Erstmals in der Geschichte des Thorpe Cups haben die deutschen Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer am Wochenende in Dallas, Texas einen Team-Doppelsieg gefeiert. Für die herausragenden deutschen Einzelergebnisse sorgten Malik Diakité mit seinem ersten 8.000er und Anna-Lena Obermaier, die sich an ihrem 26. Geburtstag bis auf wenige Zähler der 6.000-Punkte-Marke näherte.
Es ist vollbracht! Erstmals in der Geschichte des Thorpe Cups, der als Zehnkampf-Länderkampf Deutschland gegen die USA 1993 in Aachen ins Leben gerufen wurde, konnten die deutschen Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer am Wochenende einen Team-Doppelsieg feiern: Bei der 27. Ausgabe der Veranstaltung, bei der seit 2006 auch die Siebenkämpferinnen mit dabei sind, setzten sich in der Hitze von Dallas, Texas (USA) sowohl die deutschen Zehnkämpfer als auch die Siebenkämpferinnen gegen eine US-Auswahl durch.
Nach den abschließenden 800 und 1.500 Metern war dabei nur für den Siebenkampf Rechnen angesagt, denn die DLV-Zehnkämpfer, von denen fünf in die Wertung kamen, konnten sich ihrer Sache bereits sicher sein: Mit 39.290 Punkten hatte sich das Team einen Vorsprung von 1.854 Punkten auf Team USA erkämpft, das nach dem Ausstieg von Hunter Price und einem Salto nullo im Stabhochsprung von William Eggers nicht in allen 50 Disziplinen Punkte einbringen konnte. So steht es in 27 Ausgaben des Ländervergleichs nun 14:13 für die deutschen Zehnkämpfer.
Im Siebenkampf, in dem die Resultate der Top Drei für die Teamwertung berücksichtigt werden, legten die DLV-Athletinnen an Tag zwei eine starke Aufholjagd hin, die schließlich mit dem Sieg belohnt wurde. Und auch ein wenig Glück war mit dabei: Denn von den sieben gestarteten US-Siebenkämpferinnen waren gemäß Regularien im Vorfeld fünf für die Teamwertung bestimmt worden. Und die zweitbeste US-Athletin des Siebenkampfs, Sarah Glidden (5.799 pt), zählte nicht dazu. So gingen für Team USA 17.465 Punkte in die Wertung ein, für Team Deutschland 17.596 Zähler – und die Aufholgjagd nach fast 500 Punkten Rückstand nach Tag eins war perfekt!
Erster 8.000er für Malik Diakité
Groß war der Jubel unter anderem bei Malik Diakité (Hannover 96), nachdem er in einem famosen 1.500 Meter-Lauf – für den sich Luca Dieckmann (SSV Ulm 1846) als Tempomacher verdingt gemacht hatte – seine Bestzeit um drei Sekunden auf 4:24,12 Minuten steigern konnte. Denn damit feierte der 22-Jährige in Dallas seinen ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf: Mit 8.051 Zählern belegte er als bester Deutscher hinter Sieger Austin West (8.062 pt) Platz zwei der Einzelwertung. Eine Steigerung mit der Kugel (14,23 m), über die Hürden (14,69 sec) und mit dem Diskus (42,95 m) hatten den Weg dorthin bereitet.
"In dieser Saison ging alles Schlag auf Schlag, ein Highlight folgte auf das nächste, dann auch noch die DM in Berlin [mit Platz 7 über 400 m]. Das war jetzt mein dritter Mehrkampf innerhalb von drei Monaten. Es war hier in Dallas beim Thorpe Cup, bei super Bedingungen, mit einem super geilen Team, genau der richtige Ort, um eine neue Bestleistung zu machen – das erste Mal 8.000 Punkte", fasste er anschließend zusammen. "Das Flair mit dem Team, dieser Ansporn, dieser ganze Teamgedanke, das hat einfach super Bock gemacht. Ein großes Dankeschön an das ganze Team!"
