Überraschungen, Hallen-EM-Normen und viele glückliche Gesichter: Das war der zweite Tag der Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund. Wir haben mit den Siegerinnen und Siegern sowie weiteren Akteurinnen und Akteuren des Sonntags gesprochen.
Malaika Mihambo (LG Kurpfalz)
Siegerin Weitsprung, 6,66 Meter
"Für mich war klar, dass ich heute nur vier Sprünge mache. Ich habe die Vorbelastung von gestern schon gespürt. Es ist anstrengend, aber macht auch Spaß und Sprinten mit den schnellen Mädels ist das beste Training, das ich mir vorstellen könnte. Für die ganz großen Weiten hat es heute nicht ganz gereicht, weil es an Kleinigkeiten gefehlt hat. Das ist absolutes Feintuning. Von außen könnt ihr das gar nicht genau sehen. Als Nächstes starte ich bei der Hallen-EM in Istanbul. Einen internationalen Titel unter dem Hallendach habe ich noch nicht, den würde ich mir gerne noch holen. Das wird nicht einfach werden, aber ich freue mich darauf."
Maryse Luzolo (Königsteiner LV)
Zweite Weitsprung, 6,49 Meter
"Ich bin tatsächlich sehr zufrieden, weil es vor kurzem noch ein bisschen in den Sternen stand, ob ich heute starte. Ich hatte in den letzten Wochen ein paar Probleme im Rücken und Beuger. Deswegen bin ich ganz froh über das Ergebnis. Ich habe zwischendurch gemerkt, dass mit meinem Knie – dem verletzten Knie – etwas nicht gestimmt hat. Im dritten Versuch bin ich dann die Weite [6,49 m] gesprungen. Im vierten habe ich gemerkt, da ist irgendwas im Knie passiert. Da dachte ich mir, es ist besser, wenn ich auf Sicherheit gehe und den letzten Versuch auslasse. Ich werde jetzt bei der Hallen-EM in Istanbul starten und habe mir vorgenommen, das Finale zu erreichen."
Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden)
Dritte Weitsprung, 6,41 Meter
"Mit der Platzierung bin ich auf jeden Fall zufrieden. Es war mein Ziel, unter die ersten drei zu kommen. Mit der Weite bin ich nicht ganz zufrieden. Nachdem ich letzte Woche so weit gesprungen bin [6,70 m, Anm. d. Red.], habe ich ein bisschen mehr von mir erwartet. Ich glaube, da kann ich noch viel lernen, und bin froh, dass ich zwei so erfahrene Weitspringerinnen vor mir habe, die mich da noch ein bisschen unterstützen können. Ich hatte eine gute Vorbereitung und habe Selbstbewusstsein gewonnen. Ich bin an alle Wettkämpfe rangegangen mit der Einstellung, dass ich jetzt das machen darf, was mir Spaß macht. Ich glaube, das war der Schlüssel. Wenn alles gut läuft, kann ich mit der Hallen-EM planen, aber da bin ich mir noch nicht zu 100 Prozent sicher."
Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg)
Siegerin 800 Meter; 2:03,71 Minuten
"Ich wusste ja, wer startet. Und ich wusste, die Konkurrenz in meinem Bestzeitbereich ist nicht so groß. Eigentlich ging es nur darum, Majtie zu schlagen. Ich habe mir im Vorfeld gedacht, dass es auf einen Zweikampf hinauslaufen wird. Und natürlich habe ich davon geträumt, dass ich gewinne. Es war nicht komplett unrealistisch. Und man muss sich hohe Ziele setzen. Ich habe mir gedacht, ich muss es ausnutzen, dass ich keine Favoritin bin, und vielleicht für einen Überraschungseffekt sorgen. Deshalb habe ich eingangs der letzten Runde einen kleinen Angriff gestartet. Ich habe versucht dranzubleiben und 50 Meter vor Schluss gemerkt, dass ich noch was im Tank habe. Fünf Meter vor dem Ziel habe ich gemerkt: Da kommt keine mehr. Ich bin im Rennen einfach bei mir geblieben und habe gedacht: Dranbleiben, dranbleiben! Und wenn es geht: überholen."
