| Hallen-EM

Von sieben auf drei: Hanna Klein schnappt sich mit starker Schlussrunde Bronze über 1.500 Meter

Sie lag scheinbar schon aussichtslos zurück. Doch dank ihrer Spurtstärke hat sich Hanna Klein noch die Bronzemedaille über 1.500 Meter bei der Hallen-EM in Torun gesichert. Gesa Felicitas Krause belegte in einem taktischen Rennen Platz acht.
Martin Neumann

Als die Glocke zur letzten Runde des 1.500-Meter-Finals ertönte, war Hanna Klein als Siebte weit weg von den Medaillenrängen. Doch die Läuferin der LAV Stadtwerke Tübingen packte noch einmal all ihre Spurtkraft in die finalen 200 Meter, machte Platz um Platz gut und sicherte sich in 4:20,07 Minuten doch noch Rang drei.

Dementsprechend glücklich feierte sie gehüllt in die deutsche Flagge ihre erste internationale Medaille. Wenige Minuten später wurde Bronze sogar noch zu Silber. Denn die zunächst zweitplatzierte Holly Archer (Großbritannien) wurde nachträglich aufgrund des Betretens der Bahnbegrenzung disqualifiziert. Allerdings währte die „Silber-Freude" nur knapp 90 Minuten. Der Protest der britischen Mannschaft hatte Erfolg und Holly Archer (4:19,91 min) wurde zur Zweitplatzierten erklärt. Ähnlich erging es übrigens schon Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) im 1.500-Meter-Finale der Männer am Freitag. Gold. Dann Disqualifikation. Dann erneut Gold.

Hanna Klein mit 30,3 Sekunden auf der Schlussrunde

Bronze war für die 27-jährige Hanna Klein das maximal Mögliche. Denn als kurz vor der 1.000-Meter-Marke das taktische Rennen richtig an Fahrt aufnahm, lief sie in einer denkbar schlechten Position. Der Weg bei plötzlich verschärften Tempo und damit der Weg aufs Podest wurde für die Tübingerin sehr weit. Aber dank einer Schlussrunde von 30,3 Sekunden nicht zu weit. Nur die deutliche Siegerin Elise Vanderelst (Belgien; 4:18,44 min) und eben Holly Archer schnappte sich Hanna Klein nicht mehr.

Gesa Felicitas Krasue (Silvesterlauf Trier) konnte dem schnellen Tempo auf den letzten 300 Metern nicht mehr folgen. In 4:24,26 Minuten belegte die Hindernisspezialistin nach der Disqualifikation der Spanierin Agueda Munoz Rang acht. Es war nach Platz fünf 2015 ihre zweite Finalteilnahme bei einer Hallen-EM über 1.500 Meter.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen)
„Meine Position war nicht optimal, als es zur Sache ging. Aber ich habe versucht, gleichmäßig dranzubleiben. Denn es war so ein Hauen und Stechen vorn im Feld, da wollte ich nicht direkt reinlaufen. Denn dann wird’s nicht besser, ich musste die Ruhe bewahren und im Sog mitlaufen. Auf den letzten 150 Metern habe ich nur gedacht. ,Hanna, scheiß drauf. Lauf einfach. Damit du vielleicht irgendwie noch auf den dritten Platz kommst!‘ Als ich dann nur noch überholt habe, war ich wie im Flow. Zum Glück hat es dann noch gereicht. Bei Meisterschaftsrennen kann viel passieren, da hat man nun ja auch bei den Disqualifikationen gesehen. Die Rennen leben von der Taktik und der Spannung.

Klar habe ich gesehen, dass ich in Europa gut platziert bin. Darum war meine Hoffnung, auch weit vorn zu landen. Meine letzte Fahne um die Schultern hatte ich bei der Universiade. Bei den Erwachsenen eine Medaille zu gewinnen, ist immer etwas Besonderes. Die nimmt mir nun keiner mehr, geil! Ein ganz großer Teil des Erfolgs ist mein Trainerin Isabelle Baumann. Mit ihr habe ich vor dem Rennen zweimal telefoniert. Sie hat mir gesagt: ,Hanna, bleib einfach wach!‘ Ich war wach! Wir wussten beide, das meine Stärke in diesem knallharten Endspurt liegt. Diese Medaille und die Gewissheit, mich auch in einem solchen taktischen Rennen behaupten zu können, gibt mir viel Selbstvertrauen für den Sommer. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe und noch einen Schritt in der Entwicklung weiterkomme.“

Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier)
„Mir fällt es gerade schwer, das Rennen in Worte zu fassen. Es war nicht das, was ich heute erwartet habe und was meine Ansprüche waren. Ich wollte offensiver laufen, bin aber fest geworden, als es zur Sache ging. Ich konnte hinten raus nicht voll anziehen. Dabei war ich Vorlauf hinten raus ja megaschnell, so wie auch schon bei den Deutschen Meisterschaften. Heute hat hinten raus die Kraft gefehlt, ich konnte nicht umschalten. Das ist frustrierend, weil mir solche Rennen eigentlich liegen. Im Großen und Ganzen bin ich nicht unzufrieden mit meiner Hallensaison. Heute Morgen habe ich noch gesagt: ‚Das Beste kommt zum Schluss!‘ Aber dann war es die schlechteste Leistung, die ich in der Hallensaison gebracht habe. Hanna hat ja gezeigt, was auf der letzten Runde noch möglich ist, selbst wenn man weit zurückliegt.

Dass ich nicht glücklich über das Ergebnis bin und dass man auch enttäuscht sein muss, das ist ganz normal und das bin ich auch. Das darf auch ein paar Tage andauern. Ich werde mich von diesem einen Resultat nicht runterziehen lassen und mit meinem Trainer in Ruhe die Fehler analysieren. Er wird mir sicherlich sagen, dass ich vorne zu viel „rumgeboxt“ habe, um die Position zu halten. Aber bei diesem Tempo ist das eigentlich kein Ding. Doch in diesem Moment habe ich es nicht geschafft. Das ist Sport, daraus lerne ich. Trotz dieses Rennens bin auf einem guten Weg nach Tokio. Ich bin aus einem Tief immer stärker herausgekommen. Am Mittwoch geht es für mich zwei Monate in die USA: Vollgas geben für den Sommer."

Hallen-EM 2021 Torun

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