18 DM-Goldmedaillen sind am kommenden Wochenende in den Entscheidungen der Männer zu vergeben! Wir blicken von Disziplin zu Disziplin voraus auf die Finals der Deutschen Meisterschaften in Berlin und verraten, wer als Favorit an den Start geht, wer als Medaillenkandidat– und wer für eine Überraschung sorgen könnte!
DM 2022 Berlin
100 Meter
Sprint-Thron heiß umkämpft
Zu den bisherigen Highlights der Freiluftsaison zählt zweifellos der deutsche 4x100 Meter-Rekord (37,99 sec), den ein Quartett mit Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Joshua Hartmann (ASV Köln), Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV) Anfang Juni in Regensburg aufstellte. Diese vier Sprinter treffen in Berlin im Kampf um die nationale Krone aufeinander.
Die schnellsten Zeiten bringt mit 10,08 (Ansah) beziehungsweise 10,11 Sekunden (Ansah-Peprah) das Hamburger Duo mit, das die EM-Norm bereits erfüllt hat. Das gelang auch dem Thüringer Julian Wagner (SB: 10,12 sec). Der deutsche Jahresschnellste des Vorjahres träumt von seinem ersten deutschen Meistertitel.
Doch auch Kevin Kranz hat mit einer Saisonbestleistung von 10,18 Sekunden bereits am Richtwert für die Europameisterschaften gekratzt. Der Hallen-EM-Zweite über 60 Meter möchte ebenfalls noch auf den Zug nach München aufspringen. Joshua Hartmann hat mit der fünftbesten Meldezeit von 10,30 Sekunden noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Titelverteidiger Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) wird seine Jahresbestzeit von 10,36 Sekunden deutlich verbessern müssen, wenn er wieder in den Kampf um die vordersten Plätze eingreifen will. svs
Titelverteidiger: Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,19 sec)
Jahresschnellster: Owen Ansah (Hamburger SV; 10,08 sec)
WM-Norm: 10,05 sec | EM-Norm: 10,16 sec
200 Meter
Joshua Hartmann fordert Owen Ansah heraus
Als amtierender Deutscher Meister in der Halle und im Freien geht Owen Ansah als der Gejagte ins Rennen über die halbe Stadionrunde. Der Hamburger mit einer persönlichen Bestzeit von 20,35 Sekunden aus 2021 traut sich bei guten Bedingungen auf einer schnellen Bahn auch die WM-Norm und damit eine Zeit im Bereich des deutschen 200-Meter-Rekordes (20,20 sec) zu.
In diesem Jahr führt jedoch nicht Owen Ansah die Meldeliste an, sondern Joshua Hartmann, der am 1. Mai in Clermont (USA) 20,49 Sekunden schnell sprintete. Damit fehlen dem deutschen Jahresbesten lediglich sechs Hundertstelsekunden zur EM-Norm – eine Marke, die der Kölner sicher gerne unterbieten möchte. Im Erwachsenenbereich war der 23-Jährige bislang nur mit der Staffel bei internationalen Meisterschaften mit von der Partie.
Zu den Anwärtern auf eine Medaille zählt neben dem zweiten HSV-Sprinter Lucas Ansah-Peprah, dem Rehlinger Michael Bryan (SB: 20,83 sec) und dem Deutschen Meister von 2019 und 2020 Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) auch der Deutsche Jugendmeister von 2021: James Adebola vom SCC Berlin, eben erst der Nachwuchsklasse entwachsen, überraschte in Regensburg mit flotten 20,64 Sekunden und wird bei seinem Heimspiel diese Zeit noch einmal angreifen wollen. Es wäre seine erste Podestplatzierung bei einer DM der Aktiven. svs
Titelverteidiger: Owen Ansah (Hamburger SV; 20,89 sec)
Jahresschnellster: Joshua Hartmann (ASV Köln; 20,49 sec)
WM-Norm: 20,24 sec | EM-Norm: 20,43 sec
400 Meter
Duell um Titel und München-Norm
Zwei Athleten sind 2022 bisher unter 46 Sekunden geblieben: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz), der sich seinen 2020 errungenen Meistertitel im Olympiastadion zurückholen will. Und der Dortmunder Manuel Sanders (SB: 45,99 sec), der seinen Titel aus 2021 verteidigen möchte. Diese Ausgangslage verspricht ein spannendes Duell. Schöner Ansporn für die zwei Langsprinter: Die EM-Norm ist mit 45,70 Sekunden für beide nicht weit entfernt. Vielleicht fällt die geforderte Marke ja im Kampf um die nationale Krone?
