50 Jahre nach den Olympischen Spielen, 20 Jahre nach den letzten Europameisterschaften ist das Olympiastadion von München wieder die ganz große Bühne für die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten Europas. Wir fassen für Sie zusammen, wie sich die DLV-Asse bei der EM im eigenen Land in den Vorrunden präsentiert haben.
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FRAUEN
Weitsprung | Qualifikation
Malaika Mihambo überzeugt, auch Merle Homeier im Finale dabei
Erst vor wenigen Tagen hatte sie sich endgültig dazu entschlossen, bei der Heim-EM an den Start zu gehen. Grund für die lange Unsicherheit war eine kürzlich zugezogene Corona-Infektion, die befürchten ließ, dass Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) in diesen Tagen nicht an ihr Leistungs-Optimum kommen könnte. Doch in der Qualifikation zeigte sich, dass diese Sorgen unbegründet sind. Nach einem ungültigen Sprung im ersten Versuch, flog die Weltmeisterin auf 6,99 Meter und machte damit beeindruckend klar, dass mit ihr zu rechnen ist. Entsprechend erleichtert feierte das Publikum die Tokio-Olympiasiegerin.
Mit ihrem ersten Versuch setzte Merle Homeier (LG Göttingen) ihre Tagesbestweite in den Sand. Mit 6,49 Metern musste sie zwar lange Zeit zittern, doch nach Abschluss aller Sprünge durfte sich die 22-Jährige mit dem letzten kleinen q ebenfalls über das Finale am Donnerstag freuen.
Auch Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe) durfte bis zum Schluss auf die Finalteilnahme hoffen, doch es sollte ganz knapp nicht reichen. Nach zwei ungültigen Sprüngen setzte sich Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine) mit ihrem letzten Versuch und 6,87 Metern auf Platz zwei ihrer Gruppe und verdrängte die Deutsche damit vom letzten für die Finalteilnahme berechtigten Platz. Zuvor hatte sich die Karlsruherin teuer verkauft und 6,46 Meter mit ihrem besten Sprung erreicht.
Auch Maryse Luzolo (Königsteiner LV) bleibt im Finale nur die Zuschauerrolle. Nach ihren 6,28 Metern im ersten Sprung konnte sie keine Verbesserung mehr erzielen.
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Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,99 m):
„Ich habe im Training gemerkt, dass es recht gut läuft. Von daher hatte ich viel Selbstvertrauen, dass ich es schaffen kann. Natürlich ist es nochmal was anderes – am Tag zuvor war man unsicherer als sonst. Aber im Training war alles da, ich war schnellkräftig, deswegen habe ich mir gesagt, dass ich an mich glauben werde und das Beste daraus machen möchte. Dadurch bin ich ohne Angst in den Wettkampf gegangen. Das Niveau von Eugene ist noch da, das stimmt mich sehr zuversichtlich."
Merle Homeier (LG Göttingen; 6,49 m):
„Ich bin mega happy. Es war schwierig. Der erste Sprung war gut, aber die ersten Schritte habe ich etwas versemmelt. Die anderen Versuche waren dann leider drüber, es war mit den Winden nicht ganz einfach. Deswegen bin ich einfach froh, dass es so knapp noch geklappt hat. Ich habe keine Erwartungen an das Finale, bin einfach voller Vorfreude."
Maryse Luzolo (Königsteiner LV; 6,28 m):
„Ich hatte gehofft, dass der Fuß doch etwas fitter ist. Aber mir hat wohl noch ein bisschen an Training gefehlt. Ich habe mir vorgenommen ins Finale zu kommen. Ich habe die Saison mit PB von 6,71 Metern begonnen, dann kam die Verletzung, aber meine Ziele hatten sich dadurch nicht veändert. Aber es hat leider nicht geklappt, ich wäre so gerne noch einmal hier vor dieser Kulisse gesprungen. Aber so ist es leider."
Mikaelle Assani (LG Region Karlsruhe; 6,46 m):
„Es ist schon schade. Ich weiß, dass ich mehr kann. Aber ich freue mich über die Erfahrung. Ich fand meine Sprünge nicht schlecht, aber ich habe das Problem, dass ich das Brett nie ganz treffe, immer nur ankratze. Aber ich bin hier, damit es in Zukunft besser wird. Ich hatte gehofft und wollte bis zum Schluss positiv bleiben. Am Ende hat es nicht gereicht, aber Maryna ist auch eine sehr starke Springerin, da habe ich mir gedacht, dass sie es nach zwei Ungültigen schon noch schaffen wird."
