| Hallen-EM 2021

Torun Tag 3: Die deutschen Athletinnen und Athleten in den Vorrunden

Am Samstag fallen bei den Hallen-Europameisterschaften in Torun (Polen) acht Vorentscheidungen mit DLV-Beteiligung. Wir berichten von Wettbewerb zu Wettbewerb, wie sich die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschlagen haben.
Martin Neumann / Nicolas Walter
60 Meter Männer, Halbfinale

Kevin Kranz untermauert Medaillen-Ambitionen

Im Halbfinale reichte es zwar nicht ganz für den Sieg, Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) präsentiert sich dennoch weiterhin in starker Form: Nach seinem Sieg im Vorlauf lief er in 6,58 Sekunden seine drittschnellste Zeit des Jahres und sicherte sich mit dem zweiten Platz das große „Q“ für den Finallauf. Sollte der 22-Jährige auch dort eine ähnlich starke Leistung zeigen, stehen die Chancen auf eine Medaille gut. Bei den vergangenen drei Hallen-Europameisterschaften reichten 6,58 Sekunden immer mindestens zu Bronze. 2019 in Glasgow (Großbritannien) hätte diese Zeit gar für den Titel gereicht.

Im Vergleich zum Vorlauf konnte sich Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) noch einmal um fünf Hundertstel steigern. In 6,67 Sekunden sprintete er in seinem Halbfinal-Rennen auf Rang vier und zeigte damit einen guten Abschluss seiner Hallen-Saison. Dennoch reichte diese Leistung letztlich nicht für den Einzug ins Finale.

Julian Wagner (LAC Top Team Thüringen) kämpfte sich auf den letzten Metern seines Rennens noch einmal ordentlich an die Konkurrenz heran, doch auch für den 22-Jährigen sollte im Halbfinale Endstation sein. In 6,68 Sekunden war er eine Hundertstel langsamer als im Vorlauf und belegte damit im zweiten Halbfinale den sechsten Platz.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar)
„Ich bin als Schnellster angereist, das ist eine Drucksituation. Aber ich nehme das recht entspannt, da ich generell nicht der Typ bin, der sich viel Druck macht. Das Rennen war nicht so gut, ich kann auf jeden Fall noch schneller laufen. Ich bin gut drauf. Mir haben zwar zwischenzeitlich mal drei, vier Wochen verletzungsbedingt gefehlt. Aber das haben wir gut kompensiert bekommen. Jetzt bin ich topfit, deswegen läuft es gerade recht locker. Wenn ich locker laufe, ist es immer sehr schnell. Für das Finale ist meine Erwartung ganz klar zu gewinnen. Ich bin nicht hergekommen, um Zweiter oder Dritter zu werden.“

Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar)
„Nach dem Vorlauf war es sehr schwierig, weil ich 30 Minuten warten musste, bis ich wusste, dass es für das Halbfinale reicht. Das war eine Zitterpartie. Jetzt im Halbfinale habe ich mein Bestes gegeben, langsam ist das Saison-Ende erreicht und ich bin sehr müde. Daher bin ich froh, dass ich doch noch im Halbfinale stand. Selbst wenn ich etwas schneller gelaufen wäre, hätte es nicht fürs Finale gereicht. Das wäre heute definitiv nicht möglich gewesen. Ich hatte insgesamt etwa 18 Rennen in der Hallen-Saison, das heute war nur eine Zugabe.“

Julian Wagner (LAC Top Team Thüringen)
„Ich bin bei meinem Aktiven-Debüt insgesamt zufrieden. Im Halbfinale konnte ich nicht das abrufen, was ich kann. Ich bin in der Vergangenheit immer stabil unter 6,65 Sekunden gelaufen. Es ärgert mich ein bisschen, dass ich das nicht im Halbfinale zeigen konnte. Eigentlich ist es meine Stärke, bei Höhepunkten das abzurufen, was ich draufhabe. Dennoch bin ich froh, dass ich die Chance hatte hier zu starten. Wichtig ist es, Erfahrungen zu sammeln, damit ich es im Sommer besser machen kann."

