Jakob Ingebrigtsen musste nach einer dominanten Vorstellung und einer Disqualifikation lange Bangen, bis er doch zum Sieger über 1.500 Meter erklärt wurde. Nafissatou Thiam holt sich mit einer überragenden Punktzahl den Titel im Fünfkampf. Und Christina Schwanitz sorgt am ersten Finaltag der Hallen-EM in Torun für die erste Medaille des deutschen Teams.
Die großen Favoriten Marcin Lewandowski (Polen) und Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) diktierten am Freitag bei der Hallen-EM in Torun (Polen) von Anfang an das Rennengeschehen über 1.500 Meter und konnten sich bereits nach knapp 500 Metern von der Spitze des Feldes absetzen. Zwar gelang es dem Verfolgerfeld um den Spanier Jesus Gomez wieder die Lücke zu schließen, doch das sollte nicht mehr reichen, um die Führenden abzufangen.
Jakob Ingebrigtsen kontrollierte das Rennen auch auf den letzten Metern von vorn und lief als Erster über die Ziellinie (3:37,65 min). Unmittelbar dahinter kam nach 3:38,06 Minuten Marcin Lewandowski ins Ziel und erzielte damit die Zeit, die vorläufig sogar zur Siegerzeit wurde. Denn Jakob Ingebrigtsen hatte die Innenbahn betreten und wurde kurz nach dem Rennen disqualifiziert.
Es folgte ein Protest der Norweger, der bis in die Nacht hinein diskutiert wurde. Erst nach Mitternacht stand fest: Jakob Ingebrigtsen wird doch die Goldmedaille erhalten. „Ingebrigtsen wurde von einem anderen Athleten geschubst und übertrat dadurch die Innenbahn. Der Athlet hatte dadurch keinen Vorteil und der Vorfall hatte keinen Einfluss auf das Rennen und auf das Ergebnis“, verkündete das Kampfgericht. Dritter wurde Jesus Gomez (3:38,47 min)
Kugelstoß-Gold für Tomas Stanek und Auriol Dongmo
Einen lauten Schrei stieß Tomas Stanek (Tschechien) aus, als er im fünften Versuch des Kugelstoß-Wettbewerbs 21,62 Meter erreichte. Diese Weite konnte anschließend niemand mehr angreifen, sodass sich der 29-Jährige seinen ersten internationalen Titel sichern konnte. Freiluft-Europameister und Titelverteidiger Michal Haratyk (Polen) erreichte mit seiner besten Weite an diesem Abend nur 21,47 Meter und konnte somit seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden. Dritter wurde mit 21,31 Metern der Kroate Filip Mihaljevic.
Im Kugelstoßen der Frauen ging Gold an die Portugiesin Auriol Dongmo. Mit 19,34 Meter gelang ihr die beste Weite des Tages, sie bestätigte damit ihre derzeit starke Form. Auch alle anderen drei gültigen Versuche der 30-Jährigen landeten über der 19-Meter-Marke. Die Schwedin Fanny Roos (19,29 m) verdrängte im fünften Versuch Christina Schwanitz (LV 90 Ergebirge) vom Silberrang, zwischenzeitig zog auch Aliona Dubitskaya (Belarus) noch an der Deutschen vorbei, die aber im letzten Versuch mit 19,04 Metern kontern und sich Bronze sichern konnte.
„Die erste Medaille im Rahmen einer Meisterschaft hat immer eine große Bedeutung – insbesondere, wenn sie am ersten Tag im ersten Finale gewonnen wird. Dass Christina Schwanitz im Kugelstoßen die Bronzemedaille holen konnte, wird auch der Mannschaft insgesamt Auftrieb für die weiteren Entscheidungen geben", sagte DLV-Chefbundestrainerin Annett Stein.
Weltjahresbestleistung für Miltiádis Tentóglou
Im Fünfkampf der Frauen wurde Siebenkampf-Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (Belgien) ihrer Favoritenrolle gerecht. Mit 4.904 Punkten setzte sie sich 113 Punkte vor ihrer zweitplatzierten Landsfrau Noor Vidts an die Spitze der Ergebnisliste. Es war ihr erster kompletter Mehrkampf seit der WM in Doha (Katar) im Jahr 2019. Sowohl im Hochsprung (1,89 m) als auch im Kugelstoßen (15,16 m) und im Weitsprung (6,60 m) ging Thiam als Disziplinsiegerin hervor, sie überbot damit als siebte Fünfkämpferin der Welt die 4,900 Punkte-Marke. Dritte wurde mit 4.715 Punkten die Ungarin Xénia Krizsan. Die Zweite der Hallen-WM Ivona Dadic (Österreich) verpasste als Vierte das Podium.
Beim Weitsprung der Männer sprang der Grieche Miltiádis Tentóglou mit 8,35 Meter Weltjahresbestleistung gleich im ersten Versuch und durfte sich somit über die erfolgreiche Verteidigung seines Titels aus dem Jahr 2019 freuen. Auf Platz zwei folgte Thobias Montler mit 8,31 Metern, er verbesserte Schwedens acht Jahre alten nationalen Rekord um einen Zentimeter. Dritter wurde Kristian Pulli (Finnland; 8,24 m), der mit seinem letzten Versuch ebenfalls Landesrekord sprang. Maximilian Entholzner (LAC Passau) zeigte mit 7,87 Metern und dem fünften Platz eine gute Leistung.
Im 3.000-Meter-Finale der Frauen siegte die Britin Amy-Eloise Markovc und hielt dabei auch den Angriffen der Konkurrenz auf der Zielgeraden stand. In 8:46,43 Minuten war sie an diesem Abend nicht zu schlagen. Die Französin Alice Finot und die Britin Verity Ockenden folgten auf den weiteren Medaillenplätzen. Aus deutscher Sicht sorgte Elena Burkard für einen Glanzpunkt: Als Siebte und in neuer Bestzeit von 8:51,09 Minuten schloss sie die Hallensaison erfolgreich ab.