| U20-WM 2018

Tampere Tag 3 – Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Es geht um den Einzug in die Halbfinals und Finals! Welche DLV-Athleten können sich in den Vorrunden gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen? Wo purzeln Bestleistungen und wer überrascht auf großem Parkett? Hier lesen Sie von den Vor-Entscheidungen am Donnerstag bei der U20-WM in Tampere (Finnland).
Silke Bernhart

WEIBLICHE U20

100 Meter Halbfinale

Keshia Kwadwo sprintet ins Finale!

Vorne ging die Post ab: Die große Favoritin Twanisha Terry (USA), mit einer Bestzeit von 10,99 Sekunden angereist, war im ersten Halbfinale mit neuem Meisterschaftsrekord von 11,03 Sekunden eine Klasse für sich. Aber dahinter schaffte es Keshia Kwadwo, sich ganz auf sich zu konzentrieren – den Rest des Feldes hatte sie sicher im Griff. In 11,39 Sekunden holte sich die Wattenscheiderin zwei Tage nach ihrem 19. Geburtstag mit Platz zwei das direkte Ticket ins 100-Meter-Finale. Hier fällt der Startschuss um 20:15 Uhr deutscher Zeit, und hinter Twanisha Terry ist vieles drin!

Auch Denise Uphoff (Sprintteam Wetzlar) durfte sich in der zweiten Runde noch einmal präsentieren. Sie wurde in 11,90 Sekunden Sechste ihres Halbfinals. "Das war nicht so gut", bewertete sie ihr Rennen, "ich hatte einen Stolperer in der Beschleunigungsphase, und hinten bin ich dann ein bisschen draufgefallen, da habe ich die Knie nicht hochgekriegt." Von ihrer internationalen Premiere kann die 17-Jährige dennoch viel Positives mitnehmen." Ich bin ins Halbfinale gekommen, das ist schon echt toll", freute sie sich, "das nächste Mal ist dann die Aufregung vielleicht ein bisschen weniger."

400 Meter Hürden Halbfinale

Sylvia Schulz wieder nah an Bestzeit aber ohne das Final-Ticket

Auf der Anzeigetafel stand nach dem Halbfinale von Sylvia Schulz die gleiche Zeit wie nach dem Vorlauf: In 58,79 Sekunden war sie in die Weltmeisterschaften gestartet, in 58,79 Sekunden brachte sie sie zu Ende – zweimal nur knapp vorbei an der Bestmarke von 58,74 Sekunden. Doch die Athletin selbst erlebte zwei komplett unterschiedliche Rennen: „In der zweiten Kurve haute der Rhythmus gar nicht mehr hin“, berichtete sie, „das Rennen war wirklich schlecht. Es wäre mehr drin gewesen!“

Als Siebte ihres Halbfinals überquerte sie die Ziellinie, da war bereits vor den weiteren Läufen klar, dass es nicht für das Finale gereicht hatte. Auch wenn sie mit ihrer Leistung in Runde zwei nicht zufrieden war, kann sie ihren Auftritt als wertvolle Erfahrung verbuchen: „Das war ein krasses Feld und ein krasses Rennen. Da muss man sich dran gewöhnen, das ist nicht wie in Deutschland.“ Vorweg stürmte in ihrem Lauf die Südafrikanerin Zenéy van der Walt, die für 56,72 Sekunden noch nicht alles geben musste. Die schnellste Zeit zeigte im zweiten Lauf die Jamaikanerin Shiann Salmon in 56,29 Sekunden.

Weitsprung Qualifikation

Eine knapp drin, eine knapp draußen

Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC) vergrub nach ihrem dritten, verunglückten Sprung die Hände im Gesicht. Es blieben 6,01 Meter – eine Weite deutlich unter ihrer Bestmarke von 6,38 Metern. „Ich hätte nie gedacht, dass das fürs Finale reicht“, sagte die 18-Jährige. Tat es aber: Als Zwölfte der Qualifikation rutschte sie gerade noch in die Runde der besten Zwölf. Dort hat sie auf einer anderen Anlage vor der Haupttribüne die Gelegenheit, ihr wahres Potenzial zu zeigen. „Erstmal bin ich super glücklich, durch die Quali gekommen zu sein. Jetzt muss ich noch mal über den Anlauf nachdenken. Morgen am besten ein bisschen vorgehen oder schneller anlaufen. Und dann hoffentlich einen raushauen.“

