Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: der Siebenkampf der Frauen.
INTERVIEW zum Mehrkampf mit Frank Müller
Das ist passiert in 2021
Es war kein einfaches Jahr für Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt). Ein Jahr voller Unwägbarkeiten nach einer heftigen Reaktion auf ihre Corona-Impfung und einer Last-Minute-Entscheidung, doch bei den Olympischen Spielen an den Start zu gehen. Eine Entscheidung, die goldrichtig war, wie Carolin Schäfer in Tokio eindrucksvoll bewies. Mit einer kämpferischen Meisterleistung ließ die 30-Jährige alle Zweifel der vergangenen Monate hinter sich und kämpfte sich mit 6.419 Punkten auf Platz sieben. Ein einziger Punkt fehlte lediglich zur direkten Qualifikation für die WM in Eugene (USA) im kommenden Jahr. Dennoch war es eine Platzierung und Leistung, die sich angesichts der Umstände fast wie eine Medaille anfühlte.
Einen Kindheitstraum erfüllte sich Vanessa Grimm (Königsteiner LV). Bei ihrer olympischen Premiere landete die Aufsteigerin des Jahres mit 6.114 Punkten auf Platz 19 und blieb damit zum vierten Mal in ihrer noch so jungen Karriere über der 6.000-Punkte-Marke.
Und auch der Nachwuchs machte in diesem Jahr Freude. Allen voran die jungen Wilden in der U20 bei den Europameisterschaften ihrer Altersklasse. Im abschließenden 800-Meter-Lauf war es in Tallinn (Estland) Marie Dehning (LG Celle-Land), die bis zum letzten Meter alles gab und damit mit der Bronzemedaille belohnt wurde. Auch bei den Deutschen U20-Meisterschaften war die 18-Jährige nicht zu schlagen. Stark waren in diesem Jahr aber auch Serina Riedel (TSV Zeulenroda) mit ihrem vierten Platz bei der U20-EM und Lara Siemer (Rukeli Trollmann; Platz 8), die ab der kommenden Saison gemeinsam mit Marie Dehnung für den TSV Bayer 04 Leverkusen an den Start gehen wird.
Internationale Erfolge
Medaille | Finalplatzierung | |
---|---|---|
Hallen-EM | - | - |
U20-EM | 3. Platz Marie Dehning (LG Celle Land) | 4. Platz Serina Riedel (TSV Zeulenroda); 8. Platz Lara Siemer (Rukeli Trollmann e. V.) |
U23-EM | - | - |
Olympische Spiele | 7. Platz Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) | - |
Unser "Ass des Jahres"
Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt)
7. Platz Olympische Spiele
Unser "Talent des Jahres"
Marie Dehning (LG Celle Land)
3. Platz U20-EM
1. Platz U20-DM
5. Platz U20-Weltbestenliste
Die deutschen Top 2021
Punkte | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
6.419 | Carolin Schäfer | 1991 | Eintracht Frankfurt e.V. |
6.316 | Vanessa Grimm | 1997 | Königsteiner LV |
6.219 | Sophie Weißenberg | 1997 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
6.119 | Anna Maiwald | 1990 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
6.044 | Lucie Kienast | 2001 | SV Halle |
6.017 | Louisa Grauvogel | 1996 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
5.809 | Mareike Rösing | 1999 | USC Mainz |
5.778 | Marie Dehning | 2003 | LG Celle-Land |
5.730 | Serina Riedel | 2003 | TSV Zeulenroda |
5.729 | Janina Lange | 1997 | MTV Lübeck |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Jahr | Athletinnen > 6.200 * | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 1 | 6.205 | 6.181 | 6.026 |
2006 | 4 | 6.389 | 6.301 | 6.080 |
2007 | 2 | 6.333 | 6.254 | 6.045 |
2008 | 4 | 6.427 | 6.328 | 6.039 |
2009 | 3 | 6.389 | 6.241 | 5.986 |
2010 | 2 | 6.412 | 6.203 | 5.969 |
2011 | 2 | 6.409 | 6.272 | 6.106 |
2012 | 4 | 6.446 | 6.340 | 6.118 |
2013 | 2 | 6.359 | 6.182 | 5.839 |
2014 | 3 | 6.378 | 6.255 | 6.037 |
2015 | 3 | 6.437 | 6.296 | 6.070 |
2016 | 3 | 6.422 | 6.275 | 5.988 |
2017 | 2 | 6.507 | 6.319 | 6.003 |
2018 | 1 | 6.312 | 6.243 | 5.991 |
2019 | 2 | 6.298 | 6.210 | 5.966 |
2020 | 1 | 6.159 | 6.036 | 5.834 |
2021 | 3 | 6.318 | 6.223 | 6.018 |
