Serina Riedel hat am Samstag bei der Mehrkampf-DM in Vaterstetten die 21 Jahre deutsche U18-Bestmarke im nationalen Siebenkampf überboten. Mit 5.818 Punkten holte sie unangefochten Gold. Im Zehnkampf der U18 feierten zwei Athleten ihren ersten 7.000er, der Titel ging an Maximilian Karsten.
Spätestens nach dem Speerwurf begann – zumindest auf der Tribüne – das Rechnen. Mit 74 Punkten mehr als bei ihrer Bestleistung (5.773 Pkt) hatte Serina Riedel (TSV Zeulenroda) den ersten Tag beendet. Starke 5,97 Meter im Weitsprung, zwei Zentimeter mehr als in ihrem besten Siebenkampf, kamen hinzu. Dann ordentliche 39,20 Meter mit dem Speer. So war klar: Für die deutsche U18-Bestmarke von 5.795 Punkten, die Maren Freisen 1999 in Wesel aufgestellt hatte, musste über 800 Meter eine Zeit von 2:31,20 Minuten her.
Zwei Stunden später stand fest: Serina Riedel hat Maren Freisen übertrumpft! Über 800 Meter kämpfte sich die 17-Jährige in strömendem Regen nach 2:29,41 Minuten ins Ziel und hatte nach sieben Disziplinen 5.818 Punkte auf dem Konto. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll“, erklärte sie. „Ich bin als Jahresbeste und als Favoritin hier angereist, und ich wollte natürlich gewinnen, besonders nach den 300 Punkten Vorsprung am ersten Tag. Die deutsche Bestmarke hatte ich aber nicht im Kopf!“ Ihre Highlights der beiden Tage: die Bestleistungen über die Hürden (14,13 sec) und mit der Kugel (15,54 m) vom Samstag – noch bei strahlendem Sonnenschein.
Youngster holen sich die weiteren Medaillen
Leider nicht mehr dabei war am Samstag eine Mitfavoritin: Marie Dehning (LG Celle-Land) hatte am Freitag noch auf Bestleistungskurs gelegen und wäre als starke Speerwerferin und Läuferin ebenfalls eine Kandidatin für die deutsche U18-Bestleistung gewesen. Doch nach den 100 Metern zeigte sich, dass sie sich mit Schmerzen im Oberschenkel durch den Tag gequält hatte. Um keine Verletzung zu riskieren fiel die Entscheidung, den Siebenkampf abzubrechen. Sie wird sich im kommenden Jahr im Kampf um die U20-WM-Tickets wieder zu Wort melden.
So schnappten sich hinter Serina Riedel zwei junge Damen die weiteren Medaillen, die sogar noch ein weiteres Jahr in der U18 startberechtigt sind: Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern; 5.437 Pkt) brachte über 800 Meter einen Vorsprung von rund 140 Punkten, den sie sich am zweiten Tag mit 5,74 Metern im Weitsprung und 41,65 Metern im Speerwurf erarbeitet hatte, vor Kajsa Zimmermann (SV Halle; 5.326 Pkt) ins Ziel. Diese gab über 800 Meter noch mal alles und rannte erst dem Feld davon, konnte das hohe Tempo aber nicht bis zum Ende durchhalten. Die Medaille war jedoch auch ihr beim Schritt über die Ziellinie sicher.
Und auch für die Viertplatzierte gab es eine Medaille – sogar die goldene! Marie Jung führte mit Bestleistung von 5.235 Punkten die Mannschaft des SSV Ulm 1846 an. Diese hatte sich als einzige mit in diesem Jahr geforderten drei Einzel-Startplätzen für die Meisterschaften qualifiziert. Franca Arnold (4.955 Pkt) und Johanna Haas (4.773 Pkt) komplettierten ebenfalls mit Bestleistungen das siegreiche Trio.
Maximilian Karsten wehrt Angriff von Tyrel Prenz ab
In der männlichen U18 setzte Maximilian Karsten (VfL Wolfsburg) zunächst über die Hürden (14,93 sec) seine Bestleistungs-Sammlung fort. Nach guten 47,24 Metern mit dem Speer konnte auch der einsetzende Regen den 17-Jährigen nicht beirren: Nach 1,92 Metern im Hochsprung und 39,93 Metern mit dem Diskus hatte er 250 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Simon Büthe (LC Paderborn) herausgearbeitet und fast 300 auf den besten Läufer im Feld Tyrel Prenz (SC Potsdam).
So konnte der Führende mit einem komfortablen Polster auf die ungeliebten 1.500 Meter gehen – und er brauchte fast jeden Punkt davon! Denn die letzten Runden des Tages gehörten Tyrel Prenz: Der Potsdamer stürmte auf und davon und nach 4:25,27 Minuten ins Ziel. Mit großem Abstand kämpfte Maximilian Karsten um den Titel und gegen die Uhr. 5:03,06 Minuten sicherten ihm schließlich mit noch 52 Punkten Vorsprung die Goldmedaille.
Zwei 7.000er an der Spitze
Schließlich hatten gleich die Top Vier am Ende Grund zum Jubeln, denn sie alle steigerten ihre Bestmarken teils deutlich, und an der Spitze gab’s zwei 7.000er: Maximilian Karsten wurde mit 7.078 Punkten Deutscher U18-Meister von Tyrel Prenz (7.026 Pkt), dem Vizemeister des Vorjahres Roman Jocher (TSV Königsbrunn; 6.885 Pkt) mit einem ausgeglichenen Mehrkampf und dem stärksten Kugelstoßer im Feld Simon Büthe (LC Paderborn; 6.823 Pkt).
„Das war einfach nur mega“, freute sich der Niedersachse, der mit Neele Rheinländer eine junge Trainerin an seiner Seite hat. Einziger Wermutstropfen: Aus dem erhofften Niedersachsen-Rekord wurde nichts. „Es war schade mit dem Wetter beim Diskuswurf, da hätten ein paar Meter mehr hergemusst. Aber das war ja für alle gleich“, sagte Maximilian Karsten, für den der Zieleinlauf und das Wissen um den Sieg der schönste Moment des Mehrkampfs war. „Aber ich hätte es auch den anderen gegönnt“, sagte er, „wenn man im Zehnkampf zwei Tage zusammen ist, dann ist das Verhältnis freundschaftlich.“
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