Die U20-EM-Neunte des Vorjahres Merle Homeier (VfL Bückeburg) hatte sich in diesem Sommer schwergetan, die Norm von 6,25 Metern zu überbieten – sie fiel erst bei der letzten Chance, bei der Junioren-Gala in Mannheim. In Tampere kam sie nicht wieder an diese Weite heran und trug sich mit 5,93 Metern in die Ergebnislisten ein. Damit verpasste sie als 14. ihr zweites internationales Finale. „Mein Kopf spielt in dieser Saison irgendwie nicht so richtig mit“, erklärte sie, „ich treffe das Brett nicht richtig, und dann wird es schwer. Natürlich freue ich mich, dass ich überhaupt noch dabei sein konnte. Aber nach der Hallensaison hatte ich gedacht, ich kann konstant 6,25 Meter springen. Hier jetzt unter sechs Metern zu bleiben, ist schon schade.“

Hammerwurf Qualifikation

Samantha Borutta erkämpft sich den Finalplatz

62,00 Meter und das große Q wurden es zwar nicht für Samantha Borutta. Doch die Hammerwerferin von der TSG Mutterstadt machte einen guten Wettkampf, stieg mit soliden 58,21 Metern in die Qualifikation ein und steigerte sich dann auf 59,36 Meter. Damit belegte sie schließlich in Gruppe eins den dritten Rang und konnte hoffnungsfroh ihren Weg in die Mittagspause antreten Nur Camryn Rogers (Kanada; 62,99 m) und Tatsiana Romanovich (Weißrussland; 62,84 m) waren besser als Borutta, deren Bestmarke bei 62,98 Metern steht.

„Das war ein cooler Wettkampf“, strahlte die 17-Jährige, die sogar noch ein weiteres Jahr in der U20 vor sich hat. „Ich war voll im Tunnel – eigentlich hätte ich gedacht, dass ich vor meiner ersten WM aufgeregter sein würde.“ Vorsichtig blickte sie schon einmal voraus aufs Finale. „Naja, noch bin ich ja nicht qualifiziert“, warf sie ein, „aber wenn ich noch mal werfen darf, dann will ich versuchen mich zu steigern und alles etwas schneller zu machen. Das war heute noch ein bisschen verhalten.“ Nach Ende der zweiten Gruppe stand fest: Sie darf noch mal werfen. Mit der neuntbesten Weite steht sie im Finale. Dort wird es ganz eng, Rang zwölf und Rang eins der Qualifikation trennen lediglich vier Meter.

 

MÄNNLICHE U20

200 Meter Vorläufe

Milo Skupin-Alfa rennt mit Bestzeit ins Halbfinale

Er hatte die Bahn acht und damit die gesamte Konkurrenz hinter sich. Und das blieb fast bis zur Ziellinie so: Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) erwischte ein starkes Rennen und konnte sein hohes Tempo aus der Kurve heraus bis zum Ende halten. Der Lohn: die erste Zeit unter 21 Sekunden, und das deutlich. In 20,80 Sekunden qualifizierte er sich als Zweiter seines Vorlaufs und mit der insgesamt fünftschnellsten Zeit aller Teilnehmer sicher für das Halbfinale.

„Das war superklasse“, strahlte der 19-Jährige, der nach Starts bei der U18-WM 2015, der U18-EM 2016 sowie der U20-EM 2017 zu den erfahrenen Athleten im deutschen Team zählt. Der Start auf Bahn acht habe ihn nicht aus dem Konzept gebracht: „Man kann auf jeder Bahn schnell laufen, auch hier auf Bahn acht – das hat man ja gestern über 100 Meter gesehen.“ Dort hatte Lalu Muhammad Zohri überraschend Gold für Indonesien gewonnen. Dass mehr in ihm steckt als seine Saison-Bestzeit von 21,15 Sekunden, habe er gewusst. „Umso schöner, dass es jetzt geklappt hat!“ Im Halbfinale will Milo Skupin-Alfa an diese Leistung anknüpfen, mit etwas Glück rückt dann vielleicht das Finale in Reichweite.

