| Lissabon

Cross-EM: Samuel Fitwi sowie deutsche Männer- und Frauen-Teams belegen Rang sechs

Samuel Fitwi hat mit Rang sechs für die beste Einzelplatzierung des deutschen Teams bei der Cross-EM in Lissabon gesorgt. Elena Burkard lief bei den Frauen ein offensives Rennen und wurde Neunte.
Martin Neumann/Wolfram Marx

Mit einem mutigen Rennen hat sich Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) bei der Cross-EM am Sonntag mit Platz sechs belohnt. Der Zweite des U23-Rennens vom Vorjahr kam auf dem schwierigen Kurs in Lissabon sehr gut zurecht und musste nach 10,225 Kilometern nur einem starken Quintett den Vortritt lassen. Mit 30:39 Minuten trennten Samuel Fitwi nur 18 Sekunden von den Medaillenplätzen.

Ganz vorn setzte sich Robel Fshia in der letzten Runde von der Spitzengruppe ab. Der in Eritrea geborene Schwede lief in 29:59 Minuten zu einem souveränen Sieg. 25 Jahre nach der Premiere der Cross-Europameisterschaften war es der erste Titel für Schweden im Männerrennen. Silber sicherte sich Aras Kaya (Türkei; 30:10 min), Bronze Yemaneberhan Crippa (Italien; 30:21 min), der den Schweizer Top-Läufer Julien Wanders um vier Sekunden auf Distanz hielt.

Deutsches Männer-Team überzeugt

Ein starkes und taktisch kluges Rennen zeigte Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg; 31:07 min) auf Rang 15. Im ersten Renndrittel war er lediglich um Rang 40 platziert, arbeitete sich aber je länger das Rennen dauerte Platz um Platz nach vorn. Im Ziel trennten ihn lediglich drei Plätze und zehn Sekunden vom entthronten Titelverteidiger Filip Ingebrigtsen (Norwegen).

Der dritte deutsche Starter Johannes Motschmann (LG Nord Berlin) lief nach 32:24 Minuten auf Platz 48. Somit kam das DLV-Trio in der Team-Wertung auf 69 Punkte und belegte damit Rang sechs. Gold sicherten sich die Läufer aus Großbritannien mit 36 Punkten knapp vor Belgien (38 Punkte) und Spanien (45 Punkte).

Yasemin Can mit viertem Titel in Folge, Elena Burkard Neunte

Das letzte Rennen der 26. Cross-Europameisterschaften wurde vom Startschuss an zu einer „Mehr-Klassen-Gesellschaft“. Beim Frauen-Rennen über 8,225 Kilometer drückte Titelverteidigerin Yasemin Can (Türkei) sofort aufs Gaspedal und gewann nach 26:52 Minuten ihren vierten Cross-EM-Titel in Folge. Nach viermal Bronze in Folge sicherte sich Karoline Grøvdal (Norwegen) mit 27:07 Minuten diesmal Silber. Der dritte Podestplatz ging an Samrawit Mengsteab (Schweden; 27:43 min). Die zweimalige Cross-Europameisterin Fionnuala McCormack (Irland) wurde zwei Sekunde dahinter Vierte.

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) lag bis zur Rennhälfte als Dritte auf Medaillenkurs. Doch auf der zweiten Streckenhälfte musste die EM-Finalistin über 3.000 Meter Hindernis noch einige Läuferinnen passieren lassen. Am Ende lief Elena Burkard mit 28:10 Minuten auf Platz neun und bestätigte damit ihre guten Resultate der vergangenen Cross-Europameisterschaften.

Britische Teams bei Frauen und Mixed-Staffel erfolgreich

Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) gingen das Rennen verhaltener als Elena Burkard an, arbeiteten sich aber im Rennverlauf deutlich nach vorn. Mit 29:02 Minuten lief die Berlinerin auf Platz 23, Domenika Mayer folgte drei Plätze und acht Sekunden dahinter als 26. In der Team-Wertung belegte das DLV-Trio mit 58 Punkten Rang sechs. Vergangenes Jahr in Tilburg hatten acht Punkte weniger sogar zu Bronze gereicht. Das war in Lissabon anders. Mit 26 Zählern gewannen die Britinnen als stärkstes Team ihren sechsten Team-Titel bei den letzten zehn Auflagen einer Cross-EM. Dahinter folgten Irland mit 41 Punkten und die Mannschaft von Gastgeber Portugal (43 Punkte).

