20


4x100 Meter | Vorlauf


Deutsche Auswahl locker im Finale

Kurz nach den deutschen 4x100-Meter-Sprinterinnen zogen auch ihre Disziplinkollegen nach und buchten souverän ihr Finalticket. Die beiden 100-Meter-Einzelstarter Milian Zirbus (LG Osterode) und Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden) brachten das DLV-Quartett ins Rennen, an Position drei übernahm Vincent Herbst (SC Potsdam), der noch frische Beine hatte. Der dritte 100-Meter-Teilnehmer Ivo Ziebold (Dresdner SC) führte das deutsche Team ins Ziel und kam noch einmal etwas dichter an den führenden Schweizer Alexis Hirsiger heran, der mit seinen Kollegen in 39,61 Sekunden einen neuen Landesrekord bejubelte. 

In 39,83 Sekunden folgten dahinter die deutschen Athleten. Im zweiten Lauf war keine Staffel mehr schneller, nur die Niederländer reihten sich mit 39,98 Sekunden noch in die Riege der Sub-40-Sekunden-Staffeln ein. Dahinter rannte Dänemark in 40,07 Sekunden Landesrekord. 


4x100 Meter | Finale


DLV-Sprinter retten Bronze

Kurz nachdem die DLV-Sprinterinnen sich die Goldmedaille gesichert hatten, standen die Disziplinkollegen an der Startlinie. Und sie konnten die deutsche Erfolgssträhne fortsetzen und Bronze klarmachen – obwohl der zweite Wechsel fast missglückt wäre. "Wir sind sehr glücklich über den dritten Platz", war sich das Quartett einig, "wobei ohne den verpatzten Wechsel vielleicht sogar noch eine andere Farbe drin gewesen wäre." 

In 40,15 Sekunden waren Milian Zirbus (LG Osterode), Heiko Gussmann (SCL Heel Baden-Baden), Vincent Herbst (SC Potsdam) und Ivo Ziebold (Dresdner SC) ein wenig langsamer als im Vorlauf, was aufgrund der Probleme beim Wechsel jedoch auch nicht verwunderlich war. "Wir sind froh, dass wir das noch retten konnten." Ivo Ziebold wähnte das DLV-Quartett fast schon ausgeschieden und war erstaunt, dass er Vincent Herbst dann doch auf sich zustürmen sah. "Ich bin irgendwie einfach losgerannt und es hat funktioniert", meinte er. 

Der DLV-Auswahl fehlte nur eine Hundertstelsekunde auf die Niederländer, die Silber holten. Die Einzigen, die unter 40 Sekunden blieben, war die Auswahl der Schweizer, die sich in 39,87 Sekunden Gold schnappte. 


4x400 Meter | Finale


Silber-Jubel 

Nach dem Zieleinlauf brach der laute, erlösende Jubel aus. Silber war besiegelt! Bereits im Vorlauf hatte das DLV-Quartett mit der schnellsten Zeit Medaillenambitionen angemeldet, im Finale erfüllten sich diese Wünsche. Einzig Florian Kroll war schon im Vorlauf am Start gewesen, ansonsten änderte sich die Besetzung fürs Finale noch einmal. Neben Einzelstarter Louis Quarata (VfL Wolfsburg) kamen auch die beiden 800-Meter-Läufer Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) und Elija Ziem (SC Neubrandenburg) zum Einsatz. 

"Das war nicht von Anfang an geplant, wir wollten erst mal abwarten, ob Elija und ich ins Finale kommen", berichtete Malik Skupin-Alfa. Am Mittwochabend stand die Besetzung dann fest. "Das war so hart", schnaufte das Quartett anschließend einstimmig in der Mixed Zone. Malik Skupin-Alfa und Elija Ziem hatten auf den beiden letzten Positionen noch einmal versucht, die enteilten Briten einzufangen, die in 3:06,89 Minuten jedoch Gold klarmachten. Dahinter kam die deutsche Auswahl in 3:07,75 Minuten ins Ziel, Elija Ziem konnte Silber noch gegen Frankreich (3:07,97 min) verteidigen. 

Die Stimmung im Stadion war am letzten Abend fantastisch. "Wir sind alle mit der Einstellung reingegangen, dass es Gold hätte werden können", sagte Louis Quarata. "Die Fankurve hat uns über die komplette Runde gebracht. Bei mir gab es keinen Moment, in dem ich dachte, ich kann nicht mehr." "Ich kam auf die Zielgerade und war völlig im Eimer", sagte Florian Kroll. "Und dann habe ich meinen Namen gehört. So laut wie noch nie. Die Fans haben uns so geil angefeuert, das war unglaublich, ein unfassbares Gefühl." 

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