200 Meter Halbfinale

Milo Skupin-Alfa überrascht sich selbst mit dem Finaleinzug

"Ich hätte es gerne ins Finale geschafft. Schade, das hat jetzt wohl nicht gereicht", sagte Milo Skupin-Alfa, als er nach seinem Rennen durch die Mixed Zone kam. "Ich bin aber auf jeden Fall zufrieden, darauf kann man aufbauen. Ich bin sogar besser aus der Kurve gekommen als im Vorlauf, auf der Geraden liefen es dann nicht mehr so gut. Aber insgesamt wäre das alles nach dem bisherigen Saisonverlauf nicht unbedingt so zu erwarten gewesen", bilanzierte er und blickte auf sein vermeintlich nächstes Rennen voraus: "Jetzt kann ich mich auf die Staffel konzentrieren."

Diesen Plan muss er jedoch noch einmal umschmeißen. Denn wenig später stand fest: Es hatte sogar für das Finale gereicht! Der Offenburger hatte im ersten von drei Halbfinals ein gutes Rennen gemacht und es als Vierter in 20,96 Sekunden über die Ziellinie gebracht. Ein weiteres Mal blieb er dabei unter seiner alten Bestmarke von 21,00 Sekunden, die er im Halbfinale pulverisiert hatte. Doch nur die Top Zwei eines Halbfinals zogen direkt ins Finale ein, und dazu zwei Zeitschnellste. Nachdem alle drei Halbfinals absolviert waren, zeigte sich, dass Milo Skupin-Alfa das schnellste Rennen erwischt hatte. Mit der achtbesten Zeit buchte er sein Ticket in die Runde der besten Acht.

400 Meter Halbfinale

Jean-Paul Bredau läuft hinterher

Jean-Paul Bredau rannte über die Ziellinie, schnappte sich seine Trinkflasche und marschierte fast ebenso schnell aus dem Innenraum, wie er zuvor die Stadionrunde absolviert hatte. Ein zufriedener Athlet sieht anders aus. Es war nicht das Rennen des Potsdamers, der sich in so überzeugender Manier für das Halbfinale qualifiziert hatte. Schon auf der Gegengeraden geriet der auf Bahn acht gestartete DLV-Athlet ins Hintertreffen, als die pfeilschnelle Konkurrenz zu ihm aufgeschlossen hatte. Auf der Zielgeraden sah er die Mitstreiter nur noch von hinten. Rang acht in 47,70 Sekunden.

Dabei wäre der Finaleinzug gar nicht außer Reichweite gewesen: Für 46,59 Sekunden wurde der achte Finalplatz vergeben, auf 46,71 Sekunden hatte sich Jean-Paul Bredau in diesem Jahr gesteigert. Aber es war für alle Athleten des zweiten und dritten Halbfinals keine leichte Situation: Nach dem ersten Halbfinale war Antonio Grant aus Panama kollabiert und musste auf Bahn drei im Zieleinlauf liegend minutenlang behandelt werden, während die Athleten für Lauf zwei schon an den Startblöcken auf ihren Start warteten. Mit mehr als zehn Minuten Verzögerung konnte der Wettbewerb fortgesetzt werden. 

400 Meter Hürden Vorläufe

Justus Ringel stürzt, auch Emil Agyekum draußen

Es war nicht der Tag der deutschen 400 Meter Hürden-Läufer. Als Emil Agyekum (SCC Berlin) im fünften Vorlauf in den Startblock stieg, war klar, dass abseits einer Top-Drei-Platzierung für das große Q eine Zeit von 52,24 Sekunden oder schneller her muss, um über die Zeit in das Finale einzuziehen. Der Berliner, der 2016 bei der ersten U18-EM Dritter geworden war, wurde in 52,70 Sekunden Fünfter. „Eine WM ist schon anders als eine EM“, sagte er, „ich war vorher aufgeregt. Aber wenn ich im Startblock sitze, geht’s immer. Zwischendrin bin ich etwas an die Hürde gestoßen, nach dem Rhythmuswechsel und mit dem anderen Bein ging es aber eigentlich“, gab es nach dem Rennen zu Protokoll.