1.500 Meter | Vorlauf
Zwei DLV-Läuferinnen im Finale
Aufgabe perfekt gelöst: Ihr erklärtes Ziel war es, gemeinsam bei der Heim-EM ins Finale einzuziehen, und diesen Traum erfüllten sich Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und die Münchenerin Katharina Trost am Dienstagvormittag mit einer souveränen Vorstellung.
Im ersten Vorlauf schwamm Katharina Trost gut mit, hielt sich aus allen Hakeleien raus und leistete auf der Zielgerade Maßarbeit: Platz vier in 4:07,20 Minuten bedeuteten das große „Q“ und damit die sichere Qualifikation für den Endlauf. Die Deutsche Meisterin Hanna Klein zog im zweiten Rennen nach, das jedoch deutlich schneller gestaltet wurde. Hanna Klein lief taktisch ähnlich klug wie Katharina Trost, hielt sich die ganze Zeit vorne im Feld auf und konnte so geschickt reagieren, als das Tempo an der Spitze anzog. In 4:03,46 Minuten packte die 29-Jährige eine Saisonbestleistung aus.
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Katharina Trost (LG Stadtwerke München; 4:07,20 min):
„Wahnsinn, es ist so schön, jetzt im Finale zu stehen. Ich hatte nicht erwartet, dass es locker wird, aber war dann doch überrascht, wie anstrengend es war. Es war am Anfang halt nicht so schnell, aber hinten raus wurde es dann heftig – es richtiges Meisterschaftsrennen halt. Es kommt mir entgegen, dass ich jetzt drei Tage Pause habe. Im Final ist dann am Freitag alles möglich. Ich freue mich so sehr darauf.“
Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen; 4:03,46 min):
„Es war eins der besten Rennen, die ich je gemacht habe. Ich bin unglaublich glücklich, dass ich jetzt im Finale stehe. Ich habe mich direkt vorne einsortiert, wollte mich nicht einkeilen lassen. Ich habe gespürt, es ist ein guter Zug im Rennen, dadurch konnte ich frei laufen. Als ich gemerkt habe, ich bin vorne mit dabei, konnte ich rausnehmen. Im Finale wird es ein Pokerspiel. Die europäische Spitze ist so eng beisammen, da ist alles möglich. Ich freue mich sehr auf das Finale.“
Hammerwurf | Qualifikation
Samantha Borutta erwischt einen schlechten Tag
72,50 Meter waren für den direkten Finaleinzug im Hammerwurf gefordert. So weit hat Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) in ihrer Karriere noch nicht geworfen. Mehr als die 67,40 Meter, die für die 22-Jährige gemessen wurden, hätte sie sich aber bei ihrer ersten EM doch gewünscht. Nach dem Auftakt mit 65,51 Metern flog der Hammer im zweiten Versuch auf die Tagesbestweite. Im dritten Durchgang konnte die Deutsche Meisterin mit 66,47 Metern nicht mehr zulegen. Platz zehn bedeutete bereits nach Gruppe A, dass der Traum vom Finale bei der Heim-EM in weite Ferne gerückt war. Denn in Gruppe B hätten lediglich zwei Athletinnen weiter werfen dürfen als die Frankfurterin.
Am Ende sollte es für Borutta nur um 28 Zentimeter nicht reichen: Die Werferinnen in Gruppe B taten sich schwer, einzig Bianca Florentina Ghelber (Rumänien; 71,27 m) übertraf die 70-Meter-Marke. Gesamtbeste der Qualifikation war Hanna Skydan aus Aserbaidschan mit 74,57 Metern. Mitfavoritin Malwina Kopron aus Polen leistete sich drei ungültige Versuche.
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Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt; 67,40 m)
„Ich bin schon extrem enttäuscht. Ich habe auch eigentlich gar keine Erklärung, warum es nicht geklappt hat. Die 70 Meter waren eigentlich drin. Der Körper hat es heute irgendwie nicht gewollt. Das Gefühl vor dem Wettkampf war eigentlich richtig gut, ich habe mich auch gefreut, in dem Stadion werfen zu dürfen. Die Atmosphäre war super, so was kommt nicht öfter, das muss man einfach mitnehmen.“
400 Meter | Halbfinale
EM-Finale ohne DLV-Athletinnen
Für Corinna Schwab und Alica Schmidt ist im Halbfinale der Europameisterschaften Endstation. Die Chemnitzerin Corinna Schwab, die aufgrund ihrer Vorleistungen erst im Halbfinale antreten musste, hatte eine kleine Chance auf das Finale und diese wollte sie nutzen. Flott ging die 23-Jährige das Rennen an, doch als sie auf die Zielgerade bog, verließen sie die Kräfte. In 52,70 Sekunden trudelte sie ins Ziel.
