Gina Lückenkemper ist zurück! Die EM-Zweite über 100 Meter von Berlin hat sich am Samstag bei der Sparkassengala in Regensburg mit ihrer schnellsten Zeit seit 2019 stark präsentiert. In 11,21 Sekunden erfüllte die Sprinterin die EM-Norm für München und verbesserte die deutsche Jahresbestzeit deutlich. Julian Wagner kratzte in 10,12 Sekunden an seinem Hausrekord, während zahlreiche Nachwuchs-Talente sich über internationale Normen freuen durften.
Bereits in den 100-Meter-Vorläufen der Regensburger Sparkassenengala waren Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 11,34 sec), Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,35 sec) und Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde; 11,37 sec) am Samstag unter der bisherigen deutschen Jahresbestleistung (11,38 sec) geblieben. Im Finale rannte jedoch die EM-Zweite von 2018 unangefochten an die nationale Spitze: In 11,21 Sekunden war Gina Lückenkemper bei leichtem Rückenwind (+0,1 m/s) eine Klasse für sich. Dahinter setzte sich Kwayie in 11,41 Sekunden mit zwei Hundertsteln Vorsprung auf Rebekka Haase durch.
Für Lückenkemper war es die beste unter regulären Bedingungen erzielte 100-Meter-Zeit seit fast drei Jahren. Das letzte Mal flotter unterwegs war die zweimalige WM-Halbfinalistin im September 2019 beim ISTAF in Berlin, als sie 11,15 Sekunden schnell sprintete. Und noch wichtiger: Die 25-Jährige blieb unter der Norm (11,24 sec) für die Europameisterschaften in München (15. bis 21. August).
"Ich bin sehr zufrieden, es hat sehr viel Spaß gemacht", befand Gina Lückenkemper am Stadion-Mikrofon. "Die erste Runde hat mir sehr, sehr gut getan. Ich war auch ganz froh, dass ich nicht sofort Becky [Haase] und Lisa [Kwayie] mit im Rennen hatte, sondern mich im Vorlauf einfach auf mich und meine Technik konzentrieren konnte." Das Staffelrennen von Freitag habe sie noch in den Beinen gespürt, sich aber mit ihrem Team auch im Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften in Berlin (25./26. Juni) bewusst entschieden, in Regensburg auch den Einzelstart zu absolvieren.
Julian Wagner stürmt zum 100-Meter-Sieg
Strahlen konnte auch Julian Wagner (LC Top Team Thüringen): In 10,12 Sekunden verpasste der schnellste Deutsche des vergangenen Jahres seine persönliche Bestleistung nur um eine Hundertstelsekunde. "Ich bin ein bisschen sprachlos", erklärte er nach dem Rennen. "Letzte Woche in Dessau habe ich ein paar Fehler gemacht. Dass es jetzt so gut läuft, freut mich umso mehr." Mit der Bestätigung seiner Leistung des Vorjahres bekräftigte auch der Thüringer seinen Anspruch auf einen 100-Meter-Start bei den Heim-Europameisterschaften.
"Ich denke, die EM ist für alle deutschen Sprinter und Sprinterinnen ein großes Highlight", meinte er. Platz zwei ging in 10,40 Sekunden an Robin Ganter (MTG Mannheim) vor Michael Bryan (10,41 sec), der sich Rang drei in einem Wiederholungslauf sicherte: Am Start war der Startblock des Rehlingers verrutscht. Das gleiche Schicksal hatte beim ersten Startversuch Julian Wagner ereilt.
Benedikt Wallstein glänzend aufgelegt
In der Hallensaison hatte Benedikt Thomas Wallstein (Gothaer Leichtathletik Centrum) mit einer deutschen U18-Hallenbestleistung über 200 Meter für Furore gesorgt. In Regensburg setzte er sich über 100 Meter in der U20-Wertung auch gegen ältere Konkurrenz souverän durch und übernahm in 10,46 Sekunden die Spitzenposition in Europas U18-Bestenliste 2022. Mit Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck; 10,71 sec) sprintete ein U16-Athlet auf Rang zwei und zu einer neuen deutschen Bestzeit für seine Altersklasse. Wenig später ließ Wallstein über 200 Meter in 21,15 Sekunden die nächste Gala-Vorstellung folgen.