Justus Ringel (SC Potsdam) machte im fünften Vorlauf ein aggressiveres Rennen – und wurde dann jäh ausgebremst. „Bei der siebten Hürde bin ich nicht mehr mit dem Rhythmus hingekommen, ich konnte den Abstand schwer einschätzen“, erklärte er. Er blieb an der Hürde hängen und stürzte, rappelte sich  wieder auf und brachte den Vorlauf zu Ende, dann natürlich chancenlos. Die Zeit für den 19-Jährigen, der sich erst im Vorjahr erstmals an der Hürdenstrecke versucht hatte: 57,73 Sekunden. Seine Bestmarke: 51,23 Sekunden. „Es ist schade, vom Gefühl her hätte ich es heute locker ins Halbfinale geschafft“, ärgerte er sich und prüfte dabei seine Blessuren an der linken Schulter. Diese dürften ihn nicht davon abhalten, sich am Wochenende in den Dienst der 4x400 Meter Staffel zu stellen.

3.000 Meter Hindernis Vorläufe

Velten Schneider geht nach Umweg die Kraft aus

Nach zwei Runden krachte es am Hindernis nach der Ziellinie. Ein Athlet war über den Balken gestolpert, weitere in das Hindernis gerannt, hinter ihnen staute sich die Konkurrenz und die Läufer weiter hinten mussten in einem Bogen außen über das Hindernis springen. Dazu gehörte auch Velten Schneider (VfL Sindelfingen), der in seinem zweiten Rennen über 3.000 Meter Hindernis gleich die Tücken der anspruchsvollen Strecke zu spüren bekam. Noch ärger erging es Mohamed Amine Drabli (Algerien), der sich noch 50 Meter weiter schleppte, dann aufgeben musste und mit einem Rollstuhl aus dem Innenraum gebracht wurde.

Velten Schneider brachte das Rennen zu Ende, zwischenzeitlich konnte er sich in einer langgezogenen Führungsgruppe wieder eine gute Position erkämpfen. Auf den letzten zwei Runden aber fehlten die Kräfte. In 9:14,74 Minuten wurde er Zehnter. Bei Top Fünf, die sich direkt qualifizierten, und weiteren fünf Zeitschnellsten war da schon fast klar: Das würde nicht fürs Finale reichen. „Es ist schade, von der Vorleistung her wäre das Finale drin gewesen“, sagte der Sindelfinger, der von den 1.500 Metern kommt, sich aber langfristig auf der Hindernisstrecke sieht. „Im Moment fehlt mir noch die Substanz. Aber im Laufbereich ist es einfach: Je mehr man trainiert, umso schneller wird man. Im Erwachsenenbereich geht’s erst richtig los, und ich bin bereit dafür.“

Hochsprung Qualifikation

Luca weiter, Lucas raus

Die Hochsprung-Qualifikation hätte für die beiden DLV-Teilnehmer unterschiedlicher kaum laufen können. Luca Meinke (Schweriner SC) stand insgesamt achtmal am Anlauf, er leistete sich zwar auch drei Fehlversuche, mit 2,15 Metern im zweiten Versuch und vielen guten Sprünge qualifizierte er sich aber sicher für das Finale. „Das lief echt gut“, berichtete der Schweriner, der aufgrund eines schweren Armbruchs lange nicht trainieren konnte und erst Ende April wieder die ersten Sprünge absolviert hatte. „Bei den gerissenen Versuchen hatte ich kleine technische Schwierigkeiten, aber ich habe mich super gefühlt!“ Das gibt Selbstvertrauen für das Finale: „Ich hoffe auf 2,20 Meter plus – man darf die Konkurrenz nicht unterschätzen, aber ich werde um die Medaille kämpfen.“

Lucas Mihota (LG Stadtwerke München) war dagegen früh zum Zuschauen verdammt. Nur 2,05 Meter gingen für den U18-Europameister von 2016, der 2017 in der Halle schon 2,23 Meter überquert hat, in die Ergebnislisten ein. Dabei hatte sich eigentlich sein großer Wunsch für die WM erfüllt: Er konnte nach langwierigen Fußproblemen schmerzfrei an den Start gehen und schmerzfrei springen. Aber es lief trotzdem nicht. „Mir fehlt das Gefühl fürs Fliegen“, stellte er enttäuscht und ernüchtert fest. „Beim Einspringen lief es noch ganz gut, dann bin ich beim letzten Versuch weggerutscht. Ich freue mich für Luca, aber für mich gibt es jetzt einige Gespräche, die ich führen muss.“

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