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Der große Disziplin-Check 2019 – Sprint Frauen

Die Wettkampfsaison 2019 ist Geschichte. Ein langes Jahr, ein spannendes Jahr Leichtathletik liegt hinter uns. Der Höhepunkt? Zweifelsohne die WM in Doha. Doch auch in der Halle und bei den internationalen Nachwuchs-Meisterschaften machten die deutschen Athleten von sich reden. Wir blicken in unseren jährlichen Disziplinanalysen zurück und ziehen Bilanz. Heute: der Sprint der Frauen.
Alexandra Dersch

Fazit des Bundestrainers

Ronald Stein, wie fällt Ihre Bilanz für das WM-Jahr 2019 aus?

Ronald Stein:

Ich bin insgesamt nicht unzufrieden. Das Abschneiden der Sprinterinnen bei der U23-EM war stark. Gold mit der Staffel, Bronze von Lisa Nippgen über 100 Meter und Platz fünf von Sophia Junk über 200 Meter – damit war ich sehr zufrieden.

Bei der WM in Doha haben wir mit der Staffel nach den Vorleistungen des Teams natürlich von einer Medaille geträumt. Das Potenzial dazu haben wir, keine Frage. Aber angesichts des Ausfalls von Tatjana Pinto war der fünfte Platz das Beste, was wir unter den Umständen noch herausholen konnte. In den Einzelrennen wäre eine Finalteilnahme schön gewesen und hätte auch das Vermögen von Tatjana Pinto und Gina Lückenkemper wedergespiegelt.
Insgesamt müssen wir festhalten, dass leider aufgrund von Verletzungen einige schnelle Sprinterinnen in diesem Sommer ausgefallen sind. Lisa Mayer, Rebekka Haase, Laura Müller, Alexandra Burghardt oder auch Katrin Fehm. Dafür ist Yasmin Kwadwo zurück wie Phoenix aus der Asche, was mich sehr gefreut hat.

Was war für Sie das ganz persönliche Highlight?

Ronald Stein:

Das war ganz klar das Staffel-Rennen in Berlin. 41,67 Sekunden – mit so einer Zeit hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet. Das war ein Wort und zeigt, welches Potenzial in dieser Mannschaft steckt. Es wird Zeit, dass sich das Team damit auch auf Weltebene eine Medaille holt, denn das Vermögen dazu haben sie schon lange.

Worin sehen Sie die Aufgaben und Ziele für die kommende Saison mit den Olympischen Spielen in Tokio und der EM in Paris?

Ronald Stein:

Eine Medaille bei den Olympischen Spielen in der Staffel ist das Ziel – das hätte sich das gesamte Team verdient. In den Einzelrennen muss das Ziel eine Finalplatzierung über 100 und 200 Meter sein. Wichtig für das insgesamt erfolgreiche Abschneiden im kommenden Jahr wird der Punkt Gesundheit sein. Wir haben viele schneller Sprinterinnen, hatten in der Vergangenheit aber leider immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Diese Problematik zu minimieren, ist jetzt unsere Aufgabe, damit wir in Tokio mit einer schlagkräftigen Mannschaft an den Start gehen können. Die Europameisterschaften spielen mit Blick auf das kommende Jahr für mich erstmal eine untergeordnete Rolle. Der Fokus liegt auf den Olympischen Spielen. Die EM sehe ich persönlich auch als Chance und Motivation für die aufrückenden Sprinterinnen und könnte mir vorstellen, dass wir dort mit einer jungen Truppe an den Start gehen.

Internationale Erfolge 2019

  Medaillen (Weitere) Final-Platzierungen
WM –  5. Platz Lisa Marie Kwayie, Yasmin Kwadwo, Jessica-Bianca Wessolly, Gina Lückenkemper (4x100 m)
Hallen-EM –  – 
U23-EM Gold: Jennifer Montag, Keshia Kwadwo, Sophia Junk, Lisa Nippgen (4x100 m)
Bronze: Lisa Nippgen (100 m)
5. Platz Sophia Junk (200 m)
U20-EM Bronze: Kathleen Reinhardt; Denise Uphoff, Chiara Schimpf, Talea Prepens (4x100 m) 6. Platz Chiara Schmipf (100 m);
EYOF Bronze: Cheyenne Kuhn – 

Die deutschen Top Ten 2019

100 Meter 

Zeit Name Jahrgang Verein
11,09 sec Tatjana Pinto 1992 LC Paderborn
11,14 sec Gina Lückenkemper 1996 SCC Berlin
11,15 sec Laura Müller 1995 LC Rehlingen
11,21 sec Malaika Mihambo 1994 LG Kurpfalz
11,22 sec Lisa Marie Kwayie 1996 Neuköllner SF
11,25 sec Yasmin Kwadwo 1990 TSV Bayer 04 Leverkusen
11,33 sec Lisa Nippgen 1997 MTG Mannheim
11,36 sec Jessica-Bianca Wessolly 1996 MTG Mannheim
11,36 sec Jennifer Montag 1998 TSV Bayer 04 Leverkusen
11,42 sec Amelie-Sophie Lederer 1994 LAC Quelle Fürth