Erst am vergangenen Wochenende ist der Deutsche Hallenmeister Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01) in die Freiluftsaison gestartet. Mit 46,33 Sekunden ist er ebenso ein Kandidat fürs Treppchen wie der Dresdner Kevin Joite, Fabian Dammermann von der LG Osnabrück, der frühere Deutsche Hallenmeister Marc Koch (LG Nord Berlin) oder auch Zehnkämpfer Malik Diakité (Hannover 96), der beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen Anfang Mai die 47-Sekunden-Marke knackte.
Außer Wertung geht Paralympics-Sieger Johannes Floors (TSV Bayer 04 Leverkusen), der erst am Wochenende den 200-Meter-Weltrekord seiner Klasse verbesserte, an den Start. svs
Titelverteidiger: Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 45,88 sec)
Jahresschnellster: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 45,80 sec)
WM-Norm: 44,90 sec | EM-Norm: 45,70 sec
800 Meter
Normangriff oder Meisterschaftsrennen?
Alle Jahre wieder stellt sich vor den Mittel- und Langstreckenrennen bei den Deutschen Meisterschaften die Frage: Wagt jemand einen Angriff auf die Norm für den internationalen Höhepunkt, oder gibt es eine taktische Entscheidung um Gold, Silber und Bronze? In diesem Jahr sind alle über 800 Meter gemeldeten Athleten noch auf Normenjagd. Der deutsche Jahresschnellste Christoph Kessler, der die geforderte Zeit am vergangenen Wochenende in Pfungstadt erbrachte, weicht in Berlin auf die 1.500 Meter aus.
In die Favoritenrolle auf den 800-Meter-Sieg rückt somit Marc Reuther (Eintracht Frankfurt), der Anfang Juni im polnischen Chorzów mit 1:45,94 Minuten nur um vier Hundertstel am Richtwert für München vorbeischrammte. Nachdem er jedoch im Vorjahr in 1:44,71 Minuten schon zeigen konnte, was er draufhat, wäre ihm mit einer Top-Zwei-Platzierung in Berlin das WM- und EM-Ticket sicher. Sein Vereinskollege, Titelverteidiger Marvin Heinrich, hätte in Bestform ebenfalls auf eine Zeit unter 1:46 Minuten schielen können, musste seinen Start in Berlin jedoch absagen.
Noch ohne nationale Meriten ist bislang der 21-jährige Lorenz Herrmann. Der Karlsruher, der in den USA studiert, erzielte in dieser Saison Bestzeit um Bestzeit und ist mit 1:46,90 Minuten zweitschnellster Athlet der Meldeliste. Damit ist auch er in den Kreis der Medaillenaspiranten vorgestoßen. Adrian Engstler (TV Villingen) kann sich nach 1:48,22 Minuten am vergangenen Wochenende ebenfalls Hoffnungen auf Edelmetall machen. svs
Titelverteidiger: Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt; 1:47,62 min)
Jahresschnellster: Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:45,27 min)
WM-Norm: 1:45,20 min | EM-Norm: 1:45,90 min
1.500 Meter
Drei Athleten fast auf Augenhöhe
Kaum mehr als eine Sekunde trennt die drei schnellsten 1.500-Meter-Läufer der Saison. Als Einziger aus diesem Trio hat Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) die Norm für die Europameisterschaften schon abgehakt. Zusätzliche Spannung verspricht die Tatsache, dass in Berlin ein 5.000-Meter-Spezialist (Mohumed) und ein Athlet, der seine größten Erfolge über 800 Meter feierte, aufeinandertreffen. Christoph Kessler, bereits mit der 800-Meter-Norm für München ausgestattet, näherte sich in 3:36,63 Minuten auch über die längere Mittelstrecke der verlangten Zeit.
Nicht abschreiben sollte man jedoch den Wattenscheider Marius Probst. Mit 3:37 Minuten angereist, fehlt auch ihm nur eine Sekunde zur München-Norm. Dem früheren U23-Europameister ist eine Überraschung durchaus zuzutrauen. Sollte einer der Favoriten patzen, könnten wohl am ehesten der Wattenscheider Maximilian Sluka und Marc Tortell (Athletics Team Karben) zur Stelle sein.
