Es war ein rauschendes Fest zum Abschluss der EM! Mit zwei Mal Gold verabschiedet sich die deutsche Leichtathletik-Nationalmannschaft von den Europameisterschaften in München. Wir blicken auf den letzten Wettkampftag im Olympiastadion zurück.
Es ist der erhoffte Abschluss für das deutsche Team am letzten Tag der Europameisterschaften in München geworden. Speerwerfer Julian Weber (USC Mainz) sowie das deutsche 4x100-Meter-Quartett um Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Lisa Mayer und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) gewannen vor mehr als 40.000 Zuschauern im Olympiastadion am Sonntagabend jeweils Gold.
Für Julian Weber war es damit nach zwei vierten Plätzen bei den Olympischen Spielen von Tokio (Japan) und der WM in Eugene (USA) die erhoffte erste internationale Medaille. „Es wird eine riesige Party", kündigte er nach seinem Sieg vielversprechend am Stadionmikrofon an.
Zuvor hatte der Mainzer das Stadion mit seinem Wurf auf 87,66 Meter in ein Tollhaus verwandelt. Der Lärm war ohrenbetäubend. Mit 83,05 Metern hatte Julian Weber bereits im ersten Versuch ein erstes Ausrufezeichen in den Rasen gesetzt. Der Weltjahresbeste Jakub Vadlejch (Tschechien) konterte kurz darauf jedoch mit 87,28 Metern. Doch der Mainzer behielt die Ruhe warf sich schließlich zur Goldmedaille im vierten Versuch. Damit bleibt der Speerwurf-EM-Titel weiter in deutscher Hand. 2018 hatte Thomas Röhler (LC Jena) gesiegt.
Hattrick für Gina Lückenkemper und Alexandra Burghardt
Wenig später sorgten die deutschen Staffel-Frauen für das zweite Highlight des Abends – und auch dieses wurde vom ohrenbetäubenden Jubel der Zuschauer begleitet. In 42,34 Sekunden gewann das DLV-Team am Ende deutlich vor Polen (42,61 sec) und Italien (42,84 sec). Die deutschen Athletinnen kamen nach und nach zu einer Jubeltraube zusammen und konnten ihr Glück kaum fassen.
Erst vor wenigen Wochen hatte die deutsche Staffel in Eugene WM-Bronze gewonnen und sich mit dem EM-Titel nun endgültig für die harte Arbeit der letzten Jahre belohnt. 2012 in Helsinki (Finnland) hatte zuletzt eine deutsche 4x100-Meter-Staffel EM-Gold geholt, damals unter anderem mit der Europameisterin von 2010 Verena Sailer.
Für Gina Lückenkemper und Alexandra Burghardt ist es bereits der dritte große Erfolg in diesem Jahr. Die Berlinerin hatte neben der WM-Bronze-Medaille und dem jetzigen EM-Staffel-Titel in dieser Woche bereits den Europameistertitel über 100 Meter gewonnen. Auch Alexandra Burghardt machte den Hattrick perfekt: Sie hatte Anfang des Jahres als Anschiebern des Zweierbobs bei den Olympischen Winterspielen Silber gewonnen.
Schock für deutsche 4x100-Meter-Männer
Ein Drama erlebte dagegen die deutsche 4x100-Meter-Staffel der Männer. Wie bereits bei der Heim-EM 2018 konnte die DLV-Mannschaft den Staffel-Stab nicht in ihren Reihen halten. Beim Wechsel von Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) auf Joshua Hartmann (ASV Köln) geschah der Schock: Eigentlich in guter Position liegend wurde die Wechselzone überlaufen, sodass der Stab noch immer in der Hand von Kevin Kranz lag. Das deutsche Aus war besiegelt, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) sollten nicht mehr zum Einsatz kommen.
Währenddessen ging vorne weiter die Post ab. Großbritannien stürmte mit Meisterschaftsrekord von 37,67 Sekunden zur erfolgreichen Titelverteidigung. Frankreich (37,94 sec) gewann Silber vor dem Team aus Polen (38,15), die genauso einen nationalen Rekord aufstellten wie die Schweiz auf Platz fünf.
