In der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle werden am Sonntag sieben neue Deutsche Hallenmeister gekürt. Wir berichten von Disziplin zu Disziplin von den Entscheidungen der Hallen-DM 2021.
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400 Meter |
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Henrik Krause: Der DM-Nachrücker schnappt sich den Titel
Seinen Namen suchte man auf den ersten Teilnehmerlisten der Hallen-DM vergebens. Denn Henrik Krause (LG Olympia Dortmund) kam erst als Nachrücker für den verletzten Patrick Schneider (TV Wattenscheid 01) ins DM-Feld. Als Final- oder gar Medaillenkandidat wurde er trotzdem nicht gehandelt.
Doch diese plötzliche Chance ergriff der Dortmunder am Schopf. Schon im Vorlauf hatte er seine Bestzeit um mehr als eine halbe Sekunde auf 47,19 Sekunden gesteigert. Im Finale war er noch einmal 16 Hundertstelsekunden schneller und fing den lange führenden Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz; 47,15 sec) noch ab. Der 24-Jährige nutzte auf der Zielgeraden die Lücke auf der Innenbahn und zog vorbei. Dem Chemnitzer blieb Bronze.
Auch Constantin Preis, der auf der Zielgeraden die Bahn vier wählte, konnte den Überraschungssieger, dessen Freiluft-Bestzeit lediglich bei 48,83 Sekunden steht und der noch nie zuvor bei einer DM gestartet war, nicht mehr abfangen. Der Langhürden-Spezialist vom VfL Sindelfingen sicherte sich in 47,05 Sekunden Silber. Am Vorlauf am Samstag hatte Constantin Preis mit 46,81 Sekunden noch die beste Zeit aller 400-Meter-Rennen abgeliefert und die Hallen-EM-Norm unterboten. In einem engen, unrhythmischen Finale kam er nicht ganz an seine Vorlaufleistung heran.
800 Meter |
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Aufsteiger Oskar Schwarzer stürmt sensationell zu Gold
Top-Favorit Marc Reuther (Eintracht Frankfurt) wählte im Finale eine offensive Taktik. Doch der 24-Jährige konnte von der Spitze das hohe Tempo nicht lange genug durchziehen. Auf der letzten der vier Runden des 800-Meter-Finals kamen Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) und Oskar Schwarzer (TV Groß-Gerau) immer dichter an den Frankfurter heran. Auf der Zielgeraden zog erst Christoph Kessler vorbei. Der wurde kurz vor dem Ziel selbst von Oskar Schwarzer noch abgefangen.
Mit 1:47,63 Minuten steigerte der 21-Jährige seine drei Wochen junge Bestzeit noch einmal um drei Zehntelsekunden. Auch im Freien ist der neue Deutsche Hallenmeister noch nie so schnell gelaufen. Gleichzeitig war es seine erste DM-Medaille bei den Männern überhaupt. Und dann wurde es gleich Gold! Vergangenes Jahr war er bei der Hallen-DM noch im Vorlauf ausgeschieden. Silber ging mit 1:47,83 Minuten an Christoph Kessler. Damit blieb er erneut unter Hallen-EM Norm von 1:48,00 Minuten. Marc Reuther konnte auf der Zielgeraden nicht mehr gegenhalten, ihm blieb mit 1:48,70 Minuten Bronze.
1.500 Meter |
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Marius Probst schnappt sich auf dem Zielstrich den Titel
Die letzte Männer-Entscheidung bei der 68. Hallen-DM zeigte noch einmal die ganze Faszination der Leichtathletik. Im 1.500-Meter-Finale schien Favorit Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) schon deutlich enteilt, mit knapp 15 Metern Vorsprung ging der deutsche Hallenrekordler in die Schlussrunde. Doch als die Glocke ertönte, drückte Marius Probst das Gaspedal noch einmal voll durch. Der Wattenscheider machte Meter um Meter gut und fing seinen Konkurrenten quasi auf dem Zielstrich noch ab.
Mit 3:40,80 Minuten blieb der amtierende Deutsche Freiluftmeister in seinem ersten beendeten 1.500-Meter-Rennen des Winters außerdem unter der Hallen-EM-Norm für Torun. Gleichzeitig war es die schnellste Siegerzeit seit Wolfram Müller (3:38,84 min) im Jahr 2009.
Homiyu Tesfaye sicherte sich bei seinem Mittelstrecken-Comeback bei Deutschen Meisterschaften 18 Hundertstel dahinter die Silbermedaille. Das Rennen um den verbleibenden Podestplatz entschied Karl Bebendorf für sich. Der Dresdner Hindernisspezialist hielt auf der Schlussrunde Marvin Heinrich ( Eintracht Frankfurt; 3:44,76 min) auf Distanz.
3.000 Meter |
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Mohamed Mohumed spurtet bei seinem „Heimspiel“ zum Titel
Angeführt von Hindernisspezialist Johannes Motschmann (SCC Berlin) drehten die 3.000-Meter-Läufer bei der ersten Entscheidung des zweiten Tags der Hallen-DM ihre Runden. Schnell zeigte sich, dass es kein flottes Rennen werden würde. Erst auf dem finalen Kilometer ging die Post ab. Die erste Tempoverschärfung setzte Hindernisspezialist Martin Grau (LC Top Team Thüringen). Doch der Erfurter wurde für seinen Mut nicht belohnt und wurde am Ende Vierter (8:12,66 min).
