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Pliezhausen im Doppelpack: Auf DM-Titeljagd folgt Sprint-Spektakel mit Olympiasiegerin

Erst die DM auf der Langstrecke, dann das Meeting der „krummen Strecken“. Am Wochenende werden die Leichtathletik-Augen gleich doppelt auf Pliezhausen gerichtet sein. Über 10.000 Meter bahnen sich bei der DM am Samstag spannende Rennen an, nur einen Tag später gibt sich unter anderem Olympiasiegerin Malaika Mihambo die Ehre.
David Köndgen / Nicolas Walter

Beide Wettkämpfe aus Pliezhausen können Sie am Wochenende im Livestream verfolgen. Während die DM Langstrecke auf leichathletik.de am Samstag ab 17:45 Uhr zu sehen sein wird, übertragen die Veranstalter das Internationale Läufermeeting einen Tag später auf ihrer Webseite.

Pliezhausen im Doppelpack – gleich zweimal ist die schwäbische Gemeinde am kommenden Wochenende Gastgeber hochkarätiger Leichtathletik. Zum 50-jährigen Jubiläum des Schönbuchstadions finden dort am Samstag (7. Mai) die Deutschen Meisterschaften auf der Langstrecke statt, ehe am Sonntag an selber Stelle das traditionsreiche Internationale Läufermeeting der „krummen Strecken“ ausgetragen wird.  

Bei der Jagd nach den Meistertiteln verspricht vor allem das Rennen der Männer über 10.000 Meter viel Spannung. Neben Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) und Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) ist auch ein Athlet gemeldet, der sich Mitte April nach langer Abstinenz wieder auf der Langstrecke zurückmeldete. Beim Paderborner Osterlauf triumphierte Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) überraschend über 10 Kilometer in Jahresbestzeit von 28:15 Minuten und erzielte damit die zweitbeste Zeit seiner Karriere. Zuletzt hatte der 28-Jährige 2019 ein Rennen auf der Langstrecke absolviert und sich seitdem vor allem auf die 1.500-Meter-Distanz fokussiert. In Pliezhausen könnte er seine Rückkehr nun mit dem Meistertitel vergolden.

Dreikampf an der Spitze?

Die Zuschauer dürfen sich somit auf einen packenden Dreikampf einstellen. Während Samuel Fitwi die Jahresbestenliste mit 28:08,83 Minuten anführt und somit Ambitionen auf den Platz ganz oben auf dem Podium haben dürfte, darf sich auch Simon Boch nach seiner Silbermedaille im vergangenen Jahr berechtigte Hoffnungen auf Gold machen. In Mainz lief er damals 28:22,75 Minuten.

Titelverteidiger Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) wird indes nach einer Erkältung nicht in Pliezhausen antreten (wir berichteten). Nach seinem starken Halbmarathon Ende Februar in Neapel (Italien; 1:02:35 h) gibt es unter anderem mit Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg), aber auch Sebastian Hendel (LG Braunschweig) und Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen) weitere Athleten, die im Kampf um die Podestplätze ein Wörtchen mitreden könnten. „Ich erwarte ein sehr offenes Rennen“, sagte auch Werner Klein, DLV-Teamleiter Lauf, im Vorfeld der Meisterschaften.

Miriam Dattke mit Favoritenrolle

Bei den Frauen geht dagegen die Regensburgerin Miriam Dattke als Favoritin ins Rennen. In Herzogenaurach konnte die 23-Jährige am vergangenen Wochenende mit 15:47 Minuten überzeugen, im Februar lief sie einen starken Marathon in 2:26:50 Stunden, und 2021 erzielte sie mit 31:33,77 Minuten hinter Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) die zweitschnellste Zeit des Jahres. Sollte sie am Wochenende an diese Zeit herankommen, wird ihr der Titel schwer zu nehmen sein. Doch allzu sicher sollte sich die Jura-Studentin ihres Sieges nicht sein, denn zahlreiche weitere namhafte Athletinnen sind gemeldet. Der prominenteste davon: Alina Reh (SCC Berlin).

Ob die EM-Dritte tatsächlich in Pliezhausen starten wird, wird sich wohl erst kurzfristig entscheiden. Nach einer leichten Herzmuskelentzündung wurde die 24-Jährige zuletzt drei Monate ausgebremst und könnte nun das Comeback angehen. „Ich werde nur starten, wenn ich für meine Ansprüche gut genug in Form und damit konkurrenzfähig bin. Aber ob es klappt oder nicht: Ich freue mich wahnsinnig darauf, bald wieder Rennen zu bestreiten“, sagte sie erst kürzlich bei leichathletik.de.

Überrascht Domenika Mayer auch in Pliezhausen?

Mit Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) sowie der Titelverteidigerin Rabea und ihrer Schwester Deborah Schöneborn (beide SCC Berlin) gibt es weitere Anwärterinnen auf den Titel. Vor allem Katharina Steinruck könnte nach ihren Bestzeiten im Halbmarathon (1:09:38 h) und beim Osterlauf in Paderborn (31:54 min) eine durchaus gewichtige Rolle bei der Titelvergabe spielen. Zum Kreis der Favoritinnen gehört spätestens seit diesem Jahr auch Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Bei ihrem Marathon-Debüt verblüffte sie Anfang April in 2:26:50 Stunden die Experten, am vergangenen Wochenende triumphierte sie über zehn Kilometer in Würzburg (32:47 min).

