| Interview der Woche

Manuel Sanders: „Unter 45 Sekunden – das ist mein Ziel“

Manuel Sanders kommt immer besser in Schwung. Bei der Gala in Regensburg schraubte der Dortmunder seine Bestzeit über 400 Meter auf starke 45,36 Sekunden – die beste Zeit eines Deutschen über die Stadionrunde seit 19 Jahren. Zuletzt war 2004 Europameister Ingo Schultz (45,07 sec) schneller. Im Interview spricht Manuel Sanders über die Hintergründe, welche Rolle sein Umfeld hat und was das Eisbaden mit der Steigerung zu tun hat.
Alexandra Dersch

Manuel Sanders, mit dem Rennen in Regensburg haben Sie für Aufsehen gesorgt. 45,36 Sekunden  damit sind Sie der schnellste deutsche 400-Meter-Läufer seit 19 Jahren. Was sehen Sie als die Hintergründe dieser Verbesserung?

Manuel Sanders:
Wir haben in den letzten Monaten viel an meiner Grundschnelligkeit gearbeitet, wodurch es mir gerade vorne leichter fällt, schneller anzugehen. Meine Zeiten über die Unterdistanzen sind deutlich schneller geworden (100 m: 10,3 sec | 200 m: 20,7 sec | 300 m: 31,9 sec). Gleichzeitig habe ich durch längere Läufe aber auch meine Stärke hinten wieder gefunden. Dabei haben mir unter anderem zwei starke Trainingslager in Südafrika und auf Teneriffa enorm geholfen – gerade Südafrika war traumhaft. Drei Wochen lang konnte ich da eine richtig gute Grundlage legen, das zahlt sich gerade aus.

Ihr Trainer Thomas Kremer sagt, Sie seien insgesamt professioneller geworden? Was meint er damit aus Ihrer Sicht?

Manuel Sanders:
Ich bin dabei alle "Bausteine", die zu einem professionellen Athleten gehören, zu optimieren. Um sowohl während des Trainings gute Leistungen zu erbringen als auch nach anspruchsvollen Einheiten eine optimale Regeneration zu ermöglichen. Das ist mir beim diesjährigen Saisonaufbau meiner Meinung nach sehr gut gelungen. So setzen wir etwa seit letztem Herbst auf Eisbaden. Jeden Mittwoch, nach der harten Einheit, fahren wir zum OSP nach Bochum, um dort Wärme- und Kältereize zu setzen. Das soll die Regeneration anregen und schlägt super an bei mir. Das ist ein Puzzlestück, was mir persönlich sehr geholfen hat.

Was glauben Sie: Neben all diesen trainingswissenschaftlichen Aspekten, die Ihre Formkurve positiv beeinflusst haben – welche Rolle spielt insgesamt Ihr Umfeld?

Manuel Sanders:
Ich habe das Glück, Teil der Spitzensportfördergruppe der Bundeswehr zu sein, die mir ermöglicht, den Sport als Hauptberuf auszuüben. Zudem habe ich mit der LG Olympia Dortmund einen Verein, der mir den Rücken freihält und mich bei allem unterstützt. Mein Trainer und meine Trainingsgruppe spielen natürlich auch eine große Rolle. Das ganze Jahr über sehe ich sie fast täglich und es macht total Spaß, gemeinsam an unseren individuellen Zielen zu arbeiten. Vor allem an harten Trainingstagen bin ich froh, dass Jonas Breitkopf und Henrik Krause neben mir an der Startlinie stehen.

Was aber auch zur Wahrheit gehört: Die letzten Jahre waren nicht einfach. Immer wieder gab es Rückschläge, Trainingspausen. Hand aufs Herz: Wie schwer war es dranzubleiben?

Manuel Sanders:
Die Wintersaison musste ich leider aufgrund eines Beuger-Problems aussetzen. Solche Tage sind natürlich nie leicht. Allerdings ist die Sommersaison für mich die deutlich wichtigere und daher habe ich die Ziele schnell neu gesetzt und mich auf die Wettkämpfe draußen konzentriert.

Wo wir bei Zielen sind: Welches großes Ziel im Kopf hat Sie in dieser Zeit immer wieder motiviert?

Manuel Sanders:
Als großes Hauptziel habe ich die Olympischen Spiele in Paris. Als ich in Tokio dabei war, habe ich mir gesagt, dass ich die Olympische Spiele zumindest noch einmal mit Publikum erleben möchte. Diesen Wunsch würde ich mir gerne nächstes Jahr erfüllen.

Nehmen Sie uns gerne kurz mit in Ihre weitere Planung dieses Jahr. Wohin geht die Reise?

Manuel Sanders:
Ich werde als nächstes einen 200er rennen und dann voraussichtlich zur Team-EM fahren. Danach stehen dann schon die Deutschen Meisterschaften in Kassel an und von dort geht es in ein Trainingslager nach St. Moritz, um die letzten Vorbereitungen für die WM in Budapest zu treffen.

Welchen Wunsch möchten Sie sich diese Saison noch erfüllen?

Manuel Sanders:
Die letzten Rennen habe meine Wünsche etwas verschoben, sodass ich irgendwann, gerne auch diese Saison schon, die 45,00-Sekunden-Marke unterbieten möchte. Nach wie vor liebe ich auch noch die Staffelläufe. Langfristig ist mein großes Ziel, mit der 4x400-Meter-Staffel ins Finale bei der WM oder bei den Olympischen Spielen zu laufen.

Mehr:
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