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Curly Brown – Liebe auf den ersten Wurf

Als jüngste Athletin im Feld hat U18-Europameisterin Curly Brown am Sonntag das Diskuswerfen bei der Junioren-Gala in Mannheim für sich entschieden. Damit sicherte sie sich zugleich die vorrangige Nominierung für die U20-EM in Jerusalem, wo sie im vergangenen Jahr ihren bislang größten Erfolg gefeiert hatte. Die 17-Jährige treibt besonders eines an: ihre Leidenschaft fürs Werfen.
Svenja Sapper

Es war der fünfte Durchgang des Diskus-Wettkampfes bei der Junioren-Gala in Mannheim, als Curly Brown aus dem Wurfkäfig direkt an die Bande und in die Arme ihres Trainers Bastian Otto rannte. Eine Jubelgeste, die nicht nur ihrer neuen Bestleistung von exakt 53 Metern galt. Sondern auch zeigte, wie viel Druck in diesem Moment von der 17-jährigen Frankfurterin abfiel. Denn die Position als beste Deutsche war hart umkämpft. Insgesamt fünf DLV-Athletinnen haben die 50 Meter, bei denen die Norm für die U20-EM in Jerusalem (Israel; 7. bis 10. August) angesetzt ist, bereits übertroffen. 

Umso wichtiger der Wettkampf in Mannheim. Immerhin darf die bestplatzierte deutsche Athletin mit erfüllter Norm, eine Teilnahme an der Jugend-DM in Rostock (21. bis 23. Juli) vorausgesetzt, mit einem Start in Jerusalem planen. Die zwei weiteren Startplätze werden in Rostock vergeben. „Ich war schon sehr aufgeregt“, blickte Curly Brown kurz nach dem besten Wurf ihrer Karriere zurück. „Ich hatte ein bisschen Angst, dass es heute nichts wird und ich dann den Druck zu den Deutschen Meisterschaften mitnehme, weil ich das Ticket unbedingt haben möchte.“ 

Goldene Erinnerungen an Jerusalem

Besonders stolz ist die Deutsche U18-Meisterin darauf, dass sie sich als jüngste Anwärterin auf ein U20-EM-Ticket gegen die Kontrahentinnen durchsetzen konnte. Als U18-Athletin wäre sie zwar auch beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) teilnahmeberechtigt, das vom 23. bis 29. Juli im slowenischen Maribor stattfindet. Die 17-Jährige zieht jedoch einen Start in Jerusalem vor. Eine Rückkehr an ihre Erfolgsstätte: Im vergangenen Jahr hatte sie dort mit dem ersten 50-Meter-Wurf ihrer Karriere bei der U18-EM triumphiert. 

„Dass die U20-EM wieder in Jerusalem stattfindet, gibt mir Flashbacks“, sagt die junge Athletin. „Ich finde es toll, dass die Meisterschaft am selben Ort ist.“ Nach dem starken Resultat von Mannheim ist sie optimistisch gestimmt, dass der zweite Israel-Trip ähnlich schön wird wie der erste. Den noch bevorstehenden Wettkämpfen blickt sie gelassen entgegen. „Jetzt kann ich die Vorfreude auf Rostock und Jerusalem genießen.“ 

Abliefern, wenn es zählt

Für die Junioren-Gala hatte sich die 17-Jährige vorgenommen, auf ihre bisherige Bestweite von 52,04 Metern etwas draufzupacken und damit die bis zu zwei Jahre ältere Konkurrenz „zu ärgern“. Eine Mission, die genau aufging. Im richtigen Moment die beste Leistung abzurufen – ein Kunststück, das der Frankfurterin auch bei der U18-EM gelungen ist, als auf die Bestleistung in der Qualifikation (49,99 m) im Finale der Goldwurf folgte. Schon mit 17 Jahren ist die Nachwuchs-Werferin ein echter Wettkampf-Typ. 

„Im Training bin ich eher negativ eingestellt, weil ich sehr selbstkritisch bin“, meint Curly Brown. „Im Wettkampf ist Selbstkritik aber fehl am Platz. Dann machst du zu und deine Technik wird katastrophal. Dann blockierst du dich. Deshalb ist mein Ziel immer, Spaß zu haben, eine Bestleistung anzupeilen, aber mir auch nicht zu viel vorzunehmen.“ 

Zwei Goldmedaillen für die Trainingsgruppe

Einen großen Anteil an dieser Nervenstärke schreibt Curly Brown ihrem Coach Bastian Otto zu. „Er ist mein Ruhepol“, sagt sie. Ende 2021 schloss sie sich seiner Trainingsgruppe in Frankfurt an. „Seither habe ich mein Mindset komplett umgekrempelt und gelernt, mich auf mich selbst zu fokussieren.“ Die Trainingsgemeinschaft in Frankfurt ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Zum Team gehört nämlich auch Vereinskollege Marius Karges, der amtierende U20-Weltmeister. „Wir sind ein tolles Team“, meint Curly Brown. „Wir verstehen uns sehr gut und wenn es mal bei einem von uns beiden nicht so gut läuft, reden wir miteinander. Und egal, was wir sagen – es hilft.“ 

Was das Trio eint: die große Leidenschaft für die Sportart. Erstmals zeigte sich Curly Browns Wurftalent bei den Bundesjugendspielen. Nachdem ihre Mutter sie im Leichtathletikverein angemeldet hatte, begann sie zunächst als Kugelstoßerin, bevor sie 2018 zum ersten Mal in einem Wettkampf die Diskusscheibe in die Hand nahm. „Das war damals ein 750-Gramm-Diskus“, erzählt Curly Brown. „Ich habe 28 Meter geworfen, aus dem Stand.“ 

Nichts lieber als Diskus

Seit sie der Eintracht Frankfurt angehört und unter der Regie von Bastian Otto trainiert, ist die Diskusscheibe aus ihrem Leben endgültig nicht mehr wegzudenken. „Ich liebe das Diskuswerfen und kann mir nichts anderes vorstellen, was ich lieber machen würde. Das wird noch ein langer Weg.“ 

Nicht nur im Sport, sondern auch in der Schule ist die 17-Jährige fleißig. „Ich lerne sehr gern“, sagt Curly Brown, die eine Fachoberschule mit Wirtschaftsprofil besucht und im kommenden Jahr ihren Schulabschluss machen wird. „Ich liebe das Fach Englisch. Vor allem mag ich das Internationale daran.“ Die U18-Europameisterin hat selbst Verwandtschaft in den USA und möchte das Land gerne bereisen. Ihre Englischkenntnisse kommen ihr nicht nur dafür zugute. „Für den Sport hilft mir das auch, so kann ich mich bei internationalen Wettkämpfen gut verständigen.“ 

International besetzt war auch die Junioren-Gala. Unter anderem stellte sich U20-Weltmeisterin Emma Sralla der Konkurrenz. Curly Brown konnte die Schwedin, die in diesem Jahr bereits an den 60 Metern gekratzt hat, jedoch in Schach halten. Ein Erfolgserlebnis, das sie für die nächsten Wettkämpfe besonders pusht. „Ich weiß jetzt: Niemand ist unschlagbar.“ 

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