Pia Skrzyzowska und Mariano Garcia erfolgreich
Einen deutlichen Sieg, der sich von Anfang des Rennens anbahnte, gab es für Polen über 100 Meter Hürden der Frauen zu feiern. U23-Europameisterin Pia Skrzyzowska trommelte die Bahn in 12,53 Sekunden herunter und lag bereits nach etwa 50 Metern deutlich in Führung. Dahinter sprintete Luca Kozak (Kroatien; 12,69 sec) zu Silber, Ditaji Kambundji (Schweiz; 12,74 sec) wurde Dritte.
Über 800 Meter führte Hallen-Weltmeister Mariano Garcia (Spanien) beim Rundengong das Teilnehmerfeld an. Bis zum Anfang der Zielgerade konnte er diese Spitzenposition halten, ehe an der Seite des Spaniers der 1.500-Weltmeister Jack Wightman (Großbritannien) auftauchte. Es entwickelte sich ein höchst intensiver Schlagabtausch zwischen beiden Athleten, den Mariano Garcia letztlich hauchdünn für sich entscheiden konnte. In 1:44,85 Minuten holte er sich Gold vor dem Briten (1:44,91 min) und dem Iren Mark Englisch (1:45,19 min).
Der EM-Dritte von 2018 Ymaneberhan Crippa (Italien) sicherte sich diesmal die Krone über 10.000 Meter. In 27:46,13 Minuten zog er mit einem energischen Endspurt auf den letzten Metern am Norweger Zerei Kbrom Mezngi (27:46,94 min) vorbei, der mit ausgehenden Kräften zu kämpfen hatte, immerhin aber noch Yann Schrub aus Frankreich (27:47,13 min) hinter sich halten konnte.
Nils Voigt wird Achter über 10.000 Meter
Mit Nils Voigt (TV Wattenscheid 01), Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) und Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) waren auch drei deutsche Athleten am Start. Nach etwa sechs Minuten hatte sich das Feld in zwei Teile aufgesplittet. Im Mittelfeld der vorderen Gruppe liefen Samuel Fitwi und Filimon Abraham, Nils Voigt sortierte sich in der Verfolgergruppe ein.
Doch bereits kurze Zeit später gingen beide Gruppen wieder ineinander über und Nils Voigt lag als bester Deutscher in Position. Zwei Runden vor Schluss war der Wattenscheider gar einziger Verfolger der einige Meter vor ihm laufenden Sechser-Gruppe. Schlussendlich lief er als Achter in 28:02,19 Minuten über die Ziellinie. Samuel Fitwi folgte knapp dahinter auf Rang neun in 28:03,92 Minuten. Filimon Abraham (28:53,54 min) wurde 19.
Die Krone im Hochsprung sicherte sich Ausnahme-Talent Yaroslava Mahuchikh (Ukraine). Mit 1,95 Meter gewann sie ihren ersten Freiluft-Titel – zuvor hatte sie bereits bei EM und WM gewonnen, allerdings nur unter dem Hallendach. Über die Silbermedaille durfte sich Maria Vuković (Montenegro; 1,95 m) freuen, Bronze ging an Angelina Topić aus Serbien (1,93 m).
Mehr deutsche Goldmedaillen als 2018 in Berlin
Einen respektablen Wettkampf absolvierte auch die Olympia-Zehnte Marie-Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart), wenngleich sie nichts mit dem Ausgang um die Medaillenentscheidungen zu tun hatte. In ihrem insgesamt vierten EM-Finale – 2018 hatte sie Bronze gewonnen – wurde sie mit 1,90 Meter Sechste.
Mit insgesamt sieben Goldmedaillen steht der Deutsche Leichtathletik-Verband zum Abschluss der Titelkämpfe an der Spitze des Medaillenspiegels und kann sich damit im Vergleich zur erfolgreichen Heim-EM 2018 nochmals verbessern: In Berlin waren es sechs Goldmedaillen gewesen.