Die schnellste persönliche Bestleistung kann indes ein Athlet vorweisen, der in diesem Jahr bislang nur über 10.000 Meter gestartet ist und den DLV auch beim Europacup in Frankreich vertrat: Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt). Seine stärkste Saison liegt jedoch bereits mehrere Jahre zurück, die Bestzeit (3:31,98 min) stammt aus 2014. In Braunschweig sorgte 2021 der Leipziger Robert Farken mit Meisterschaftsrekord und Olympia-Norm für Furore. Der Hallen-WM-Finalist wird seinen Titel jedoch aus Verletzungsgründen nicht verteidigen. svs
Titelverteidiger: Robert Farken (SC DHfK Leipzig; 3:34,64 min)
Jahresschnellster: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 3:35,69 min)
WM-Norm: 3:35,00 min | EM-Norm: 3:36,00 min
5.000 Meter
Mohamed Mohumed allein auf weiter Flur
Die Rolle des Favoriten ist klar vergeben: In 13:03,18 Minuten stürmte Mohamed Mohumed Anfang Mai in Kalifornien (USA) in neue Dimensionen. Der Dortmunder hielt lange mit 1.500-Meter-Olympiasieger Jakob Ingebrigtsen aus Norwegen mit, rannte in 13:03,18 Minuten auf Platz zwei der ewigen deutschen Bestenliste hinter Dieter Baumann – und nahm unterwegs ganz nebenbei noch die WM-Norm mit. Wenn der U23-Europameister in Berlin seine Stärke ausspielen kann, sollte er die Konkurrenz klar dominieren.
Auch Sam Parsons (Eintracht Frankfurt) und der Düsseldorfer Maximilian Thorwirth haben zumindest die Norm für die Europameisterschaften erbracht. Der Richtwert für die WM (13:13,50 min) ist für die beiden Athleten mit Bestzeiten knapp über 13:20 Minuten noch ein Stück entfernt. In Berlin werden sie mit einem Platz auf dem Podium zumindest ihre gute Form unter Beweis stellen wollen.
Am ehesten die Top-Drei-Platzierung vereiteln kann Parsons und Thorwirth vermutlich der US-Student Aaron Bienenfeld, der in der Hallensaison mit glänzenden 13:21,99 Minuten schnell unterwegs war und auch im Freien bereits unter 13:30 Minuten blieb. Chancen hat auch der Wattenscheider Nils Voigt, der nach gesundheitlichen Problemen im Frühjahr mittlerweile die EM-Norm über 10.000 Meter erfüllt hat. svs
Titelverteidiger: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 13:30,78 min)
Jahresschnellster: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund; 13:03,18 min)
WM-Norm: 13:13,50 min | EM-Norm: 13:24,00 min
110 Meter Hürden
U23-Trio will Gregor Traber den Meistertitel streitig machen
Der erfahrenste Hürdensprinter im Feld ist zugleich auch der schnellste: In Hengelo (Niederlande) sprintete Gregor Traber Anfang Juni in 13,66 Sekunden zur Jahresbestzeit. Nachdem ihm 2021 in Braunschweig im Finale ein Fehlstart unterlief, wird der Tübinger nun besonders motiviert sein, endlich seinen vierten deutschen Meistertitel einzufahren. Ein gutes Omen: Zum letzten Mal setzte er sich 2019 ebenfalls in Berlin die nationale Krone auf.
Im Kampf um den Sieg muss sich der 29-Jährige des Angriffes dreier junger Konkurrenten erwehren: Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen), Stefan Volzer (VfL Sindelfingen) und Gregory Minoué (TV Angermund), alle in den Jahren 2000 bis 2002 geboren, reisen mit der gleichen Saisonbestleistung von 13,78 Sekunden an. Sollte der Favorit straucheln, könnte einer von ihnen zur Stelle sein. Außer dem Mannheimer Yannick Spissinger (13,96 sec) ist darüber hinaus bislang kein Athlet in dieser Saison unter 14 Sekunden geblieben. svs
Titelverteidiger: Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01; 13,61 sec)
Jahresschnellster: Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 13,66 sec)
WM-Norm: 13,32 sec | EM-Norm: 13,50 sec
400 Meter Hürden
Verletzungsmisere der Favoriten
Die 400 Meter Hürden der Männer zählten im Olympia-Jahr 2021 zu den am stärksten besetzten Disziplinen in der deutschen Leichtathletik: Mit Constantin Preis (VfL Sindelfingen) und Luke Campbell (Sprintteam Wetzlar) stießen gleich zwei Athleten in die Top Ten der ewigen deutschen Bestenliste vor. Mit Emil Agyekum (SCC Berlin) unterbot ein weiterer Langhürdler die 49-Sekunden-Marke. Und Preis, Campbell und der Frankfurter Joshua Abuaku zogen zu dritt ins Olympia-Halbfinale in Tokio (Japan) ein.
