Der Erfurter Nordpark war am Samstag Kulisse für die Deutschen Meisterschaften im Straßengehen. Bei ihrem Saisonstart über 20 Kilometer begeisterte Saskia Feige (SC DHfK Leipzig) mit einer neuen Bestzeit sowie dem Richtwert für WM und Olympische Spiele. In Reichweite lag sogar der deutsche Rekord von Sabine Zimmer. Wir sprachen mit der 25-Jährigen über ihren Bestleistungs-Auftritt, einen Rekord als Motivation und über die Vereinbarkeit von Sport und Studium.
Saskia Feige, Ihr Saisonstart verlief mit neuer Bestzeit sowie den Normen für gleich zwei internationale Meisterschaften sehr erfolgreich. Haben Sie sich ihren Auftakt so vorgestellt?
Saskia Feige:
Als Optimalfall habe ich ihn mir genau so vorgestellt. Ich bin super glücklich, dass es gleich zum Auftakt so gut geklappt und auch vom Rennen gegen die Uhr derart gepasst hat.
Wie haben Sie sich unterwegs gefühlt?
Saskia Feige:
Nach dem Wettkampf habe ich mir die Rundenzeiten angeschaut, die waren sehr stabil. Das hat sich auch mit meinem Gefühl gedeckt. Von Anfang an war ich in einem Tempo drin, wo ich gemerkt habe, das kann ich konstant gehen. Das war auch mein Vorteil, dass ich so ein Tempo gefunden habe und nicht ein ständiges Auf und Ab drin hatte. Auf den letzten vier Kilometern hat sich der Magen etwas bemerkbar gemacht. Ansonsten hatte ich keine großen Probleme.
Sie haben ein eindrucksvolles Solo abgeliefert. Gab es zwischendurch keine Möglichkeit, sich bei anderen Gehern dranzuhängen?
Saskia Feige:
Nein, weil bei ihnen keiner in meinem Tempo unterwegs war. Das hat mich auch gar nicht gestört. Ich hatte mich im Vorfeld schon darauf eingestellt, dass es ein einsames Rennen wird. Ich konnte gut durchgehen und über diese Zeit ganz bei mir sein. Anfangs habe ich schon ein bisschen geschaut, dass ich niemanden umrenne, als die anderen Felder der Männer über 20 und 35 Kilometer sowie der Frauen über 35 Kilometer auch unterwegs waren, aber es hat jeder auf den anderen Rücksicht genommen und immer Platz gemacht.
Im Ziel stand für Sie eine neue Bestzeit von 1:28:28 Stunden auf der Uhr, die WM- und Olympia-Norm sind abgehakt. Mit welchen Erwartungen gehen Sie nun in die weiteren Wettbewerbe?
Saskia Feige:
Auf jeden Fall mit weniger Druck. Es ist gut zu wissen, dass ich mich jetzt ganz gezielt auf die Höhepunkte wie die Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) und die Olympischen Spiele im nächsten Jahr vorbereiten kann. Auch was das Training betrifft. In diesem Moment ist mir schon eine Last von den Schultern gefallen. Ich freue mich jetzt umso mehr auf die weiteren Rennen. Ich gehe diese mit ganz viel neuer Motivation an.
Auch weil Sie in Erfurt den deutschen Rekord von Sabine Zimmer (1:27:56 h) nur knapp verpasst haben...?
Saskia Feige:
Langsam. Schritt für Schritt. Ich war am Samstag nach dem Rennen einfach nur glücklich über meine neue Bestzeit und darüber, dass ich die Normen geknackt habe. An den deutschen Rekord habe ich tatsächlich nicht wirklich gedacht. Aber klar, er liegt in Reichweite und ist auf jeden Fall eine schöne Motivation für die nächsten Rennen.
Die Wetterbedingungen in Erfurt ähnelten sehr denen von der EM in München, wo Sie ebenfalls bei Regen und kühlen Temperaturen mit Bestzeit und EM-Bronze geglänzt hatten. Man ist fast geneigt zu sagen, das ist „Saskia-Feige-Wetter“.
Saskia Feige:
Ja, ein bisschen. Ich sage immer, wenn es eigentlich noch ein bisschen wärmer ist, dann ist es für mich Rekordwetter. In Erfurt war es mir einen Tick zu kalt, aber ich kann mich nicht beschweren. Ich nehme das Wetter, wie es kommt.
Erstmals wurden die Deutschen Meisterschaften in Erfurt im Nordpark ausgetragen. Wie kamen Sie mit der Strecke zurecht?
Saskia Feige:
Erfurt hat eine gute wie lange Geher-Tradition, weshalb es mich sehr gefreut hat, dass die DM in Erfurt stattgefunden hat. Die Strecke durch den Park war super toll. Da hatte man immer die Chance an Leuten vorbeizukommen, die entweder das Gehen gar nicht kannten oder explizit für den Wettkampf an der Strecke standen. Bei dem regnerischen und kühlen Wetter war jetzt nicht allzu viel los, aber trotzdem waren die Leute da und haben uns angefeuert. Das war einfach nur schön zu sehen.
Ihren Saison-Auftakt haben Sie jetzt erfolgreich gemeistert. Wie sieht der weitere Fahrplan bis zur WM aus?
Saskia Feige:
Ich werde am kommenden Sonntag über 20 Kilometer in Warschau in Polen starten. Angedacht war noch Madrid, aber der Wettkampf war nicht mehr in unserer konkreten Wettkampfplanung drin. Den machen einige von den Männern mit. Ich habe mit meinen Trainern Beate Conrad und Thomas Dreißigacker noch Podebrady [Team-EM; 21. Mai] und La Coruna [Spanien; 3. Juni] im Blick gehabt.
Parallel zum Sport studieren Sie im sechsten Semester Humanmedizin in Leipzig. Wie schaffen Sie es, Sport und das sehr anspruchsvolle Studium miteinander zu vereinbaren?
Saskia Feige:
Ich habe es dieses Jahr wieder so gemacht, dass ich die Semesterferien komplett für die Trainingslager genutzt habe. Das kam mir sehr entgegen. Zudem mag ich es auch, länger im Trainingslager und an einem Ort zu sein. Ich mag beides – Sport und Studium – sehr gern. Ich brauche den Ausgleich und bin sehr glücklich, dass ich das in den vergangenen Jahren so meistern konnte.
Bisher verläuft Ihr Studium in der Regelstudienzeit. Planen Sie weiter nach diesem Prinzip?
Saskia Feige:
Es ist nicht das Ziel. Das hat sich in den vergangenen zwei Jahren bis zum Physikum einfach so angeboten, weil es auch nicht so einfach ist, die Module zu schieben. Es baut alles sehr aufeinander auf. Dadurch war die Notwendigkeit gegeben, das Studium sehr kompakt in der Regelstudienzeit zu machen. Ich schaue jetzt einfach von Semester zu Semester, was ansteht und wie ich alles miteinander kombinieren kann. Dahinter steckt dann auch viel Organisation.
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