Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: das Kugelstoßen der Männer.
Fazit des Bundestrainers
Sven Lang, wie fällt ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?
Sven Lang:
Naja, es war sicherlich nicht unbedingt ein erfolgreiches Jahr für den männlichen Kugelstoßbereich. Erstmals seit vielen Jahren waren wir zum Saisonhöhepunkt nicht vertreten. Dies spiegelt leider die momentane Situation wider. Wenn mit David Storl unser über Jahre bester Athlet ausfällt beziehungsweise nicht sein normales Leistungsvermögen abrufen kann, gibt es derzeit keinen Ersatz. Trotzdem ist ein Leistungszuwachs bei den jüngeren Kugelstoßern sichtbar. Simon Bayer und Jan Josef Jeuschede gelangen 2019 erstmals Ergebnisse jenseits der 20-Meter-Marke und auch die Entwicklung von Christian Zimmermann, nach seinem Umstieg zum Drehstoßen, stimmt mich optimistisch. Ebenfalls hoffe ich auf eine deutliche Leistungsentwicklung bei unserem U23-Meister Cedric Trinemeier.
Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?
Sven Lang:
Auch wenn wir aus deutscher Sicht nichts dazu betragen konnten, war das Finale von Doha schon ein Knaller-Wettbewerb, der mich beeindruckt hat. Mit welcher Konstanz die Top-Athleten in dieser Saison 22-Meter-Leistungen abrufen konnten, war mehr als erstaunlich.
Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen 2020 in Tokio und den Europameisterschaften in Paris?
Sven Lang:
Oberste Priorität hat die erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Spielen und das geht nur mit einem gesunden und leistungsfähigen David Storl. Für die nachfolgenden Athleten liegt die Messlatte mit 21,10 Metern (Anmerkung d. Red.: Olympianorm des Weltverbandes World Athletics) schon recht hoch. Trotzdem werden wir alles daran setzen, weitere Teilnehmer nach Tokio zu schicken. Aber auch die Europameisterschaften in Paris bilden für die jüngeren Athleten einen wichtigen Höhepunkt.
Eine wichtige Aufgabe besteht in der weiteren Entwicklung und Verbreitung unseres Drehstoßprojektes. Besonders im Jugendbereich konnten dabei in den letzten beiden Jahren große Fortschritte erzielt werden.
Internationale Erfolge
Medaillen | Weitere (Final-) Platzierungen | |
---|---|---|
WM | – | – |
Hallen-EM | Silber: David Storl | – |
U23-EM | – | 8. Cedric Trinemeier, 10. Valentin Moll |
U20-EM | – | 6. Timo Northoff |
EYOF | – | 5. Kevin Reim |
Die deutschen Top Ten 2019
Kugelstoßen Männer
Weite | Name | Jahrgang | Verein |
---|---|---|---|
20,26 m | Simon Bayer | 1995 | VfL Sindelfingen |
20,06 m | Jan Josef Jeuschede | 1993 | TSV Bayer 04 Leverkusen |
19,91 m | Christian Zimmermann | 1994 | Kirchheimer SC |
19,87 m | Tobias Dahm | 1987 | VfL Sindelfingen |
19,77 m | David Storl | 1990 | SC DHfK Leipzig |
19,57 m | Patrick Müller | 1996 | SC DHfK Leipzig |
19,46 m | Dennis Lukas | 1994 | LG Idar-Oberstein |
19,32 m | Dennis Lewke | 1993 | SC DHfK Leipzig |
19,20 m | Cedric Trinemeier | 1997 | MTG Mannheim |
19,07 m | Kai Uwe Schmidt | 1993 | TV Wattenscheid 01 |
Statistik – Das sagen die Zahlen
Das deutsche Top-Niveau: Kugelstoßen Männer
Jahr | > 20,50 (WM-Norm 2017) | Schnitt Top 3 | Schnitt Top 5 | Schnitt Top 10 |
---|---|---|---|---|
2005 | 2 | 20,82 | 20,35 | 19,67 |
2006 | 3 | 20,84 | 20,43 | 19,48 |
2007 | 2 | 20,42 | 19,88 | 19,19 |
2008 | 2 | 20,47 | 20,11 | 19,55 |
2009 | 1 | 20,75 | 20,47 | 19,58 |
2010 | 2 | 20,64 | 20,26 | 19,60 |
2011 | 3 | 20,96 | 20,47 | 19,73 |
2012 | 1 | 20,80 | 20,35 | 19,70 |
2013 | 1 | 20,61 | 20,17 | 19,59 |
2014 | 1 | 20,56 | 20,00 | 19,30 |
2015 | 2 | 21,22 | 20,58 | 19,81 |
2016 | 1 | 20,43 | 19,93 | 19,35 |
2017 | 1 | 20,53 | 20,08 | 19,51 |
2018 | 1 | 20,42 | 19,89 | 19,39 |
