Zwei Läuferinnen nahe am deutschen Rekord. Unbändiger Jubel bei den Hürdensiegern und Abschiedstränen von Cindy Roleder. Der erste 14-Meter-Sprung von Kira Wittmann. Ein Sprintdrama der Männer und Gina Lückenkempers nächster Streich. Der erste Tag der Deutschen Hallenmeisterschaften von Dortmund war am Samstag reich an Spannung, Emotionen und Spitzenleistungen!
Die 3.000 Meter der Frauen waren angekündigt als eines der Highlights der Dortmunder Hallen-DM (zum Video). Und die Protagonistinnen enttäuschten nicht: Gleich drei von ihnen blieben am Samstag deutlich unter neun Minuten, zwei von ihnen rannten nahe an den deutschen Hallenrekord. Und für Tempo sorgte ganz vorne wieder einmal Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Die 5.000-Meter-Europameisterin ließ keinen Zweifel aufkommen, dass sie ihre eigene Rekordmarke von 8:32,47 Minuten im Visier hat, und auch die Zwischenzeiten waren vielversprechend. An ihren Fersen: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen). Erst auf den letzten 400 Metern musste diese etwas abreißen lassen und rannte schließlich in 8:36,86 Minuten das zweite Mal innerhalb von nur zwei Wochen eine 8:36er Zeit. Konstanze Klosterhalfen fightete bis zur Ziellinie und schrammte in 8:34,89 Minuten nur um zweieinhalb Sekunden an ihrer vier Jahre alten Rekordmarke vorbei. Als Dritte konnte die Vize-Europameisterin über die Hindernisse Lea Meyer (ASV Köln; 8:50,83 min) eine neue Bestmarke bejubeln.
"Es war eine tolle Stimmung. Hanna ist super stark gelaufen. Ich bin super happy, dass es so ausgegangen ist, es hat viel Spaß gemacht!" sagte Konstanze Klosterhalfen und erklärte, dass sie erst am Vortag aus dem Trainingslager aus Kenia zurückgekommen war. Zudem verriet sie, dass sie auch mit der Hallen-EM in Istanbul (Türkei; 2. bis 5. März) plane.
Gina Lückenkemper unaufhaltsam
Auch über 60 Meter der Frauen krönte sich eine Europameisterin von München zur Deutschen Hallenmeisterin. Und das war Gina Lückenkemper (SCC Berlin). Einziger Wermutstropfen: Die zunächst auf der Anzeigetafel dokumentierten 7,05 Sekunden, die allseits für Begeisterung sorgten, wurden prompt auf 7,17 Sekunden nach oben korrigiert – der Arm der Zweitplatzierten hatte die Zeitmessung ausgelöst (zum Video). So fehlte eine Hundertstel zur Saison-Bestzeit. Mit aufs Treppchen sprinteten wie schon in München zwei weitere Staffel-Kandidatinnen: Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) holte in 7,21 Sekunden Silber, Alexandra Burghardt (LG Wacker Gendorf Burghausen) in 7,22 Sekunden Bronze.
Jede Menge Drama gab's rund um das Sprint-Finale der Männer: Mit Julian Wagner (Top Team Thüringen) und Owen Ansah (Hamburger SV) waren zwei der Top-Favoriten beim ersten Startversuch zu früh aus den Blöcken und durften nur unter Vorbehalt das Finale bestreiten. Dann überquerten sie fast zeitgleich mit Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) die Ziellinie (zum Video). Und es hieß Warten. Denn das Zielfoto machte keinen eindeutigen Sieger aus.
Erst viele Minuten später spuckten die Ergebnislisten schließlich eine Reihenfolge aus, in der erst einmal nur eine Position Bestand hatte: Aleksandar Askovic ist in Bestzeit von 6,56 Sekunden neuer Deutscher Hallenmeister. Owen Ansah und Julian Wagner, zunächst mit 6,57 sec und 6,58 Sekunden gestoppt, mussten wenig später aufgrund der finalisierten Disqualifikation ihren Platz auf dem Podium wieder räumen. Und Silber und Bronze gingen an Robin Ganter (MTG Mannheim; 6,65 sec) und Philipp Corucle (VfB Stuttgart; 6,66 sec).
