Mit 16 Goldmedaillen haben die deutschen Leichtathleten am letzten Tag der Senioren-EM in Venetien für einen erfolgreichen Abschluss gesorgt. Am Sonntag trugen unter anderem die 4x400-Meter-Staffeln zu den starken Leistungen bei. Im Medaillenspiegel belegte das DLV-Team Rang zwei hinter den Gastgebern.
Wer über die 4x100-Meter-Distanz siegt, der wird 24 Stunden später auch über 4x400-Meter Europameister – dieses Motto machten sich die deutschen Männer in den Altersklassen M85, M80, M75 und M60 zu eigen.
Besonders herausragend war dabei die 4x400-Meter-Teamleistung von Eduard Bscheid (TSV Unterhaching), Armin Zosel (TSV 1862 Radeburg) sowie Herbert E. Müller und Friedrich Ingenrieth (beide LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) in der M85. Diese vier gewannen in 7:23,31 Minuten den Lauf gegen die Uhr und unterboten die bestehende Bestmarke einer chinesischen Nationalstaffel deutlich. Diese war 7:50,66 Minuten bei der WM in Malága (Spanien) gelaufen.
Achtmal Staffelgold für das deutsche Team
Konkurrenzlos war auch das deutsche Quartett in der M80. Nach 6:01,59 Minuten kamen Gerhard Klauder (LG LKR Aschaffenburg), Adolf Nehren (LA TuS Mayen), Hermann Beckering (SpVg Ahorn) und Willi Klaus (ESV LOK Potsdam) als Erste ins Ziel. Äußerst knapp ging es in der M75 zu. Hartmut Krämer (DJK Käfertal-Waldhof), Hartmann Knorr, Heinz Keck (beide LG Alsternord Hamburg) und Friedhelm Adorf (LG Rhein-Wied) sorgten in 5:11,73 Minuten für einen weiteren Erfolg. Dabei hatten sie nur 0,24 Sekunden Vorsprung auf die zweitplatzierten Briten.
Diesmal mit Startläufer Joachim Weber (Rastatter TV), wiederholten Andreas Weise (VFV Spandau), Laszlo Müller (LAC Quelle Fürth) und Heiner Lüers (TSG Westerstede) den Vortageserfolg in der M60. Der Vorsprung auf das polnische Team betrug mehr als fünf Sekunden.
Auch die Athleten der Altersklassen M50 und M55 trumpften auf. Ted Spitzer (SV Germania Helstorf), Andreas Müller (TV Erkelenz), Ernst Litau und Wilhelm Michael Beyerle (beide LAC Essingen) setzten sich bei den 55-Jährigen deutlich in 3:53,48 Minuten durch. Für Platz eins in der M50 mit 3:39,94 Minuten war schließlich Meinert Möller (TuS H/M Kiel) gemeinsam mit Jörg Ritter (TV Hauzenberg), Mario Büchter (SV Teuto Riesenbeck) und Bernd Lachmann (LG OVAG/TSV Friedberg-Fauerbach) verantwortlich.
Deutlicher Vorsprung für W40-Staffel
Bei den Frauenstaffeln machten diesmal die beiden jüngsten Formationen von sich reden. Fünf Sekunden vor den zweitplatzierten Britinnen gewannen Henriette Bohn (LAC Mühl Rosin), Maren Schott (TSV Bayer 04 Leverkusen), Mandy Jaunghans (Dresdner SC 1898) und Daniela Kliche (LG Neiße) in der W40. Und in der W35 sorgten Sinah Hänssler-Hug (TuS Lörrach-Stetten), Eva Polito (LG Hohenfels), Nina Howorka (ASC Darmstadt) und Olga Köppen (Lüneburger SV) für den achten Staffeltitel des Tages.
Weitere Medaillen in den Staffelläufen:
Silber über 4x400 Meter
M35: Herrmann/Popella/Herzberg/El Malki
W60: Albrecht/Schubert/Reinke-Wiese/Baseda
W45: Stubbe/Opitz/Braun/Trost
Fast Hochsprung-Weltrekord für Petra Koliwer
Einen weiteren internationalen Titel sicherte sich Norbert Demmel. Beim Wurf-Mehrkampf in der M55 erreichte er 4.808 Punkte und lag damit 800 Zähler vor der Konkurrenz. Europameister in der M75 wurde Bernd Hasieber (TSV Unterhaching). In einem spannenden Duell mit dem Mannschaftskollegen Günter Fändrich (4.318 Pkt; TV Heppenheim) siegte er am Ende denkbar knapp mit 4.318 Punkten.
