Nachdem er den Sieg über 100 Meter am Vortag verpasst hatte, lief der zweite Tag für Simon Wulff bei den Deutschen U23-Meisterschaften mit zwei Siegen umso besser. Im Hammerwurf siegte Sören Klose unangefochten. Mit Max Dehning setzte sich im Speerwurf ein U20-Athlet durch.
Am Samstag hatte Simon Wulff (TSV Bayer 04 Leverkusen) noch über 100 Meter den erhofften Sprint-Titel verpasst und musste sich mit Plat zwei (10,41 sec) zufriedengeben. Dafür lief es umso besser am zweiten Tag der Deutschen U23-Meisterschaften in Göttingen: Zunächst war er mit der Vereins-Staffel erfolgreich, abschließend auch über 200 Meter, die er klar in 21,18 Sekunden für sich entschied.
„Ich wollte schon gern die 100 Meter gewinnen, aber dafür gab's heute Doppel-Gold. Ich wäre gern mit drei Mal Gold nach Hause gefahren, aber die 100 Meter waren die schwerste Aufgabe. Heute verlief der Vorlauf über 200 Meter schon sehr gut, obwohl sich die Beine schwer angefühlt haben.“ Richtig schnell war auch der zweitplatzierte Tobias Morawietz (VfL Wolfsburg) unterwegs, er steigerte seine Saisonbestzeit auf 21,38 Sekunden. Rang drei ersprintete sich Jakob Bruns (LG Brillux Münster; 21,47 sec).
Leverkusen hält Hamburg in Schach
Die Sprintstaffel des TSV Bayer 04 Leverkusen hatte drei Wochen zuvor mit 39,76 Sekunden für eine neue deutsche U23-Bestleistung über 4x100 Meter gesorgt. Ihrer Favoritenrolle wurde das schnelle Quartett nun auch in Göttingen gerecht. Im zweiten Zeitlauf trommelte das Quartett um 200-Meter-Sieger Simon Wulff mit Maurice Grahl, Kristoffer Hildebrand und Lennart Hartenberg eine Zeit von 40,08 Sekunden auf die Bahn.
Hinter den Leverkusenern blieben zwei weitere Staffeln unter der 41-Sekunden-Marke. Im ersten von zwei Zeitläufen hatte der Hamburger SV (Felix Schulze, Moritz Mainka, Paul Erdle, Matti Wellm) mit einer Zeit von 40,25 Sekunden schon ordentlich vorgelegt. Bronze sicherte sich Eintracht Frankfurt I mit Philip Stahl, Philip Hennemuth, Daniel Borchardt, Darius Gußmann in 40,88 Sekunden.
Xaver Hastenrath: Von Chorzów nach Göttingen
Nur die dritte Runde passte für Kugelstoßer Xaver Hastenrath (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), der am Wochenende zuvor noch das DLV-Team bei der Team-EM vertreten hatte. In Göttingen setzte er sich gleich mit dem ersten Stoß auf 19,31 Meter an die Spitze, von der ihn auch in den nachfolgenden drei Runden kein anderer Kugelstoßer mehr verdrängen sollte.
„Der Wettkampf war relativ durchwachsen. Es gab nur einen Stoß, den ich einigermaßen getroffen hatte. Dann hatte ich hinterher und vorher auch schon Probleme mit dem Handgelenk und dem Finger, das bin ich schon gewohnt. Ich denke trotzdem, dass in Richtung Espoo eine gute Leistung zustande kommen wird“, sagte Xaver Hastenrath mit Blick auf die U23-DM in Finnland (12. bis 16. Juli). Nur zehn Zentimeter hinter der Siegerweite platzierte sich Tizian Lauria (VfL Sindelfingen; 19,21 m) auf dem Silberrang, Dritter wurde Eric Maihöfer (VfL Sindelfingen; 18,80 m).
Louis Quarata überrascht auf der Stadionrunde
Der Überraschungssieger über 400 Meter heißt Louis Quarata: Der noch der U20 angehörige Langsprinter vom VfL Wolfsburg gewann in 46,97 Sekunden und konnte im Ziel sein Glück selbst kaum fassen. „Es ist unglaublich. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Mit dem Titel habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich wollte es unbedingt und habe auf den letzten Metern alles gegeben.“
Im Halbfinale am Vortag hatte Lukas Krappe (SCC Berlin) mit 46,58 Sekunden noch die schnellste Zeit abgeliefert. Er verpasste dabei die Norm für die U23-EM nur hauchdünn um acht Hundertstelsekunden. Im Finale kam er in 47,10 Sekunden auf Rang zwei. Dritter wurde Vincente Graiani (LG Stadtwerke München; 47,12 sec).