Tim Eikermann stürmt zur Hallen-EM
Wer über 60 Meter Hürden den Titel holte, konnte man nicht nur sehen, sondern auch hören: Lautstark brüllte Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) seine Freude in die Helmut-Körnig-Halle hinaus (zum Video). Denn erst prangten 7,65 und dann gar 7,63 Sekunden auf der Anzeigetafel. Bestzeit, erstes DM-Gold und als i-Tüpfelchen die Norm für die Hallen-EM In Istanbul. Dahinter konnte mit Manuel Mordi ein weiterer junger Athlet auftrumpfen: Der 19-Jährige vom Hamburger SV wurde ebenfalls mit Bestzeit von 7,70 Sekunden Zweiter, Gregory Minoue (TV Angermund), 21 Jahre jung, machte auf dem Bronzerang den Durchmarsch der DLV-Youngster perfekt.
Und auch für Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) gab's im Frauen-Wettbewerb endlich das Happy End. Nachdem sie mehrmals nur hauchdünn am obersten Treppchen vorbeigeschrammt war, stürmte sie in neuer Bestzeit von 8,10 Sekunden zur heiß ersehnten Goldmedaille (zum Video). Ebenfalls schnell wie nie war dahinter die Silbermedaillen-Gewinnerin Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,15 sec). Und Titelverteidigerin Cindy Roleder (SV Halle)? Konnte im letzten Rennen ihrer Karriere noch einmal Edelmetall erringen: Für 8,18 Sekunden gab's Bronze.
Kira Wittmann bejubelt ersten 14-Meter-Sprung
Ungläubig vergrub Dreispringerin Kira Wittmann (LG Göttingen) nach ihrem vierten Versuch die Hände im Gesicht. Dann konnte sie über die Lautsprecher hören, was die Anzeigetafel verkündete: 14,08 Meter (zum Video). Und damit den ersten 14-Meter-Sprung in der Karriere der 22-Jährigen, der ihr zugleich ihren ersten Titel in der Aktivenklasse einbrachte. "Ich bin super happy, die Stimmung war mega – danke Dortmund! Die 14 Meter sind eine maigsche Marke, die man auf jeden Fall mal erreichen möchte. Ich wusste, dass ich sie draufhabe, aber dass es hier bei einer Deutschen Meisterschaft klappt, ist natürlich umso schöner", sagte die Norddeutsche, die in Hannover gemeinsam mit der EM-Vierten Neele Eckhardt-Noack trainiert.
In einem hochklassigen Wettbewerb, der die deutsche Jahresbestenliste noch einmal gehörig durcheinanderbrachte, flog dahinter auch Maria Purtsa (LAC Erdgas Chemnitz) zu einer neuen Hallen-Bestmarke. Die Deutsche Meisterin von 2020 wurde mit 13,84 Metern Zweite. Die Deutsche Hallenrekordlerin Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,80 m) belohnte sich für die mutige Entscheidung, nach einer Knie-Op im Herbst, dem Sprungbein-Wechsel und ohne Wettkampf-Praxis an den Start zu gehen, mit der Bronzemedaille.
Zwei Sieger im Stabhochsprung
Die einstigen Leverkusener Trainingspartner Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech absolvierten ihren Stabhochsprung-Wettbewerb fast im Gleichschritt und blieben bis einschließlich 5,72 Meter ohne Fehlversuch (zum Video). Bei 5,82 Metern war dann sowohl für den Vize-Europameister als auch für Deutschlands Jahresbesten Endstation – und so stand fest: Es werden, wie im Übrigen schon im Jahr zuvor, zwei Goldmedaillen verteilt! Für Torben Blech war damit nach Siegen in 2021 und 2022 der Hattrick perfekt. Platz drei sicherte sich der einstige Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,52 m).