60 Meter Männer, Vorläufe

Dreifach-Freude für deutsches Team

Nach seinen zuletzt starken Leistungen geht Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) als Führender der europäischen Jahresbestenliste über 60 Meter in die Hallen-EM. Und mit dieser hohen Bürde scheint der 22-Jährige keine Probleme zu haben. In 6,61 Sekunden sprintete der frischgebackene deutsche Hallen-Rekordhalter souverän zum Vorlauf-Sieg, konnte am Ende sogar noch etwas Tempo herausnehmen und zog mit seiner fünftschnellsten Zeit in diesem Jahr ins Halbfinale ein.

Der Deutsche Vize-Meister Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) kam zu Beginn seines Rennens nur langsam in Gang, konnte sich dann jedoch im zweiten Drittel stark gegen die Konkurrenz durchsetzen. Lediglich Karl Erik Nazarov (Estland) musste der 22-Jährige ziehen lassen – und das auch nur im Foto-Finish. Zeitgleich in 6,67 Sekunden überquerten beiden Athleten die Ziellinie und sicherten sich somit die Tickets für die Halbfinal-Rennen, welche ab 13:50 Uhr stattfinden werden.

Im ersten Vorlauf mit deutscher Beteiligung musste sich Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) dem Ukrainer Stanislav Ovaleko und dem Portugiesen Carlos Nascimento geschlagen geben. In 6,72 Sekunden belegte er Rang drei und verpasste um vier Hundertstel den zweiten Platz und damit ein großes „Q“. Zunächst hieß es daher zittern – mit gutem Ausgang:  Als einer der sechs Zeitschnellsten durfte sich der 29-Jährige doch noch über den Einzug ins Halbfinale freuen.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar)
„Ich kann mir das gerade ehrlich gesagt überhaupt nicht erklären, zufrieden bin ich nicht. Ab 20 Meter lief es nicht mehr. Körperlich ist eigentlich alles okay, ich kann es mir einfach nicht erklären.“

800 Meter Halbfinale, Frauen

Christina Hering fehlen neun Hundertstel zum Finale, Tanja Spill Halbfinal-Fünfte

Christina Hering (LG Stadtwerke München) hat trotz einer starken Vorstellung im 800-Meter-Halbfinale den Endlauf der Hallen-EM in Troun knapp verpasst. Im ersten von drei Halbfinals lief die 26-Jährige in 2:03,67 Minuten auf Platz drei. Nur neun Hundertstel fehlten ihr zur zweitplatzierten Schweizerin Lore Hoffmann, die wie Laufsiegerin Keely Hodginson (Großbritannien; 2:03, 11 min) ins Finale einzog. Nur die zwei schnellsten Läuferinnen der drei Rennen qualifizierten sich für das Finale. Über die Zeitregel kam keine Läuferin weiter.

Im zweiten Rennen war Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit von der Partie. Einer harten Tempoverschärfung nach etwa von 550 Metern von Isabelle Boffey konnte die Deutsche Hallenmeisterin nicht folgen. Die junge Britin belohnte sich mit 2:03,34 Minuten und dem Final-Ticket hinter Joanna Jozwick (Polen; 2:03,15 min). Tanja Spill konnte auf der finalen Runde noch die zweimalige Hallen-Europameisterin Selina Rutz-Büchel (Schweiz) überholen und belegte bei ihrer Premiere auf internationalem Parkett in 2:04,43 Minuten Platz fünf.

Die schnellste Zeit in den drei Rennen ging aufs Konto von Keely Hodginson (2:03, 11 min). Die Britin wird im Endlauf mit sechs Athletinnen zwei Landsfrauen an ihre Seite haben, außerdem qualifizierte sich ein polnisches Duo sowie die Schweizerin Lore Hoffmann für das Rennen um die Medaillen. Das Finale wird am Sonntagabend (18:13 Uhr) ausgetragen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Christina Hering (LG Stadtwerke München)

