| München 2022

EM Tag 5 | Eckhardt-Noack und Abuaku kratzen an Edelmetall, deutscher Rekord im Staffel-Vorlauf

Ganz dicht dran an Edelmetall waren am Freitag bei der EM in München aus DLV-Sicht Dreispringerin Neele Eckhardt-Noack und Langhürdler Joshua Abuaku. Mit Topleistungen und Gold begeisterten Maryna Bekh-Romanchuk, Femke Bol und Karsten Warholm. Die DLV-Sprintstaffel der Männer lief im Vorlauf deutschen Rekord.
Jan-Henner Reitze

Es waren gleich mehrere Dreispringerinnen, die am Freitagabend bei der EM in München den bisher besten Wettkampf ihrer Karriere ablieferten. Dazu gehörte auch Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen), die trotz spürbarem Gegenwind auf 14,43 Meter, 14,40 Meter und 14,39 Meter flog. Für eine Medaille fehlte die Winzigkeit von zwei Zentimetern. Und die DLV-Athletin hätte ihre starke Serie bestimmt gerne gegen einen Versuch auf 14,53 Meter getauscht, der ihr in der Quali gelungen war. So landete die Dritte der Hallen-EM diesmal auf Rang vier. Mit 14,45 Metern holte Hanna Minenko (Israel) die Bronzemedaille.

Ihr Landesrekord für Finnland und die Steigerung ihrer Bestleistung um 16 Zentimeter auf 14,64 Meter brachte Kristiina Mäkelä Silber. Unangefochten auf ihrem eigenen Level und in neue Sphären sprang die neue Europameisterin Maryna Bekh-Romanchuk. Nachdem die Ukrainerin im Weitsprung am Donnerstag im sechsten Versuch noch auf Rang vier verdrängt worden war, hätte diesmal jeder ihrer gültigen Versuche zu Gold gereicht. Mit ihrem weitesten Sprung auf 15,02 Meter knackte sie sogar erstmals die 15-Meter-Marke.

Warholm und Bol übermächtig, Abuaku und Krafzik dicht an Medaille

Über 400 Meter Hürden der Männer meldete sich Weltrekordler Karsten Warholm zurück auf dem Titelthron. Eine Verletzung hatte den Norweger zu Saisonbeginn ausgebremst. Bei der WM musste er sich mit Platz sieben zufrieden geben. Mit 47,12 Sekunden und Gold meldete sich der Olympiasieger zurück. Wilfried Happio aus Frankreich holte Silber (48,56 sec).

Dahinter warf sich ein Trio gemeinsam über die Ziellinie, mit dabei Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt). Es dauerte Minuten, bis das Zielfoto ausgewertet war: In seinem ersten großen Finale hat es für den DLV-Athleten knapp nicht zu einer Medaille gereicht, dafür aber zur Bestzeit (48,79 sec) und Rang fünf. Yasmani Copello (Türkei; 48,78 sec) stürzte ins Ziel zu Bronze und komplettierte seinen EM-Medaillensatz nach Gold 2016 und Silber 2018. Ludvy Vaillant (Frankreich) wurde zeitgleich mit Joshua Abuaku auf Platz vier gesetzt.

Bei den Frauen lief die große Favoritin Femke Bol (Niederlande) klar vorne weg. In 52,67 Sekunden war sie so schnell wie noch keine Athletin bei Europameisterschaften und machte nach Gold über 400 Meter flach das Double über die Stadionrunde perfekt. Mit der Staffel könnte noch ein Titel dazukommen.

Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) war bis zur zehnten Hürde sogar im Kampf um die Medaillenränge dabei, musste dann aber trippeln, verlor Tempo und lief in 56,02 Sekunden als Achte ins Ziel. Es war auch ihr erstes EM-Finale. Silber und Bronze ging an die Ukrainerinnen Viktoriya Tkachuk (54,30 sec) und Anna Ryzhykova (54,86 sec).

Joshua Hartmann in seinem ersten großen Finale Fünfter

Seine Einzel-Finalpremiere hatte ebenfalls Joshua Hartmann (ASV Köln) über 200 Meter. In den Kampf um Edelmetall konnte er dabei noch nicht ganz eingreifen. In 20,50 Sekunden erreichte der 23-Jährige als Fünfter das Ziel. Nach Silber über 100 Meter holte sich der Brite Zharnel Hughes (20,07 sec) doch noch einen Einzel-Titel vor seinem Landsmann Nethaneel Mitchell-Blake (20,17 sec) und Filippo Tortu (Italien; 20,27 sec).