Die Goldmedaillen Nr. 118 und 119 sind nun im Reisegepäck zweier Hochspringerinnen. Kristin Maybach (W45; TSV Bayer 04 Leverkusen) siegte mit übersprungenen 1,48 Metern. Werbung für den Hochsprung in der W50 machte Petra Koliwer (TuS Eintracht Wiesbaden). Nur hauchdünn schrammte sie an einem neuen Weltrekord (1,62 m) vorbei. Ein Sprung über 1,59 Meter glückte, die drei Versuche über Weltrekord nicht, noch nicht.
Sandra Morchner schnellste Halbmarathonläuferin
Auch die Titel im 10 Kilometer-Straßenlauf und im Halbmarathon wurden am letzten Tag der Senioren-Europameisterschaften vergeben. Von den wenigen deutschen 10 Kilometer-Läufern setzte sich nur Simone Raatz (W40; ASC Darmstadt) mit einem Silberplatz in 36:41 Minuten durch.
Auf der Halbmarathonstrecke blieb Sandra Morchner (W45; Laufteam Kassel) nur zwei Sekunden über ihrer deutschen Bestleistung (1:17:11 min) aus dem vergangenen Jahr. Mit der am Sonntag erzielten Zeit von 1:17:13 Minuten war sie die schnellste Seniorin auf dem Zwei-Runden-Kurs in Jesolo.
Erfolgreich trotz schwieriger Bedingungen
Viele Senioren hatten die Sonne unterschätzt, die bereits gegen Mittag für Temperaturen von bis zu 27 Grad sorgte. Auf dem Kurs hatten die Läufer zudem am Kanal mit Mückenschwärmen zu kämpfen. Der leichte Gegenwind brachte nur wenig Kühlung.
Dennoch kamen Dr. Hugo Mann (M65; TSV 1898 Penzberg) in 1:28:34 Stunden und Peter Lessing (M75; LG Ortenau Nord) in 1:50:41 Stunden im Halbmarathon zu Silber. Klemens Wittig (M80; LC Rapid Dortmund) konnte sich nach elf Kilometern von seinem italienischen Widersacher Norico Cenci lösen, um zu Meisterehren zu laufen. Schnellster deutscher Seniorenläufer der M35 war Michael Lang (Skivereinigung Amberg), der in 1:12:28 Stunden die Ziellinie überquerte und auf Platz fünf kam.
Neben dem Sieg von Sandra Morchner gab es auch in den älteren Altersklassen weitere Erfolge zu feiern. Ganz oben auf dem Siegertreppchen standen Christina Sachs (W60; LG Mettenheim) in 1:34:49 Stunden, Gudrun Vogl (W70; Spvgg Renningen) in 1:46:32 Stunden und Marie-Luise Kluge (W75; LAC Langenhagen) in 2:08:56 Stunden. Margret Goettnauer (W65; LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) nahm mit Bronze eine weitere Medaille in Empfang.
Weitere Medaillen am Schlusstag:
Halbmarathon
Gold
W65: Göttnauer/Ganter/Hartenberger
M70: Glander/Pugliese/Wittig
M75: Lessing/Schaper/Kalweit
Silber
W35: Schermully/Marquart/Linder
W60: Sachs/Henn/Kammerlander
W70: Vogl/Nittel/Rost-Brasholz
M35: Lang/Harz/Brünnert
M40: Löbel/Vogler/Wittig
M65: Mann/Hänsen/Santilli
Bronzemedaillen im Wurf-Fünfkampf
M45: Ralf Mordhorst
M50: Sven Suhling
317 Medaillen für Deutschland
Mit dem letzten Wettkampftag geht eine für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) sehr erfolgreiche Senioren-EM zu Ende. 119 Gold-, 110 Silber- und 88 Bronzemedaillen bringen dem deutschen Team Rang zwei im Medaillenspiegel ein. Nur die Gastgeber aus Italien waren mit insgesamt 337 Medaillen erfolgreicher.
Auch die Wettkampfstätten hinterließen einen guten Eindruck: Das Hauptstadion punktete mit neu instandgesetzten Laufbahnen, einem angeschlossenen Siegerehrungs- und Treffpunktbereich sowie funktionierendem WLAN. Nach zehn langen Wettkampftagen stand für das aus 533 Athleten bestehende deutsche Team die Heimreise an – mit 317 Medaillen im Gepäck.