Die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2022 in Eugene, Oregon (USA) sind gestartet! Wie die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden abgeschnitten haben und wie sie ihre Leistungen einschätzen, lesen Sie hier.
WM 2022 Eugene
FRAUEN
1.500 METER | Vorlauf
DLV-Ergebnis:
Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen): 4:05,13 min | 5. Platz VL 2 (Q)
Katharina Trost (LG Stadtwerke München): 4:03,53 min PB | 5. Platz VL 3 (Q)
Stimme zum Wettbewerb:
Katharina Trost:
Ich wollte ehrlich gesagt heute die ganze Zeit vorne laufen, aber es waren 14 Mädels, da ist das schwer. Ich sollte auch innen laufen, damit ich möglichst wenig Körner verliere, das habe ich auch gemacht, aber dadurch haben mich einige von außen überholt. Dann dachte ich kurz: Oh, es wird schnell, und die vorne sind weg. Aber es ging dann doch ganz gut. Ich liebäugele immer mit der letzten Runde, weil ich weiß, dass ich da noch ganz gut drücken kann. Nur dachte ich nicht, dass es so schnell wird. Ich habe gar nicht auf die Uhr geschaut. Aber die Zielgerade war schon ziemlich hart und ich bin ziemlich fertig – die Treppe da hinten war der Horror! Für das Halbfinale haben wir keine Taktik, für mich ist hier jedes Rennen ein Finale. Bei einer Meisterschaft bin ich noch nie die 1.500 Meter gerannt, und ich bin hier auch nicht unbedingt als die Schnellste angereist. Bisher war ich nach meinen Halbfinals immer unzufrieden, deswegen wäre es gut, wenn es mal besser ausgeht.
Hanna Klein:
Es war ein super enges Feld, es ging schnell los und wurde dann ein bisschen langsamer. Ich habe versucht, Ruhe zu bewahren, ich wusste, dass ich nur bereit sein muss, um im richtigen Moment mit anzuziehen. Mir sind auch immer wieder Leute in die Bahn gerannt, die ich nicht so gut gebraucht habe in dem Moment (lacht), aber auf den letzten 300 Metern konnte ich mich wieder ein bisschen freilaufen, und auf den letzten 120 war ich genau da, wo ich sein will, und wieder bei meiner Stärke. Ich hoffe, dass ich das morgen noch mal genauso ausspielen kann. Ich weiß nicht, in welches Halbfinale ich jetzt komme – erstmal Runterkommen und Regeneration. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr schnelle Halbfinals werden, da muss ich wieder bereit sein, das Tempo anzunehmen und hintenraus noch mal alles reinzustecken, was ich habe. Aber jetzt bin ich erstmal super, super happy, dass ich das vom letzten Jahr [Vorlauf-Aus in Tokio] abhaken konnte und im Halbfinale stehe!
KUGELSTOSSEN | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge): 18,57 m | 13. Platz
Julia Ritter (TV Wattenscheid 01): 18,22 m | 15. Platz
Stimmen zum Wettbewerb:
Katharina Maisch:
Ich habe versucht cool zu bleiben und habe im dritten Versuch auch noch mal Nerven bewiesen. Am Ende hat es nicht gereicht, um einen Zentimeter. Es ist böse, da als 13. auszuscheiden. Aber jetzt werden die Karten neu gemischt und in München wird neu angegriffen! Ich habe in diesem Jahr ziemlich konstant gestoßen, natürlich hätte ich mir noch einen Ausrutscher nach oben gewünscht, wie im Training. Aber da ist noch Potenzial. Wir fliegen am Montag nach Hause und fahren dann am 1. August ins Trainingslager nach Latsch, mit Sara zusammen [Sara Gambetta, die krankheitsbedingt nicht starten konnte] – schöne Grüße an Sara! Und dann bereiten wir uns auf München vor.