Alica Schmidt (SCC Berlin) erwischte bei ihrer ersten EM ein richtig hartes Halbfinale. Unter anderem bekam sie es hier mit der Olympia-Dritten über 400 Meter Hürden Femke Bol (Niederlande) zu tun, die auch ohne Hürden eine Erscheinung ist. Während die junge Niederländerin fast spielerisch über die Runde flog (50,60 sec), kam die 22-jährige Berlinerin hier an ihre Grenzen. Den Vorlauf vom Montag noch in den Beinen spürend, kam sie nach 53,12 Sekunden ins Ziel, jedoch war der Einzug ins Halbfinale für WM-Teilnehmerin ein toller Erfolg gewesen.
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Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz; 52,70 sec):
„Ich wusste, es wird schwer, ins Finale zu kommen. Aber es gab diese eine kleine Chance und ich habe gesagt, ich versuche es. Es ging bis 300 Meter auch ganz gut, aber dann war es, als hätte mir jemand den Stecker gezogen. Ich habe da keine Erklärung für. Die Trainingsleistungen haben gestimmt, aber es hier auf die Bahn zu bringen, ist noch etwas anders. Das Publikum ist Wahnsinn. Das soll aber keine Ausrede sein. Ich habe noch keine Erklärung. Es ist schwer zu beschreiben.“
Alica Schmidt (SCC Berlin; 53,12 sec):
„Es war schwierig. Ich habe mich nicht ganz so gut gefühlt wie gestern, habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich war noch so voller Adrenalin vom späten Rennen gestern. Ich habe dennoch versucht, das Beste daraus zu machen. Hinten raus haben mir aber die Kräfte gefehlt. Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung, ich bin so happy, dass ich hier im Halbfinale stand. Daraus nehme ich viel mit für die nächsten Jahre. Meine Liebsten waren hier im Stadion, oder haben zu Hause vor dem Fernseher mitgefiebert. Die Unterstützung ist toll, alleine wenn man ins Stadion geht und die Leute rufen meinen Namen, das ist schon ungewöhnlich in der Leichtathletik. Jetzt steht noch die Staffel am Freitag an.“
100 Meter | Halbfinale
Gina Lückenkemper steht mit großem Q im Finale
Das Halbfinale der Frauen über 100 Meter hatte mit einem Fehlstart begonnen. Davon irritieren ließ sich die Deutsche Meisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) jedoch nicht. In 11,11 Sekunden, der drittschnellsten Zeit unter den acht qualifizierten Finalteilnehmerinnen, sprintete sie souverän ins Finale und sicherte sich als Zweite ihres Laufes das große Q. Kann sie ihre Leistung in diesem noch einmal bestätigen oder gar steigern, ist eine Medaille nicht außer Reichweite. Die Unterstützung des beinahe ausverkauften Münchner Olympiastadions hat sie definitiv auf ihrer Seite.
Für ihre Teamkolleginnen Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) und Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01) reichte es am Dienstagabend hingegen nicht für den Einzug in das Finale. In 11,52 Sekunden und 11,55 Sekunden blieben beide Athletinnen hinter ihren Leistungen aus dem Vorlauf zurück und kamen am Ende auf Rang 18 und 21.