„Ich habe natürlich alles darauf ausgelegt, auf der Zielgeraden eine gute Position und noch genug Kraft zu haben. Das Erste ist mir gelungen, da konnte ich zweimal innen durchlaufen. Dabei musste ich aufpassen, weil schon so viele Läufer hier disqualifiziert worden sind. Natürlich bin ich ein wenig enttäuscht, weil ich halt so knapp dran war an Platz zwei. Aber ich kann trotzdem zufrieden sein, dass ich heute noch einmal konkurrenzfähig war. Das motiviert für den Sommer. Ich hatte meinen Trainern gesagt, dass ich die Hallensaison mit einem guten Ergebnis beenden möchte, um motiviert in die Sommervorbereitung zu gehen. Das habe ich nun erfüllt und freue mich nun wieder aufs Training. Im Sommer haben wir wieder eine tolle Truppe deutscher 800-Meter-Läuferinnen. Ich hoffe, dass wir zu dritt zu den Olympischen Spielen fahren können.“

Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen)

„Ich bin super happy, dass ich im Halbfinale noch einmal laufen durfte. Leider waren meine Beine nicht mehr so frisch, wie ich es mir erhofft hatte. Der Lauf gestern hat schon an den Kräften gezerrt. Es ist mir leider nicht noch einmal gelungen, erneut ans Limit zu gehen. Die Rennverläufe sind auf diesem Niveau ganz anders. Zwar kam mir das etwas langsamere Tempo entgegen. Doch insgesamt waren es zu viele Stopps und Antritte im Rennen. Das muss ich in Zukunft noch mehr trainieren. Da fehlt mir bei den internationalen Rennen einfach die Erfahrung.“

800 Meter Halbfinale, Männer

Christoph Kessler zeigt erneut energisches Finish

Im Halbfinale über 800 Meter lauerte Christoph Kessler lange Zeit im hinteren Teil des Feldes. Als in der letzten Runde vorne das Tempo anzog, verpasste der 25-Jährige aus schlechter Position den Anschluss und musste die Konkurrenz ziehen lassen. Doch auch im Kampf um die hinteren Plätze zeigte der zweimalige Deutsche Vize-Meister seine Kämpfernatur: Mit einem energischen Sprint-Finish, diesen hatte er bereits eindrucksvoll im Vorlauf unter Beweis gestellt, arbeitete sich der Athlet der LG Region Karlsruhe noch am Italiener Simone Barontini vorbei und lief nach 1:49,56 Minute über die Ziellinie. Das Rennen schloss er damit auf dem fünften Platz ab.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe)
„Der Plan war offensiv zu laufen. Nicht so wie in Glasgow vor zwei Jahren, als es darum ging hinten raus das Maximale rauszuholen. Ich wollte schon probieren vorne anzugreifen. Ich habe außen einen Ellbogen abbekommen. Dann habe ich schnell gemerkt, dass ich mit meinem Schritt nicht vorbeikomme. Dann wurde es extrem schwer, als vorne die Post losging. Am Ende hat mir der Italiener hinten raus noch Probleme gemacht, ich bin zwar noch vorbei. Aber so ein Rennen ist dann schnell vorbei. Ich muss ehrlich sagen, selbst wenn ich noch weiter vorgekommen wäre: Die Top zwei zu erreichen, ist schon sehr hart. Aber ich hätte schon gerne im Feld noch mitgearbeitet und vielleicht noch ein oder zwei Athleten eingeholt. Am Ende ist es der fünfte Platz, das geht von der Meldeleistung auf jeden Fall in Ordnung. Aber wenn man in so einem Rennen ist, will man natürlich das Beste rausholen und es wäre auch noch etwas mehr gegangen, davon bin ich überzeugt."

3.000 Meter Männer, Vorläufe

Marcel Fehr stürmt mit Bestzeit ins Finale

Auf den Punkt topfit präsentierte sich Marcel Fehr (LG Filstal) im Vorlauf über 3.000 Meter. Mit 7:48,06 Minuten steigerte der 28-Jährige seine Bestzeit um zweieinhalb Sekunden und belegte im schnellsten der drei Vorläufe Platz sechs. Zwar verfehlte er damit die direkte Qualifikation über die Plätze eins bis drei. Doch über die Zeitregel – dort wurden weitere drei Plätze vergeben – schaffte Marcel Fehr doch noch den überraschenden Einzug ins Finale am Sonntag.