Alle U23-Zehnkämpfer mit Bestleistung
Auch Max Vollmer (LG Region Karlsruhe), nach Tag eins noch bester DLV-Athlet, konnte vom ersten regulären 8.000er träumen. Nach einem Strauchler an der fünften Hürde, der ihn fast zu Sturz brachte, und 15,80 Sekunden war dieser Traum jedoch geplatzt. Dennoch brachte er mit 7.884 Punkten einen guten Zehnkampf mit wichtigen Punkten fürs Team zu Ende, mit dem i-Tüpfelchen des besten Speerwurfs auf 63,03 Meter.
Dahinter vollendete der Deutsche Hallenmeister im Siebenkampf Marcel Meyer (Hannover 96) seinen ersten Zehnkampf in der Aktivenklasse, mit dem er sich vorerst mit 7.862 Punkten in die Bestenlisten eintrug. Auch er konnte besonders im Speerwurf über eine mächtige Steigerung auf 62,00 Meter jubeln. Das Team komplettierten Nils Laserich (TSV Bayer 04 Leverkusen), wie Diakité und Meyer noch der U23 angehörig, mit Bestleistung von 7.803 Punkten und Team-Kapitän Nico Beckers (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 7.690 pt) sowie Luca Dieckmann (7.134 pt). Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt) musste den Wettbewerb nach dem Kugelstoßen abbrechen.
Anna-Lena Obermaier nähert sich den 6.000 Punkten
Was die Zehnkämpfer überwiegend nicht von weiten Würfen abhielt, bereitete den Siebenkämpferinnen doch einige Probleme: Der Anlauf zum Speerwurf fand auf einer Rasenfläche statt. Vielleicht war das das entscheidende Puzzle-Teil, das Anna-Lena Obermaier (noch) zu ihrem ersten 6.000er fehlte: Die Siebenkämpferin blieb hier mit 42,86 Metern etwa vier Meter unter ihrem Hausrekord. Schlussendlich war das angesichts einer starken neuen Bestleistung und dem Team-Sieg aber zu verschmerzen. Mit 5.936 Punkten und einer Steigerung ihrer Bestmarke um 110 Punkte belegte Obermaier hinter Chari Hawkins (USA; 6.152 pt) Rang zwei der Einzelwertung.
"Das ist mein dritter Mehrkampf in diesem Jahr und die dritte Bestleistung, das ist natürlich mega!" freute sich die Regensburgerin, die sich mit ihrem Resultat pünktlich zum 26. Geburtstag wohl selbst das schönste Geschenk machte. "Der Thorpe Cup ist einfach immer ein Highlight – sich mit der Mannschaft durch den Mehrkampf durchzukämpfen und dann auch noch zu gewinnen ist unglaublich. Daher bin ich gerade einfach nur happy!" Die fünf DLV-Athletinnen hätten sich gegenseitig optimal unterstützt und besonders am zweiten Tag noch mal gepusht. "Am schwierigsten war dann der Speerwurf, weil wir auf dem Rasen ablaufen und stemmen mussten. Aber es ging allen gleich und hat in der Gesamtwertung keinen Unterschied gemacht."
Vier in den Top Sechs
Dass das deutsche Siebenkampf-Team trotz des großen Rückstands top-motiviert in den zweiten Tag gestartet war, unterstrichen die Ergebnisse im Weitsprung, in dem es gleich drei deutsche Sechs-Meter-Resultate gab. Nicola Ader (TG Rimbach) sammelte mit 6,16 Metern wichtige Punkte auf ihrem Weg zu Platz drei der Einzelwertung und 5.835 Punkten. Nur ein Zähler fehlte zu ihrer Bestmarke. 5.825 Punkte, fünf weniger als bei ihrem Hausrekord, hatte am Ende Janina Lange (SC Poppenbüttel) als Viertplatzierte auf dem Konto.
Auf Platz sechs der Einzelwertung kam auch Mareike Rösing (USC Mainz; 5.795 pt) dicht an ihre Bestleistung heran, sie hatte mit 6,23 Metern im Weitsprung für eines der Highlights des Tages gesorgt. Das deutsche Team komplettierte Laura Voß (LAZ Soest; 5.443 pt), die am Ende über 800 Meter in 2:13,86 Minuten noch einmal als zweitschnellste Athletin des Feldes glänzen konnte.
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