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Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01; 11,55 sec):
„Ich hatte schon daran geglaubt, ins Finale zu kommen. Ich denke, das sollte man auch tun, wenn man im Halbfinale steht. Da hat jeder irgendwie die Chance. Für mich hat es jetzt nicht gereicht, da waren einfach zu viele technische Fehler im Rennen. Ich war von vornherein nicht so gut dabei und dann habe ich mich aufgerichtet und was danach passiert ist, das kann ich noch gar nicht beschreiben. Da muss ich mit meinem Trainer erst einmal drüber sprechen, um das zu korrigieren. Es ist schon enttäuschend jetzt. Aber mit Blick auf die Saison mit zwei Verletzungen – jetzt neulich und zum Ende der Hallensaison – ist das wahrscheinlich das, was ich aktuell kann. Mir fehlt noch die Routine auf hohem Niveau. Ich habe bisher erst drei Wettkämpfe gemacht im Einzel über 100 Meter. Und im Training mussten wir auch so einiges zurückstecken und es war immer ein Ausprobieren. Schade ist auch, dass mein Trainer Thomas Prange nicht mit hier ist, weil er keine Akkreditierung bekommen hat. Das ist ein Punkt, der schwierig ist, hier ganz alleine zu stehen und sich warm zu machen. Ich denke, es wäre mehr drin gewesen, auch mit kleinen Defiziten. Ich wollte den Moment nutzen und über mich hinauswachsen. Aber irgendwie ist mein Körper da nicht so mitgegangen, wie ich das wollte und wie es auf dem Aufwärmplatz war. Aber man sollte immer etwas Positives mitnehmen. Und ich weiß, was im Background ist und was in mir steckt. “
Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,52 sec):
„Ich habe es total genossen, hier im Stadion zu stehen. Gerne wäre ich schneller gerannt. Ich bin enttäuscht und traurig. Ich weiß, dass ich schneller rennen kann. Es ging heute nicht, ich weiß nicht warum. Es ist schade, aber das gehört auch dazu. Daraus muss man lernen. Auch wenn es natürlich bitter ist, wenn man im Halbfinale steht und weiß, dass man es definitiv in den Beinen hat, ins Finale zu kommen – was auch nicht selbstverständlich ist. Bei dem Fehlstart war ich kurz ein bisschen irritiert, weil ich mir sicher war, dass ich gezuckt habe. Da hatte ich dann zu viel Gedankenchaos. Das hatte ich schon ein paar Mal so gehabt. Für die Staffel gibt uns die WM-Medaille viel Selbstvertrauen. Wir haben dort auf internationalem Niveau ein unglaublich tolles Rennen abgeliefert. Ich glaube, dass wir sehr sicher sind und noch einmal alle über uns hinauswachsen können.“
MÄNNER
110 Meter Hürden | Vorlauf
Gregor Traber mit Direktticket ins Halbfinale
Im Ziel schnellte die Faust in die Höhe: Gregor Traber hat sich als Sieger seines Vorlaufs das direkte Ticket für die nächste Runde bei seiner zweiten Heim-EM gesichert. In 13,69 Sekunden kam der 29-Jährige, der in Leipzig trainiert, aber für LAV Stadtwerke Tübingen startet, auf der Innenbahn mit wunderschöner Technik ganz nah ran an seine Saisonbestzeit. Eine Leistung, die ein kleiner Befreiungsschlag für Gregor Traber bedeutet, lief diese Saison doch bislang alles andere als rund. So wurde er bei den Deutschen Meisterschaften etwa nach einem Fehlstart disqualifiziert. Ein Fehler, der ihm in München nicht passieren wird.
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Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 13,69 sec):
„Es ist jetzt einiges abgefallen an Belastung. Die Zeit ist nicht der Oberwahnsinn, ist im Bereich meiner Saisonbestzeit, aber natürlich deutlich über Bestzeit. Aber man kann nur das erwarten, was man bisher geleistet hat, ich erwarte da keine Wunder. Ein bisschen ist noch drin, das glaube ich schon. Ich gehe jetzt in die Analyse mit meinem Trainer und schaue, wo ich die Zeit liegen gelassen habe. Wenn ich vorne schon mehr Schwung ins Rennen reinbekomme, geht es auch noch schneller. Es ging mir hier auch ums Genießen und ich will den Leuten auch zeigen, wie schön der Hürdensprint ist. Es geht bei einer Heim-EM auch darum, dass wir deutschen Hürdensprinter und Hürdensprinterinnen Präsenz zeigen. Es soll ja auch die nächsten Jahre noch etwas nachkommen.“
3.000 Meter Hindernis | Vorlauf
Bebendorf und Buchholz ziehen ins Finale ein
Es war eine Demonstration der Stärke: Karl Bebendorf spielte im Vorlauf über die Hindernisse seine ganze Erfahrung aus. Der Dresdener, der vor dem Rennen mit sich gehadert hatte, ob er in der Vorbereitung nicht zu viele Körner gelassen hatte, teile sich die 3.000 Meter klug ein. Nachdem er die Spitzengruppe erst hatte ziehen lassen, sammelte er auf den letzten 500 Metern Läufer um Läufer ein. Getragen vom stimmungsvollen Publikum und seinen eigenen körperlichen Fähigkeit. 8:31,67 Minuten bedeuteten Platz zwei in seinem Vorlauf und damit die direkte Qualifikation für den Endlauf.
