5,81 Meter für Weltmeister Sam Kendricks und Bo Kanda Lita Baehre, 5,76 Meter für Raphael Holzdeppe. Die Stabhochspringer sorgten bei den ersten #TrueAthletes Classics am Sonntag in Leverkusen für Weltklasse-Resultate.
Videos der #TrueAthletes Classics
In Leverkusen klappt manches besser als in Monte Carlo. Denn am Freitag konnte Stabhochsprung-Weltmeister Sam Kendricks beim ersten Diamond League Meeting des Jahres aufgrund seiner fehlenden Arbeitsgeräte im Fürstentum nicht starten. Im Manforter Stadion bei den von der Deutsche Leichtathletik Marketing (DLM) und dem TSV Bayer 04 Leverkusen organisierten #TrueAthletes Classics mit jeweils nur einer gleichzeitig stattfindenden Disziplin standen am Sonntag die Stäbe des US-Amerikaners parat.
Und Sam Kendricks wusste diese zu benutzen: Der zweimalige Weltmeister katapultierte sich im zweiten Versuch über 5,81 Meter. Damit war dem 27-Jährigen der Sieg nicht mehr zu nehmen. Erst der neue Meetingrekord von 5,91 Meter war zu hoch für ihn. Eine ganz starke Vorstellung zeigte das DLV-Duo Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) und Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen). Bei sommerlichen Temperaturen und Rückenwind im Anlauf meisterten beide 5,76 Meter und steigerten damit die deutsche Jahresbestleistung des Leverkuseners um einen Zentimeter.
Zweimal Bestleistung für Bo Kanda Lita Baehre
Für Raphael Holzdeppe war es der beste Wettkampf seit seinem 5,80-Meter-Sprung vor 13 Monaten an selber Stelle. Während für den Weltmeister von 2013 am Sonntag 5,81 Meter zu hoch waren, flog Bo Kanda Lita Baehre auf heimischer Anlage im dritten Versuch über die Weltklassehöhe und zur zweiten Bestleistung des Tages. Nach einem Jubel-Spurt über die halbe Zielgerade verzichtete der Leverkusener auf weitere Versuche. „Mein Vater und meine Schwester sind aus London extra für das Meeting angereist“, erzählte Bo Kanda Lita Baehre im Anschluss. „Vor der Familie zu springen, war schon ein Ansporn.“
Fünf Tage nach seinem 91,49-Meter-Wurf in Turku (Finnland) wurde der Speerwurf zur Show von Johannes Vetter (LG Offenburg). In seinem besten Versuch katapultierte der Weltmeister von 2017 das 800-Gramm-Gerät auf 84,30 Meter. Und das obwohl er sichtlich mit dem weichen Kunststoffbelag beim Abwurf zu kämpfen hatte. „Da rutscht man beim Stemmen drei bis fünf Meter“, sagte Johannes Vetter. Entsprechend kürzer seien seine Würfe ausgefallen. Dass er Weiten um 90 Meter konstant drauf hat, will der Offenburger noch bei mindestens vier weiteren Starts bis zum Saison-Finale in vier Wochen beim ISTAF in Berlin beweisen.
Gianmarco Tamberi gewinnt das Duell der Europameister
Das Duell der Hochsprung-Europameister wurde bei 2,29 Metern entschieden. Gianmarco Tamberi (Italien) überflog 2,29 Meter im ersten Versuch. So setzte der Europameister von 2016 den amtierenden Champion Mateusz Przybylko bei dessen Heimspiel unter Zugzwang. Nach einem ungültigen Sprung über 2,29 Meter nahm der Leverkusener die verbleibenden zwei Versuche mit für 2,31 Meter. Doch die Höhe war für ihn wie für Gianmarco Tamberi am Sonntagnachmittag nicht zu meistern. Rang drei teilten sich Tobias Potye (LG Stadtwerke München) und Falk Wendrich (LAZ Soest) mit 2,20 Metern.
„Ich komme wieder zurück zu alter Stärke“, freute sich der amtierende Europameister. Das Ziel für Mateusz Przybylko in den kommenden Wochen: mindestens einmal 2,30 Meter springen. „Dann weiß ich, dass alles passt“, so der Leverkusener. Eventuell trifft der Deutsche Meister schon am kommenden Sonntag in Ancona (Italien) auf seinen Rivalen Gianmarco Tamberi. „Ich springe gern gegen ihn, weil er so ein Stimmungsmacher ist. Aber vorerst muss ich abklären, was mit meinem Oberschenkel ist. Der hat ab 2,23 Meter ein paar Probleme gemacht.“
Katharina Trost läuft Weltjahresbestzeit über die Meile
Im Meilen-Rennen (1.609,30 m) rissen auf der dritten Runde Katharina Trost (LG Stadtwerke München) und Caterina Granz (LG Nord Berlin) eine Lücke zur Langstrecken-Spezialistin Alina Reh (SSV Ulm 1846). Diese konnte die EM-Vierte auf über 10.000 Meter auf den letzten 400 Metern nicht mehr schließen. Im Endspurt setzte sich Katharina Trost in 4:29,35 Minuten vor Caterina Granz (4:31,91 min) durch. Alina Reh folgte als Dritte in 4:35,20 Minuten.
