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DLV-Team startet das WM-Unternehmen in Eugene

Am Freitag beginnen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Eugene. Ein Ausblick.
Peter Schmitt

Die Vorbereitungen für die ersten Weltmeisterschaften auf US-amerikanischem Boden sind abgeschlossen. Am Freitag (15. Juli) startet die Leichtathletik-WM im Hayward Fields von Eugene. Das Stadion wurde für rund 200 Millionen Dollar gebaut, liegt auf dem Campus der University of Oregon und hat für die WM die Sitzplatzkapazität mit Zusatztribünen von 12.650 auf 30.000 Zuschauer erweitert.

Geher Christopher Linke (SC Potsdam) wird bei der WM als einer der ersten deutschen Athleten über 20 Kilometer an den Start gehen und hofft darauf, dass sich die intensiven Einheiten im Pre-Camp in Flagstaff (USA) gelohnt haben. Insgesamt 80 deutsche Athletinnen und Athleten wollen in den nächsten Tagen – letzter Wettkampftag ist der 24. Juli – alles geben, um ihre individuellen Ziele zu erreichen, denn ab dem 15. August wartet bereits die EM in München mit dem nächsten Leichtathletik-Highlight.

„Der Ausfall von Medaillenkandidaten schmerzt sehr“

Bundes-Cheftrainerin Annett Stein, die auch Mitglied im Vorstand des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) ist, sagte vor dem Start: „Die Weltmeisterschaften sind ein erster wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2024 und 2028. Die neuangepasste Spitzensportförderung, bei der der DLV Platz eins in der PotAS-Analyse belegte, wertet sowohl die Erfolge im Weltstand als auch die Potentiale des Verbandes und seine Strukturen. Vor diesem Hintergrund schmerzt der Ausfall einiger Medaillenkandidaten sehr.“

Allein durch die Absagen der Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) und Christin Hussong (LAZ Zweibrücken), Siebenkämpferin Caro Schäfer (Eintracht Frankfurt) sowie Geher Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) fehlen vier starke Medaillen-Anwärter im deutschen Team. Neben den bekannten Leistungsträgern wie der Olympiasiegerin im Weitsprung Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) oder der Zweiten der Olympischen Spiele mit dem Diskus Kristin Pudenz (SC Potsdam) sowie dem Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz) geht das deutsche Team auch mit aufstrebenden und selbstbewussten Athletinnen und Athleten wie dem Sprinter Owen Ansah (Hamburger SV), dem Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) oder auch mit dem Deutschen Speerwurf-Meister Julian Weber (USA) an den Start.

Positiv gestimmt ist auch die Deutsche Meisterin über 100 Meter Gina Lückenkemper (SCC Berlin), die bei den Titelkämpfen in Berlin mit einer Siegerzeit von 10,99 Sekunden aufhorchen ließ. Hinzu kommt Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), die nach ihrem erfolgreichen Ausflug in den Wintersport – sie gewann olympisches Silber im Bobsport – in Eugene versuchen wird, nach überstandener Verletzung an ihre Topleistungen im Sprint anzuknüpfen.

Konstanze Klosterhalfen meldet sich nach Covid-Infektion zurück

Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), die bei der DM in Berlin noch wegen Corona fehlte, will in Eugene zeigen, dass mit ihr wieder zu rechnen ist. Nach ihrer überstandenen Infektion ist jedoch noch nicht klar, ob sie nur die 5.000 Meter oder auch die 10.000 Meter läuft. Gespannt darf man auch auf die zweifache Hindernis-Europameisterin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) sein, die mit ihrem Diamond-League-Einstieg in Stockholm (Schweden; 9:44,44 min) zuletzt nicht zufrieden war. Doch die Vergangenheit zeigt: Wenn es darauf ankommt, dann ist Gesa Krause auf den Punkt fit – zuletzt bewies sie das 2015 in Peking (China) und 2019 in Doha (Katar) als sie jeweils Dritte wurde.

