Vize-Weltmeisterin Carolin Schäfer hat am Samstag in Vaterstetten bei schwierigen Bedingungen einen starken ersten DM-Tag hingelegt. Dahinter liegt Vanessa Grimm auf Medaillen- und Bestleistungskurs. Im Zehnkampf der Männer war der Favorit schon vor der ersten Disziplin aus dem Rennen, sodass neue Athleten in den Fokus rücken.
Pünktlich zum Start in den Siebenkampf öffnete der Himmel seine Schleusen und die Athletinnen mussten im Regen in Richtung Ziel stürmen. Auf der schnellen, neuen Bahn im Stadion von Vaterstetten ließen sie sich davon aber nicht ausbremsen – im Gegenteil! Favoritin Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankurt) steigerte bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften gar ihre Saison-Bestleistung auf 13,40 Sekunden, dahinter gab’s in Serie weitere Saison- und persönliche Bestmarken.
Auch 1,80 Meter im Hochsprung konnten sich für Carolin Schäfer sehen lassen, höher war die Vize-Weltmeisterin zuletzt 2017 gesprungen. 13,25 Meter mit der Kugel und mit 24,12 Sekunden die schnellste 200-Meter-Zeit im Feld rundeten Tag eins ab. Nach 3.756 Punkten zur Halbzeit könnte Carolin Schäfer am Sonntag ein Resultat jenseits von 6.300 Punkten ansteuern.
„Durchweg positiv“
„Das war durchweg positiv“, bilanzierte Carolin Schäfer zufrieden. „Ein toller Hürdeneinstieg, tolle 1,80 Meter im Hochsprung, nur im Kugelstoßen hat es ein bisschen gehapert. Über 200 Meter hatten wir Pech mit dem Gegenwind.“
Sie habe in der Vorbereitung viel Wert auf Technik, allgemeine Fitness und Athletik gelegt und habe aufgrund der Corona-Pandemie im Training einige Abstriche machen müssen. So sei die DM zwar ihr Saison-Höhepunkt, sie habe ihn aber nicht gezielt vorbereitet – er dient vielmehr als Standort-Bestimmung und dafür, weiter mit ihrem neuen Trainerteam Stefanie und Michael Kaul zusammenzuwachsen. „Der Wettkampf ist perfekt, damit wir uns auch im Wettkampf besser kennenlernen“, sagte Carolin Schäfer. Am Sonntag will sie testen, ob das intensive Ausdauertraining Früchte getragen hat, und im besten Fall ihre 800-Meter-Bestmarke angreifen.
Vanessa Grimm in Bestform
Stark präsentierte sich dahinter auch Vanessa Grimm (Königsteiner LV). Die 23-Jährige liegt nach vier Disziplinen etwa 50 Zähler über ihrem Siebenkampf-Zwischenergebnis von Anfang Juli in Frankfurt, wo sie 5.892 Punkte gesammelt hatte – unter anderem dank 1,77 Metern im Hochsprung und 14,16 Metern mit der Kugel.
Nur knapp dahinter: die zweimalige Deutsche Meisterin Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen; 3.628 Pkt). Auf ihre Medaillenchance lauern auch noch Sophie Hamann (TuS Metzingen; 3.452 Pkt), die stark über die Hürden (13,48 sec) gestartet war, und EM-Teilnehmerin Mareike Arndt (3.410 Pkt) ebenfalls aus Leverkusen. In der U23-Altersklasse hat Mareike Rösing (USC Mainz; 3.248 Pkt) als Führende den Weg in Richtung Titel eingeschlagen.
Favoriten-Schock im Zehnkampf
Im Zehnkampf hielten die Zuschauer vor dem letzten 100-Meter-Lauf den Atem an. Der erste Start wurde zurückgeschossen – Fehlstart. Der zweite auch – wieder Fehlstart? Dieser bedeutet im Zehnkampf die Disqualifikation eines Athleten. Nach einer Weile signalisierten die Kampfrichter ausgerechnet Favorit Mathias Brugger (SSV Ulm 1846), dass er nicht mehr starten darf. Er legte zwar Protest ein und durfte dann unter Vorbehalt mitsprinten, auch im Weitsprung und Kugelstoßen trat er noch an. Dann erhielt er die Nachricht, dass der Protest abgewiesen wurde.
„Nach dem zweiten Rückschuss dachte ich: ‚Oh, schade, jetzt ist einer raus.‘ Dass ich es war, damit hatte ich gar nicht gerechnet. Ich war der Meinung, dass ich perfekt rausgegangen bin.“ In Abstimmung mit dem Trainer- und Ärzteteam sei nach dem Kugelstoßen die Entscheidung gefallen, den Zehnkampf nicht fortzusetzen. „Wir wollten die kommende Saison nicht gefährden. Im Zehnkampf sollte man mit voller Konzentration an den Start gehen, bei den schwierigen Bedingungen kann da auch schnell mal was passieren.“
Nico Beckers übernachtet als Führender
Für den ausgeschiedenen Favoriten sprang der „Mann des ersten Tages“ Nico Beckers (Aachener TG; 4.060 Pkt) in die Bresche: Im Dauerregen lieferte er in vielen Disziplinen die beste Leistung ab, zum Start auch eine persönliche Bestleistung mit 10,87 Sekunden über 100 Meter, gefolgt vom besten Weitsprung (6,97 m) und Kugelstoß (14,54 m). Auch 1,94 Meter im Hochsprung und die 400 Meter in 49,18 Sekunden konnten sich sehen lassen.
„Nach der Bestzeit über 100 Meter dachte ich: ‚Da geht was!‘ Aber dann kam der Platzregen und mit ihm die wechselnden Winde.“ Besonders in den Sprüngen hatte sich der Aachener mehr ausgerechnet, das Kugelstoßen und die Bahn-Wettbewerbe stellten ihn zufrieden. „An den zweiten Tag muss ich konzentriert rangehen und nicht zu viel wollen“, blickte er voraus.
Da wird es für ihn darum gehen, den 20 Jahre jungen Malik Diakité (Hannover 96; 3.953 Pkt) in Schach zu halten, der sich mit schnellen 48,79 Sekunden über 400 Meter herangepirscht und im Normalfall den besseren zweiten Tag hat. Sogar noch einen Punkt mehr als Diakité hat am Samstag Jannis Wolff (Aachener TG; 3.953 Pkt) gesammelt. Er hat jedoch für die U23-Altersklasse gemeldet und wird daher auch ausschließlich in dieser gewertet. Besonders nach seinen starken 100 (10,77 sec) und 400 Metern (49,49 sec) dürfte er am Sonntag ungefährdet dem U23-Sieg entgegensehen.
Mehr:
Vaterstetten Tag 3: Drei über 6.000 Punkte über Gold für Carolin Schäfer
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...