Die Münchnerin steigerte damit die Weltjahresbestzeit über die selten gelaufene Strecke um etwa drei Sekunden. „Das Ziel war, unter 4:30 Minuten zu laufen. Das hat geklappt, auch wenn es durch die hohen Temperaturen und den Wind nicht einfach war“, sagte Katharina Trost. Damit schob sich die WM-Halbfinalistin von Doha (Katar) auf Rang sieben der ewigen deutschen Bestenliste.
Zwei Meetingrekorde im Frauen-Sprint
Im Sprint der Frauen gab es gleich zwei Meetingrekorde: Zuerst egalisierte Imani Lansiquaot (Großbritannien) über 100 Meter mit 11,16 Sekunden die Bestmarke von Gina Lückenkemper. Wenige Minuten später stürmte Nadine Visser über 100 Meter Hürden nach 12,85 Sekunden ins Ziel. Die Niederländerin verfehlte damit ihre eigene Weltjahresbestzeit bei 30 Grad um 17 Hundertstel. Jeweils auf Platz zwei liefen mit Ricarda Lobe (MTG Mannheim; 13,33 sec) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 11,30 sec) deutsche Sprinterinnen.
„Der Start war im Finale viel besser als im Vorlauf. Leider hat es hinten raus nicht so gepasst“, sagte Rebekka Haase. Die mit 11,11 Sekunden schnellste deutsche 100-Meter-Läuferin des Jahres war gestern erst von der Diamond League in Monte Carlo nach Leverkusen gekommen. Für die 27-Jährige stehen in den kommenden Wochen noch einige Rennen an. „Am Mittwoch starte ich in Bydgoszcz, am Sonntag dann bei der Diamond League in Stockholm. Ich brauche einfach die Rennen nach den vielen Verletzungen“, sagte die Athletin von Jörg Möckel.
Weitsprung-Welt- und –Europameisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) verpasste als Siebte in 11,48 Sekunden der 100-Meter-Vorläufe das Finale. Denn auf der Fritz-Jacobi-Anlage stehen nur sechs Sprintbahnen zur Verfügung. Die Diamond League-Siegerin nutze die ungewollte „Freizeit“, um auf der Gegengeraden Tempoläufe zu absolvieren.
Deniz Almas wieder nicht zu schlagen
Seine Premiere in der Diamond League hatte am Freitagabend in Monte Carlo Deniz Almas gefeiert. Die Reisestrapazen waren dem Sprinter vom VfL Wolfsburg nicht anzumerken. Über 100 Meter hielt der Deutsche Meister in 10,23 Sekunden in einem starken Rennen den deutschen Rekordhalter Julian Reus (LAC Erfurt – Top-Team) in Schach. Für ihn und den drittplatzierten Joshua Hartmann (ASV Köln) wurden 10,27 Sekunden gestoppt. Julian Reus war allerdings zwei Tausendstel schneller im Ziel.
Bester Hürdensprinter in zwei Rennen mit identischer Besetzung war der Norweger Vladimir Vukicevic in 13,67 Sekunden. Dahinter folgte Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01) in 13,70 Sekunden. Paolo Dal Molin (Italien) – Sieger des ersten Rennens in 13,68 Sekunden – verletzte sich im zweiten Rennen (13,77 sec) kurz vor dem Ziel. Lokalmatador Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) steigerte seine Bestzeit auf 14,16 Sekunden. Für Zehnkämpfer Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) wurden 14,20 Sekunden gestoppt.
Viel Lob für die gelungene Premiere
Obwohl nur 300 Personen auf dem Stadiongelände zugelassen waren, entwickelte sich ein stimmungsvolles Meeting. Die Hochspringer motivierten sich gegenseitig und nahmen die Athleten, Betreuer und Offiziellen auf den Tribünen mit. Für DLV-Präsident Jürgen Kessing war dieser Wettbewerb exemplarisch für die #TrueAthletes Classics: „Es war eine tolle Veranstaltung auf einer kompakten Anlage. Durch die Trennung der Disziplinen kam jede einzelne voll zur Geltung. Das hat Spaß gemacht und zu guten Leistungen geführt. Was natürlich fehlte, waren die Zuschauer. Die Athleten wurden in Leverkusen so gut unterstützt, wie es nur ging. Man spürt, dass die Athleten die Fans brauchen. So wie die Meetings die Top-Athleten brauchen.“
Auch die beiden Meetingdirektoren Frank Lebert, Geschäftsführer der DLM, und Jörn Elberding, Geschäftsführer der Leichtathletikabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen, freuten sich über den gemeinsamen großen Auftakterfolg der #TrueAthletes Classics. „Aus dem Stand ein so hochklassiges TV-Event auf die Beine gestellt zu haben, macht Lust auf mehr. Wir möchten die #TrueAthletes Classics als festen Saisonhöhepunkt im Leichtathletikkalender etablieren“, zogen Jörn Elberding und Frank Lebert unisono Bilanz.
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