Tobias Potye (LG Stadtwerke München)
Sieger Hochsprung, 2,28 Meter
"Das hat heute richtig Bock gemacht hier – das war auch das Ziel. Mein Trainer hat mir vorher mit auf den Weg gegeben, dass ich hier nicht den großen Coup landen muss, sondern einfach Spaß haben soll. Das ist aufgegangen. Den Titel wollte ich natürlich trotzdem verteidigen, und da war es super, dass Jonas (Wagner; Anm. d. Red.) so gut mitgesprungen ist. Es war natürlich sehr schade, dass Mateusz (Przybylko, Anm. d. Red) nicht mitspringen konnte, das hätte das Ganze noch mehr gepusht. Aber für mich was es eine gute Generalprobe vor der Hallen-EM. Die Bestleistung von 2,28 Metern tat da zusätzlich gut. Da will ich nicht wieder Vierter werden."
Marius Probst (TV Wattenscheid 01)
Sieger 800 Meter, 1:50,75 Minuten
"Das Experiment ist geglückt – nach Silber über 3.000 Meter nun Gold über 800 Meter. Das war das perfekte Wochenende für mich. Klar war es schade, dass Marc (Reuther; Anm. der Red) nicht starten durfte, ich mag Konkurrenz. Aber ich habe diese Hallensaison einfach genutzt, um wieder Spaß am Laufen zu bekommen. Für mich war das Verpassen der Olympischen Spiele 2021 um einen winzigen Punkt ein Schlag, der mental viel mit mir gemacht hat. Deshalb habe ich auch im vergangenen Winter keine Hallensaison gemacht. Ich musste mich erstmal wieder finden und schauen, was ich will. Jetzt ist die Freude wieder da. Das tat hier richtig gut, zumal es ja auch ein kleines Heimspiel für mich war. Jetzt freue ich mich wieder auf den Sommer und die 1.500 Meter."
Anjuli Knäsche (LG Leinfelden Echterdingen)
Siegerin Stabhochsprung, 4,45 Meter
"Es war stimmungsmäßig mega. Das Einspringen war super, in den Wettkampf habe ich nicht so richtig reingefunden. 4,45 Meter war das, was ich noch rausholen konnte. Die Höhe ist okay. Ich bin auf den letzten Schritten ein bisschen fest geworden, dann dreht der Stab sich nicht so gut. Ich bin zwar einen härteren Stab gesprungen und das ging alles gut, aber der Flow fehlte. Wenn man dann alleine im Wettkampf ist und so richtig im eigenen Wettkampf drin ist und einfach springen kann, wann man will, dann mag ich das ganz gerne. Ich freue mich trotzdem, noch ein, zwei Wettkämpfe zu haben mit ein paar Mitspringerinnen. Ich möchte nächste Woche noch einen Wettkampf im Ausland bestreiten und zur Hallen-EM, wenn sie stattfindet. Vielen Dank an Olaf Hilker, der mir einen kompletten Satz UCS-Stäbe zur Verfügung gestellt hat, und an meinen Trainer Stephan Munz für seinen unermüdlichen Einsatz."
Robin Ganter (MTG Mannheim)
Sieger 200 Meter, 21,19 Sekunden
"Nach Silber über 60 Meter jetzt Gold über 200 Meter – ich bin megazufrieden. Den Titel heute wollte ich unbedingt, auch wenn ich die Silbermedaille über 60 Meter selber höher einordnen würde, da die 200 Meter in der Halle nicht wirklich relevant sind. Aber der Titel tut natürlich gut und gibt mir Rückenwind für den Sommer. Das werde ich auch jetzt wieder ins Training nehmen, um nach den Erfolgen in der Halle auch im Sommer überzeugen zu können. Da soll ein Leistungssprung kommen."