Im 100-Meter-Sprint der weiblichen U20 lieferten sich zwei Athletinnen, die beide bereits mit der U20-WM-Norm für Cali (Kolumbien; 1. bis 6. August) ausgestattet waren, ein enges Rennen. In persönlicher Bestzeit von 11,66 Sekunden hatte schließlich Rosina Schneider (TV Sulz) mit einer Hundertstel Vorsprung die Nase vorn. Viola John (LG Stadtwerke München) blieb Platz zwei.
James Adebola pulverisiert seine Bestleistung
Mit einem 200-Meter-Hausrekord von 20,84 Sekunden, aufgestellt im vergangenen August in La Chaux-de-Fonds (Schweiz), war James Adebola (SCC Berlin) nach Regensburg gereist. Ungefährdet von der Konkurrenz um Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 21,00 sec) stürmte er bei Windstille in 20,64 Sekunden zum Sieg. Der Wolfsburger Tobias Morawietz, im vergangenen Jahr bei der U20-EM über 100 Meter im Einsatz, durfte sich in 21,12 Sekunden über die Norm für die U20-WM freuen.
Bei den Frauen ließ Lisa-Marie Kwayie Platz zwei über 100 Meter die schnellste Zeit der 200-Meter-Zeitläufe folgen. In 23,27 Sekunden lief sie nahe heran an die deutsche Jahresbestleistung, die derzeit die Dortmunderin Lilly Kaden mit 23,21 Sekunden innehat. Marlene Körner (SV Halle; 23,86 sec) Sekunden machte die U20-WM-Norm klar.
Zwei unter 46 Sekunden, Nachwuchs sammelt Normen
Auf der Stadionrunde lieferten Deutschlands schnellste Viertelmeiler die ersten Zeiten unter 46 Sekunden in dieser Saison ab: Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) stellte als Sieger in 45,80 Sekunden seine Bestleistung ein, auch der Deutsche Meister Manuel Sanders aus Dortmund konnte mit 45,99 Sekunden zufrieden sein. Eine Zehntelsekunde fehlt Schlegel noch zur EM-Norm. Bei den Frauen war Maria Benedicta Chigbolu aus Italien (52,58 sec) eine Klasse für sich, schnellste Deutsche war die Ludwigsburgerin Elisa Lechleitner in 53,19 Sekunden.
Die Nachwuchs-Athletinnen Maja Schorr (SV GO! Saar 05; 53,67 sec) und Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg; 53,89 sec), beide im vergangenen Jahr mit Staffel-Gold bei der U20-EM dekoriert, erfüllten dahinter die U20-WM-Norm. Die erst 16-jährige Jana Becker (LG Wettenberg) brach in 54,76 Sekunden bereits die dritte Norm für die U18-EM in Jerusalem (4. bis 7. Juli). Sie hat in Israel die Qual der Wahl zwischen 400, 800 und 1.500 Metern.
Im Hürdensprint war eine Siebenkämpferin nicht zu schlagen: Lokalmatadorin Isabel Mayer jubelte im Ziel über eine persönliche Bestleistung und starke 13,25 Sekunden. Dahinter verbesserte sich U20-Talent Hawa Jalloh (Wiesbadener LV) nochmals auf 13,35 Sekunden und belegt damit nun weltweit Platz fünf in ihrer Altersklasse. In der männlichen U18 setzte sich Nils Leifert (LAC Quelle Fürth) in neuer Bestzeit von 13,79 Sekunden knapp vor Timon Dethloff (Cologne Athletics; 13,81 sec) durch. Aaron Giurgian (Sprintteam Wetzlar) steigerte sich auf 13,63 Sekunden über die 0,991 Meter hohen Hürden der U20. Bei den Männern gewann der Sindelfinger Stefan Volzer in 13,89 Sekunden.
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