| Interview der Woche

Lea-Jasmin Riecke: „So langsam ist es angekommen“

Lea-Jasmin Riecke setzte in der vergangenen Woche mit Gold im Weitsprung und einer neuen Bestleistung von 6,51 Metern aus deutscher Sicht das i-Tüpfelchen über die U20-Weltmeisterschaften in Tampere (Finnland). Im Interview gibt die 18-Jährige vom Mitteldeutschen SC einige Tage nach ihrem Wettkampf Einblick in die ersten Stunden als U20-Weltmeisterin und erklärt, warum der Sport im Allgemeinen und die Leichtathletik im Besonderen in ihrem Leben absolut Familiensache sind.
Silke Bernhart

Lea, jetzt liegt dein Wettkampf eine Weile zurück. Wie waren die ersten Tage und Nächte als U20-Weltmeisterin?

Lea-Jasmin Riecke:

Das Einschlafen war jedes Mal ziemlich schwer. Wir sind am Freitag auch erst echt spät ins Bett, halb zwei… Dann musste ich erstmal die ganzen Nachrichten beantworten, die ich mittlerweile auf dem Handy hatte.

Nach dem Finale warst du unheimlich überrascht und fast ein wenig sprachlos. Hast du mittlerweile realisiert, dass dir die Goldmedaille gehört?

Lea-Jasmin Riecke:

Ja, so langsam ist es angekommen, dass ich da wirklich bei der Siegerehrung ganz oben stand.

Was waren denn die schönsten Reaktionen auf deinen Erfolg?

Lea-Jasmin Riecke:

Meine Eltern waren hier in Tampere als Zuschauer und sind früher nach Hause gefahren. Als sie dort angekommen sind, haben sie mir ein Bild geschickt von unserer Haustür. An der hing ein Zettel: „Erste Weltmeisterin im Nelkengrund.“ Den haben meine Nachbarn drangeklebt – ich weiß aber immer noch nicht, welche. Das muss ich noch rauskriegen. Aber das war beispielsweise echt schön. Auch mein Onkel hat mir geschrieben, er ist bei uns OSP-Leiter [Anm. d. Red.: Helmut Kurrat, Leiter des Olympiastützpunkts Sachsen-Anhalt], er hat sich auch wirklich gefreut und konnte es gar nicht glauben. Meine Tante und mein Onkel sind gerade in Dänemark, meine Tante ist in Tränen ausgebrochen und hat allen im Urlaub davon erzählt.

Es klingt schon durch: Du kommst aus einer Sportfamilie…

Lea-Jasmin Riecke:

Ja, hauptsächlich Leichtathletik und Handball. Aber es gibt in unserer Familie auch Fußballspieler, Tänzer… Ja, Sport spielt eine große Rolle.

Du wirst von deinem Vater Hans-Ulrich Riecke, einem ehemaligen 8.000-Punkte-Zehnkämpfer, trainiert. War da dein eigener Weg in die Leichtathletik bereits vorgezeichnet?

Lea-Jasmin Riecke:

Ja, eigentlich stand das von Anfang an fest. Auch meine Mutter war Leichtathletin, sie hat alle Disziplinen gemacht, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau wie Papa und ich. Ich habe in einer Kindergruppe angefangen, bin dann zu den Größeren gegangen, dann habe ich den Verein gewechselt und seit sechs Jahren trainiert mich mein Vater.

Und wie läuft es so als Team bei euch?

Lea-Jasmin Riecke:

Ach, es ist nicht immer ganz einfach (lacht), aber im Großen und Ganzen funktioniert es doch einwandfrei. Wir diskutieren zum Beispiel manchmal im Wettkampf, wenn es darum geht, ob ich einen Fuß zurückgehen soll oder vor… Da sind wir uns nicht immer ganz einig. Meistens haben wir aber doch dieselbe Meinung. Aus seiner eigenen Erfahrung kann er mir viel berichten und erzählt mir oft, wie es früher bei ihm war.

Du zähltest in der U18 auch in zwei Jahren in Folge zu den fünf besten deutschen Jugendlichen im Siebenkampf. Ist das keine Option mehr für dich?

Lea-Jasmin Riecke:

Ich denke, ich werde im nächsten Jahr schon wieder einen Siebenkampf machen. Es gibt da keine Disziplin, die mir nicht so richtig gefällt. Naja gut, vielleicht der 800-Meter-Lauf – aber der gehört auch dazu. Trotzdem denke ich, dass ich das Hauptaugenmerk jetzt auf den Weitsprung legen werde. Im letzten Jahr hatte ich noch ein paar Anlauf-Schwierigkeiten, da bin ich erst zu den Deutschen Meisterschaften in Fahrt gekommen. Aber sonst habe ich mich in jedem Jahr kontinuierlich gesteigert.

Du hattest dich 2016 für die U18-EM in Tiflis qualifiziert. 2017 hast du dann den Sprung zur U18-WM verpasst. Wie ist es hier für dich in Tampere gewesen, mit Athleten so vieler unterschiedlicher Nationen und auf so großer Bühne in einen Wettkampf zu gehen?

Lea-Jasmin Riecke:

Da bin ich voll konzentriert. Mit den anderen Weitspringerinnen hatte ich nicht so viel Kontakt. Da achte ich nur auf mich.

Am Montag geht’s für das deutsche Team zurück nach Deutschland. Wird es bei dir eine große Feier geben?

Lea-Jasmin Riecke:

Am Dienstag feiert mein Onkel seinen Geburtstag. Da wird dann sicher auch noch angestoßen. Und ich freue mich auch darauf, ein paar Freunde zu treffen.

Lass uns zum Schluss voraus blicken auf 2019…

Lea-Jasmin Riecke:

Da sind ja die U20-Europameisterschaften, da kann ich noch mal in der Jugend an den Start gehen. Ich hoffe, dass ich mich jetzt weiter jedes Jahr kontinuierlich steigern kann!

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