Seither haben sich die Favoriten jedoch rar gemacht: Keiner von ihnen hat 2022 bisher ein Hürdenrennen absolviert. Und nachdem am Mittwoch als Letzter auch Titelverteidiger Constantin Preis vier Wochen nach einem Muskelfaserriss seinen Verzicht bekanntgeben musste, steht fest: Es kann auch keiner von ihnen bei den Deutschen Meisterschaften an den Start gehen. So dürfte die 50-Sekunden-Schallmauer in diesem Jahr unerreicht bleiben, umso offener wird der Kampf um die DM-Medaillen. Für diese hat sich mit einer Bestzeit von 51,29 Sekunden als nunmehr Schnellster der Meldeliste Henry Vißer (LAZ Rhede) ins Spiel gebracht. Und dem Deutschen U20-Meister Mateusz Lewandowski (TV Wattenscheid 01; 51,96 sec) eröffnet sich auf seinem Weg zur U20-WM sogar die Chance aufs DM-Podest. svs/sb
Titelverteidiger: Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,32 sec)
Jahresschnellster: Henry Vißer (LAZ Rhede; 51,29 sec)
WM-Norm: 48,90 sec | EM-Norm: 49,50 sec
3.000 Meter Hindernis
Frederik Ruppert auf Titelmission
Dreimal konnte Karl Bebendorf in den vergangenen drei Jahren den Hindernis-Sieg bei Deutschen Meisterschaften erringen. In diesem Jahr hat sich ein anderer Athlet in die Favoritenrolle geschoben: Frederik Ruppert, der vor einer Woche mit der schnellsten deutschen Zeit seit 22 Jahren überraschte. Mit 8:15,58 Minuten ist der Läufer vom SC Myhl LA in Berlin klarer Titelanwärter – auch deshalb, weil er in taktischen Rennen ebenfalls stark einzuschätzen ist. Vor drei Jahren wurde der mittlerweile 25-Jährige dank seines herausragenden Schlussspurts sensationell U23-Europameister.
Doch auch Bebendorf braucht sich nicht zu verstecken: Die EM-Norm hat der Dresdner mit einer Saisonbestzeit von 8:27,90 Minuten schon abgehakt. Im schnellen DM-Finale des Vorjahres rannte er eine Bestzeit, mit der er, sollte er sie wiederholen, Ruppert auch in der aktuellen Saison unter Druck setzen könnte.
Im Kampf um die Bronzemedaille ist indes alles offen. Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch) ist auf dem Papier der Schnellste nach dem favorisierten Duo. Doch auch einige andere Athleten, darunter Velten Schneider (VfL Sindelfingen) und Nick Jäger (TSV Penzberg), die den DLV bei den U23-Europameisterschaften 2021 bereits international vertraten, zählen im Olympiastadion zu den Medaillenkandidaten. svs
Titelverteidiger: Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 8:23,28 min)
Jahresschnellster: Frederik Ruppert (SC Myhl LA; 8:15,58 min)
WM-Norm: 8:22,00 min | EM-Norm: 8:30,00 min
Hochsprung
Europameister Mateusz Przybylko fehlt die Sicherheit, nicht die Form
Am Sonntagnachmittag kehrt Mateusz Przybylko an die Stätte seines größten Triumphes zurück. Vor vier Jahren krönte sich der Leverkusener in einem mitreißenden Wettkampf sensationell zum Hochsprung-Europameister. 2,35 Meter überflog der 30-Jährige damals im Olympiastadion.
In diesem Jahr ist Mateusz Przybylko bisher bei 2,26 Metern angelangt. Doch sein langjähriger Trainer Hans-Jörg Thomaskamp bescheinigt seinem Schützling ein weitaus größeres Potenzial. „Ich habe einen sehr motivierten, aber auch nervösen Mateusz gesehen mit sehr guten Ansätzen und fast wieder der gleichen Dynamik wie 2018. Es fehlt die Sicherheit, nicht die Form“, sagte der Coach nach dem Meeting vergangenen Samstag in Madrid, bei dem Mateusz Przybylko mit 2,23 Metern auf Rang fünf sprang.
