Die deutsche Leichtathletik trotzt den Skandalen im internationalen Sport. Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig sind schon lange ausverkauft und DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop glaubt sogar daran, dass die internationale Krise zu einer besseren Position der DLV-Athleten im weltweiten Vergleich führen kann.
Herr Dr. Prokop, Doping, Korruption, Skandale. Die internationale Leichtathletik steckt in der wohl tiefsten Krise ihrer Geschichte. Und gleichzeitig schafft es der DLV, dass alle Eintrittskarten zu seinen Deutschen Hallen-Meisterschaften schon zehn Tage vor dem ersten Startschuss verkauft sind. Wie erklären Sie das?
Clemens Prokop:
Das, was unsere Athleten im Wettkampf auf der Bahn und auf dem Platz zeigen, ist eben hoch attraktiv. Gerade in der Halle. Das hat ja auch zuletzt das ISTAF Indoor in Berlin gezeigt. Und die Zuschauer können anscheinend sehr gut differenzieren zwischen dem, was unsere Athleten sportlich präsentieren, und den Geschehnissen in den internationalen Verbänden. Ich freue mich sehr, dass die Zuschauer die Leistungen unserer Athleten würdigen, indem sie in so großer Zahl in die Halle kommen.
Dennoch sieht es so aus, als ob 2016 mit Hallen-WM, Europameisterschaften und Olympischen Spielen nicht nur ein Leichtathletik-Superjahr wird, sondern auch das Jahr, in dem sich die Zukunft der Sportart entscheidet...
Clemens Prokop:
... die internationale Leichtathletik muss auf jeden Fall entscheidende Maßnahmen ergreifen, um ihre Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Ich hoffe, dass diese jetzt kommen werden.
Der DLV ist bislang von den Enthüllungen zu Doping und Korruption nicht direkt betroffen. Was macht die deutsche Leichtathletik anders als andere Sport-Verbände?
Clemens Prokop:
Uns zeichnet absolute Transparenz aus. Alles, was bei uns geschieht, ist öffentlich nachvollziehbar. Außerdem haben wir im Anti-Doping-Kampf eine Führungsrolle im deutschen Sport übernommen und uns dadurch Glaubwürdigkeit erarbeitet. Ich glaube, dass sich die deutsche Leichtathletik in vielen Bereichen vorbildlich verhalten hat und dies weiter tun wird.
Worauf freuen Sie sich in Leipzig ganz besonders?
Clemens Prokop:
Ich freue mich natürlich auf die ganze Veranstaltung, besonders neugierig bin ich aber auf den Weitsprung der Frauen. Nach den großartigen 6,95 Metern von Alexandra Wester beim ISTAF Indoor trifft hier ein Klassefeld zusammen und wir erwarten tolle Leistungen und große Spannung.
Nach 2016 werden auch 2017 die Deutschen Hallen-Meisterschaften wieder in Leipzig stattfinden. Unterstreicht das die Bedeutung der sächsischen Metropole für die deutsche Leichtathletik?
Clemens Prokop:
Leipzig hat eine große Tradition im Sport generell und in der Leichtathletik speziell. Zudem bietet Leipzig gleichzeitig die modernste Leichtathletik-Halle Deutschlands mit sechs Rundbahnen. Die Stadt ist ein besonderer Standort für uns.
Nach den erfolgreichen nationalen Hallen-Meisterschaften in der Karlsruher Messehalle vor einem Jahr gab es Überlegungen, sich mit diesem Standort für Leichtathletik-Europameisterschaften zu bewerben. Wie ist hier der Stand der Dinge?
Clemens Prokop:
Wir sind unverändert im Gespräch mit der Stadt Karlsruhe, am Ende wird die Entscheidung von der Kommune gefällt, weil es hier ja um hohe Kosten geht, die auch von der Stadt getragen werden müssen.
Wo sehen Sie die deutsche Nationalmannschaft am Anfang des Leichtathletik-Superjahres 2016?
Clemens Prokop:
Für eine echte Standort-Bestimmung ist es noch zu früh. Es gibt viele Athleten, die nur eine verkürzte Hallen-Saison ohne internationalen Höhepunkt absolvieren oder sogar ganz darauf verzichten, weil im Sommer mit den Europameisterschaften in Amsterdam und den Olympischen Spielen in Rio eine Bündelung der Highlights stattfindet. Deshalb ist es vernünftig, den Schwerpunkt im Sommer zu setzen und nicht jetzt im Winter. Aber die bisherigen Ergebnisse der Hallen-Saison deuten doch auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2016 hin.
Könnte die internationale Entwicklung in Reaktion auf die Doping- und Bestechungs-Skandale der vergangenen Monate am Ende sogar dazu führen, dass die deutsche Leichtathletik erfolgreicher sein wird als in der Vergangenheit? Immerhin sind russische Athleten Stand heute bei Olympia in Rio nicht startberechtigt …
Clemens Prokop:
… diese Diskussion werden jedenfalls dazu führen, dass im Weltsport genauer hingesehen wird. Und das wird meiner Überzeugung nach auch zur Folge haben, dass weniger gedopt wird als in der Vergangenheit. Und ich vertraue darauf, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Leichtathleten verbessert wird.
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