Noch einmal wissen will es auch die 45-fache Deutsche Meisterin Sabrina Mockenhaupt-Gregor, die mittlerweile für Pliezhausen startet und somit einen Heimvorteil genießen darf. Die 41-Jährige war zuletzt vor allem in verschiedenen TV-Produktionen wie etwa der RTL-Show „Let´s Dance“ zu sehen und bestritt kaum noch Wettkämpfe. In Paderborn untermauerte sie vor wenigen Wochen mit 33:51 Minuten ihr noch immer hohes Leistungspotential. Am Wochenende soll nun vor allem der Spaß im Vordergrund stehen, wenngleich sie auf der Pressekonferenz zur Veranstaltung versicherte, nicht hinterherlaufen zu wollen. „Ich freue mich total, sie wieder auf der Bahn zu sehen“, sagte Werner Klein.

Bei der DM werden auch Titel im Jugend- sowie Seniorenbereich vergeben. So starten die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten der U20 über die halbe Distanz. In der männlichen Jugend zählt der Deutsche U20-Meister Benjamin Dern (LAZ Birkenfeld) als Favorit. Er wird sich unter anderem gegen den U20-EM-Teilnehmer Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) und Hendrik Lindstrot (LG Olympia Dortmund), Dritter der U20-DM über 2.000 Meter Hindernis, durchsetzen müssen. In der weiblichen Jugend bahnt sich ein spannender Dreikampf mit Kira Weis (KSG Gerlingen), Linda Meier (LAC Passau) und Franziska Drexler (LG Finanz Regensburg) an.

„Krumme Strecken“ mit Malaika Mihambo

Nach der DM-Titeljagd folgt am Sonntag schließlich das Internationale Läufermeeting, bei dem viele Augen auf eine Athletin gerichtet sein werden: Wie schon im Vorjahr will sich Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auf zwei „krummen“ Sprintstrecken die nötige Geschwindigkeit für die weitere Saison holen: „Die 150 liegen mir recht gut, die 300 waren letztes Jahr sehr hart. Man hat in diesem Jahr für mich daher speziell die 80 Meter in das Programm genommen. Für eine Weitspringerin ist das aber noch immer eine Überdistanz, denn normalerweise ist mein Anlauf 40 Meter lang“, sagte Malaika Mihambo im Vorfeld.

Über 150 Meter trifft die 28-Jährige dabei unter anderem auf Alica Schmidt (SCC Berlin). Die Deutsche Hallen-Vizemeisterin über 400 Meter gehört aber vor allem auf der 300-Meter-Strecke zum engsten Favoritenkreis. Bei den Männern bringt der Olympia-Teilnehmer und dreifache Deutsche Meister Steven Müller (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) die besten Vorleistungen (PBs: 100 m: 10,33 sec; 200 m: 20,42 sec) mit.

Deutschland vs. Schweiz

Zu einem heißen Duell dürfte es über 1.000 Meter bei den Frauen kommen: Die zweifache Deutsche Hallenmeisterin über 1.500 Meter, Katharina Trost (LG Stadtwerke München), trifft auf Lore Hoffmann, 800 Meter-Meisterin aus der Schweiz und Fünfte der Hallen-EM 2021. Fällt hier möglicherweise der 13 Jahre alte Meetingrekord der Tschechin Lenka Masna (2:38,01 min)? Spannend wird auch die Frage sein, ob Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) aus dem Duell einen Dreikampf machen wird.

Über jede Menge Pliezhausen-Erfahrung verfügt außerdem die 13-fache Deutsche Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München): Die 27 Jahre alte 800 Meter-Spezialistin hat im Schönbuchstadion in der Vergangenheit immer wieder mit herausragenden Auftritten über 600 und 1.000 Meter geglänzt. 2022 trifft sie auf der Unterdistanz unter anderem auf die 18-jährige U20-Europameisterin Audrey Werro aus der Schweiz und die Irin Claire Mooney – der Meetingrekord steht seit 2015 bei 1:25,45 Minuten.

Auch Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) stand bereits regelmäßig bei den „krummen Strecken“ an der Startlinie: Erstmals reist er nun als Deutscher Hallenmeister über 800 Meter an und startet etwas überraschend auf der Überdistanz von 3.000 Meter in die Saison – und trifft dabei auf internationale Konkurrenz aus Tschechien (Jakub Zemanik) und der Schweiz (Urs Schönenberger).

Abschied von Volker Beck

Zum Abschied von Bundestrainer und Pliezhausen-Stammgast Volker Beck, 1980 Olympiasieger über 400 Meter Hürden, gibt sich die komplette Garde der 400-Meter-Hürden-Läufer die Ehre. Dazu zählen die beiden Olympia-Halbfinalisten von Tokio, Joshua Abuaku und Luke Campbell (beide Eintracht Frankfurt), genauso wie der dreimalige Deutsche Meister Constantin Preis.

Bei den Frauen ist Djamila Böhm (LC Rehlingen) nach ihrem zweiten Platz 2021 und der verletzungsbedingten Absage der Vorjahressiegerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) erste Sieganwärterin. Eine Meetingrekordhalterin gibt sich am Spätnachmittag die Ehre: Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) trifft über 2.000 Meter Hindernis auf die Tschechin Anna Malkova und Agnes Thurid Gers (SCC Berlin).

Beide Wettkämpfe aus Pliezhausen können Sie am Wochenende im Livestream verfolgen. Während die DM Langstrecke auf leichathletik.de am Samstag ab 17:45 Uhr zu sehen sein wird, übertragen die Veranstalter das Internationale Läufermeeting einen Tag später auf ihrer Webseite.

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