Den schnellsten Spurt hatte Mohamed Mohumed. Der Deutsche 5.000-Meter-Meister von der LG Olympia Dortmund setzte sich in seiner Trainingshalle mit 8:10,05 Minuten vor Marcel Fehr (LG Filstal; 8:10,59 min) und Nils Voigt (TV Wattenscheid 01; 8:12,46 min) durch. Den letzten Kilometer legte der Dortmunder dabei in etwa 2:28 Minuten zurück. Für den 20-Jährigen war es der erste Start unterm Hallendach in dieser Saison, den er mit „Heimspiel-Gold“ krönte.
Hochsprung |
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Jonas Wagner springt mit Bestleistung zu Gold und Hallen-EM-Norm
Seit 2015 hieß der Deutsche Hallenmeister im Hochsprung in jedem Jahr Mateusz Przybylko. Sechsmal in Folge hatte der Europameister den Titel nach Leverkusen geholt. Diese Siegesserie ist am Sonntag in Dortmund gerissen. Gehandicapt von den Nachwirkungen einer Fußprellung am rechten Sprungfuß kam Mateusz Przybylko nicht über 2,10 Meter hinaus, was in der Endabrechnung Platz fünf bedeutete.
Die Medaillen wurden bei 2,23 Metern vergeben. Falk Wendrich (LAZ Soest) und Jonas Wagner (Dresdner SC) meisterten die Marke im ersten Anlauf. Tobias Potye (LG Stadtwerke München) hob sich nach einem Fehlversuch zwei Sprünge für 2,26 Meter auf. Er scheiterte allerdings und belegte mit 2,20 Metern den Bronzerang.
Auch Falk Wendrich und Jonas Wagner scheiterten zweimal an 2,26 Metern. Doch der Dresdner nutzte mit einem blitzsauberen dritten Versuch seine Chance und überflog die neue Bestleistung ohne Berührung. Hätte er die 2,26 Meter nicht geschafft, wäre er gemeinsam mit Falk Wendrich aufgrund der identischen Sprungserie Deutscher Hallenmeister geworden.
Damit aber noch nicht genug: Auch die Hallen-EM-Norm von 2,28 Metern nahm Jonas Wagner anschließend im dritten Anlauf. Damit steigerte er seine Bestleistung in Dortmund gleich um sechs Zentimeter! Erst die Versuche über 2,30 Meter blieben erfolglos. Der 23-Jährige konnte es an seinem „goldenen Nachmittag“ verkraften.
Stabhochsprung |
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Torben Blech fliegt über 5,72 Meter und zum ersten DM-Gold
Der Umstieg vom Zehnkampf auf den Stabhochsprung hat sich für Torben Blech nun mit dem ersten Titel ausgezahlt. Der Leverkusener meisterte als einziger Stabhochspringer bei der Hallen-DM in Dortmund 5,72 Meter. Seine Siegeshöhe sowie 5,62 und 5,52 Meter nahm der Schützling von Christine Adams im ersten Anlauf. Nur für seine Einstiegshöhe von 5,42 Metern benötigte der neue Deutsche Hallenmeister zwei Versuche. Als er bereits als Sieger feststand, ließ der Leverkusener 5,87 Meter auflegen. Doch die neue Bestleistung war in der Helmut-Körnig-Halle noch zu hoch.
Auch die Silbermedaille ging in die Trainingsgruppe von Christine Adams: Dank weniger Fehlversuche sicherte sich der entthronte Titelverteidiger Bo Kanda Lita Baehre den zweiten Podestplatz vor Oleg Zernikel (ASV Landau). Beide überflogen 5,62 Meter. Ex-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) hatte auf einen Start bei der Hallen-DM verzichtet. Nach zuletzt durchwachsenen Resultaten konzentriert sich der Olympia-Dritte von 2012 auf die Sommersaison.
Weitsprung |
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Maximilian Entholzner macht die Titelverteidigung perfekt
Er war Favorit und Titelverteidiger. Und mit zwei Sprüngen auf 7,85 Meter wurde Maximilian Entholzner (LAC Passau) der Favoritenrolle gerecht. Seine Top-Weiten erzielte der in Barcelona (Spanien) studierende Weitspringer gleich zweimal, im zweiten und im sechsten Durchgang. Damit fehlten ihm – trotz verkürztem Anlauf – nur zwölf Zentimeter zur Bestleistung.
Bei seinem ersten DM-Start in der Männerklasse durfte Simon Batz gleich doppelt jubeln. Der U20-Weitspringer von der LG Landkreis Kelheim landete mit neuer Bestleistung von 7,73 Metern auf dem Silberrang. Dreimal blieb er im DM-Finale über seinem alten Hausrekord von 7,60 Metern. Bronze ging mit 7,70 Metern an Gianluca Puglisi (Königsteiner LV). Mehrkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) testete zwei Wochen vor seinem Siebenkampf bei der Hallen-EM in Torun erneut seine Form. Nach Rang sieben im Hürdensprint am Samstag (8,24 sec; VL: 8,07 sec) belegte er im Weitsprung mit guten 7,52 Metern Platz vier.
Hallen-DM 2021 Dortmund