| Hochsprung

Jonas Wagner: „Ich habe gelernt, dass ich mich selbst überraschen kann“

Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) war die Überraschung der Hallen-DM in Dortmund. Mit 2,28 Meter sicherte er sich nicht nur den Titel im Hochsprung, sondern erfüllte gleichzeitig auch die Norm für die Hallen-EM in Torun (Polen; 4. bis 7. März). Im Interview der Woche verrät der 23-Jährige, wieso ihm eine Pizza zum Erfolg verholfen hat und welche Ziele er sich für die Hallen-EM sowie für das weitere Jahr gesetzt hat.
Nicolas Walter

Jonas Wagner, wie verlief für Sie die erste Woche als neuer Deutscher Hallenmeister?

Jonas Wagner:

Es haben sich sehr viele Menschen bei mir gemeldet, vor allem aus meiner Heimat Weißwasser. Da hatte ich auf der Heimfahrt erstmal beide Hände voll zu tun, um all die Nachrichten zu beantworten. Auch einige Anfragen von lokalen Zeitungen habe ich erhalten. Mental ging es jetzt aber eher darum, sich im Hinblick auf die unerwartete Situation mit der Hallen-EM neu zu konzentrieren und zu fokussieren.

Wie haben Sie den Wettkampf in Dortmund erlebt?

Jonas Wagner:

Ich bin mit muskulären Problemen im Oberschenkel in den Wettkampf gegangen und wollte einfach mal schauen, wie es läuft. Während des Wettkampfes habe ich dann versucht, nicht zu sehr daran zu denken und jeden Sprung so zu nehmen, wie er kommt. Ich bin sehr froh, dass es am Ende so spannend geworden ist und Falk Wendrich und ich eine absolute weiße Weste bis 2,23 Meter beibehalten konnten. Bei meinem Sprung bei 2,26 Meter habe ich mir gedacht, dass ich jetzt der Einzige bin, der in diesem Wettkampf noch etwas zu sagen hat – „also mach etwas draus“, waren meine Gedanken. Das hat dann tatsächlich geklappt.

Bei 2,28 Meter habe ich bis zum dritten Sprung keine Zeit gefunden, um mich wieder in den Konzentrationsmodus zu bringen. Erst beim letzten Versuch hatte ich dann die Gelegenheit, mich zu sammeln und zu ordnen. Mein Betreuer hat bei den Organisatoren noch nachgefragt, ob der DJ für mich Musik spielen könnte. Mit AC/DC hat das dann gut funktioniert.

Neben der Musik haben Sie ein weiteres Ritual. Sie essen am Vorabend eines jeden Wettkampfes Pizza. Haben Sie das auch in Dortmund beibehalten?

Jonas Wagner:

Absolut. Bei mir hat das bisher immer funktioniert. Ich habe meine Pizza bestellt, habe sie gegessen und dann sogar noch etwas von Kollegen abbekommen, die etwas übrig hatten. Je mehr, desto besser. Ich warte noch auf den Wettkampf, bei dem ich mal keine Pizza bekomme (lacht).  

Sie haben bereits die Hallen-EM angesprochen. Mit welcher Zielsetzung fahren Sie nach Torun?

Jonas Wagner:

Im Grunde mit der gleichen, mit der ich schon zur Hallen-DM gefahren bin. Ich möchte zeigen, was ich kann. Es gibt immer noch ein paar Stellen, die ich verbessern möchte. Aber ansonsten möchte ich einfach abliefern, dann wird das Ergebnis dementsprechend ausfallen. Ich habe am letzten Wochenende in Dortmund gelernt, dass ich mich selbst überraschen kann. Ich werde die Situation so annehmen, wie sie kommt, und jede Höhe neu angreifen. Ich darf bloß nicht anfangen zu schlottern und etwas anders machen wollen – ich möchte meine Linie beibehalten, dann wird das schon.

Im Sommer stehen die Olympischen Spiele an. Durch die 2,28 Meter in Dortmund sind Sie aktuell noch fünf Zentimeter von der Norm entfernt. Ist die Teilnahme in Tokio durch den Hallen-DM-Titel mittlerweile für Sie mehr als eine träumerische Fantasie geworden?

Jonas Wagner:

Ja, ich werde nach der Hallen-EM erstmal einen intensiven Aufbau absolvieren. Ich möchte – mit der Motivation, dass eine Teilnahme an den Spielen greifbarer geworden ist, als das noch letztes Jahr der Fall gewesen wäre – eine ordentliche Form aufbauen, damit im Sommer die Norm machbar sein wird.

Im Video:

Jonas Wagner krönt ersten DM-Titel mit Hallen-EM-Norm
Jonas Wagner: "Ich schwebe unter den Wolken"

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024