Für eines der Highlights bei der Juniorengala in Mannheim hat Steven Richter gesorgt: Im Kugelstoßen überbot er mit 20,34 Metern seine eigene Weltjahresbestleistung der U20 deutlich und knackte erstmals die 20 Meter. Nur wenige Stunden später wusste der 18-Jährige auch im Diskuswurf als Zweitplatzierter zu überzeugen. Im Interview der Woche lässt das Wurftalent vom LV 90 Erzgebirge seine Wettkämpfe Revue passieren, spricht über das enge Verhältnis zu seiner Trainingsgruppe und verrät, mit welcher Musik er sich auf die Wettbewerbe eingestimmt hat.
Steven Richter, herzlichen Glückwunsch zu gleich zwei Spitzenleistungen am heutigen Tag. Beginnen wir mit dem Kugelstoßen: Mit deinem ersten 20-Meter-Stoß hast du deine Führung in der Weltjahresbestenliste weiter ausgebaut. Wie wichtig ist es dir, die „magische Marke“ jetzt übertroffen zu haben?
Steven Richter:
Die 20 ist schon immer eine Marke. In der U18 war das schon die Weite, über die man unbedingt drüber wollte – und jetzt auch in der U20. Vor allem, da ich mit einer Bestleistung von 19,97 Metern angereist war und somit an den 20 Metern schon schnuppern konnte. Es war wirklich schön, jetzt die Zwei vorne auf der Anzeigentafel zu lesen!
Mit deiner neuen Bestweite hast du 38 Zentimeter Vorsprung auf den zweitbesten Kugelstoßer Europas in deiner Altersklasse [Savas Parlak, Türkei]. Ist diese Ausgangslage im Hinblick auf die U20-EM für dich eher mit Druck oder mit Selbstvertrauen verbunden?
Steven Richter:
Wenn es die Form zulässt, kann ich ganz locker an den Wettkampf rangehen. Ich weiß, dass ich ein stabiles Niveau habe, und das wird dann sicherlich für den Endkampf und eine Medaille reichen. Das ist mein Ziel.
Ist nach dem ersten erfolgreichen Wettkampf, dem Kugelstoßen, der Druck von dir abgefallen oder hast du versucht, die Spannung für den Diskuswurf hochzuhalten?
Steven Richter:
Der Druck ist eher abgefallen, weil der Wettkampf schon eine ganz schöne Belastung für den Körper und den Geist ist. Ich bin ganz schön k.o. in den Diskus reingegangen. Das hat sich anfangs auch in der Weite widergespiegelt. Dann habe ich versucht, alles in einen Wurf reinzulegen und das Letzte aus mir rauszuholen. Das hat schließlich auch geklappt.
Du hörst zur Einstimmung auf den Wettkampf immer laute Musik. Womit hast du dich diesmal eingestimmt?
Steven Richter:
Ich habe das Gleiche gehört wie auch im letzten Jahr vor meinen Wettkämpfen: etwas, das ordentlich laut ist. Das ist ein Künstler, der nennt sich Angerfist. Techno, mit Bass.
Deine Leistung im Kugelstoßen und Diskuswurf ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, wie stark die Teilnehmerfelder in Mannheim besetzt waren: Acht Kugelstoßer und zehn Diskuswerfer hatten im Vorfeld die Norm für die U20-EM erfüllt. Wie viel bedeutet es dir, dass du dich dieses Wochenende in beiden Disziplinen behaupten konntest?
Steven Richter:
Es macht mich natürlich sehr stolz. Dafür habe ich die ganze Saison trainiert: Dass ich mich vorne absetzen und zumindest unter den Top Drei platzieren kann.
Welchen Anteil hat dein Trainer Christian Sperling an deinem Erfolg?
Steven Richter:
Einen sehr großen. Wir haben eine richtig gute Beziehung. Ich kann sehr gut mit ihm reden, kommunizieren. Wir können das Training sehr individuell gestalten. Auch unsere Trainingsgruppe ist richtig gut. Es sind viele Athleten dabei, mit denen ich gemeinsam das Sportinternat in Chemnitz besuche. Das schweißt zusammen, wir sind alle sehr gute Freunde. Auch die Schule hilft mir auf jeden Fall sehr gut, weil ich auch zwischen den Stunden trainieren kann.
Du bist Jahrgang 2003 und gehörst somit dem jüngeren U20-Jahrgang an. Überraschen dich deine Leistungen in diesem Jahr – insbesondere in Anbetracht dessen, dass du in der U18 noch mit leichteren Gewichten geworfen und gestoßen hast?
Steven Richter:
Man kann sich immer schon ein bisschen ausrechnen, welche Leistungen man mit den schwereren Gewichten bringen könnte. Deswegen wusste ich ganz gut im Vorfeld, was ich draufhabe. Meine Ziele für dieses Jahr habe ich auf jeden Fall erreicht.
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