Julia Ritter:
Ich habe mir schon ein bisschen mehr vorgestellt. Ich wusste, dass man eine 18,60 Meter stoßen muss um weiterzukommen. Ich wollte im Ersten einen richtig raushauen, da habe ich auch gut gestoßen, die anderen zwei waren dann Müll, die waren verschenkt. Aber für meine erste WM – ich bin 15. auf der Welt... Da ist ein lachendes und ein weinendes Auge. Heute Abend wird wahrscheinlich noch mal hart. Eine Jugend-WM ist was ganz Anderes, das kann man gar nicht vergleichen, hier ist alles ganz groß aufgezogen, aber ich habe es voll genossen. Ich bin so froh hier zu sein! Und ein Stück zufrieden und ein Stück enttäuscht.
HAMMERWURF | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt): 67,47 m | Gruppe A | Platz 12
Stimme zum Wettbewerb:
Samantha Borutta:
Ich habe schon mit meinem Trainer darüber gesprochen, was heute nicht ganz so rund lief. Ich muss ein bisschen mehr von hinten den Hammer holen, mehr Gas geben und mehr mit der Hüfte arbeiten. Die Saison geht weiter, ich nehme jetzt die Erfahrung mit, dass ich in so einer Situation performen muss. Ich werde im Training weiter alles geben, um dann bei der EM das abrufen zu können, was ich eigentlich kann.
STABHOCHSPRUNG | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Jacqueline Otchere (MTG Mannheim): 4,50 m | Platz 1 (q)
Stimme zum Wettbewerb:
Jacqueline Otchere:
Ich war heute richtig gut drauf, ich bin harte Stäbe gesprungen, die Anlage ist top, das Publikum war toll – es hätte heute noch höher gehen können! Letzte Woche war ich noch in Berchtesgaden, dort habe ich seit Ende 2020 eine Wohnung und lebe auch dort. Da wollte mich auf die weiteren Wettkämpfe in Deutschland vorbereiten. Dann habe ich den Anruf bekommen, dass ich doch fliegen darf. Das war ein Wechselbad der Gefühle: Erst war ich geschockt, dann habe ich mich gefreut. Dann dachte ich: Oh Gott, wie sieht jetzt die Planung aus, was ist mit den Flügen? Das war heute der größte Erfolg in meiner Karriere.
MÄNNER
100 METER | Vorlauf
DLV-Ergebnis:
Julian Wagner (LC Top Team Thüringen): 10,21 sec | 5. Platz VL 4
Stimme zum Wettbewerb:
Julian Wagner:
Ich finde, das war ganz solide, auch wenn ich mir ein bisschen mehr vorgenommen hatte. Ich habe versucht, mich hier auf mich zu fokussieren und nichts Besonderes zu machen, nicht zu schauen, was links und rechts neben mir ist. Mit der Staffel haben wir hier sechs Leute, die auf sehr hohem Niveau ist, da können wir schon einiges erreichen, daher liegt darauf eher der Fokus auf dem Einzelstart. Wir haben uns auf jeden Fall das Finale vorgenommen. Und dann mal schauen, ob wir die Top Fünf schaffen und das Ergebnis von Tokio bestätigen.
3.000 METER HINDERNIS | Vorlauf
DLV-Ergebnis:
Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898): 8:25,73 min SB | 8. Platz VL 3
Frederik Ruppert (SC Myhl LA): 8:45,55 min | 12. Platz VL 1
Stimme zum Wettbewerb:
Karl Bebendorf:
Ich bin mega zufrieden zu sehen, dass es weiter vorangeht. In so einem Meisterschaftsrennen zu laufen ist um Welten schwerer, als wenn man nur einem Pacemaker hinterher läuft. Das zeigt mir, dass ich langsam die Routine und Erfahrung habe. Auch was den Rennverlauf betrifft, bin ich sehr glücklich über meinen Fortschritt. Ich konnte am entscheidenden Punkt, als es auf den letzten Kilometer ging, pushen und bin einfach mal mitgegangen. Noch vor einem Jahr hätte ich mich gehenlassen oder gesagt: Meine Zeit ist vorbei. Hier habe ich es umgesetzt mit der Spitze zu laufen. Auf der letzten Runde musste ich dann Tribut zollen, aber zu dem schwierigen Zeitpunkt, wo die Schwäche einsetzt, mitzulaufen, war mein größter Erfolg hier. Obwohl die Nominierung spontan war, bin ich trotzdem fit gewesen, hier mein Bestes zu zeigen. Und das war auch bei Weitem meine beste internationale Zeit. Ich glaube, damit kann ich mich auf jeden Fall mit gutem Gewissen in München an den Start stellen.