Ein Kunststück, das Frederik Ruppert (SC Myhl LA) ihm im zweiten Rennen zu gerne nachgemacht hätte. Ganz ähnlich wie in Eugene ging der ehemalige U23-Europameister stark an, zog das Feld die ersten 1.000 Meter hinter sich her. Doch ganz ähnlich wie in Eugene zahlte er dafür einen hohen Preis, denn während das Feld nachsetzte, gingen ihm die Kräfte aus. Geschwächt von einer Erkrankung, die ihn nach der WM zehn Tage lang außer Gefecht gesetzt hatte, kam er in 9:01,93 Minuten ins Ziel – zu wenig für die nächste Runde. Für die positive Überraschung sorgte dagegen EM-Neuling Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch). Bei seiner ersten großen Meisterschaften überhaupt teilt er sich das Rennen gut ein. Der verdiente Lohn: 8:33,89 Minuten und der Einzug ins Finale über die Zeitregelung.
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Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch; 8:33,89 min):
„Für mich hätte es nicht besser laufen können. Mir kam es entgegen, dass es vorne schnell war, so hatte ich Platz an den Hindernissen, das ist mir immer wichtig. Ich habe mich gut gefühlt und konnte auf den letzten Runden Leute einsammeln, das war sehr motivierend.“
Frederik Ruppert (SC Myhl LA; 9:01,93 min):
„Die WM war schon nicht berauschend, danach war ich zehn Tage lang krank. Ich selber war zwar negativ, meine Freundin, die mit in den USA war, war aber positiv. Ich konnte zehn Tage lang nicht trainieren und die EM entsprechend gar nicht vorbereiten. Da fehlte mir heute einfach die Grundlage. Ich habe es versucht, wollte dennoch mit Selbstvertrauen an das Rennen dran gehen und bin deshalb vorne mit angegangen, es hat sich ja sonst auch keiner angeboten für das Tempo. Ich habe daraus gelernt, diese Erfahrungen werden mir im kommenden Jahr helfen.“
Karl Bebendorf (Dresdener SC; 8:31,67 min):
„Es war mega. Ich bin so zufrieden und auch überrascht, wie leicht ich vorbeimarschieren konnte. Es ist mein Stil, einfach erstmal mitzuschwimmen und dann auf den letzten Runden Gas zu geben. Ich kann gut im Feld mitschwimmen, das habe ich mir antrainiert und spare mir damit Kraft. Ich konzentriere mich jetzt auf meine gute Regeneration, dass ich wieder Kraft tanke und am Freitag ein gutes Rennen abliefern kann.“
400 Meter | Halbfinale
Für Patrick Schneider reicht es nicht
Er warf alles rein in dieses Rennen, aber es reichte nicht ganz: Der Wattenscheider Patrick Schneider stand als einziger DLV-Starter über die 400 Meter im Halbfinale dieser EM und wollte diese Chance bestmöglich nutzen. Der Deutsche Meister startete trotz Ermahnung im ersten Startversuch selbstbewusst und konnte diesen Schwung auf den ersten 200 Metern gut mitnehmen. Doch dann wurde es schwer. Vor ihm tobten der Niederländer Liemarvin Bonevacia und der Belgier Dylan Borlée die Zielgerade herunter und Patrick Schneider versuchte alles, um den Anschluss zu halten. Unter dem Tosen des Publikums warf er sich als Vierter ins Ziel. 45,92 Sekunden – solide, aber nicht ausreichend für das Finale. Es bleibt ihm noch die Chance mit der Staffel.
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Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01; 45,92 sec):
„Ich bin zu verhalten angegangen, dann kamen die anderen von hinten schon schnell auf. Da habe ich angefangen nachzudenken. Wenn ich da vorne mit dabei gewesen wäre, hätte ich ganz anders reagieren können. Die anderen haben einfach viel drauf, da wird jeder Fehler bestraft. Es ist schade, dass ich nicht zeigen konnte, was ich drauf habe.“
Hochsprung | Qualifikation
Dreifache Freude bei deutschen Hochspringern
Zu Beginn der Abendsession zeigte sich das Olympiastadion sehr gut gefüllt – die drei deutschen Hochspringer nutzten diesen Heim-Vorteil perfekt aus. Sowohl Titelverteidiger Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen), Tobias Potye (LG Stadtwerke München) als auch Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) zogen ins Finale ein. Alle drei hatten zudem gemeinsam, dass sie die 2,21 Meter im ersten Sprung meisterten. Mit dieser Höhe waren bereits alle zwölf Finalisten gefunden. Die Finalrunde findet am Donnerstagabend statt.