Nur ein Zentimeter weniger als der Europameister hat Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,25 m) in dieser Saison zu Buche stehen. Dass es beim Titelverteidiger durchaus höher hinaus gehen kann, zeigte er unlängst in Sollentuna, als er nur knapp an der neuen Bestleistung von 2,28 Metern scheiterte.
Um wie Mateusz Przybylko, der als Titelverteidiger eine Wildcard innehat, bei der EM in seiner Heimatstadt München dabei zu sein, muss Tobias Potye 2,30 Meter überfliegen. Für einen WM-Start sind sogar 2,33 Meter gefordert. Ebenfalls ein klarer Medaillenaspirant ist Jonas Wagner. Der Dresdner belegt aktuell mit 2,23 Metern Rang drei der deutschen Bestenliste. Erst dreimal ist der 25-Jährige in seiner Karriere bisher höher gesprungen. mbn
Titelverteidiger: Tobias Potye (LG Stadtwerke München; 2,20 m)
Jahresbester: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,26 m)
WM-Norm: 2,33 m | EM-Norm: 2,30 m
Stabhochsprung
Spannender erster DM-Höhepunkt am Samstagvormittag
Der Stabhochsprung geht am Samstagvormittag als erste DM-Entscheidung der Männer im Olympiastadion über die Bühne. Es könnte das erste Highlight der 122. Deutschen Meisterschaften werden. Denn mit dem WM-Vierten Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) und dem Olympia-Neunten Oleg Zernikel (ASV Landau) springt ein DLV-Duo aktuell auf Weltklasse-Niveau.
Bei fast allen Starts in diesem Jahr haben die beiden mindestens 5,70 Meter gemeistert und damit ihr gutes Form-Fundament unter Beweis gestellt. Bo Kanda Lita Baehre erzielte Mitte Mai in Leverkusen sogar 5,80 Meter. In Merzig verpasste der dreimalige Deutsche Meister seine neue Bestleistung von 5,85 Metern zuletzt nur knapp. Auch Titelverteidiger Oleg Zernikel hat 2022 bereits angedeutet, dass Höhen jenseits der 5,80 Meter für ihn möglich sind. Unter „Norm-Druck“ stehen beide übrigens nicht. Sowohl die WM-Vorgabe von 5,80 Metern und die EM-Vorgabe von 5,75 Metern haben sie im Qualifikationszeitraum erfüllt.
Auf den „Ausreißer“ Richtung Norm wartet aktuell noch Torben Blech. Der Leverkusener hat in diesem Jahr bisher zweimal 5,60 Meter gemeistert. Bei Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) stehen in diesem Sommer bisher 5,50 Meter zu Buche. Der Weltmeister von Moskau müsste sich also deutlich steigern, um seinen sechsten WM-Start seit 2011 zu verwirklichen. Aufsteigende Form bewies zuletzt Tom-Linus Humann (Schweriner SC) mit 5,55 Metern. Damit könnte der Deutsche Hallenmeister vielleicht sogar ins Medaillenrennen im Olympiastadion eingreifen. mbn
Titelverteidiger: Oleg Zernikel (ASV Landau; 5,80 m)
Jahresbester: Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,80 m)
WM-Norm: 5,80 m | EM-Norm: 5,75 m
Weitsprung
Wer kann die Acht-Meter-Marke knacken?
Bisher ist in dieser Sommersaison kein deutscher Weitspringer jenseits der Acht-Meter-Marke gelandet. Bis auf sieben Zentimeter heran kam Maximilan Entholzner (LAC Passau) vor zwei Wochen in seiner Wahlheimat Spanien. Damit geht der Acht-Meter-Springer in einer guten Ausgangsposition ins Rennen um seinen zweiten DM-Titel nach 2020.
Bereits viermal stand Fabian Heinle (VfB Stuttgart) ganz oben auf dem DM-Podest, zuletzt 2021. In diesem Sommer kam der Vize-Europameister noch nicht über 7,68 Meter hinaus. Allerdings hat der Stuttgarter Ende Mai in Weinheim mit 7,95 Metern bei zu viel Rückenwind (+3,0 m/sec) sein großes Potenzial angedeutet.