Der Filstaler zeigte ein starkes Rennen und nahm das von Beginn flotte Tempo an. Er verlor auf den 15 Runden nie den Anschluss an die Spitzengruppe und belohnte sich mit Bestzeit und Finaleinzug. Den letzten Kilometer legte Marcel Fehr in starken 2:28,5 Minuten zurück. Das Rennen entschied der Brite Andrew Butchart in 7:46,46 Minuten knapp vor Adel Mechaal (Spanien; 7:46,52 min) für sich. Auch Lauf-Superstar Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) qualifizierte sich einen Tag nach seinem 1.500-Meter-Sieg im dritten Vorlauf mit 7:49,52 Minuten problemlos fürs Finale.

Der Deutsche Hallenmeister Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) hatte im Hinblick auf den Olympia-Sommer auf einen Start in Torun verzichtet. Nicht zum Vorlauf trat einen Tag nach 1.500-Meter-Silber Lokalmatador Marcin Lewandowski (Polen) an.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Marcel Fehr (LG Filstal)
„Für mich war der Vorlauf gleich das Finale. Ich stand mit meiner Saisonbestleistung ja ganz weit hinten in der Meldeliste. Da musste ich mir keine Körner aufsparen, sondern musste froh sein, überhaupt in die Nähe der Finalplätze zu kommen. Das Rennen war für mich von Anfang an schnell, aber nicht zu schnell. Das kam mir entgegen. Dass ich nach 2:39 Minuten auf dem ersten Kilometer aber noch 7:48 Minuten laufen kann, hat mich schon überrascht. Ich brauche einfach einige Rennen, um richtig in die Saison zu kommen. Das ist im Moment nicht einfach. Das Rennen in Karlsruhe war zum Einstieg zu schnell für mich, so blieben nur noch die Deutschen Meisterschaften. Nun hoffe ich, dass ich im Finale noch Kräfte habe.“

60 Meter Hürden Männer, Vorläufe

Erik Balnuweit nimmt die Vorlauf-Hürde

Zwölf Jahre nach seinem Hallen-EM-Debüt 2009 in Turin ist Erik Balnuweit auch in Torun ins Halbfinale eingezogen. Der Hürdensprinter vom TV Wattenscheid 01 lief im zweiten Vorlauf mit 7,71 Sekunden auf Platz zwei. Das reichte für das Halbfinale am Sonntagmittag. Für das direkte Weiterkommen war ein Rang unter den Top vier gefragt. Der 32-Jährige erwischte einen guten Start und kam gut ins Rennen, das er sauber hinter Vorlaufsieger Aurel Manga (Frankreich; 7,64 sec) ins Ziel brachte.

Eine Schrecksekunde musste Erik Balnuweit trotzdem überstehen: Beim ersten Startversuch, der zurückgeschossen wurde, zuckte der Routinier leicht in der Fertig-Position und wurde daraufhin vom Kampfgericht verwarnt.

Einen starken Eindruck in den Vorläufen hinterließen Andrew Pozzi (Großbritannien)und Wilhem Belocian (Frankreich). Das schnelle Duo lief auf der blauen Mondo-Bahn jeweils 7,52 Sekunden und damit die Top-Zeiten in den Vorläufen. Erik Balnuweit zog mit seinen 7,71 Sekunden als Zehntschnellster ins Halbfinale ein.

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01)
„Der Vorlauf war eine Pflichtaufgabe. Klar waren die Aufwärmbedingungen nicht einfach, da ziemlich viele Hürdenläufer sich geballt vorbereitet haben. Das habe ich gut gelöst. Mit ein bisschen Erfahrung löst man dann auch eine solche Situation wie mit dem Zucken und der Gelben Karte. Im Halbfinale morgen muss ich natürlich eine Schippe draufpacken, da zählt alles oder nichts. Aber das Gefühl ist gut, das Finale ist das Ziel. Das ist eigentlich eine ganz komfortable Situation, weil eben der Halbfinallauf der entscheidende ist. Klar ist diese Hallen-EM anders durch Corona, da hilft die Routine.“

Stabhochsprung Männer, Qualifikation

Oleg Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre buchen Final-Ticket, Torben Blech scheidet höhengleich aus

Am Samstagvormittag wurden in der Stabhochsprung-Qualifikation 5,70 Meter zum entscheidenden Gradmesser. Zehn Athleten waren bei dieser Höhe noch im Wettbewerb. Darunter auch das deutsche Trio mit Torben Blech, Bo Kanda Lita Baehre (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) und Oleg Zernikel (ASV Landau). Die als ursprüngliche Qualifikationshöhe angesetzten 5,75 Meter mussten nicht mehr in Angriff genommen werden.