2019 | – | 20,08 | 19,97 | 19,65 |
Entwicklung der internationalen Jahresbestleistungen
Jahr | Deutschland | Europa | Diff. | Welt | Diff. |
---|---|---|---|---|---|
2005 | 21,36 (R. Bartels) | 21,41 (Smith/NED) | 0,05 | 22,20 (Godina/USA) | 0,84 |
2006 | 21,13 (R. Bartels) | 21,62 (Smith/NED) | 0,49 | 22,45 (Cantwell/USA) | 1,32 |
2007 | 21,00 (P. Sack) | 21,61 (Olsen/DEN) | 0,61 | 22,43 (Hoffa/USA) | 1,43 |
2008 | 21,19 (P. Sack) | 22,00 (Mikhnevich/BLR) | 0,81 | 22,12 (Nelson/USA) | 0,93 |
2009 | 21,37 (R. Bartels) | 21,95 (Majewski/POL) | 0,58 | 22,16 (Cantwell/USA) | 0,79 |
2010 | 21,14 (R. Bartels) | 22,09 (Mikhnevich/BLR) | 0,95 | 22,41 (Cantwell/USA) | 1,27 |
2011 | 21,78 (D. Storl) | 22,10 (Mikhnevich/BLR) | 0,32 | 22,21 (Armstrong/CAN) | 0,43 |
2012 | 21,86 (D. Storl) | 21,89 (Majewski/POL) | 0,03 | 22,31 (Cantwell/USA) | 0,45 |
2013 | 21,73 (D. Storl) | 21,73 (D. Storl) | 0,0 | 22,28 (Whiting/USA) | 0,55 |
2014 | 21,97 (D. Storl) | 21,97 (D. Storl) | 0,0 | 22,03 (Kovacs/USA) | 0,06 |
2015 | 22,20 (D. Storl) | 22,20 (D. Storl) | 0,0 | 22,56 (Kovacs/USA) | 0,36 |
2016 | 21,39 (D. Storl) | 21,39 (D. Storl) | 0,0 | 22,52 (Crouser/USA) | 1,13 |
2017 | 21,87 (D. Storl) | 22,01 (Stanek/CZE) | 0,14 | 22,65 (Crouser/USA) | 0,78 |
2018 | 21,62 (D. Storl) | 22,08 (Haratyk/POL) | 0,46 | 22,67 (Walsh/NZL) | 1,05 |
2019 | 20,26 (S. Bayer) | 22,32 (Haratyk/POL) | 2,06 | 22,91 (Kovacs/USA) | 2,65 |
Das fällt auf
- Nach einer starken Hallensaison mit Silber bei den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien) musste der beste deutsche Kugelstoßer der letzten Jahre David Storl die Freiluftsaison vorzeitig beenden. Das macht sich auch in Zahlen bemerkbar: Erstmals seit Beginn unserer Aufzeichnungen übertraf kein DLV-Athlet die 21 Meter, auch der Top-Drei-Schnitt ist deutlich gesunken.
- Die Verletzungsprobleme von David Storl nutzte der Sindelfinger Simon Bayer, um sich in Berlin seinen ersten deutschen Meistertitel zu sichern. Auch Jan Josef Jeuschede übertraf erstmals die 20 Meter. Trotz des Ausfalls von David Storl sind die Leistungen der DLV-Athleten in der Breite stärker als in den Vorjahren, der Top-Ten-Schnitt erreichte den stärksten Wert seit 2015.
- Der DLV-Nachwuchs war 2019 bei allen internationalen Meisterschaften der U18, U20 und U23 in Finals vertreten, zu einer Medaille reichte es jedoch nicht. Am besten schnitt Kevin Reim als EYOF-Fünfter ab.
- Sowohl die europäischen als auch die globalen Spitzenwerte waren nie so stark wie in diesem Jahr. Dementsprechend beträgt die Differenz zwischen Simon Bayers deutscher Jahresbestleistung und dem europäischen Bestwert von Europameister Michal Haratyk über zwei Meter.
- Im WM-Finale in Doha (Katar) kratzten mit Joe Kovacs (22,91 m), Olympiasieger Ryan Crouser (beide USA; 22,90 m) und Titelverteidiger Tomas Walsh (Neuseeland; ebenfalls 22,90 m) gleich drei Athleten am Uralt-Weltrekord von Randy Barnes (23,12 m). Den Sieger Kovacs und Bronzemedaillengewinner Walsh trennte nur ein Zentimeter. Mit dem Brasilianer Darlan Romani (22,53 m) übertraf auch ein vierter Athlet den bisherigen Meisterschaftsrekord (22,23 m) deutlich.
Die Disziplin-Analysen im Überblick:
Sprint – Männer
Sprint – Frauen
Langsprint – Männer
Langsprint – Frauen
Mittelstrecke – Männer
Mittelstrecke – Frauen
Langstrecke – Männer
Langstrecke – Frauen
Hürdensprint – Männer
Hürdensprint – Frauen
Langhürden –- Männer
Langhürden – Frauen
Hindernislauf – Männer
Hindernislauf – Frauen
Gehen – Männer
Gehen – Frauen
Hochsprung – Männer
Hochsprung – Frauen
Stabhochsprung – Männer
Stabhochsprung – Frauen
Weitsprung – Männer
Weitsprung – Frauen
Dreisprung Männer
Dreisprung – Frauen
Marathon – Männer
Marathon – Frauen