200 Meter 

Zeit Name Jahrgang Verein
22,63 sec Tatjana Pinto 1992 LC Paderborn
22,77 sec Lisa Marie Kwayie 1996 Neuköllner SF
23,05 sec Jessica-Bianca Wessolly 1996 MTG Mannheim
23,38 sec Sophia Junk 1999 LG Rhein-Wied
23,46 sec Alexandra Burghardt 1994 LG Gendorf Wacker Burghausen
23,53 sec Carolina Krafzik 1995 VfL Sindelfingen
23,58 sec Mareike Arndt 1992 TSV Bayer 04 Leverkusen
23,58 sec Franziska Schuster 2002 TuS Xanten
23,63 sec Sandra Dinkeldein 1993 SV Werder Bremen
23,63 sec Anna-Lena Freese 1994 FTSV Jahn Brinkum

Statistik – Das sagen die Zahlen

Das deutsche Top-Niveau: 100 Meter

Jahr < 11,23
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  11,40 11,46 11,53
2006  –  11,40 11,41 11,48
2007  1  11,32 11,37 11,50
2008  –  11,40 11,44 11,51
2009  1  11,25 11,29 11,37
2010  1  11,25 11,34 11,44
2011  –  11,32 11,35 11,45
2012  3  11,14 11,23 11,34
2013  2  11,21 11,30 11,41
2014  2  11,22 11,28 11,38
2015  3  11,18 11,22 11,30
2016  3  11,09 11,17 11,27
2017  3 11,05 11,13 11,22
2018  2 11,12 11,19 11,29
2019  5 11,13 11,16 11,25

Das deutsche Top-Niveau: 200 Meter

Jahr < 22,85 sec
(WM-Norm 2017)
Schnitt
Top 3
Schnitt
Top 5
Schnitt
Top 10
2005  –  23,31 23,43 23,68
2006   –  23,18 23,26 23,49
2007  –  23,31 23,42 23,60
2008  –  23,57 23,63 23,71
2009  –  23,29 23,43 23,61
2010  –  23,36 23,47 23,63
2011  –  23,38 23,46 23,58
2012  –  23,07 23,19 23,42
2013  –  23,24 23,30 23,47
2014  –  23,11 23,17 23,40
2015  –  23,00 23,08 23,28
2016  4  22,76 22,86 23,10
2017  5 22,68 22,80 23,05
2018  1 22,87 22,96 23,15
2019  2 22,82 23,06 23,32

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 100 Meter

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 11,33 (Rockmeier) 10,93 (Arron/FRA) 0,4 10,84 (Sturrup/BAH) 0,49
2006 11,37 (Wakan) 11,04 (Gevaert/BEL) 0,33 10,82 (Simpson/JAM) 0,55
2007 11,21 (Schielke) 11,04 (Naimova/BUL) 0,17 10,89 (Campbell-Brown/JAM) 0,32
2008 11,28 (Sailer) 11,05 (Gevaert/BEL) 0,23 10,78 (Edwards(USA) 0,50
2009 11,18 (Sailer) 11,16 (Polyakova/RUS) 0,02 10,64 (Jeter/USA) 0,54
2010 11,10 (Sailer) 11,10 (Sailer) 0 10,78 (Campbell-Brown/JAM) 0,32
2011 11,29 (Y. Kwadwo) 10,97 (Lalova/BUL) 0,32 10,70 (Jeter/USA) 0,59
2012 11,05 (Sailer) 11,05 (Sailer) 0 10,70 (Fraser-Pryce/JAM) 0,35
2013 11,02 (Sailer) 11,02 (Sailer) 0 10,71 (Fraser-Pryce/JAM) 0,31
2014 11,14 (Sailer) 11,03 (Schippers/NED) 0,11 10,80 (Bowie/USA) 0,34
2015 11,10 (Sailer) 10,81 (Schippers/NED) 0,29 10,74 (Fraser-Pryce/JAM) 0,36
2016 11,00 (Pinto) 10,83 (Schippers/NED) 0,17 10,70 (Thompson/JAM) 0,30
2017 10,95 (Lückenkemper) 10,95 (Lückenkemper/Schippers) 0 10,71 (Thompson/JAM) 0,24
2018 10,98 (Lückenkemper) 10,85 (Asher-Smith/GBR) 0,13 10,85 (Asher-Smith/GBR, Ta Lou/CIV) 0,13
2019 11,09 (Pinto) 10,83 (Asher-Smith/GBR) 0,26 10,71 (Fraser-Pryce/JAM) 0,38