Mit einem Sonderstartrecht ist Julian Howard (LG Region Karlsruhe) gemeldet. Der Deutsche Meister von 2017 bestreitet in Braunschweig seinen ersten Wettkampf seit der DM 2020. Ebenfalls mit dabei ist Markus Rehm (TSV Bayer Leverkusen). Der Paralympicssieger hatte zuletzt seinen Weltrekord in der Klasse T64 auf 8,66 Meter verbessert. Er wird separat gewertet und sehr wahrscheinlich für die weitesteten Sprünge im Olympiastadion sorgen. mbn
Titelverteidiger: Fabian Heinle (VfB Stuttgart; 7,81 m)
Jahresbester: Maximilian Entholzner (LAC Passau; 7,93 m)
WM-Norm: 8,22 m | EM-Norm: 8,10 m
Dreisprung
Max Heß will halbes Dutzend voll machen
Gelingt Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) ein guter Versuch, strahlt die komplexe Disziplin Dreisprung eine ungemein hohe Ästhetik und Simplizität aus. Das bewies der Europameister von 2016 schon oft in seiner Karriere. 2022 ist der 25-Jährige bisher bei 16,65 Metern gelandet. Damit ist Max Heß klarer Favorit auf seinen sechsten DM-Titel im Freien.
Exakt 1,01 Meter hinter dem Deutschen Hallenrekordler rangiert Pascal Boden in der deutschen Bestenliste auf Rang zwei. Der junge Dresdner hat das Potenzial, die große Lücke hinter Max Heß in den kommenden Jahren langsam zu schließen. Der 19-Jährige war schon unterm Hallendach DM-Vierter. Nun peilt Pascal Boden als Generalprobe seine erste DM-Medaille in der Männerklasse an. Denn als Saisonhöhepunkt soll bei ihm die U20-WM Mitte Juli in Cali (Kolumbien) folgen.
Fünf weitere Dreispringer, von denen vier für Berlin gemeldet sind, haben in dieser Sommersaison schon die 15-Meter-Marke übertroffen. Sie können sich also Hoffnung auf eine Medaille machen. Wobei die goldene fix für Max Heß reserviert scheint. mbn
Titelverteidiger: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,51 m)
Jahresbester: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; 16,65 m)
WM-Norm: 17,14 m | EM-Norm: 16,95 m
Kugelstoßen
Showdown vor dem Brandenburger Tor
Schon am Freitagabend könnte David Storl (SC DHfK Leipzig) vor dem Brandenburger Tor seinen zehnten DM-Titel gewinnen. Seinen ersten nationalen Freiluft-Titel gewann der Leipziger vor elf Jahren in Kassel mit 20,35 Metern. Wenige Wochen später krönte sich der mittlerweile 31-Jährige in Daegu (Südkorea) sensationell zum jüngsten Kugelstoß-Weltmeister der Geschichte.
Allerdings ist dem Leipziger die nationale Konkurrenz dicht auf den Fersen bzw. hat ihn bereits überholt. Denn mit 20,41 Metern führt Simon Bayer (VfL Sindelfingen) die deutsche Jahresbestenliste an und hat zuletzt relativ konstant Weiten um 20 Meter abgerufen. Zehn Zentimeter dahinter folgt David Storl, dem nach langwierigen Verletzungsproblemen noch die absolute Dynamik im Vergleich zu seinen besten Jahren fehlt. Mit Christian Zimmermann (Kirchheimer SC; 20,07 m) und Titelverteidiger Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein; 20,06 m), der erst vor knapp zwei Wochen seine 20-Meter-Premiere feierte, wittern zwei weitere Athleten im Herzen der Hauptstadt ihre Titelchance.
Was dem deutschen 20-Meter-Quartett aktuell noch fehlt, ist eine Norm für WM und EM. Dafür sind stattliche 21,10 bzw. 20,85 Meter gefordert. Kommt ein deutscher Kugelstoßer am Freitagabend in die Nähe dieser Vorgabe, dürfte das mit ziemlicher Sicherheit zum Titel reichen. Wie es sich anfühlt, in Berlin zu gewinnen, weiß Simon Bayer. Er siegte überraschend 2019 bei der bis dato letzten DM-Entscheidung in der Hauptstadt mit 20,26 Metern und feierte seinen Gold-Coup mit einem sehenswerten Rückwärts-Salto. mbn
Titelverteidiger: Dennis Lukas (LG Idar-Oberstein; 19,82 m)
Jahresbester: Simon Bayer (VfL Sindelfingen; 20,41 m)
WM-Norm: 21,10 m | EM-Norm: 20,85 m
Diskuswurf
Zwei Aufsteiger fordern die arrivierten Werfer
Titelverteidiger Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) muss die Saison mit Rückenbeschwerden abschreiben, zusammen mit Clemens Prüfer (SC Potsdam; 62,12 m) und David Wrobel (SC Magdeburg; 63,56 m) hatte er die deutschen Farben bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio vertreten. In diesem Sommer rücken beide in die Rolle der Jäger. Denn aktuell führen Henrik Janssen (SC Magdeburg; 66,25 m), Torben Brandt (SCC Berlin; 66,18 m) und Martin Wierig (SC Magdeburg; 65,73 m) die deutsche Bestenliste an. Das Trio hat bereits die EM-Norm von 65,20 Metern übertroffen, das Top-Duo sogar die WM-Norm für Eugene (66,00 m).