Die zum dritten Mal ausgetragene Mixed-Staffel über 4x1.500 Meter mit je zwei Läuferinnen und Läufern wurde zum Triumphlauf der Briten. Die Staffel setzte sich mit 17:55 Minuten deutlich vor Weißrussland (18:01 min) und Frankreich (18:05 min) durch. Eine deutsche Mixed-Staffel war in Lissabon nicht am Start.

Alle Ergebnisse lesen Sie in unserer Ergebnisrubrik.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel):
„Ich wollte gerne unter die ersten Zehn, das hat mit Platz sechs natürlich gut geklappt. Ich bin zufrieden. Ich war zwischendurch ja nicht mehr in der Gruppe, alleine war es hart. Die Strecke war anspruchsvoll, aber gut und hat mir gelegen.“

Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg):
„Ich bin unheimlich zufrieden. 15 ist eine Top-Platzierung. Ich wollte nach Darmstadt hier gern in die Top 20, das war mein Traum, aber ein hohes Ziel. Ich habe mich im Rennen anfags zurückgehalten, bin im Mittelfeld gelaufen, das hat gut gepasst. Dann habe ich mich nach vorn gearbeitet, das hat motiviert. Einmal war ich nah an Filip Ingebrigtsen dran, dann hat er den Vorsprung aber bergauf wieder vergrößert. Aber ich habe gesehen, ich bin nicht weit weg. Die Strecke mit dem Profil hat mir gelegen. Ich kann bergauf und bergab gut laufen, heute war es aber bergauf schwerer. Der sechste Platz mit der Mannschaft ist okay.“

Johannes Motschmann (LG Nord Berlin):
„Ich hatte Probleme mit Seitenstechen und konnte einfach nicht mehr rausholen. Die Strecke war qualitativ schon etwas anderes als die bisherigen Rennen. Bei mir ging es bergauf gut, bergab war es schwieriger. Ich hatte mir mehr erhofft.“

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald):
„Ich wollte mehr, bin nicht ganz zufrieden. Aber mehr ging heute nicht, es war kein richtig guter Tag. Solche Tage gibt es, aber er hätte nicht heute kommen müssen. Ich bin enttäuscht, dass zwei am Ende noch vorbei sind. Ich hätte Sechste werden können, dann hätte ich das Ergebnis von 2018 wiederholt. Am Anfang lief es gut, dann konnte ich den Schritt nicht mehr halten. Eine etwas kürzere Strecke wäre gut gewesen. Ich bin halt keine Langstrecklerin. Aber für das Jahr mit der langen Verletzung bin ich froh, dass ich so weit gekommen bin.“

Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin):
„Domenika und ich wollten das Rennen ruhig angehen und uns im Verlauf nach vorn arbeiten. Weiter hinten im Feld konnte ich anfangs gut meine Ideallinie halten. Wir haben dann gut aufgeholt, besonders immer auf den Abschnitten bergrunter. Aber ich hatte gedacht, dass ich auf der letzten Runde noch mehr rausholen kann. Insgesamt bin ich zufrieden.“

Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg):
„Wir wollten mit der Mannschaft ein bisschen mehr, auch wenn unsere Taktik gut geklappt hat. Es war ein anstrengendes Rennen vom Start bis ins Ziel. Für Deborah und mich war es bergab immer motivierend, da wir auf- und überholen konnten. Jetzt beginnt die Vorbereitung für 2020, mein Ziel ist die EM in Paris mit dem Halbmarathon. Als Qualifikationsrennen habe ich den Halbmarathon in Barcelona geplant.“

Pierre Ayadi (DLV-Bundestrainer):
„Wir hatten natürlich Pech mit dem Ausfall von Miriam Dattke. Da hätten wir eine Medaille holen können. Insgesamt waren die U23 aber gut, auch die Männer und Frauen haben gute Rennen gezeigt. Samuel Fitwi war herausragend. Ich hatte die Strecke, nach dem, was ich vorher gesehen hatte, nicht so erwartet. Sie war nicht nur wellig, wie nach dem Profil zu erwarten war, da waren ein paar richtige Hügel drin. Aber die drei Crossrennen, die wir jetzt hatten, waren alle völlig unterschiedlich. Das sieht man auch an den Ergebnissen, da hat es große Veränderungen gegeben.“

Andreas Michallek (DLV-Bundestrainer):
„Das waren harte Rennen. In allen wurde von Anfang an Tempo gemacht, da wurde nichts geschenkt. Unsere Läufer haben alle gut gekämpft, da kann man keinem einen Vorwurf machen. Sie haben alles probiert. Leider haben uns ja ein paar Athleten gefehlt, die in den vergangenen Jahren dabei waren. Das ist auch der langen Saison geschuldet. Aber wir sind insgesamt zufrieden.“

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