| Belgrad 2022

Hallen-WM Tag 1 | Mujinga Kambundji stürmt in 6,96 Sekunden zum Titel

Pfeilschnelle Sprints, weite Sätze, Kugelstoßerinnen und Mehrkämpferinnen in Topform sowie spannende Rennen auf der Bahn: Die ersten Finals der Hallen-WM haben am Freitag in Belgrad wieder die Faszination Leichtathletik auf die große Bühne gebracht. Das kleine deutsche Team musste allerdings mehr Tiefen als Höhen durchleben.
Silke Bernhart

Hallen-WM Belgrad 2022 kompakt

Der erste Tag der Hallen-WM in Belgrad (Serbien) ist mit einer Überraschung über 60 Meter der Frauen zu Ende gegangen: Die Schweizerin Mujinga Kambundji stürmte nach vier internationalen Bronzemedaillen zu ihrem ersten Titel. In 6,96 Sekunden stellte sie auch eine neue Weltjahres-Bestmarke auf – nur drei Athletinnen waren je schneller. Auf der Außenbahn rannte sie dabei fast unbemerkt an Mikiah Brisco (6,99 sec) und Marybeth Sant-Price (beide USA; 7,04 sec) vorbei. Die bisherige Nummer eins der Welt Ewa Swoboda (Polen; 7,04 sec) ging dahinter leer aus, ebenso wie zwei weitere Athletinnen mit der gleichen Zeit.

Für einen weiteren Höhepunkt sorgte mit dem sechstweitesten Sprung der Geschichte unter dem Hallendach Olympiasieger Miltiadis Tentoglou. Nachdem sein ebenfalls phänomenaler erster Sprung um den Hauch von Millimetern ungültig gegeben worden war, holte sich der Grieche in Runde zwei mit 8,55 Metern den nächsten globalen Titel. Ein neuer Landesrekord für Schweden bescherte Thobias Montler (8,38 m) dahinter seine nächste Silbermedaille – zweimal Vizemeister-Titel auf europäischer Ebene hat er schon. Bronze ging an Marquis Dendy (USA; 8,27 m).

Noor Vidts auf den Spuren von Nafissatou Thiam

Ebenfalls auf Platz sechs der ewigen Hallen-Bestenliste sortiert sich mit dem Fünfkampf von Belgrad Noor Vidts ein: Die Belgierin, die in Tokio als Vierte die Olympia-Medaille nur knapp verpasste hatte, machte als Führende mit dem 800 Meter-Sieg und 4.927 Punkten den Titel perfekt. Und wandelt damit in den Fußstapfen der zweimaligen Olympiasiegerin Nafissatou Thiam, der sie gar um 23 Zähler den belgischen Hallen-Landesrekord wegschnappte.

Ein neuer Hallen-Landesrekord für Polen bescherte dahinter Adrianna Sulek (4.851 pt) die Silbermedaille vor der US-Amerikanerin Kendall Williams (USA; 4.680 pt). Diese rettete von einem 130-Punkte-Vorsprung auf Holly Mills (Großbritannien) nach den 800 Metern noch sieben Zähler über die Ziellinie.

Lázaro Martínez löst Versprechen der Jugend ein

Schon am Vormittag war der erste Titel der Meisterschaften vergeben worden – und zwar an einen Athleten, der erst einen Monat zuvor seinen ersten Hallen-Wettkampf bestritten hatte: Der Kubaner Lázaro Martínez, zwischen 2013 und 2016 einmal U18- und zweimal U20-Weltmeister, flog gleich in Runde eins bis auf 17,64 Meter und holte damit nun auch seine erste Goldmedaille in der Aktivenklasse. Auf den Silberrang sprang mit neuem Hallen-Landesrekord für seine Wahl-Heimat Portugal Pedro Pablo Pichardo (17,46 m), Bronze gewann Donald Scott (USA; 17,21 m).

Im hochklassigen Kugelstoßen der Frauen konnten erstmals seit 1991 bei einer Hallen-WM wieder zwei Athletinnen die 20-Meter-Marke überbieten (wir berichteten) – Gold ging an Auriol Dongmo (Portugal; 20,43 m), Silber an Chase Ealey (USA; 20,21 m). Über 3.000 Meter liefen Elinor Purrier St. Pierre (USA) und Gabriela Debues-Stafford (Kanada) zwischen einem Trio aus Äthiopien auf den Plätzen zwei und vier ins Ziel, als Siegerin hielt Lemlem Hailu (8:41,82 min) die Fahnen für das ostafrikanische Läuferland hoch (wir berichteten).

Maximilian Thorwirth läuft ins 3.000 Meter-Finale

In zahlreichen Vorrunden wurden darüber hinaus am Freitag die Weichen für die Entscheidungen der folgenden Tage gestellt. Über 400 Meter dürfen sich die Fans weiterhin auf das Duell von Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo (Bahamas) gegen die Olympia-Dritte über 400 Meter Hürden Femke Bol (Niederlande) freuen – wenngleich die Niederländerin im Halbfinale bei dem vergeblichen Bemühen, Stephenie Ann McPherson (Jamaika) noch abzufangen, schmerzhafte Bekanntschaft mit der Bahn machen musste.

Im Siebenkampf der Männer wird Olympiasieger Damian Warner (Kanada; 3.649 pt) trotz eines ersten Tags auf Weltrekord-Niveau vom jungen Schweizer Simon Ehammer (3.647 pt) herausgefordert. Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) musste den Mehrkampf mit gesundheitlichen Beschwerden abbrechen.

Auch für einige weitere DLV-Athletinnen und -Athleten lief der Tag nicht nach Wunsch. Besonders bitter war das Vorlauf-Aus von Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01), dem in 46,76 Sekunden nur eine Hundertstel zum Halbfinale fehlte. Einen starken Eindruck hinterließ über 3.000 Meter Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd), der trotz Gedränge und Gerangel bei seiner WM-Premiere als Vierter seines Vorlaufs direkt das Final-Ticket buchte (wir berichteten).

Hallen-WM Belgrad 2022 kompakt

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