Henrik Janssen und Torben Brandt steigerten im Frühjahr ihre Bestleistung jeweils um knapp zwei Meter, während die anderen deutschen Top-Werfer bisher nicht in die Nähe ihrer Hausrekorde kamen. Allerdings bewies Martin Wierig zuletzt als Sieger in Schönebeck mit 65,73 Metern eine deutlich steigende Formkurve. Auch Rio-Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin) erzielte dort seinen Saisonrekord. Doch mit 60,93 Metern ist der 32-Jährige ein gutes Stück von den Vorgaben für München und Eugene entfernt.
U20-Weltrekordler Mika Sosna (TSG Bergedorf) ist in Berlin nicht mit dabei. Der 19-Jährige hatte in Schönebeck die Bestmarke mit dem 1,75-Kilo-Dikus auf 71,37 Meter gesteigert. Doch bei seinem Rekord-Coup verletzte sich der 19-Jährige. Dass der Hamburger auch bereits mit dem 250 Gramm schwereren Männer-Diskus umzugehen weiß, hatte Mika Sosna im Saisonverlauf bereits mit 61,94 Metern bewiesen. mbn
Titelverteidiger: Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 65,08 m)
Jahresbester: Henrik Janssen (Sportclub Magdeburg; 66,25 m)
WM-Norm: 66,00 m | EM-Norm: 65,20 m
Hammerwurf
Youngster Merlin Hummel in der Poleposition
In den vergangenen drei Jahren hatte Tristan Schwandke (TV Hindelang) stets den Dreh bei den Deutschen Meisterschaften raus und gewann jeweils den Titel. In diesem Jahr muss sich der 30-Jährige aber starker Konkurrenz erwehren. Denn mit Merlin Hummel (UAC Kulmbach) möchte das größte deutsche Hammerwurf-Talent seit vielen Jahren im Olympiastadion seine Titel-Premiere feiern.
Der 20-Jährige bestreitet seine erste komplette Saison mit dem 7,26-Kilogramm schweren Männer-Hammer. Trotzdem führt er mit 75,66 Metern die deutsche Bestenliste mit knapp zwei Metern Vorsprung auf Tristan Schwandke (73,89 m) an. Seine Bestleistung steigerte Merlin Hummel Anfang Juni in Fränkisch-Crumbach gleich um zwei Meter. Seit 2013 hätte diese Weite immer zum DM-Titel ausgereicht. Die DM-Generalprobe vor zehn Tagen in Schönebeck entschied allerdings Tristan Schwandke mit 73,00 zu 70,60 Metern deutlich zu seinen Gunsten.
Die Bronzemedaille und vielleicht den ersten 70-Meter-Wurf der Karriere nimmt ein anderer 20-Jähriger in Berlin ins Visier. Sören Klose steigerte sich in diesem Jahr auf 69,79 Meter. Die 69-Meter-Marke übertraf der Frankfurter dabei bereits fünfmal. Das Fundament für die 70-Meter-Premiere ist also vorhanden. mbn
Titelverteidiger: Tristan Schwandke (TV Hindelang; 73,52 m)
Jahresbester: Merlin Hummel (UAC Kulmbach; 75,66 m)
WM-Norm: 77,50 m | EM-Norm: 77,00 m
Speerwurf
Titelverteidiger Julian Weber in der Favoritenrolle
Seit einigen Jahren zählt der Männer-Speerwurf zu den absoluten Highlights bei Deutschen Meisterschaften. Denn kein anderes Land verfügt über vier Athleten mit 90-Meter-Potenzial. Aktuell in der Poleposition liegt allerdings genau der eine Werfer des Quartetts, der in seiner Karriere die 90 Meter noch nicht übertroffen hat: Julian Weber. Der Mainzer führt mit 89,54 Metern die deutsche Bestenliste an.