Über 3.000 Meter der Männer war der Kampf um Gold dagegen nur so lange spannend, bis Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) einen Gang hochschaltete und sich Schritt um Schritt von der Konkurrenz absetzte (zum Video). Nach der kurzfristigen Absage der zwei großen Favoriten Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund) und Sam Parsons (SCC Berlin) konnte der Wattenscheider, der eigentlich auf den Langstrecken und der Straße zuhause ist, seine neue Favoritenrolle in Rückenwind ummünzen. In 7:56,80 Minuten rannte er seinem Vereinskollegen Marius Probst (8:01,10 min) und Velten Schneider (VfL Sindelfingen; 8:04,70 min) davon.
Geburtstagsgold für Sara Gambetta
"Happy Birthday" schallte es über die Lautsprecher, als Sara Gambetta (SV Halle) nach ihrem ersten Versuch im Kugelstoßen den Ring verließ. In diesem Momente konnte sie es noch nicht wissen, aber sie hatte sich gerade mit 18,38 Metern die Goldmedaille zum 30. Geburtstag geschenkt (zum Video). Denn weiter kam im Verlauf des Wettbewerbs keine Konkurrentin. Über Platz zwei konnte sich die EM-Achte Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 17,88 m) bei ihrem Saisoneinstieg nach leichter Verletzung freuen. Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) wurde nur zehn Zentimeter dahinter Dritte.
Nachdem sie in dieser Hallensaison schon mehrere 18,50-Meter-Wettkämpfe absolviert hatte, wollte sich Sara Gambetta eigentlich wie beim Titelgewinn im Vorjahr an der 19-Meter-Marke orientieren. Die rückte aber nicht weiter in Reichweite. "Die Weite gefällt mir überhaupt nicht, ich bin überhaupt nicht in den Wettkampf gekommen", sagte sie. "Aber ich freue mich, dass es zum Titel gereicht hat, dann kann ich heute Abend ein bisschen feiern."
Siebter Hallentitel für Max Heß
Die ersten Medaillen des Tages hatten zur Mittagszeit die starken Männer unter sich ausgemacht. Im Kugelstoßen wurde Simon Bayer (VfL Sindelfingen) dabei eindrucksvoll seiner Favoritenrolle gerecht und konnte mit 20,20 Metern als einziger Athlet die 20-Meter-Marke überbieten (zum Video). In der Halle war er erst einmal weiter hinaus gekommen. „Ich glaube, ich war noch nie so aufgeregt vor einer Meisterschaft“, sagte Simon Bayer anschließend am Hallen-Mikrofon, „wenn man etwas draufhat, dann will man es auch zeigen!“
Mit einer deutlichen Steigerung seiner Saison-Bestmarke auf 19,43 Meter holte sich Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) die Silbermedaille und verwies damit Silas Ristl (LAC Essingen; 19,31 m) auf den Bronzerang, der Hallen-Bestleistung stieß.
Sogar noch klarer fiel mit mehr als anderthalb Metern Vorsprung auf Joel Kuluki (LBV Phönix Lübeck; 15,17 m) und Pascal Boden (Dresdner SC 1898; 15,14 m) der Sieg von Max Heß aus: Der Dreisprung-Dominator machte direkt mit dem ersten Sprung auf 16,73 Meter seinen siebten Halltentitel klar (zum Video). „Klar, etwas ärgerlich war es, dass der letzte Versuch ganz knapp ungültig war, der war im Bereich eine Saisonbestlistung“, stellte er anschließend fest, „aber ich weiß, dass ich weit springen kann. Im Training stelle ich aktuell regelmäßig Bestleistungen auf. Ich bin also guter Dinge im Hinblick auf die Hallen-EM.“ Am Sonntag startet er auch noch im Weitsprung.