| Ausblick

Tobias Potye: Auf dem Weg zu alter, neuer Stärke

Bei der Hallen-EM in Torun überzeugte Hochspringer Tobias Potye mit Einstellung seiner Hallen-Bestleistung und dem vierten Platz. Der 25-Jährige möchte in dieser Saison nun endlich auch seine langanhaltenden Verletzungssorgen hinter sich lassen und in neue Höhenregionen vordringen.
Nicolas Walter

Tobias Potye ist zurück. Nachdem der Hochspringer der LG Stadtwerke München in der Saison 2019 wegen Kniebeschwerden keinen einzigen Wettkampf bestreiten konnte, hat der 25-Jährige in diesem Jahr endlich wieder an seine guten Leistungen aus der Zeit vor der Verletzung angeknüpft. Vorläufiger Höhepunkt war Anfang März der bislang größte internationale Erfolg seiner Karriere, als er bei der Hallen-EM in Torun (Polen) mit Einstellung seiner Hallen-Bestleistung von 2,26 Metern auf den vierten Platz sprang.

Dabei verpasste Tobias Potye den Sprung aufs Podium nur um Haaresbreite. Während der Drittplatzierte Thomas Carmoy (Belgien) hinter die 2,26 Meter bereits im ersten Versuch einen Haken setzte, benötigte Potye einen zweiten Anlauf und hatte lediglich aufgrund dieses einen Fehlversuchs mehr das Nachsehen im Kampf um eine Podestplatzierung. Unmittelbar nach dem Wettkampf zeigte sich der Informatik-Student dementsprechend mit seiner Leistung noch etwas unzufrieden: „Stolz und Ärger halten sich heute die Waage. Ich hatte es in der Hand, habe es dann aber hergeschenkt“, sagte er gegenüber leichtathletik.de.

Mit etwas Abstand betrachtet Tobias Potye, dessen Freiluft-Bestleistung aus 2018 stammt und bei 2,27 Metern liegt, seinen Erfolg mittlerweile positiver: „Im Nachhinein ist der vierte Platz in Europa super. Vor allem bin ich dankbar, dass ich das Vertrauen geschenkt bekommen habe und für die EM nominiert wurde.“   

Vor Hallen-DM: „Ich konnte kaum noch Treppen gehen“

Zumal Tobias Potye noch immer nicht unter optimalen Bedingungen springt. Der gebürtige Münchener spricht ungern darüber, da er nicht den Eindruck erwecken möchte, als würde er sich in Ausreden flüchten. Doch er hat noch immer mit jenen Beschwerden zu kämpfen, die ihm im Jahr 2019 die komplette Saison kosteten. Ausgangspunkt ist eine chronische Entzündung an der Patellasehne.

Im Februar, ausgerechnet eine Woche vor den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, seien die Schmerzen nach einem Wettkampf wieder stärker geworden. „Ich konnte kaum noch Treppen gehen“, sagt der U20-Europameister aus dem Jahr 2013. „Dementsprechend war ich froh, dass ich bei der Hallen-DM überhaupt springen konnte.“

Die Schmerzen kommen und gehen, wie Tobias Potye berichtet. „Mal sind sie stärker, mal kaum spürbar. Vor der Hallen-DM war es besonders schmerzvoll, so schlimm ist es glücklicherweise sonst nicht.“ Vor diesem Hintergrund sind die übersprungenen 2,20 Meter und der dritte Platz in Dortmund hoch einzuschätzen. Zumal er aufgrund der Beschwerden bisher deutlich weniger Technikeinheiten im Training absolvieren konnte, als ursprünglich geplant. Auch in Torun musste sich Tobias Potye daher in den Wettkampf „reinfuchsen“, wie er erzählt. „Es kostet mich noch immer Überwindung voll draufzugehen.“

Die Region von 2,30 Metern als großes Ziel

Für die anstehende Freiluft-Saison ist Tobias Potye, der sich 2020 zum zweiten Mal die Deutsche Vizemeisterschaft sichern konnte, nun aber optimistisch. „Ich bin medizinisch gut aufgehoben und denke, dass wir das bis in den Sommer in den Griff bekommen. Selbst wenn ich nicht ausreichend Techniktraining absolvieren kann, bin ich zuversichtlich, dass ich 2,30 Meter springen kann.“

Seit letztem Sommer arbeitet der 25-Jährige daher auch an einem längeren Anlauf. „Wenn man schneller läuft, gibt es mehr Möglichkeiten, um höher zu springen. Aktuell springe ich vermehrt noch in die Weite, was an sich auch wichtig ist, aber ich will den Anteil an Höhe erhöhen und dementsprechend steiler nach oben springen.“

Das Vordringen in die Region von 2,30 Metern bleibt für Tobias Potye das große Ziel in 2021. „Selbst, wenn mir das nur einmal gelingen sollte, ist das eine gute Ausgangslage für das kommende Jahr – auch im Hinblick auf die Heim-EM in München. Aber es ist mir ist erster Linie wichtig, dass ich viele Wettkämpfe machen kann und einen Weg finde, mit meinem Knie umzugehen. Dann wird das Eine automatisch zum Anderen führen.“

Mehr
Maksim Nedasekau entthront Gianmarco Tamberi, Tobias Potye wird starker Vierter

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024