Deutschlands Leichtathleten sprinten, laufen, gehen, springen, werfen und stoßen wieder! Leider 2021 aufgrund der fortwährenden Corona-Pandemie oft noch ohne Zuschauer. Aber auf der Ebene des Kader- und Leistungssports schon wieder mit fast allen hochkarätigen Wettkämpfen. Und schließlich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio, die unter ganz besonderen Bedingungen stattfanden. Wir blicken zurück und ordnen, jeweils eingeleitet durch Interviews mit den Leitenden Bundestrainerinnen und Bundestrainern der Disziplingruppen, die Leistungen ein. Heute: der Hochsprung der Männer.
Das ist passiert in 2021
Der größte Jubel der Hallensaison ging auf das Konto von Jonas Wagner: Der Hochspringer vom Dresdner SC 1898 konnte bei der Hallen-DM in Dortmund seine Freiluft-Bestmarke um vier und seine Hallen-Bestmarke gar um sechs Zentimeter nach oben schrauben und sich damit durchaus überraschend seinen ersten deutschen Meistertitel holen. Die Zugabe: Das Ticket für die Hallen-EM in Torun (Polen) und damit nach Platz sechs bei der U23-EM 2019 die Premiere in der A-Nationalmannschaft. In Torun war dann mit 2,16 Metern schon in der Qualifikation Endstation.
Dafür gelang dort mit Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) gleich einem deutschen Duo der Sprung ins Finale und in die Top Acht. Der einstige U20-Europameister aus München feierte mit Platz vier das beste internationale Resultat seiner Aktiven-Karriere. Der Europameister von 2018 aus Leverkusen musste, geplagt von Fußproblemen, mit Platz sieben vorlieb nehmen.
Diese drei Athleten sollten auch die Hauptrollen im weiteren Saisonverlauf einnehmen. Dabei war es bei der Freiluft-DM Tobias Potye, der über eine neue Bestleistung von 2,27 Metern und seine erste DM-Goldmedaille jubeln konnte. Es war der Lohn für das Durchhalten trotz chronischer Kniebeschwerden. Und auch Jonas Wagner schwang sich im Sommer erstmals im Freien über 2,27 Meter, drei Wochen nach der DM in Braunschweig, wo er sich nach eher unbefriedigenden 2,16 Metern mit Platz drei hinter dem höhengleichen Falk Wendrich (LAZ Soest) zufriedengeben musste.
Für die Olympia-Qualifikation über das World Ranking reichten die Höhenflüge von Potye und Wagner jedoch knapp nicht. Dafür sollte Mateusz Przybylko über einen World Ranking-Platz die Chance erhalten, aus einer schwierigen Saison mit Corona-Erkrankung und Fußproblemen noch einen Erfolg zu machen. Nach der Qualifikation konnte der Europameister dann zwar bilanzieren: "Ich habe im Wettkampf gemerkt, dass ich was drauf habe!" Und auch der Fuß schmerzte nicht mehr. Doch die Anlaufgestaltung passte nicht – und somit blieb nach 2,17 Metern das Finale unerreicht.
Anders sah das bei seinem Trainingspartner Florian Hornig (TSV Bayer 04 Leverkusen) aus: Der 21-Jährige setzte die gute Entwicklung des vergangenen Jahres fort, steigerte sich in der Halle auf 2,17 Meter und im Freien auf 2,20 Meter und konnte bei der U23-EM in Tallinn (Estland) mit Platz fünf (2,14 m) einen Achtungserfolg feiern.
Hinter den fünf genannten Athleten, die 2021 allesamt 2,20 Meter und höher sprangen, klafft jedoch im Olympia-Jahr bereits eine kleine Lücke, die sich auch darin widerspiegelt, dass sich mit Ausnahme von Florian Hornig kein Hochspringer der U23- und U20-Altersklasse für die diesjährigen Nachwuchs-Europameisterschaften qualifizieren konnte. Mit neuer Freiluft-Bestleistung von 2,16 Metern sowie dem deutschen U23-Titel gelang dem U18-Vize-Weltmeister von 2017 Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg) aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die beste deutsche U20-Leistung ging mit 2,10 Metern auf das Konto von Jonas Pomsel (SC Potsdam).