Frederik Ruppert:
Das Rennen war schon so, wie ich es mir gewünscht habe. Aber ich konnte einfach nicht dranbleiben. Ich habe es versucht, aber es ging nicht. Es war für mich eine riesen Erfahrung, weil das Rennen auf einer ganz anderen Ebene war, mit 13 Jungs, die wirklich rennen können, und das Feld war so eng zusammen, dass man quasi nie freie Sicht auf die Balken hatte. Am Anfang hatte ich auch viel damit zu kämpfen, dass ich hinten mal einen Tritt in den Fuß bekommen habe, was ich noch nicht kannte. Das Ergebnis hatte ich mir anders vorgestellt. Vielleicht kann ich mich in München schon ein bisschen besser darauf einstellen. Ich möchte auf keinen Fall sagen, dass ich in dem Rennverlauf eine 8:16 gelaufen wäre, aber grundsätzlich sind das Zeiten, die ich auch rennen kann. Vom Leistungsvermögen her hätte ich weiter vorne mitlaufen können, und es ärgert mich ein bisschen, weil ich nicht weiß, woran es gelegen hat.
HOCHSPRUNG | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen): 2,25 m | Platz 12
Tobias Potye (LG Stadtwerke München): 2,21 m | Platz 19
Stimmen zum Wettbewerb:
Mateusz Przybylko:
Ich bin so froh! Ich habe viel mehr drauf, ich weiß auch nicht, was bei 2,28 Metern los war. Ich hatte heute einfach nicht meine Scheuklappen auf. Ich habe links und rechts geschaut und war ganz unruhig. Bis 2,25 Meter ging es noch, aber danach war ich so: Jetzt musst du drüber, jetzt musst du drüber, jetzt musst du drüber! Ich war zu hektisch. Ich habe aber auf jeden Fall ein Pfund drauf. Die letzten Schritte waren am Anfang einfach noch nicht so schnell und dynamisch wie bei den Deutschen. Der 2,25er war dann okay und ich habe gemerkt: Jetzt kommt es wieder. Dann kam die Geschwindigkeit und ich war zu dicht. Aber im Finale ist noch mehr drin. Definitiv. Da bin ich mir ganz, ganz sicher. Manchmal muss man auch Glück haben. Heute war mein Tag, mein Glückstag. Ich freue mich, dass ich ins Finale gekommen bin, und ich jetzt möchte ich noch mal springen und das genießen!
Tobias Potye:
Die ersten zwei gültigen Versuche waren eher Glückssprünge. Ich habe heute nicht einen getroffen. Das ist dann bitter, wenn man sich da reingrooven muss und das Höhen sind, die man nicht so leicht überqueren kann. Irgendwie treffe ich mich vorne nicht. Da sind mein Trainer Sebastian Kneifel und ich in der Situation nicht vorwärtsgekommen. Ein verhexter Tag. Es hat sich angefühlt, als wäre ich einfach total erschöpft. Wir sind seit dem dritten Juli in den USA, das hat sich echt gezogen. Vor der EM muss ich vielleicht noch mal einen Wettkampf einschieben, um den Zugang zu finden. Die Spannung, die ich in Berlin an den Tag gelegt habe, ist irgendwie futsch. Ich war immer zu weit weg, ich hatte das Gefühl, dass ich nicht ins Springen komme, weil ich mehr Speed brauche, um den weiten Abstand zu springen.
KUGELSTOSSEN | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Simon Bayer (VfL Sindelfingen): 19,71 m | Platz 23
Stimme zum Wettbewerb:
Simon Bayer:
Ich habe lange gebraucht, um in den Wettkampf reinzufinden, und hätte einfach noch drei Versuche gebraucht. Wir hatten uns ja im Training eigentlich auf die EM vorbereitet und jetzt spontan umgeswitcht. Ich wusste einfach nicht, wie mein Körper heute funktioniert. Wenn ich noch ein paar Versuche mehr gehabt hätte, hätte es vielleicht gereicht. Denn ich habe im Training gesehen, dass ich es kann. Die Erfahrung hier kann ich jetzt gut für München gebrauchen, ich habe hier viel Motivation für die nächsten Jahre gesammelt. Ich habe mich nicht katastrophal verkauft, aber ich weiß, dass ich mehr kann. Aber ich bin hier vor drei Tagen angekommen, und man muss auch mal auf dem Boden bleiben: Das war schon mega Erfahrung, die nehme ich jetzt mit. Ich arbeite erst seit Oktober mit meinem Trainer Markus Reichle zusammen, und alles ist auf die Olympischen Spiele ausgelegt, damit das funktioniert.
