Sara Gambetta hat im olympischen Kugelstoß-Finale ihren bisher besten Wettkampf abgeliefert: Mit 18,88 Metern wurde sie am Sonntag in Tokio Achte. Der Sieg ging mit 20,53 Metern an die zweimalige Weltmeisterin Lijiao Gong aus China.
Olympische Spiele 2021 kompakt
Schon der Auftakt in das Olympia-Finale war für Sara Gambetta (SV Halle) mit 18,37 Metern ordentlich. Zeitweise sah es so aus, als könne das schon für die Runde der besten Acht reichen. Auf Nummer sicher ging die Kugelstoßerin dann mit dem dritten Stoß: Mit 18,88 Metern packte Sara Gambetta noch zwei Zentimeter auf ihre rund drei Monate alte Bestleistung drauf. Diese Steigerung brauchte sie schließlich auch, als Achte sicherte sie sich drei weitere Versuch im Finale. Bei diesem Platz und dieser Weite sollte es bleiben.
Es war bereits der vierte Wettkampf, in dem die 28-Jährige in diesem Jahr weiter stieß als je zuvor. In die Olympia-Saison hatte Sara Gambetta noch eine Bestleistung von 18,47 Metern mitgebracht. "Vor zwei Jahren habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt hierhin gehöre, als ehemalige Mehrkämpferin", verriet sie anschließend. "Aber ich habe es mir heute bewiesen!"
An der Spitze entwickelte sich ein Vierkampf um die drei Medaillen, in dem Hallen-Europameisterin Auriol Dongmo (Portugal; 19,57 m) schließlich leer ausging. Ein Machtwort sprach in Runde fünf die zweimalige Weltmeisterin Lijiao Gong (China): Mit 20,58 Metern stellte sie eine neue Bestleistung auf und zeigte den weltweit besten Stoß seit 2016, als Michelle Carter (USA) mit 20,63 Metern Olympiasiegerin geworden war. Dieses Mal ging Silber in die USA, und zwar an Raven Saunders (19,79 m), die mit einem extravaganten Mundschutz alle Blicke auf sich zog. Über Bronze jubelte die 36 Jahre alte Olympiasiegerin von 2008 und 2012 Valerie Adams (Neuseeland; 19,62 m).
STIMME ZUM WETTBEWERB
Sara Gambetta (SV Halle):
Ich weiß gar nicht, was man noch mehr will. Klar, dieses Jahr sind die 19 Meter Ziel, aber ich habe ja noch ein paar Wettkämpfe. Hier ist es eigentlich völlig egal. Olympisches Finale. Bestleistung. Achter Platz. Ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen. Nach dem zweiten Versuch bin ich zu meinem Trainer gegangen und er sagte: "Sara, die sind vom Ablauf echt gut, aber da fehlt ein bisschen die Aggression. Jetzt komm, lass das mal raus!" Dann bin ich in den Ring, hab mich noch mal angeschrien, dann ging eine Gänsehaut-Welle durch mich durch und ich wusste: Der war aggressiver, der war schneller, der war gut. Und es hat gereicht. Es war auch gut, dass ich mich noch auf den sechsten Platz katapultiert habe, denn danach kamen ja noch zwei. Ich weiß dass meine Trainingsgruppe zugeschaut hat, ich weiß, dass meine Familie wach ist, alle sind wach und aufgestanden. Ich bin unendlich dankbar, dass mich alle supporten. Vor zwei Jahren, als ich wieder mal als 13. rausgeflogen bin, habe ich wirklich an mir gezweifelt und mich gefragt, ob ich überhaupt dazu gehöre – ich als ehemalige Mehrkämpferin, zwischen all den großen Frauen sehe ich da vielleicht doch ein bisschen schmaler aus. Aber ich habe es mir heute bewiesen, ich habe es mir in der Quali bewiesen, dass ich verdammt noch mal hierher gehöre. Und da bin ich stolz drauf.
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