Die Weltmeisterin ist auch aus kurzem Anlauf nicht zu schlagen: Am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig sorgte Malaika Mihambo am Sonntag mit 6,71 Metern und Gold im Weitsprung für eines der Highlights. Hochklassig war auch das 400-Meter-Finale der Frauen mit Spitzen- und Bestzeiten in Serie.
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6,60 bis 6,70 Meter: Das hatte Weitsprung-Bundestrainer Ulrich Knapp Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) auch aus verkürztem Anlauf zugetraut. In Braunschweig rannte die Weltmeisterin mit 16 Schritten in Richtung Grube, bei ihrer 7-Meter- und Siegesserie im Vorjahr waren es 20 gewesen. Bei der DM brauchte Deutschlands „Sportlerin des Jahres“ 2019 drei Versuche, bis der Abstand zum Brett passte. Dann flog sie bis auf 6,63 Meter und 6,71 Meter – absolute Weltklasse!
"Mit der Weite bin ich zufrieden", befand die Weltmeisterin. "Ich werde dieses Jahr auch den Anlauf nicht mehr verlängern, sondern weiterhin aus 16 Schritten springen. In der Vorbereitung lief es nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mir zudem genügend Zeit genommen, meine Rückenverletzung auszukurieren."
Silber und Bronze gingen für 6,40 Meter und 6,38 Meter weg. Diesen Weiten erzielten Maryse Luzolo (Königsteiner LV) und Merle Homeier (LG Göttingen), die auch im Vorfeld, noch in Abwesenheit der Weltmeisterin, die besten Wettkämpfe gezeigt hatten.
Schwab und Pahlitzsch überragen in pfeilschnellem Rennen
Sie hatte sich viel vorgenommen, das sah man ab dem ersten Schritt. Schon nach 100 Metern hatte Corinna Schwab (LG Telis Finanz Regensburg) fast zur vor ihr laufenden Alica Schmidt (SCC Berlin) aufgeschlossen, auf die Zielgerade bog sie im 400-Meter-Finale mit deutlicher Führung ein. Dann hieß es: Zähne zusammenbeißen, denn Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin) und Ruth Sophia Spelmeyer (VfL Oldenburg) ließen nicht locker.
Schließlich blieben gleich zwei Athletinnen unter der 52-Sekunden-Marke – ein Ereignis, das es bei Deutschen Meisterschaften zuletzt 2001 gab! Corinna Schwab brachte ihre Führung in Bestzeit von 51,73 Sekunden ins Ziel, besser war bei einer DM zuletzt 2001 Grit Breuer. Karolina Pahlitzsch steigerte sich um 72 Hundertstel auf 51,88 Sekunden, dahinter war auch Ruth Sophia Spelmeyer (52,15 sec) schnell wie lange nicht. 52,21 Sekunden reichten Alica Schmidt (SCC Berlin) dahinter nur zu Rang vier – neunmal in den vergangenen 20 Jahren wäre sie mit dieser Zeit Deutsche Meisterin geworden.
Alina Reh ungefährdet
Der wohl deutlichste Sieg der Lauf-Wettbewerbe konnte erwartungsgemäß über 5.000 Meter bestaunt werden. Einige Runden lautete die Frage nur: Wann macht Alina Reh ernst? Nach etwa 2.000 Metern war es so weit und die Favoritin schaltete einen Gang hoch. Als fast 100 Meter zwischen ihr und den Konkurrentinnen lagen, musste die Athletin vom SSV Ulm 1846 den Sieg nur nach Hause bringen. Das gelang in 16:08,33 Minuten, es war ihr zweiter Titel nach dem Überraschungs-Coup von 2015.
In einer Hitzeschlacht bei 36 Grad hatte Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 16:19,00 min) lange an der Spitze und dann in einer Verfolgergruppe das Tempo bestimmt. In ihrem Windschatten nutzte Rabea Schöneborn (LG Nord Berlin; 16:18,57 min) kurz vor dem Ziel die Chance für eine Attacke und schnappte sich vor Mayer die Silbermedaille. Die Regensburgerin gewann Bronze.