Jahresbestleistungen im internationalen Vergleich: 200 Meter

Jahr Deutschland Europa Diff. Welt Diff.
2005 23,05 (B. Rockmeier) 22,31 (Arron/FRA) 0,74 22,13 (Felix/USA) 0,92
2006 22,94 (B. Rockmeier) 22,20 (Gevaert/BEL) 0,74 22,00 (Simpson/JAM) 0,94
2007 22,97 (Tschirch) 22,38 (Hurtis-Houairi/FRA) 0,59 21,81 (Felix/USA) 1,16
2008 23,52 (Peters) 22,48 (Kapachinskaya/RUS) 1,04 21,74 (Campbell-Brown/JAM) 1,78
2009 23,26 (Dix) 22,63 (Gushchina/RUS) 0,63 21,88 (Felix/USA) 1,38
2010 23,10 (Cremer) 22,32 (Soumaré/FRA) 0,78 21,98 (Campbell-Brown/JAM) 1,12
2011 23,23 (Tschirch) 22,55 (Kapachinskaya/RUS) 0,78 22,15 (Solomon/USA) 1,08
2012 22,98 (Tschirch) 22,19 (Fedoriva/RUS) 0,79 21,69 (Felix/USA) 1,29
2013 23,10 (Weit) 22,39 (Kapachinskaya/RUS) 0,71 22,13 (Fraser-Pryce/JAM) 0,97
2014 23,01 (Haase) 22,03 (Schippers/NED) 0,98 22,02 (Felix/USA) 0,99
2015 22,95 (Haase) 21,63 (Schippers/NED) 1,32 21,63 (Schippers/NED) 1,32
2016 22,67 (Lückenkemper) 21,86 (Schippers/NED) 0,81 21,78 (Thompson/JAM) 0,89
2017 22,64 (Mayer) 22,05 (Schippers/NED) 0,59 21,77 (Bowie/USA) 0,87
2018 22,84 (Pinto) 21,89 (Asher-Smith/GBR) 0,95 21,89 (Asher-Smith/GBR) 0,95
2019 22,63 (Pinto) 21,88 (Asher-Smith/GBR) 0,75 21,74 (Miller-Uibo/BAH) 0,89

Das fällt auf:

  • Seit Aufzeichnung unserer Statistik blieben noch nie so viele Einzelsprinterinnen über 100 Meter unter 11,23 Sekunden - insgesamt waren es fünf Athletinnen. Eine Zahl, die sich auch in der gesamten Breite widerspiegeln. Zwar lief in diesem Sommer, anders als im Vorjahr, keine Sprinterin unter elf Sekunden, aber dass die Zeiten in der Breite dennoch stärker geworden sind, zeigt sich etwa im Schnitt der Top Ten - nie war der Wert besser als in diesem Sommer.
  • Erfreulich war die in diesem Sommer auch im Speziellen die Entwicklung von Yasmin Kwadwo, die sich nach langer Durststrecke zurückgekämpft hat und nach Bestzeit über die 100 Meter in dieser Saison auch in Doha Anteil am fünften Platz der deutschen WM-Staffel hatte.
  • Tatjana Pinto zeigte sich vor allem über die halbe Stadionrunde stark wie nie. 22,63 Sekunden ist die beste Zeit einer Deutscher in diesem Jahrtausend über die 200 Meter. Bei der WM in Doha war aufgrund einer Verletzung im Halbfinale jedoch Schluss für die zweifache Deutsche Meisterin dieses Sommers.
  • Apropos Verletzungen: In diesem Sommer fehlten aufgrund unterschiedlicher gesundheitlicher Probleme starke Sprinterinnen der letzten Jahre, wie etwa Lisa Mayer, Rebekka Haase oder auch Laura Müller. Finden sie nach dieser Verletzungsphase zurück zu alter Stärke, sind sie eine enorme Bereicherung für den deutschen Sprint, auch mit Blick auf die Staffel.
  • Der Nachwuchs macht Spaß: Von der U23-EM kamen die DLV-Sprinterinnen mit zwei Medaillen zurück. Gold gab es für die Staffel, Bronze für Lisa Nippgen über 100 Meter.
  • Dass europäische Sprinterinnen auch mit der Welt mithalten können, hat in diesem Jahr erneut Dina Asher-Smith bewiesen. Die 23-jährige Britin, die bereits im Vorjahr auf kontinentaler Ebene alles abgeräumt hat, war in diesem Sommer auch bei der WM eine herausragende Figur und gewann nach Silber über 100 Meter, Gold über 200 Meter und Silber mit Staffel.

leichtathletik.TV-Clips zum Sprint

60 Meter   |    100 Meter   |   200 Meter

Die Disziplin-Analysen im Überblick:

Sprint - Männer

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