| Jugend-DM Heilbronn

Männliche Jugend Tag 3: Marcel Meyer verblüfft als Sieger über 400 Meter Hürden

Ein Zehnkämpfer mit Gold über 400 Meter Hürden. Ein 16-Jähriger, der den Speer über die 70-Meter-Marke schickt. Ein 800-Meter-Läufer, der für seinen Mut belohnt wird. Und ein Sprinter, der auf einen Fehlstart einen Titel folgen lässt: Der Sonntag der Jugend-DM in Heilbronn brachte in der männlichen Jugend so manche Überraschung und zahlreiche Top-Resultate.
Silke Bernhart

Es war sein drittes Rennen überhaupt über 400 Meter Hürden. Mit dem ersten hatte er sich qualifiziert, mit dem zweiten war er ins Finale eingezogen, das dritte bescherte ihm am Sonntag bei der Jugend-DM in Heilbronn seine zweite DM-Goldmedaille: Der Deutsche U20-Meister im Zehnkampf Marcel Meyer (Hannover 96) stürmte auf der Zielgeraden der Konkurrenz davon und holte sich in 52,57 Sekunden – Bestzeit, klar – auch einen deutschen Einzeltitel. Das Podium für Niedersachsen machten Jordan Gordon (OTB Osnabrück; 53,01 sec) und Tom Unverricht (TuS Bothfeld; 53,23 sec) perfekt (zum Video).

"Ich wollte das schon immer mal ausprobieren, weil meine 400-Meter-Zeit ja nicht die schlechteste ist, und über die Hürden ist es auch ganz in Ordnung", sagte der Hannoveraner, dessen Saison so nach einem Motivationsloch zu Beginn der Corona-Pandemie doch ein paar Höhepunkte und ein versöhnliches Ende fand: "Ich möchte mich beim gesamten DLV bedanken und beim Organisationsteam dafür, dass sie diese Meisterschaften unter den erschwerten Bedingungen noch möglich gemacht haben!"

Mateusz Lewandowski (FC Schalke 04) erfüllte sich über 400 Meter Hürden der U18 bei seinen ersten Deutschen Meisterschaften einen großen Traum: Zum ersten Mal hatte der gebürtige Pole nach seiner Einbürgerung im August die Startberechtigung bei diesen Titelkämpfen, mit überragendem Vorsprung stürmte er in dem Rennen zum deutschen Meistertitel. Seine Zeit: 53,44 Sekunden (zum Video).

James Adebola macht Fehlstart-Aus vergessen

In das 200-Meter-Finale der U20 startete James Adebola (OSC Berlin) mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch: Über 100 Meter waren die Medaillenträume nach einem Fehlstart geplatzt, über die doppelte Distanz wollte er es besser machen. Und das gelang! Nachdem 100-Meter-Sieger Simon Wulff (Dresdner SC 1898) den Vorlauf verletzt abbrechen musste, war der Weg frei für den Berliner Adebola, der in Bestzeit von 21,31 Sekunden zur Goldmedaille rannte. Dominik Wache hielt als Zweiter in 21,38 Sekunden die Dresdner Fahnen hoch, Max Tank (SC Friedrichsthal; 21,51 sec) ließ auf 400-Meter-Gold 200 Meter-Bronze folgen (zum Video).

"Die 200 Meter sind meine Lieblingsstrecke", erklärte James Adebola, der in Berlin bei Nachwuchs-Bundestrainer Sven Buggel und Lenard Mason trainiert. "Nach dem Fehlstart über 100 Meter hat es mich innerlich zerrissen, aber dann habe ich mir gedacht: Jetzt muss es über 200 Meter ein gutes Rennen werden!"

Die Bestleistung von 14,03 Sekunden war für Gregory Minou (TV Angermund) nach dem Finale über 110 Meter Hürden der U20 Geschichte: Blitzsauber kam der Deutsche Jugend-Hallenmeister durch den Hürdenwald, und als er im Ziel war, hatte er die nächste Goldmedaille sowie einen neuen Hausrekord in der Tasche. Bei 13,68 Sekunden stoppten die Uhren, dahinter blieben auch Robin Ganter (MTG Mannheim) und Moritz Mainka (Wiesbadener LV) in jeweils 13,98 Sekunden erstmals unter der 14-Sekunden-Marke (zum Video).

Till Steinforth gewinnt spannendes Weitsprung-Duell

Im Weitsprung der U20 legte Simon Batz (LG Landkreis Kelheim) in Runde eins mit 7,37 Metern vor. Vier weitere Versuche sollte es dauern, bis ihm jemand Paroli bieten konnte, und das war Till Steinforth. Der Athlet vom SV Halle, der zwei Wochen zuvor noch mit drei Ungültigen im Stabhochsprung unglücklich eine Zehnkampf-DM-Medaille verpasste hatte, setzte im fünften Versuch 7,48 Meter in die Grube. Simon Batz nahm die Herausforderung an – 7,32 Meter in Runde sechs reichten aber nicht für den Konter. "Ich bin sehr zufrieden und hätte es gar nicht erwartet, ich wollte auf jeden Fall unbedingt eine Medaille machen“, sagte Till Steinforth (zum Video).

Mit vielen Fehlversuchen begann der Hochsprung der U20, auch Favorit Jonas Pomsel (SC Potsdam) benötigte für seine ersten Höhen jeweils zwei Anläufe. So war es der spätere Silbermedaillen-Gewinner Philipp Reß (LA-Team Alzenau; 2,03 m), der mit einer überwiegend weißen Weste bei 1,99 Metern die Führung innehatte. Dann aber nahm Jonas Pomsel das Heft in die Hand, schwang sich im zweiten Versuch über 2,03 und im Ersten über 2,06 Meter (zum Video). Das war Gold wert. Bronze ebenfalls für 2,03 Meter ging an Till Schoemacker (Schweriner SC).