Darius Gußmann strauchelt
Auf Titelkurs über 400 Meter Hürden befand sich lange der Schnellste der Vorläufe Darius Gußmann (Eintracht Frankfurt). An der letzten Hürde geriet er jedoch gehörig ins Straucheln, dabei verlor er wohl den Meistertitel und wurde in 51,43 Sekunden Zweiter. „Ich bin mit dem falschen, dem schwachen Bein, über die Hürde drüber. Das ist absolut bitter. Wenn man so ins Rennen startet, dann ist es umso bitterer, wenn man den Sieg an der letzten Hürde verschenkt."
Dankbar war er trotzdem: "Es war eine tolle Veranstaltung, es hat alles gestimmt. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die entscheiden. Ich bin trotzdem sehr zufrieden mit den beiden Läufen. So schnell war ich noch nie“, resümierte der Frankfurter. Seinen Fehler nutzte Lukas Glöckner (LSG Goldener Grund Selters/Ts.), der sich in 51,39 Sekunden durchsetzte. Dritter wurde Jordan Gordon (Hannover 96; 51,90 sec).
Robin Müller macht das U23-EM-Ticket perfekt
Auf der Zielgeraden schaute sich Robin Müller (LC Top Team Thüringen) nochmal um. Sein Sieg über 3.000 Meter Hindernis geriet nicht mehr in Gefahr. Er überquerte in 8:51,02 Minuten die Ziellinie. Die Norm für die U23-EM hatte er im Vorfeld bereits abgehakt.
„Ich habe es im Vorfeld die ganze Zeit gewusst, dass heute etwas gehen wird. Am Anfang des Rennens war ich mir dann nicht mehr sicher, in welche Richtung das Rennen geht. Wir hatten mal 70er, mal 72er Runden. 600 Meter vor dem Ziel wusste ich, was ich machen muss. Das war mit dem Trainer abgesprochen. Ich wollte eigentlich schon auf den letzten Runde vorbeigehen, dann hatte Florian Zittel angezogen, dann bin ich bei 300 Meter vorbei.“ Zweiter wurde Florian Zittel (LG Region Karlsruhe; 8:52,87 min), Dritter Silas Zahlten (LG Brillux Münster; 8:54,21 min).
Louis Pröbstle pokert am besten
Die Meldeleistung der aussichtsreichsten Stabhochspringer lag bei 5,40 Metern. Doch es war eine Höhe, die für die Stabartisten am Sonntag unerreicht bleiben sollte. Das Pokern begann bei 5,00 Metern. Zu diesem Zeitpunkt war noch ein Quartett im Wettbewerb. En Trio mit Hendrik Hohmann (LG Olympia Dortmund), Niklas Tuschling (1. LAV Rostock) und Luke Zenker (TSV Bayer 04 Leverkusen) schwang sich über diese Marke, Louis Pröbstle (TSV Gräfelfing) ließ aus und stieg erst wieder bei 5,10 Metern ein.
Drei über 5,10 Meter, einer lässt aus – so ging es im Pokerspiel weiter. Bei 5,15 Metern wurde dann jedoch kein gültiger Versuch notiert. Nur Louis Pröbstle hatte hier ausgelassen und stand anschließend bei 5,20 Metern unter Zugzwang. Er hielt dem Druck stand: Als einziger Athlet überwand er die Latte bei 5,20 Metern und schnappte sich den deutschen Meistertitel vor Hendrik Hohmann und Niklas Tuschling (5,10 m).
Max Dehning lässt die U23-Konkurrenz hinter sich
Im Speerwurf krönte sich mit Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) ein U20-Athlet zum Deutschen U23-Meister. Drei gültige Versuche brachte er ins Protokoll ein, alle drei hätten für ihn zum Sieg gereicht. In der vierten Runde ließ er sein Arbeitsgerät auf die Tagesbestweite von 74,62 Metern segeln. Dahinter platzierten sich Jakob Eberler (LG Landkreis Roth; 71,93 m) und Florian Zimmermann (SC Potsdam; 70,37 m).
Im Weitsprung setzte Oliver Koletzko (VfB Stuttgart) die Akzente, er siegte mit 7,60 Metern. „Das Hauptziel war erstmal die Goldmedaille zu holen – das haben wir abgehakt. Damit bin ich sehr zufrieden. Die Form war richtig gut, der Anlauf ist bis drei Schritte vor dem Brett richtig gut, aber ich war dann am Ende zu passiv und bin in die Höhe statt in die Weite rausgeschossen. Eigentlich ein einfacher Fehler, den man gut korrigieren kann. Die Form verspricht deutlich mehr als die Weite, die heute herausgekommen ist“, sagte der U20-Europameister von 2021.
