Seit Dieter Baumann 1998 war kein Athlet bei Deutschen Meisterschaften über 5.000 Meter schneller unterwegs als zuletzt Nachwuchs-Hoffnung Mohamed Mohumed. Dabei hatte der 22-Jährige zuvor noch mit Reisestrapazen zu kämpfen. Der Langstreckler zeigte damit einmal mehr, dass sein Titel aus dem vergangenen Jahr alles andere als ein Zufallsprodukt war. Als Nächstes soll die Olympia-Norm fallen.
Auf der Zielgeraden des Eintracht-Stadions wurde es laut. Die Zuschauer erhoben sich, klatschten und feuerten lautstark an – Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) war in Braunschweig auf dem Weg zu seiner Titelverteidigung. „Während des Rennens ging mir gar nicht so viel durch den Kopf. Das Einzige, was ich wirklich mitbekommen habe, waren die Zuschauer, die einen unheimlich gespusht haben. Ich habe die Stimmung aufgenommen und einfach nur genossen, das hat mich beflügelt“, erzählt der glückliche Gewinner einige Tage nach seinem Triumph.
Nach seinem ersten Meistertitel im vergangenen Jahr krönte sich der 22-Jährige auch 2021 zum besten deutschen 5.000-Meter-Läufer – und das erstmals vor Publikum. „Es war wie ein Stück Normalität, worauf wir lange Zeit alle gehofft haben“, sagt er über die Unterstützung der Zuschauer.
Dabei war die Erwartungshaltung an den Athleten der LG Olympia Dortmund in diesem Jahr eine andere, der Druck besonders hoch. „Letztes Jahr war ich der Aufsteiger der Saison, jetzt war ich in einer ganz anderen Situation. Ich wollte unbedingt zeigen, dass mein Sieg 2020 keine einmalige Sache war. Deswegen bedeutet mir der Titel sehr viel“, erzählt er.
Reisestrapazen weggesteckt
Bereits zwei Tage vor dem Rennen in Braunschweig hatte Mohamed Mohumed seine starke Form unter Beweis gestellt. Im spanischen Huelva lief er beim Meeting “Iberoamericano“ der World Athletics Continental Tour (Bronze) in 13:21,21 Minuten auf Platz zwei, verbesserte seine Bestzeit vom vergangenen Jahr um zweieinhalb Sekunden und blieb lediglich knapp acht Sekunden über der geforderten Olympia-Norm.
„Durch das ganze Grundlagentraining in den vergangenen Wochen war mir klar, dass ich zwei Wettkämpfe kurz hintereinander gut wegstecken kann“, sagt er. Die größeren Probleme seien ohnehin nicht die Belastungen während der zwei Wettkämpfe gewesen, sondern vielmehr die Reisestrapazen dazwischen. „Durch die Corona-Pandemie fliegt momentan nicht mehr so viel wie sonst. Deswegen waren wir zwölf Stunden nach Spanien und wieder zwölf Stunden zurück nach Deutschland unterwegs.“
Doch das sollte den Deutschen Hallenmeister über 3.000 Meter nicht am Titelgewinn hindern. „Ich habe mich davon nicht beeinflussen lassen, sondern habe mich einfach nur auf das Rennen fokussiert, sodass ich voll da war“, so Mohumed. Und wie er da war! Bereits früh im Rennen setzte er sich vom Rest des Feldes ab. Mit gut 17 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) kam er schließlich in 13:30,78 Minuten ins Ziel.
Schnellste Siegerzeit bei DM seit Dieter Baumann
Es war die schnellste Siegerzeit bei Deutschen Meisterschaften in diesem Jahrtausend. Zuletzt war es Dieter Baumann gewesen, der 1998 bei der DM in Berlin mit 13:20,56 Minuten über die 5.000-Meter-Distanz schneller unterwegs war. „Dass es so schnell wurde, war eher Zufall und hat sich so ergeben“, sagt Mohamed Mohumed.
Noch in diesem Jahr möchte der junge Langstreckler seine Bestzeit weiter verbessern. Denn das große Ziel ist die Olympia-Norm, die bei 13:13,50 Minuten liegt. Der erste Versuch am vergangenen Wochenende beim Meeting in Nizza (Frankreich) war zwar eine Verbesserung im Vergleich zur DM-Zeit, doch die 13:27,79 Minuten waren noch nicht die erhoffte große Steigerung in Richtung Norm.
Am 29. Juni soll es nun beim “Spitzen-Leichtathletik-Meeting“ in Luzern (Schweiz) so weit sein. „Dort wird das Rennen vermutlich nochmal richtig schnell werden“, spekuliert Mohamed Mohumed. Doch selbst wenn auch dort die Norm nicht fallen sollte, ist immer noch eine Qualifikation über das Ranglisten-System möglich.
Voller Fokus auf den Sport
Für den Traum von den Olympischen Spielen kann sich der Dortmunder momentan vollständig dem Sport widmen, die zusätzliche Belastung durch sein Studium fällt weg. Sein im Herbst begonnenes Maschinenbau-Studium hat er nämlich vorerst auf Eis gelegt – coronabedingt.
„Im ersten Semester ist es normalerweise ja so, dass man viele neue Menschen kennenlernt, in die Uni geht und all die neuen Eindrücke verarbeitet. Das hat mir persönlich ein bisschen gefehlt. Ich saß alleine vorm Laptop und habe viele Abläufe nicht vermittelt bekommen. Deswegen habe ich mich im Dezember dazu entschieden, erstmal ein Jahr Pause zu machen. So kann ich mich gerade nur auf den Sport konzentrieren.“
Mit vollem Fokus und dem Rückenwind aus Braunschweig will sich Mohamed Mohumed nun seinen großen Traum von den Spielen erfüllen. „Entweder es funktioniert knapp oder ich schramme ganz knapp daran vorbei – aber ich glaube, dass es in die richtige Richtung geht“, gibt er sich optimistisch.