Aber nicht nur in der absoluten Top-Weite ist der Olympia-Vierte aktuell der stärkste Werfer, sondern auch in Sachen Konstanz. Fünf Wettkämpfe hat der Titelverteidiger seit Mitte Mai bestritten und alle mit Weltklasse-Weiten zwischen 83,92 und 89,54 Metern abgeschlossen. Ein nicht ganz so konstant hohes Niveau hat momentan Andreas Hofmann (MTG Mannheim) zu bieten. Mit seiner Top-Weite von 87,32 Metern hat der EM-Zweite allerdings in dieser Saison schon gezeigt, dass er die Verletzungssorgen überwunden hat.
Erst einen Wettkampf hat Johannes Vetter in diesem Jahr bestritten. Bei seinem Heimspiel Mitte Mai in Offenburg startete er solide mit 85,64 Metern in die Sommersaison, musste in der Folge aber auf weitere Wettkämpfe verzichten – und sagte am Dienstag aufgrund von Schulterbeschwerden auch seinen DM-Start ab. Ein großes Fragezeichen steht auch hinter der Form von Rio-Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena), der bei seinem bisher einzigen Saisonstart in Doha (Katar) nicht über 72,51 Meter hinaus kam. Schon die DM 2021 – sein einziger Start im Vorjahr – hatte der 30-Jährige ohne gültigen Versuch aufgrund einer Verletzung frühzeitig beenden müssen.
Für eine Überraschung könnte in Berlin ein anderer Thüringer sorgen: Maurice Voigt (LG Ohra Energie) steigerte sich Ende Mai in Halle um fast vier Meter auf 80,46 Meter. Ebenfalls zu beachten, ist der erst 17-jährige Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen; 78,05 m). mbn
Titelverteidiger: Julian Weber (USC Mainz; 80,33 m)
Jahresbester: Julian Weber (USC Mainz; 89,54 m)
WM-Norm: 85,00 m | EM-Norm: 84,00 m
4x100 Meter
DM-Comeback für die Vereinsstaffeln
Drei Jahre lang durften sich die Sprinter des SC DHfK Leipzig Deutscher Meister mit der 4x100-Meter-Vereinsstaffel nennen. Denn 2020 und 2021 wurden keine Staffelrennen im Rahmen der Deutschen Meisterschaften ausgetragen. Und so kehren die Teams am Wochenende an die Stätte zurück, an der 2019 zum letzten Mal ein Quartett zum Deutschen 4x100-Meter-Meister gekürt wurde. Dass es einen neuen Titelträger geben wird, steht bereits fest – denn Leipzig hat in diesem Jahr keine Staffel gemeldet.
Erst wenige Tage alt ist die deutsche Jahresbestleistung (39,85 sec), die mit Philipp Trutenat, Kevin Ugo, Maurice Huke und Mateusz Lewandowski eine Mannschaft aus Wattenscheid erzielte. Alle vier Sprinter gehören auch zum Aufgebot, das der Klub aus dem Ruhrgebiet für die DM gemeldet hat. An Position zwei der Meldeliste findet sich mit 40,63 Sekunden die Auswahl vom SCC Berlin, die mit sechs Youngsters, allesamt nach 2000 geboren, vor Heimpublikum glänzen will. Knapp dahinter lauern die Teams der LG Brillux Münster, vom TSV Bayer 04 Leverkusen und der MTG Mannheim.
Doch wie immer gilt auch diesmal: Staffel-Wettkämpfe sind schwer vorherzusagen. Für gute Wechsel muss vieles zusammenpassen, kleine Unaufmerksamkeiten können auch die Favoriten viel Zeit kosten. Und auch für vermeintliche Underdogs ist eine Überraschung möglich. Welches Team die Tücken eines 4x100-Meter-Rennens am besten meistert, wird sich am Sonntag zeigen. svs
Titelverteidiger: SC DHfK Leipzig (39,02 sec)
Jahresschnellste: TV Wattenscheid 01 (39,85 sec)
DM 2022 Berlin
Stand: 22. Juni | Falls Athleten im Vorfeld der DM ihre Teilnahme kurzfristig absagen, werden die Vorschau-Texte entsprechend aktualisiert.