Der Fokus gilt nun der Vorbereitung auf die U23-EM, wo er den Endkampf anstrebt. „Dort wird dann angegriffen!“ Auslassen wird er die DM in Kassel am kommenden Wochenende. An den Start gehen wird dort Kevin Brucha (LC Jena), der sich im Weitenbereich von 7,40 Meter stabilisiert und mit 7,42 Meter Silber gewann. Auf Platz drei sprang Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt; 7,06 m).
Gold-Solo für Sören Klose
Sören Klose (Eintracht Frankfurt) hatte sich auf einen spannenden Zweikampf im Hammerwurf-Ring gefreut. Durch den Verzicht von Merlin Hummel (UAC Kulmbach) wurde es jedoch ein Alleingang. Der Frankfurter dominierte diese Konkurrenz, dabei ließ er sein Arbeitsgerät gleich vier Mal über die 70-Meter-Marke fliegen. In der sechsten Runde sogar knapp an die Marke von 73 Meter heran: 72,97 Meter gemessen.
„Für mich war die Weite wichtiger, da ich gesehen habe, dass mein Konkurrent Merlin Hummel gar nicht antritt. An sich war es ein toller Wettkampf, hat Spaß gemacht. Im letzten Wurf hatten wir noch Sonne, der war der beste und das war auch wichtig“, sagte Sören Klose.
Dahinter entbrannte ein spannender Kampf um Silber und Bronze. So richtig Fahrt nahm der Wettbewerb dann in der sechsten Runde auf, als sich Raphael Winkelvoss (TSV Bayer 04 Leverkusen) auf 63,38 Meter steigerte und sich Rang drei sicherte. Silber nahm Kai Hurych (KSV Fürth 09) mit neuem Hausrekord von 65,61 Meter mit nach Hause.
Emil Meggle überspurtet die Konkurrenz
Den besten Schlussspurt über 800 Meter hatte Emil Meggle (LG Stadtwerke München). Er setzte sich in 1:49,26 Minuten durch und zog dabei noch kurz vor der Ziellinie am lange führenden U20-Athleten Elija Ziem (SC Neubrandenburg; 1:49,29 min) vorbei. „Ich habe bei 600 Metern gemerkt, jetzt wird nochmal gesprintet. Ich hatte auch noch die Power dazu und konnte dann mit meinem Schritt noch den schnelleren Sprint durchziehen.“
Bereits am Vortag hatte er die schnellste Zeit im Protokoll stehen. „Ich habe in den letzten Wochen gemerkt, dass ich in einer sehr guten Form bin. Ich fühle mich einfach sehr schnell. Man weiß natürlich nie, wie es dann läuft und wie man zwei Tage hintereinander damit klarkommt. Es hat heute glücklicherweise gut funktioniert. Ich habe nicht unbedingt mit dem Titel gerechnet, umso schöner, wenn man dann Deutscher Meister ist“, sagte er. Bronze sicherte sich Hannes Fahl (LG Olympia Dortmund; 1:49,95 min).
Wagner und Schrick deutlich vorweg
Über 1.500 Meter sorgten Sven Wagner und Christoph Schrick in 3:45,29 und 3:45,51 Minuten für einen Doppelsieg für den Königsteiner LV. Behaftet mit einem kleinen Wermutstropfen, wie Sven Wagner nach dem Rennen erklärte: „Es war ein hartes Rennen. Ich habe das Tempo von Anfang an hochgehalten. Ich hatte nochmal die Hoffnung, die Norm für die U23-EM für Christoph anzugreifen, weil ich sie schon über 5.000 Meter hatte. Ich hätte es meinem Teamkollegen sehr gegönnt."
Vor allem die Windbedingungen hätten das Rennen erschwert. "Ich habe ein, zwei Böen auf der Gegengeraden bekommen. Ich habe es nicht mehr geschafft, das Tempo hochzuhalten. Die letzte Runde war dann zu hart.“ So übernahm Christoph Schrick zunächst die Spitze, doch als dieser etwas langsamer wurde, ergriff Sven Wagner auf den letzten 300 Metern erneut die Initiative.
„Ich habe mich rangebissen und dann nochmal den Sieg einfahren. Alles im allem bin ich sehr zufrieden. Heute hat es mal wieder richtig Spaß gemacht, weil es sich die letzten zwei, drei Rennen ein bisschen schwieriger für mich angefühlt hat. Heute habe ich gemerkt, ich bin über die 100 Prozent hinausgekommen, und das gibt mir mentale Stärke für die 5.000 Meter bei der EM.“ Auf den Bronzerang rannte Jan Eric Büsing (hamburg running; 3:49,09 min).
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