Unser "Ass des Jahres"
Tobias Potye (LG Stadtwerke München)
Vierter der Hallen-EM
Deutscher Freiluft-Meister
Unser "Talent des Jahres"
Florian Hornig (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Fünfter der U23-EM
Steigerung auf 2,20 Meter
Internationale Erfolge
Medaille | Finalplatzierung | |
---|---|---|
Hallen-EM | – | 4. Platz Tobias Potye 7. Platz Mateusz Przybylko |
U20-EM | – | – |
U23-EM | – | 5. Platz Florian Hornig |
Olympische Spiele | – | – |
Die deutschen Freiluft-Top Ten (+2) 2021
Höhe | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
2,27 m | Tobias Potye | 1995 | LG Stadtwerke München |
2,27 m | Jonas Wagner | 1997 | Dresdner SC 1898 |
2,23 m | Mateusz Przybylko | 1992 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
2,20 m | Falk Wendrich | 1995 | LAZ Soest |
2,20 m | Florian Hornig | 2000 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
2,16 m | Chima Ihenetu | 1999 | SC Neubrandenburg |
2,13 m | Luca Meinke | 1999 | Schweriner SC |
2,12 m | Raúl Spank | 1989 | LG Nord Berlin |
2,11 m | Niklas Kaul | 1998 | USC Mainz |
2,10 m | Bastian Rudolf | 1995 | Dresdner SC 1989 |
2,10 m | Tom Ediger | 2001 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
2,10 m | Jonas Pomsel | 2002 | SC Potsdam |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau
Jahr | ≥ 2,28 m* | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 1 | 2,27 | 2,25 | 2,19 |
2006 | – | 2,25 | 2,23 | 2,19 |
2007 | 1 | 2,28 | 2,25 | 2,21 |
2008 | 2 | 2,29 | 2,26 | 2,22 |
2009 | 1 | 2,28 | 2,26 | 2,22 |
2010 | 1 | 2,27 | 2,25 | 2,21 |
2011 | 2 | 2,30 | 2,26 | 2,22 |
2012 | – | 2,25 | 2,24 | 2,21 |
2013 | – | 2,23 | 2,22 | 2,18 |
2014 | – | 2,24 | 2,23 | 2,19 |
2015 | 2 | 2,29 | 2,27 | 2,20 |
2016 | 1 | 2,27 | 2,24 | 2,20 |
2017 | 1 | 2,31 | 2,28 | 2,22 |
2018 | 1 | 2,30 | 2,27 | 2,23 |
2019 | 1 | 2,27 | 2,25 | 2,17 |
2020 | 1 | 2,26 | 2,24 | 2,19 |
2021** | – | 2,26 | 2,23 | 2,18 |
Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 2,30 (Fricke) | 2,38 (Sokolovskyy/UKR) | 0,08 | 2,38 (Freitag/RSA; Sokolovskyy/UKR) | 0,08 |
2006 | 2,28 (Onnen) | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 | 2,37 (Silnov/RUS) | 0,09 |
2007 | 2,34 (Onnen) | 2,35 (Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 | 2,35 (Thomas/BAH; Holm/SWE; Rybakov/RUS; Ioannou/CYP) | 0,01 |
2008 | 2,32 (Spank) | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 | 2,38 (Silnov/RUS) | 0,06 |
2009 | 2,33 (Spank) | 2,35 (Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 | 2,35 (Manson/USA; Ukhov/RUS; Rybakov/RUS) | 0,02 |
2010 | 2,30 (Spank) | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 | 2,36 (Ukhov/RUS) | 0,06 |
2011 | 2,32 (Spank) | 2,36 (Dmitrik/RUS; Shustov/RUS) | 0,04 | 2,37 (Williams/USA) | 0,05 |