Louise Wieland (Hamburger SV)
Siegerin 200 Meter, 23,51 Sekunden
"Ich konnte es im Ziel gar nicht realisieren. Zwar hatte ich mir schon erhofft, eine Medaille zu gewinnen. Aber dass es der erste Platz wird, hätte ich nie gedacht. Ich bin total happy mit der Zeit! Draußen ist meine Bestzeit vier Zehntel langsamer. Von daher – daran, in der Halle so deutlich schneller als draußen zu laufen, habe ich nicht geglaubt. Ich hätte nie gedacht, dass ich das laufen kann. Ich arbeite jetzt seit zwei Jahren mit meinem Trainer zusammen, und jetzt ernten wir die Früchte dieser Arbeit."
Katharina Trost (LG Stadtwerke München)
Siegerin 1.500 Meter, 4:11,87 Minuten
"Es war echt hart! Ich wusste schon, dass es wahrscheinlich schneller werden wird, weil ein paar Mädels auch schon gesagt haben, sie wollen schneller laufen. Deshalb wusste ich, dass ich echt antreten muss hinten raus, weil die alle echt stark sind. Ich selber wusste nicht, wie lange ich das hohe Tempo mitgehen kann, weil es meine erste Laktatbelastung im Wettkampf war. Als ich die Ziellinie gesehen habe und wusste, es sind nur noch 50 Meter, war ich echt happy! Dass ich fit bin, wusste ich, das sieht man ja im Training. Aber ein Wettkampf ist dann doch noch mal was anderes. Es mag sein, dass es von außen locker aussah, aber das sieht bei mir immer so aus (lacht). Ich laufe schon noch 800 Meter, so ist das nicht! Aber im Sommer auch hauptsächlich 1.500 Meter, ja. Die WM in Budapest ist mein großes Ziel."
Simon Batz (MTG Mannheim)
Sieger Weitsprung, 7,86 Meter
"Der Titel ist super, keine Frage, aber ich wäre gerne weiter gesprungen. Die Konstanz war heute da und ich komme auch immer besser am Brett zurecht, aber technisch ist noch einiges zu tun. Das weiß ich auch. Und da liegt in diesem Jahr auch der Fokus drauf. Die Acht Meter, die sind gar nicht so im Hinterkopf. Mein Trainer Sebastian Bayer und ich arbeiten an vielen technischen Feinheiten, wie etwa, dass ich die Geschwindigkeit noch besser über das Brett hinaus mitnehme und in Weite umsetzen kann. In den letzten Jahren hatte ich immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, das ist jetzt im Griff und führt natürlich auch dazu, dass ich konstanter trainieren kann und das zeigt sich in Weite. In diesem Jahr ist die U23-EM mein Ziel, aber viel wichtiger ist mir tatsächlich, dass ich mich technisch entwickle. Dann kommen die acht Meter ganz automatisch."
Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz)
Sieger 400 Meter, 46,25 Sekunden
"Ich war noch nie Deutscher Hallenmeister, das wollte ich heute ändern. Deshalb bin ich direkt Vollgas angegangen und bin richtig gut durchgekommen. 46,25 Sekunden, das ist erneut Bestzeit und stimmt mich sehr optimistisch, auch was die Hallen-EM angeht. Dafür war auch die Doppelbelastung mit dem Vorlauf gestern und dem Finale heute wichtig. Gestern konnte ich etwas Körner sparen, da war ich vielleicht bei 95 Prozent. Aber in Istanbul will ich mich zeigen, das Halbfinale ist das Minimalziel und dann mal sehen, wie die Tagesform ist. Ich fühle mich auf jeden Fall gut gewappnet."