Während Jonas Wagner auf dem Weg zur Tagesbesthöhe einen und Mateusz Przybylko zwei Fehlversuche hatte, konnte der Münchener Tobias Potye bei seinem doppelten Heimspiel eine vollkommen reine Weste behalten.
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Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,21 m):
„Die zwei Fehlversuche waren total unnötig, weil ich weiß, dass ich das draufhabe. Ich habe mir dann gesagt, dass das kein Thema für mich ist und dass ich das auch nachts um drei Uhr springen könnte. Dann ging es. Wir werden sehen, was jetzt im Finale passiert. Tobias und Jonas sind gut drauf, Marco Tamberi ist gut drauf. Wir können alle über uns hinauswachsen. Auch ich kann das. Ich bin da, um um den Titel zu kämpfen, das ist mein Ziel.“
Jonas Wagner (Dresdner SC 1898; 2,21 m):
„Es war cool. Man geht mit einem ganz anderen Gefühl in so einen Wettkampf, wenn das Stadion nach so langer Zeit wieder so voll ist. Aber man muss damit auch erstmal von der Aufregung her klarkommen. Es war für mich ja auch die erste Europameisterschaft bei den Männern draußen. Es gibt einem Feuer und ist schön, wenn die Leute so hinter einem stehen. Im Finale möchte ich technisch nochmal das Gleiche machen, dann kommt die Höhe und die Platzierung automatisch."
Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,21 m):
„Ich habe die Zuschauer angenommen. Es hat Spaß gemacht, ich hatte richtig Bock darauf."
100 Meter | Halbfinale
DLV-Sprinter verpassen Finale
Die drei DLV-Sprinter verpassen den Einzug ins Finale über 100 Meter. Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) war mit 10,19 Sekunden im ersten Vorlauf der Schnellste des DLV-Trios und durfte auch für ein Rennen Platz auf einem der zwei Hotseats nehmen, die den Einzug über die Zeit ins Finale bedeuten. Doch auch über die Zeit sollte es schlussendlich nicht reichen. Im zweiten Vorlauf erwischte der Deutsche Meister Owen Ansah (Hamburger SV) einen guten Start, doch als das Feld um den Briten Reece Prescod (10,10 sec) und Staffel-Europameister Chituru Ali (Italien; 10,12 sec) heranrauschte, bekam er Probleme, wurde fest. 10,20 Sekunden reichten leider nicht für den Einzug in die finale Runde.
Im dritten Vorlauf fand sich dann der WM-Teilnehmer Julian Wagner (LC TopTeam Thüringen) wieder – direkt neben Olympiasieger Marcell Jacobs (Italien). Als dieser pfeilschnell aus den Blöcken schoss, versuchte der Deutsche Vizemeister sein eigenes Rennen zu machen, wurde im zweiten Drittel aber fest und kam nicht unter 10,21 Sekunden, während der Italiener in 10,00 Sekunden und der schnellsten Halbfinalzeit ins Ziel flog. Allen deutschen Sprintern bleibt noch die Chance in der 4x100-Meter-Staffel.
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Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV; 10,19 sec):
„Ist ärgerlich. Mein Ziel war das Finale, jetzt fehlen zwei Hundertstelsekunden. Auf dem Hotseat habe ich noch gehofft, ich wusste, dass es schwer wird. Jetzt konzentriere ich mich auf die Staffel, da wollen wir ins Finale und den Deutschen Rekord angreifen. Das ist das Ziel.“
Owen Ansah (Hamburger SV; 10,20 sec):
„Der Fehlstart hat mich abgelenkt. Es war alles neu, alles frisch für mich. Ich hoffe, dass ich über 200 Meter meine Stärke auspacken kann. Die Fehlstarts haben mich Nerven gekostet. Über 200 Meter möchte ich eine Runde weiterkommen.“
Julian Wagner (LC TopTeam Thüringen; 10,21 sec):
„In meinem Lauf hat mir eine Hundertstel gefehlt, das ist blöd. Ich konnte das Finale in meinem Lauf sehen. Aber wir haben einen guten Job gemacht und jetzt konzentrieren wir uns auf die Staffel. Meine Eltern, Freunde, Familie sind da, das ist ein tolles Gefühl. Ich habe hier jeden Moment aufgesaugt. So eine Heim-EM ist etwas ganz Besonderes.“