2012 | 2,26 (Onnen) | 2,39 (Ukhov/RUS) | 0,13 | 2,39 (Ukhov/RUS; Barshim/QAT) | 0,13 |
2013 | 2,24 (Günther; Przybylko) | 2,41 (Bondarenko/UKR) | 0,17 | 2,41 (Bondarenko/UKR) | 0,17 |
2014 | 2,25 (Günther) | 2,42 (Bondarenko/UKR) | 0,17 | 2,43 (Barshim/KAT) | 0,18 |
2015 | 2,32 (Onnen; Przybylko) | 2,37 (Bondarenko/UKR) | 0,05 | 2,41 (Barshim/KAT) | 0,09 |
2016 | 2,32 (Onnen) | 2,39 (Tamberi/ITA) | 0,07 | 2,40 (Barshim/KAT) | 0,08 |
2017 | 2,35 (Przybylko) | 2,38 (Lysenko/ANA) | 0,03 | 2,40 (Barshim/KAT) | 0,05 |
2018 | 2,35 (Przybylko) | 2,40 (Lysenko/ANA) | 0,05 | 2,40 (Barshim/KAT; Lysenko; ANA) | 0,05 |
2019 | 2,30 (Przybylko) | 2,35 (Nedasekau/BLR; Akimenko & Ivanyuk/ANA) | 0,05 | 2,37 (Barshim/KAT) | 0,07 |
2020 | 2,28 (Przybylko) | 2,33 (Nedasekau/BLR) | 0,05 | 2,33 (Nedasekau/BLR) | 0,07 |
2021 | 2,27 (Wagner/Potye) | 2,37 (Ivanyuk/ANA; Nedasekau/BLR; Tamberi/ITA) | 0,10 | 2,37 (Barshim/QAT; Ivanyuk/ANA; Nedasekau/BLR; Tamberi/ITA) | 0,10 |
Das fällt auf
- Erstmals seit 2017 heißt der Hochspringer an der deutschen Spitze nicht Mateusz Przybylko: Die Pole Position teilen sich dieses Mal Jonas Wagner und Tobias Potye. Dafür reichte im Freien erstmals seit 2014 wieder eine Höhe unter 2,28 Meter.
- Trotz einzelner positiver Entwicklungen blieben die Durchschnittswerte der Top Drei, Fünf und Zehn 2021 auf dem Niveau des Corona-Jahres 2020. Im Vergleich zu den Jahren 2015 bis 2018 ist das deutsche Niveau zuletzt insgesamt leicht gesunken.
- Die 2,30 Meter bleiben das Tor zur internationalen Spitze, das in diesem Jahr kein DLV-Athlet durchschreiten konnte – dafür aber insgesamt 16 Konkurrenten weltweit, darunter neun aus Europa.
- Auch im Nachwuchs-Bereich klafft eine Lücke zur europäischen Spitze, die in der U20 mit U20-Europameister Jonathan Kapitolnik (Israel; 2,25 m) größer ist als in der U23 mit U23-Europameister Jan Stefela (Tschechien; 2,20 m).
- Auf der internationalen Bühne nahm der Hochsprung der Männer in diesem Jahr eine Position im Rampenlicht ein: Erst begeisterte bei der Hallen-EM das Duell von Maksim Nedasekau (Weißrussland; 2,37 m) und Gianmarco Tamberi (Italien; 2,35 m). Dann bei den Olympischen Spielen das Duell von Mutaz Essa Barshim (Katar) und Gianmarco Tamberi, die sich schließlich mit 2,37 Metern den Olympiasieg teilten.
leichtathletik.TV-Clips zum Hochsprung
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint Frauen
Sprint Männer
Langsprint Frauen
Langsprint Männer
Hürdensprint Frauen
Hürdensprint Männer
Langhürden Frauen
Langhürden Männer
Mittelstrecke Frauen
Langstrecke Frauen
Langstrecke Männer
Hindernis Frauen
Hindernis Männer
Gehen Frauen
Gehen Männer
Marathon/Straße folgt im Dezember
Hochsprung Frauen
* als Referenzwert dient die WM-Norm des Jahres 2017
** herangezogen wurden nur die Freiluft-Leistungen 2021