Während Oleg Zernikel die 5,70 Meter zweiten Anlauf meisterte (sein zweiter 5,70-Meter-Sprung überhaupt) und die Qualifikation als Zweiter beendete, scheiterte das TSV-Duo dreimal. Doch da sich Bo Kanda Lita Baehre bis einschließlich 5,60 Meter keinen Fehlversuch geleistet hatte, schaffte auch er als Vierter den Sprung ins Finale am Sonntag. Eben dieser eine Fehlversuch bei 5,60 Meter war für Torben Blech entscheidend. Als Neunter verpasste er denkbar knapp höhengleich mit sechs weiteren Springern das Finale der besten Acht.

Nichts ins Geschehen in Torun eingreifen konnte Renaud Lavillenie. Der Ex-Weltrekordler aus Frankreich hatte sich beim Training am Freitag eine Wadenverletzung zugezogen. „Ich habe einen scharfen Schmerz gespürt. Ich möchte die Verletzung nicht verschlimmern, um die Olympischen Spiele nicht zu gefährden. Es ist eine harte Entscheidung für mich, aber es ist die klügere“, schrieb der London-Olympiasieger auf Twitter. Der 34-Jährige hatte nach seinem 6,06-Meter-Sprung vergangenes Wochenende neben Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden) zu den Gold-Favoriten in Torun gezählt.

Renaud Lavillenies jüngerer Bruder Valentin qualifizierte sich hingegen problemlos fürs Finale wie Armand Duplantis und Sechs-Meter-Spinger Piotr Lisek (Polen). Für Titelverteidiger Pawel Wojciechowski war die Hallen-EM schon nach der Qualifikation beendet. Der Lokalmatador und Weltmeister von 2011 kam nicht über 5,35 Meter hinaus. Allerdings konnte der 31-Jährige in dieser Saison mit einer Jahresbestleistung von 5,40 Metern noch keine große Höhe anbieten.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Oleg Zernikel (ASV Landau)
„Auf jeden Fall kann ich zufrieden sein. Vor allem ist es fast schon persönliche Bestleistung, das hat für mich viel zu bedeuten. Natürlich war es eine neue Situation, aber ich war ja schon oft bei Meisterschaften [auf nationaler Ebene und im Nachwuchsbereich] und ich habe das irgendwie tatsächlich leicht genommen. Obwohl das Einspringen total scheiße war, da habe ich mir schon Sorgen gemacht. Aber dann kam ich in den Wettkampf rein, mit jedem Sprung wurde es besser und besser, ich habe meinen Rhythmus gefunden. Ziel ist es, 5,80 Meter zu springen, mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren und dann bin ich zufrieden. Gerade empfinde ich Vorfreude, Aufregung und Glück. Das Zwischenziel ist erreicht, es läuft alles mehr oder weniger nach Plan, ich weiß nicht, was ich noch dazu sagen soll außer: Geil, geil, geil!“

Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen)
„Ich hätte gern die Qualifikation ohne Fehlversuch beendet. Aber die Fehlversuche waren trotzdem technisch in Ordnung. Ich habe viele Sachen richtig gemacht, nur noch nicht richtig genug. Die Hauptsache ist aber, dass ich im Finale dabei bin. Da will ich schauen, was möglich ist. Wenn alles klappt, kann es höher gehen. Dann kann ich um die Medaillen mitspringen. Das ist natürlich das Ziel aller Athleten im Finale. Eine bestimmte Höhe nehme ich mir aber nicht vor. Wichtig ist, dass ich meine beste Leistung zeigen kann. Ich springe seit diesem Winter neuer Stäbe. Da bin ich froh, dass ich trotz dieser Änderung schon technisch umsetzen konnte.“

Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen)
„Ich hatte heute kein gutes Gefühl beim Springen, wenn überhaupt ein Gefühl. Ich habe alles rein nach Instinkt gemacht, weil ich kein Gefühl beim Absprung hatte, kein Gefühl beim Reinturnen in den Stab. Das ist tödlich, weil ich da große Defizite habe. Im Winter hat man gesehen: Wenn die Technik stimmt, geht es richtig hoch, wenn nicht, geht es eben wie heute auf 5,60 Meter. Es gilt jetzt, daran zu arbeiten, dass das noch routinierter wird. Man hat diesen Winter gesehen, wie hoch ich springen kann. Umso ärgerlicher ist es, dass es gerade heute nicht geklappt hat. Ich habe einen extremen Schritt gemacht, bin 5,86 Meter gesprungen und Deutscher Meister geworden. Da steigt natürlich die Erwartungshaltung, auch die eigene. Ich habe das eigentlich genossen und so hingenommen, weil das der Lohn ist für harte Arbeit in den letzten Jahren. Ich würde nicht sagen, dass mich die Situation überfordert hat. Ich habe in den letzten Wochen jedes Wochenende performt, leider heute nicht.“

Dreisprung Frauen, Qualifikation

Neele Eckhardt-Noack springt souverän ins Finale

Bereits mit ihrem ersten Versuch machte sie ihr erstes Finale bei einer Hallen-EM klar: Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) sprang im Dreisprung-Wettbewerb der Frauen auf 14,12 Meter, verbesserte ihre Saisonbestleistung damit um starke 18 Zentimeter und blieb lediglich fünf Zentimeter unter ihrer Hallen-PB. Im Gesamtranking bedeutete das schlussendlich einen hervorragenden vierten Platz. Für den Final-Einzug waren 14,10 Meter gefordert.

Weniger gut lief es für die deutsche Vize-Meisterin Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01). Nach zwei Fehlversuchen zu Beginn konnte sie im dritten Versuch ihre einzige Weite des Tages in die Ergebnisliste eintragen. Doch 13,50 Meter reichten für die 24-Jährige nicht, um die nächste Runde zu erreichen.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen)
„14 Meter, großes „Q“ – perfekt gelaufen. 14 Meter waren jetzt schon länger drin. Das muss aber alles erstmal auch klappen, deswegen bin ich jetzt sehr, sehr glücklich. Vor dem Wettkampf war ich erstaunlich ruhig und positiv gestimmt. Wir haben gesagt, dass wir alles machen wie immer. Schön, dass der Plan am Ende aufgegangen ist. Bisher habe ich noch gar nicht wirklich übers Finale nachgedacht. Ich möchte mein Bestes geben und dann schauen, wofür es reicht. Wenn es gut läuft, kann ich noch ein Stück weiter springen. Die Anlage hier ist top, in der Halle hat man ja oft einen Schwingboden, das ist nicht so meins. Hier gibt es einen Mondo-Belag, das ist super.“

Jessie Maduka (TV Wattenscheid 01)
„Im ersten Versuch war der Anlauf richtig gut, ich bin durchgelaufen und schnell geblieben. Am Ende hat es aber nicht gepasst und ich bin übergetreten. Beim zweiten Versuch war ich dann total nervös, weil der erste ungültig war. Dann hat das auch nicht mehr gepasst. Und beim dritten Versuch ging es nur noch darum, einen Gültigen in die Grube zu bekommen. Das war dann leider auch nicht das Gelbe vom Ei. Nach dem ersten Versuch war ich noch recht guter Dinge, weil der ziemlich weit ging, auch wenn ich übergetreten habe. Da habe ich gesehen, dass ich in guter Form bin zum Saisonhöhepunkt. Leider hat dann doch die Nervosität überwogen, einen gültigen Versuch machen zu müssen. Der Anlauf muss jetzt perfektioniert werden. Dann sollte es mit den 14 Metern im Sommer klappen. Ich mache jetzt ein paar Tage Pause und dann wird die Sommer-Saison mit meinem Trainer geplant.  Die Hallen-Saison war, abgesehen von heute, recht zufriedenstellend. Auch nach meinem Fuß-Bruch vor zwei Jahren und den langanhaltenden Schmerzen danach war es jetzt in Ordnung  Es hat lange gedauert, wieder die Sicherheit und das Vertrauen in den Fuß zurückzugewinnen. Jetzt bin ich mit dem Kopf aber endlich darüber hinweg."

Hallen-EM 2021 Torun

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