Skadi Schier (SCC Berlin)
Siegerin 400 Meter, 52,93 Sekunden
"Ich bin eigentlich noch relativ fit, ich kann gut mit Laktat umgehen dafür, dass ich noch nicht so viel Langsprinttraining in den Beinen habe. Das Adrenalin und die Freude spielen eine große Rolle dabei, wie es mir jetzt geht! Ich bin sehr glücklich! Mit einem Sieg kann man nie rechnen, ich hatte mir vorgenommen, um die Medaillen mitzukämpfen. Nach dem Halbfinale habe ich dann auch mit Gold geliebäugelt. Man fühlt sich immer gejagt, deshalb habe ich auf der Zielgeraden gespürt, dass jemand nahe dran war, und wollte mir mit dem Sturz den Sieg sichern. Meine Stärke ist die erste Rennhälfte, daher bin ich direkt von vorne angelaufen."
Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt)
Sieger 1.500 Meter, 3:47,38 Minuten
"Der erste Titel in der Halle war hier das Ziel und meine Taktik ist genau aufgegangen. Ich wollte auf den ersten Runden Kraft sparen und dann mich auf den letzten drei Runden vom Feld lösen, um so den Titel zu sichern. Das hat gut geklappt. Im letzten Jahr hatte ich mit Verletzungen und Erkältungen zu kämpfen, das hat mich zurückgeworfen, aber seit Herbst kann ich gut trainieren und das zahlt sich aus. Das war eine gute Vorbereitung auf die Hallen-EM. Da ist das erste Ziel das Finale, das wird kein Selbstläufer. Aber wenn ich da drin bin, dann ist alles möglich, auch eine Medaille und mit der liebäugel ich. Ich bin dieses Jahr schon gut gelaufen, daher weiß ich, es ist möglich. Im Herbst habe ich mich zudem verlobt, wir planen gerade auch unsere Hochzeit im Oktober. Privat wird es also definitiv ein großartiges Jahr. Jetzt darf es auch sportlich gut werden."
Christina Honsel (TV Wattenscheid 01)
Siegerin Hochsprung, 1,88 Meter
"Der erste Titel in der Halle bedeutet mir viel. Klar wäre ich gerne noch höher gesprungen, aber bei 1,92 Metern war es einfach eine Timing-Frage, da hatte ich heute ein paar Probleme, aber ich weiß, dass ich höher springen kann und auch wieder werde. Es war eine superschöne Stimmung in der Halle, meine Familie und Freunde waren da, das war ja wie ein kleines Heimspiel hier für mich. Das habe ich sehr genossen. Jetzt freue ich mich auf die Hallen-EM, da ist das Zwischenziel das Finale und dann entscheidet die Tagesform. Das Feld wird stark, das pusht mich immer. Die zwei Meter sind natürlich im Hinterkopf und diese Herasuforderung nehme ich auch gerne an. Dass ich hoch springen kann, habe ich in diesem Jahr bewiesen."
Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim)
Zweite Hochsprung, 1,86 Meter
"Ich freue mich wirklich, dass ich Zweite werden konnte und meine erste Medaille bei den Erwachsenen gewinnen konnte. Mit der Höhe bin ich nicht wirklich zufrieden, es hat heute nicht zusammengepasst. Leider war auch meine Trainerin [Jennifer Hartmann] heute nicht da, weil sie krank ist. [Nachwuchs-Bundestrainer] Jan-Gerrit Keil hat mich heute gecoacht. Er hat das auch super gemacht, also daran lag es nicht. Es hat Spaß gemacht und war eine sehr coole Atmosphäre. Das war das erste Mal, dass ich in einer richtig vollen Halle gestartet bin. Ich mag das, wenn die Leute unterstützen! Jetzt werde ich noch ein bisschen an meiner Technik und am Anlauf feilen. Vor allem im Anlauf war heute ein bisschen wackelig, das war vor allem der Knackpunkt. Aber ich habe ja noch eine Woche vor mir [bis zu den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften] – selbe Halle, neues Glück!"