Als einer der großen Favoriten hat Weitsprung-Star Miltiadis Tentoglou am Sonntag Gold bei der Hallen-EM in Istanbul gewonnen. Doch der 24-Jährige hatte in der Ataköy Arena mehr zu bieten als seinen Sprung auf 8,30 Meter: Insgesamt 20.000 Euro gingen als Spende an die Erdbeben-Oper in der Türkei und Syrien. Der Erlös aus einer Versteigerung seiner Schuhe, die der Weltverband als nicht regelkonform eingestuft hatte.
Miltiadis Tentoglou hat 20.000 Euro mitgebracht und einen eigenen Fanklub. Das Geld ist für Betroffene des verheerenden Erdbebens in der Türkei und Syrien gedacht, und die Fans des griechischen Weitsprung-Stars haben am Sonntagvormittag während seines Finales bei der Hallen-EM der Leichtathleten für Stimmung in der Ataköy-Arena in Istanbul gesorgt. Der 24 Jahre alte Olympiasieger belohnte seine treuen Anhänger mit einem souveränen Sieg, war am Ende aber nicht ganz zufrieden mit seiner Weite von 8,30 Metern.
„Wenn das Finale am Nachmittag gewesen wäre, hätten wir mit Sicherheit Sprünge jenseits der 8,50 Meter gesehen“, sagte er. „Nicht nur von mir, auch von den anderen Athleten.“ Der Schwede Thobias Montler war mit 8,19 Metern auf Rang zwei gelandet, Gabriel Bitan aus Rumänien reichten exakt acht Meter für Bronze. Der Endkampf im Weitsprung der Männer war eine von zwei Vormittags-Entscheidungen, und das behagte dem Griechen gar nicht. Er sei in der Nacht immer wieder aufgewacht und habe sich gefragt, wie er das bloß schaffen solle so früh, erzählte Tentoglou.
Weltklasse-Satz wegen falscher Spikes aberkannt
Er machte es dann ganz gut und zimmerte seine Siegweite gleich im ersten Versuch in den Sand. Seine Fans auf den Rängen jubelten, er selbst schüttelte den Kopf. Er wollte weiter fliegen, so viel wurde deutlich. Er hat sich ja auch erst kürzlich via Instagram mit an Arroganz grenzender Chuzpe aus dem Fenster gelehnt: „Der 8,40-Meter-Sprung ist mir egal. Ich kann das springen, wann immer ich möchte.“ Die Vorgeschichte zu dieser Aussage ist kurios: Der Leichtathletik-Weltverband hatte Tentoglou im polnischen Torun disqualifiziert, nachdem er die Weltjahresbestmarke von 8,40 Metern gesprungen war. Seine Schuhe seien nicht regelkonform gewesen, hieß es.
„World Athletics hat Leute im Team, die keine Ahnung von Schuhen und Sport haben“, schrieb der Grieche auch noch in seinem Post: „Ich bin derjenige, der springt. Ich möchte tragen, was bequem ist und sicher.“ Den Worten ließ er Taten folgen und sprang kurz darauf in Paris 8,41 Meter – mit Schuhen, gegen die niemand etwas einzuwenden hatte. Danach gab Tentoglou bekannt, das umstrittene Paar Spikes versteigern und mit dem Geld Opfern des verheerenden Erdbebens in der Türkei und Syrien helfen zu wollen.
20.000 Euro für Erdbeben-Oper
In Istanbul erklärte er vor dem Finale: „Die Disqualifikation in Torun hat keinen Sinn gemacht, das waren ganz normale 800-Meter-Spikes.“ Aktuell werde geprüft, ob sein Ausschluss zurückgenommen wird. Gelohnt hat sich sein Ärger aber auf jeden Fall: „Die Schuhe sind verkauft“, sagte der Weitspringer. „Eine Frau in Griechenland hat sie erstanden. Und andere Leute wollten sich noch zusätzlich an der Spende beteiligen. Wir haben 20.000 Euro zusammenbekommen.“ Die griechische Verbandspräsidentin Sofia Sakorafa übergab in Istanbul einen symbolischen Scheck an ihren türkischen Amtskollegen Fatih Cintimar.
„Es sind ja nicht die Schuhe, die mich so weit springen lassen“, hatte Tentoglou in der Ataköy-Arena noch trotzig gesagt. Seine Medaille wollte er dann „nicht unbedingt als besonders“ beschreiben, aber es sei eine Freude gewesen, sie zu gewinnen. Es war ja sein dritter Hallen-EM-Titel in Folge. Wichtiger sei ihm in diesem Jahr aber die WM im August in Budapest. „Da will ich natürlich auch Gold gewinnen.“ Der WM-Triumph fehlt dem Olympiasieger noch. Immerhin sein Fanklub war in Istanbul auch mit Hallen-EM-Gold zufrieden und feierte den Erfolg ausgelassen.