Im 200-Meter-Finale der Frauen gewann Mujinga Kambundji (Schweiz) nach Überraschungs-Gold bei der Hallen-WM über 60 Meter auch ihr erstes EM-Gold. Dabei bezwang sie in 22,32 Sekunden Titelverteidigerin Dina Asher-Smith (Großbritannien; 22,43 sec). Bronze gewann die Dänin Ida Karstoft (22,72 sec). Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen; 23,24 sec) lief auf der Innenbahn auf Rang acht.

Fünfte Plätze auch für Hanna Klein und Karl Bebendorf

Mit einem langen Spurt und einer Schlussrunde in 60,39 Sekunden sprengte Favoritin Laura Muir (Großbritannien) das Final-Feld über 1.500 Meter und verteidigte ihren Titel in 4:01,08 Minuten erfolgreich. Am ehesten folgen konnte ihr die Irin Ciara Mageean, die sich in 4:02,56 Minuten Silber sicherte vor der Polin Sofia Ennaoui (4:03,59 min). Dahinter wurde um die weiteren Platzierungen gespurtet, Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:05,49 min) kam als Fünfte ins Ziel, Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 4:05,95 min) in ihrem ersten EM-Finale als Zehnte.

Einen starken fünften Platz belegte auch Karl Bebendorf (Dresdener SC 1898; 8:26,49 min) im Finale über 3.000 Meter Hindernis der Männer, der das Tempo der Spitze bis zur Entscheidung auf den letzten 400 Metern mitgehen konnte. Auch für ihn war es der erste internationale Endlauf. Die meisten Reserven mobilisieren konnte Topi Raitanen (8:21,80 min), der überraschend Gold nach Finnland holte und die favorisierten Italiener Ahmed Abdelwahed (8:22,35 min) und Osama Zoghlami (8:23,44 min) auf die Plätze zwei und drei verwies. Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch), der mit dem Finaleinzug überrascht hatte, ließ als 14. (8:37,51 min) mit Louis Gilavert (8:39,62 min) einen Konkurrenten hinter sich.

Mit erst 19 Jahren und einem Wurf an die 70 Meter (69,78 m) gewann Mykolas Alekna (Litauen) seinen ersten EM-Titel im Diskuswurf. Damit beginnt er früh mit einer möglichen Titelsammlung. Sein Vater Virgilijus Alekna ist als zweimaliger Olympiasieger und zweimaliger Weltmeister in die Geschichtsbücher eingegangen. Gleichzeitig kehrte der Litauer die Reihenfolge der WM um und verwies Weltmeister Kristjan Ceh (Slowenien; 68,28 m) auf Rang zwei. Mit Bronze überraschte der Brite Lawrence Okoye (67,14 m). Henrik Janssen (SC Magdeburg) konnte bei seiner Premiere auf der internationalen Final-Bühne im dritten Versuch mit 61,11 Metern noch eine ordentliche Weite erzielen und wurde Zehnter.  

Staffeln geschlossen im Finale, 4x100-Meter-Sprinter mit Rekord

In den Vorrunden überzeugten die DLV-Staffeln, die alle in die Finals einzogen. Ein Ausrufezeichen setzte dabei die Generation der jungen Sprinter über 4x100 Meter. Mit gelungenen Wechseln steigerten Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Joshua Hartmann, Owen Ansah (Hamburger SV) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) ihren deutschen Rekord aus Regensburg um zwei Hundertstel auf 37,97 Sekunden. Es war die schnellste Zeit der beiden Vorläufe.

Die Frauen über 4x100 Meter gingen bei den Wechseln kein Risiko ein und liefen in 43,33 Sekunden direkt ins Finale. Eine deutliche Steigerung gegenüber der WM in Eugene (USA) legten die DLV-Staffeln über 4x400 Meter hin. Die Frauen erreichten über ihre Zeit von 3:27,92 Minuten den Endlauf, die Männer sicherten sich als Dritte ihres Vorlaufs in 3:01,80 Minuten das Finalticket.

Im 800-Meter-Endlauf steht Christina Hering (LG Stadtwerke München; 2:00,86 min), die EM-Dritte im Hochsprung Marie-Laurence Jungfleisch (VfL Stuttgart; 1,87 m) überstand die Qualifikation. Im Speerwurf sind Julian Weber (USC Mainz; 80,99 m) und Andreas Hofmann (MTG Mannheim; 77,29 m) unter den besten Zwölf.

EM 2022 München

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