Hanna Klein macht’s mit Speed und Köpfchen
Abwarten, und dann zuschlagen. Auch über 1.500 Meter war diese Taktik Gold wert: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) sprengte auf der letzten Runde das Feld und konnte sich auf ihren unwiderstehlichen langgezogenen Spurt verlassen. Leichtfüßig sprintete sie nach ihren Hallentiteln über 1.500 und 3.000 Meter in 4:13,71 Minuten ihrem dritten DM-Gold des Jahres entgegen. Nur auf den ersten Metern folgen konnte bei ihrem Saison-Debüt Titelverteidigerin Caterina Granz (LG Nord Berlin; 4:15,88 min), die auf den letzten Metern noch Vera Coutellier (ASV Köln; 4:15,49 min) abgefangen wurde – sie holten Silber und Bronze.
Das ganze 800-Meter-Finale von der Spitze weg bestritt Christina Hering (LG Stadtwerke München). Sage und schreibe zehn deutsche Titel, je fünf in der Halle und fünf im Freien, hatte sie zuvor auf dem Konto. Jetzt kommt in 2:01,62 Minuten der elfte dazu. Zwar war ihr die Konkurrenz auf den Fersen, aber auch auf der Zielgerade ließ die Münchnerin keinen Konter zu. Den besten Spurt zeigte hier jedoch Tanja Spill (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:02,07 min), die noch knapp an Katharina Trost (2:02,27 min) vorbeizog und damit einen Münchner Doppelsieg verhinderte.
Carolina Krafzik wieder unter 56 Sekunden
Eng und spannend wurde es auch über 200 Meter. Und wie schon 2018 war es Jessica-Bianca Wessolly, die in der letzten Frauen-Entscheidung der Titelkämpfe das beste Stehvermögen hatte: Die Mannheimerin steigerte die deutsche Jahresbestzeit auf 23,07 Sekunden und ließ damit starke Gegnerinnen hinter sich.
Für eine kleine Überraschung sorgte dahinter die Deutsche Meisterin von 2017 Laura Müller (LC Rehlingen), die bisher noch nicht alle Karten aufgedeckt hatte und für die sich die Konzentration auf nur eine Sprintstrecke auszahlte: Sie schmiss sich nach 23,14 Sekunden auf dem Silberrang ins Ziel, nur drei Tausendstel vor 100-Meter-Siegerin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF), die Bronze holte. Die Schnellste des Vorlaufs (23,15 sec) Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar; 23,28 sec) musste diesmal mit Rang vier vorlieb nehmen.
Die 400 Meter Hürden wurden auch ohne Favoritin Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen), die kurz vor der DM überraschend ihr Karriere-Ende verkündet hatte, hochklassig: Titelverteidigerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen; 55,90 sec) rannte die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere, in ihrem Sog steigerte Djamila Böhm (ART Düsseldorf) ihre Saison-Bestmarke auf 56,64 Sekunden und Lisa Sophie Hartmann (VfL Sindelfingen; 57,27 sec) wurde für eine neue Bestzeit mit Bronze belohnt.
Carolin Paesler knackt die 70-Meter-Marke
Hammerwurf-Favoritin Carolin Paesler (TSV Bayer 04 Leverkusen) wackelte nur eine Runde lang, mit einem ersten ungültigen Versuch. Dann zog sie an Herausforderin Samantha Borutta (TSG Mutterstadt) vorbei und feuerte in Runde sechs noch den einzigen 70-Meter-Wurf der Konkurrenz ab: 70,99 Meter, Bestleistung! Es war seit 2015 das erste Mal, dass DM-Gold wieder mit einer 70-Meter-Weite vergeben wurde. 2017 hatte Paesler mit 69,51 Meter gewonnen.
Dahinter zeigte Samantha Borutta mit 66,20 Metern zwei Tage nach ihrem 20. Geburtstag dennoch einen starken Wettkampf, der mit Silber belohnt wurde. Bestleistung und Bronze gab’s dahinter für Michelle Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen; 62,99 m).
Der Diskuswurf der Frauen war fest in der Hand von Kristin Pudenz: Alle ihre gültigen Versuche hätten für die Titelverteidigung gereicht, mit 62,30 Metern trug sich die Athletin vom SC Potsdam dieses Mal in die Siegerlisten ein, vor Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 58,07 m) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01; 55,80 m), die nach Kugel-Silber die zweite Medaille einheimste.
DM 2020 Braunschweig