HAMMERWURF | Qualifikation
DLV-Ergebnis:
Tristan Schwandke (TV Hindelang): 72,87 Meter | Platz 22
Stimme zum Wettbewerb:
Tristan Schwandke:
Ich gehe immer so in einen Wettkampf rein, dass ich auf meine technischen Details achte, an denen ich auch im Training arbeite, und um meine Aufgabe zu erfüllen. Das ist erstmal der wichtigste Schritt. In der Regel reichen dann ja 75, 76 Meter, und ich habe vor zwei Wochen in Erding dreimal die 75 Meter überworfen. Insofern kann ich da schon mithalten. Ich denke, wenn man so kurz vorher anreist und fünf Tage gar nicht werfen kann, dann ist es nicht so einfach. Ich finde, dass ich die Würfe ganz ordentlich gemacht habe, aber es haben so ein bisschen die Grundspannung und Grunddynamik gefehlt. Dennoch gehe ich immer erst einmal so ran, dass ich meine Aufgabe erfülle, und da ist es am Ende auch egal, was fürs Finale reicht, ich wusste nicht einmal, wer bei mir in der Gruppe ist. Die ungewöhnliche Position vom Käfig war gar keine Umstellung. Ich finde das Stadion wirklich wunderschön, das ist ein Aushängeschild für die Leichtathletik, weil es ein reines Leichtathletik-Stadion ist. Da sieht man, was man daraus machen kann, atemberaubend. Ich bin einfach glücklich, dass ich hier sein durfte.
MIXED
4x400 METER | Vorlauf
DLV-ERGEBNIS: Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01), Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Alica Schmidt (SCC Berlin) und Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz): 3:16,80 min | Platz 12
Stimmen zum Wettbewerb
Patrick Schneider:
Man kann immer nur so zufrieden sein, wie das Team abgeschnitten hat. Man gewinnt zusammen und verliert zusammen, heute haben wir leider verloren. Wir sind eine starke Generation, gerade die, die hinter mir nachkommen. Aber für heute ist es natürlich super schade, wir wollten deutschen Rekord laufen, wir wollten ins Finale und eine Top Fünf-Platzierung, davon sind wir weit weg. Gnadenlos gescheitert. Aber wir haben alles gegeben. Mehr kann ich dazu grad nicht sagen.
Corinna Schwab:
Die Enttäuschung ist gerade riesengroß, wir haben uns so viel vorgenommen. Ich kann gerade noch gar keine Worte finden .Wir waren eigentlich alle so gut drauf, wir waren hier ein super Team, verstehen uns alle super gut, die Stimmung ist bombastisch. Es waren alle Vorzeichen dafür gegeben, dass wir heute schnell rennen. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat. Da müssen wir mal mit den Trainern reden. Jetzt heißt es aufstehen, weitermachen und für die 4x4 der Männer und Frauen kämpfen.
Marvin Schlegel:
Es ist ein internationaler Einsatz, es gibt nicht viel, was anders war als sonst, woran man sich gewöhnen müsste. Es ist einfach nur enttäuschend.
Alica Schmidt:
Wir wollten eigentlich den Stab immer als Dritte übergeben, aber es läuft nicht immer alles nach Plan. Deswegen habe ich mich von meiner Position nicht ablenken lassen und versucht, mein eigenes Rennen zu machen, und hintenraus, wo meine Stärke ist, noch mal anzugreifen. Das hat jetzt leider nicht gereicht. Ich glaube aber, dass wir auf diesem Rennen aufbauen und in den nächsten Jahr noch draufpacken können, denn wir sind ein super Team.
WM 2022 Eugene