Ausgetragen werden die Wettkämpfe im modernen Hayward Fields. Vorteil für das DLV-Team: die Wege vom Uni-Campus, wo die Mannschaft untergebracht ist, bis zum Stadion sind kurz und können zu Fuß bewältigt werden. Lange Anfahrten mit dem Bus und mögliche Staus entfallen somit. Als erster deutscher Athlet wird Hammerwerfer Tristan Schwandke (TV Hindelang) am Freitag um 18:05 Uhr (deutscher Zeit) in den Ring steigen. Er wurde mit sieben weiteren deutschen Athleten aufgrund des Rankings-Systems des Weltverbandes nachnominiert und sprang in letzter Sekunde auf den WM-Zug auf.

Zahlreiche deutsche Starter bereits am Freitag im Einsatz

Es folgt am Freitag eine Riege weiterer deutscher Starter: Ob Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Hochsprung, Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Hammerwurf, Saskia Feige (SC Potsdam) über 20 Kilometer Gehen, Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) im Kugelstoßen, Frederik Ruppert (SC Myhl LA) über 3.000 Meter Hindernis, Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) im Stabhochsprung sowie Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und Katharina Trost (LG Stadtwerke München) über 1.500 Meter.

Julian Wagner (LC TopTeam Thüringen) wird erstmals bei einer WM über 100 Meter starten und mit viel Spannung darf auch der Auftritt der deutschen Mixed-Staffel erwartet werden, die von den beiden Bundestrainern Edgar Eisenkolb und Jörg Möckel betreut wird – es ist eine von drei Entscheidungen am ersten Tag. Stichwort Staffeln: Die 4x100-Meter-Staffel erzielte in diesem Jahr in Regensburg einen neuen Deutschen Rekord mit 37,99 Sekunden, was für den Aufwärtstrend im Sprint spricht und gleichzeitig auch auf Weltniveau eine gute Zeit darstellt.

WM für Frühaufsteher: ARD und ZDF berichten 35 Stunden

International werden in Eugene erneut große Namen die Leichtathletik-Bühne betreten: Da ist zum Beispiel Stabhochsprung-Olympiasieger Armand Duplantis aus Schweden oder auch Kugelstoß-Weltmeister Ryan Crouser, Karsten Warholm oder Jakob Ingebrigtsen (beide Norwegen) und nicht zu vergessen die Sprint-Königin Allyson Felix (USA), die bisher 13 WM-Titel holte und in Eugene ihre internationale Karriere beenden wird. Fehlen wird dagegen der Olympiasieger über 400 Meter Steven Gardiner von den Bahamas wegen einer Sehnenentzündung ebenso wie die kenianische Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir aufgrund von Hüftbeschwerden.

Wurde bei der letzten WM 2019 in Doha oft über die Hitze geklagt, wird es in Eugene zwar auch wieder heiß sein, aber bei weitem nicht so eine hohe Luftfeuchtigkeit geben wie in der Hauptstadt von Katar. Sowohl in der Vorbereitung als auch unmittelbar vor dem Start gab es erneut Ausfälle durch Corona. Im deutschen Team wird wie bisher das vom medizinischen Kompetenzteam erarbeitete Hygiene-Konzept umgesetzt, um sich so gut wie möglich vor einer Infektion zu schützen. Ferner gilt es, nach dem Wettkampf gut zu regenerieren. Um sich gezielt auf die EM vorbereiten zu können, wird ein Großteil der Sportler direkt nach dem jeweiligen Wettkampf nach Deutschland zurückfliegen.

Für TV-Zuschauer wird es vor allem eine WM für Frühaufsteher werden. Insgesamt 35 Stunden berichten ARD und ZDF zwischen 2:00 und 5:00 Uhr deutscher Zeit. Hinzu kommt ein ausführliches Angebot an Livestreams. An sieben von zehn Wettkampftagen wird es zwischen 15:00 und 22:30 Uhr Übertragungen in voller Länge auf sportschau.de und sportstudio.de geben. Neun Stunden liegt Eugene hinter der deutschen Zeit. Live-Reporter bei der ARD sind Ralf Scholt und Wilfried Hark, beim ZDF Peter Leissl und Marc Windgassen. Insgesamt werden bis zum 24. Juli 49 WM-Titel vergeben.

Die WM in Eugene

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