Entwicklung der Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 6.221 (S. Kesselschläger) | 6.889 (Barber/FRA) | 668 | 6.889 (Barber/FRA) | 668 |
2006 | 6.420 (L. Schwarzkopf) | 6.740 (Klüft/SWE) | 320 | 6.740 (Klüft/SWE) | 320 |
2007 | 6.439 (L. Schwarzkopf) | 7.032 (Klüft/SWE) | 593 | 7.032 (Klüft/SWE) | 593 |
2008 | 6.536 (L. Schwarzkopf) | 6.733 (Dobrynska/UKR) | 197 | 6.733 (Dobrynska/UKR) | 197 |
2009 | 6.493 (J. Oeser) | 6.731 (Ennis/GBR) | 238 | 6.731 (Ennis/GBR) | 238 |
2010 | 6.683 (J. Oeser) | 6.823 (Ennis/GBR) | 140 | 6.823 (Ennis/GBR) | 140 |
2011 | 6.663 (J. Oeser) | 6.880 (Chernova/RUS) | 217 | 6.880 (Chernova/RUS) | 217 |
2012 | 6.649 (L. Schwarzkopf) | 6.955 (Ennis/GBR) | 306 | 6.955 (Ennis/GBR) | 306 |
2013 | 6.462 (C. Rath) | 6.623 (Chernova/RUS) | 161 | 6.623 (Chernova/RUS) | 161 |
2014 | 6.426 (L. Schwarzkopf) | 6.682 (Johnson-Thompson/GBR) | 256 | 6.682 (Johnson-Thompson/GBR) | 256 |
2015 | 6.547 (C. Schäfer) | 6.669 (Ennis-Hill/GBR) | 122 | 6.808 (Theisen-Eaton/CAN) | 261 |
2016 | 6.557 (C. Schäfer) | 6.810 (Thiam/BEL) | 253 | 6.810 (Thiam/BEL) | 253 |
2017 | 6.836 (C. Schäfer) | 7.013 (Thiam/BEL) | 177 | 7.013 (Thiam/BEL) | 177 |
2018 | 6.602 (C. Schäfer) | 6.816 (Thiam/BEL) | 214 | 6.816 (Thiam/BEL) | 214 |
2019 | 6.426 (C. Schäfer) | 6.981 (Johnson-Thompson/GBR) | 555 | 6.981 (Johnson-Thompson/GBR) | 555 |
2020 | 6.319 (C.Schäfer) | 6.419 (Dadic/AUT) | 100 | 6.419 (Dadic/AUT) | 100 |
2021 | 6.419 (C. Schäfer) | 6.791 (Thiam/BEL) | 372 | 6.791 (Thiam/BEL) | 372 |
Das fällt auf:
- Ein siebter Platz, der sich anfühlt wie eine Medaille: Für Carolin Schäfer war es ein schwieriges Jahr, doch zum Saisonhöhepunkt zeigte die 30-Jährige einmal mehr ihre große Klasse. Eine Leistung, die andeutet, welche Fähigkeit in ihr steckt, wenn sie bis zum kommenden Höhepunkt im kommenden Jahr gesund durchkommt.
- Auch hinter Carolin Schäfer wachsen gute Athletinnen heran. Da ist zum einen Olympia-Debütantin Vanessa Grimm, aber auch die 24-jährige Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die in Götzis nach einem Jahr Siebenkampf-Pause und kleineren Problemen in der Vorbereitung den zweitenbesten Siebenkampf ihrer Karriere ablieferte.
- Mit Problemen hatten in diesem Jahr die beiden erfahrenen Athletinnen Mareike Arndt und auch Louisa Grauvogel (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) zu kämpfen, wobei Louisa Grauvogel nach drei Jahren in Götzis erstmals wieder einen Mehrkampf beenden konnte und ihr großes Potenzial aufblitzen ließ.
- Bei der U20-EM schafften mit Marie Dehning, Serina Riedel und Lara Siemer gleich drei deutsche Athletinnen den Sprung unter die Top Acht.
- International war es einmal die Belgierin Nafissatou Thiam, die zum Saisonhöhepunkt alle überstrahlte. In Tokio gelang ihr zwar nicht der beste Siebenkampf ihrer Karriere, aber definitiv einer ihrer wichtigsten: Nach Gold 2016 vollbrachte Nafissatou Thiam das Kunststück, ihren Olympiasieg zu verteidigen. Auch bei der Hallen-EM war die 27-Jährige nicht zu schlagen.
- Die Niederlande werden mehr und mehr zur Siebenkampf-Nation, räumte das Team in Tokio doch Silber und Bronze ab. Anouk Vetter steigerte sich mit einem Siebenkampf auf Top-Niveau auf einen neuen Landesrekord von 6.689 Punkte. Hinter ihr war es die erst 23-jährige Emma Oosterwegel, die sich mit 6.590 Punkten auf das Podium vorkämpfte. Ein Name, den die Siebenkampf-Welt sich merken sollte.
leichtathletik.TV-Clips:
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Marathon/Straße folgt im Dezember
Hochsprung Frauen
Hochsprung Männer
Weitsprung Frauen
Dreisprung Frauen
Dreisprung Männer
Stabhochsprung Frauen
Stabhochsprung Männer
Kugelstoßen Frauen
Kugelstoßen Männer
Diskuswurf Frauen
Diskuswurf Männer
Hammerwurf Frauen
Hammerwurf Männer
Speerwurf Frauen
Speerwurf Männer
* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017