Früher Jubelschrei von Robin Rieß

Die Entscheidung in der Titelvergabe im Speerwurf der U20 fiel schon gleich in der ersten Runde. Vielleicht ahnte er es, als er seinen Speer in den Himmel von Heilbronn schickte, denn der Jubel von Robin Rieß (LG Eintracht Frankfurt) war unüberhörbar. Seine Weite wurde mit 66,64 Metern vermessen, so weit hatte er noch nie geworfen. Damit war nach Gold im Winterwurf der zweite Titel des Jahres perfekt (zum Video). Erst in Runde sechs kam ihm mit Laurenz Waldbauer (TSV Vilsbiburg; 65,84 m) ein Konkurrent näher, aber nicht an ihm vorbei.

Die Goldmedaille im Stabhochsprung der U20 wurde bei 4,90 Meter vergeben. Mit einer Serie guter Sprünge schwang sich Max Lehl (TSG Wehrheim) gleich auf Anhieb über diese Höhe, die nur einen Zentimeter unter seinem Hausrekord liegt (zum Video). Erst 5,00 Meter waren zu hoch – ebenso wie für Louis Pröbstle (MTG Mannheim), der sich nach 4,90 Metern im dritten Versuch über Silber freuen durfte. Unglücklich endete der Wettbewerb für Titelverteidiger Finn Jacob Torbohm (TSV Bayer 04 Leverkusen), der im Vorjahr mit 5,00 Metern gewonnen hatte. Höhengleich mit dem Dritten Ole Perske (Schweriner SC) gab's für 4,80 Meter nur Rang vier.

Max Dehning erstmals deutlich über 70 Meter

Im Speerwurf der U18 feuerte Max Dehning (LG Celle-Land) im sechsten Versuch eine Rakete ab. Der junge Niedersachse war mit einer Bestleistung von 69,53 Metern angereist, in Heilbronn führte er mit 68,10 Metern knapp vor Moritz Morstein (SC Magdeburg; 67,62 m). Dann nahm er als neuer Deutscher Meister Anlauf und schickte seinen Speer noch einmal auf glänzende 73,42 Meter, gleichbedeutend zurzeit mit Platz fünf in Europa – und er hat noch ein U18-Jahr vor sich (zum Video).

Eine weitere Goldmedaille in der U18-Altersklasse ging über 100 Meter an Chidiera Onuoha (THC Brühl; 10,58 sec). Er sprintete mit neuer deutscher Jahresbestzeit und deutlicher persönlicher Bestzeit unter anderem Lennart Hartenberg (TV Wattenscheid 01) und Noah Olabisi (SV Werder Bremen; beide 10,70 sec) davon (zum Video). Der Mitfavorit aus Bremen hatte im Vorlauf den stärksten Eindruck hinterlassen, kam im Finale aber gar nicht aus dem Block und hielt sich nach einer Aufholjagd, die immerhin noch mit Bronze belohnt wurde, hinter der Ziellinie auch den Oberschenkel.

Adrian Engstler sucht sein Heil in der Flucht

Mit einem langgezogenen Spurt, den er schon 500 Meter vor dem Ziel ansetzte, verlieh Adrian Engstler (TV Villingen; 1:51,39 min) über 800 Meter der U20 seinen Titelambitionen Ausdruck. Zeitweise hatte er sich schon fast 20 Meter Vorsprung erarbeitet, kurz vor dem Ziel sah er dann aber doch mit einem Blick über die Schulter seine stärksten Konkurrenten heraneilen. Der Deutsche Vizemeister und der Deutsche Meister des Vorjahres Tobias Rex (Erfurter LAC) und Rocco Martin (SG Motor Gohlis-Nord) hatten ihre Verfolgungsjagd aber zu spät angesetzt (zum Video).

Der Sieger über 800 Meter der U18 Till Czisnik (LG Süd Berlin) scherte erst 100 Meter vor dem Ziel aus der Reihe der Verfolger aus. Dann zeigte er einen starken Spurt, der ihn in 1:54,40 Minuten von Platz drei noch auf Rang eins nach vorn brachte. Für Tempo hatte 650 Meter lang Jakob Stade (Kissinger SC; 1:55,43 min) gesorgt, das bescherte ihm am Ende immerhin die Bronzemedaille. Neben dem Sieger musste er noch Pierre Börkey (TV Waldstraße Wiesbaden; 1:54,67 min) vorbeilassen (zum Video).

Jakob Johannes Schmidt dominant

Vier Runden vor dem Ziel hatte Jakob Johannes Schmidt (SC Potsdam) im 10.000 Meter Bahngehen mit einer weiteren Tempoverschärfung auch seinen Trainingspartner und stärksten Kontrahenten Johannes Frenzl überrundet. Ungefährdet ging er anschließend der Titelverteidigung entgegen und zu einer starken Zeit: In 43:23,37 Minuten fehlte bei seinem Solo und ersten Wettbewerb der Saison überhaupt nicht allzu viel zu seiner Bestmarke von 43:00,73 Minuten, mit der er im Vorjahr Platz sechs der U20-EM belegt hatte (zum Video).

In der männlichen U18 war schon vor dem Startschuss klar, dass der Titel an den SV Halle gehen würde: Nur zwei Athleten eben jenes Vereins machten sich auf den Weg, und aus dem Zweikampf wurde ziemlich bald ein Goldmarsch von Jassam Abu El Wafa: Der junge Geher holte sich mit etwa 300 Meter Vorsprung auf Jadon Henze (26:47,71 min) in 26:38,86 Minuten den deutschen Meistertitel im 5.000 Meter Bahngehen (zum Video).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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