| Interview der Woche

Andreas Hofmann: „Der deutsche Rekord ist für mich auch ein Thema“

Speerwerfer Andreas Hofmann (MTG Mannheim) hat am Sonntag zum zweiten Mal nacheinander beim Rehlinger Pfingstsportfest gewonnen und dabei mit 91,44 Metern eine starke neue Bestleistung aufgestellt. Im Interview sprach er anschließend über seinen schnelleren Anlauf, die weitere Saisonplanung und die Vorfreude auf die Atmosphäre im Berliner Olympiastadion bei der Heim-EM im August.
Manuel Keil

Andreas Hofmann, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Bestleistung!

Andreas Hofmann:

Dankeschön.

Sie haben letztes Jahr in Rehlingen gewonnen und auch dieses Jahr wieder. Das Bungertstadion scheint Ihnen zu liegen. Was ist das Besondere hier?

Andreas Hofmann:

Ich finde die Atmosphäre hier sehr gut. Das Publikum macht mit, und dadurch, dass die Menschen direkt hinter dem Anlauf stehen und die Athleten anfeuern, kriegt man das eins zu eins mit. Das ist natürlich etwas anderes, als in einem großen Stadion zu werfen. Hier haben die Leute direkten Kontakt zu den Sportlern. Auch direkt nach dem Wettkampf hat man das gesehen. Da steht man natürlich gerne für Autogramme und Fotos bereit. Dieses Familiäre, das gefällt mir hier in Rehlingen.

Zum Auftakt der Saison haben Sie ja schon knapp über 90 Meter geworfen, jetzt eine neue Bestleistung. Wie zufrieden sind Sie mit dem Start in das EM-Jahr?

Andreas Hofmann:

Sehr zufrieden auf jeden Fall. Ich war nach Doha mit den 90 Metern schon damit zufrieden, dass ich dort anknüpfen konnte, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Das war eigentlich mein Ziel für die ersten paar Wettkämpfe. Dass es gleich im allerersten funktioniert hat und die 90 vor dem Komma steht, macht mich natürlich sehr glücklich.

Haben Sie denn damit gerechnet, dass Sie sich heute erneut steigern können?

Andreas Hofmann:

Auf jeden Fall. Im Training haben wir in den letzten Einheiten weiter die Feinheiten justiert, die es im Wettkampf abzurufen gilt. Damit, dass ich die Leistung hier bestätigen konnte und fast eineinhalb Meter draufgelegt habe, bin ich sehr zufrieden. Jetzt schauen wir mal, wie es weiter geht.

Sie sprechen das Training gerade selbst an. Haben Sie da irgendetwas geändert, oder warum läuft es im Moment so gut?

Andreas Hofmann:

(Muss lachen). Nee, geändert haben wir nix! Wir haben ein bisschen später mit dem Aufbau begonnen wegen einer kleinen Operation, die ich letztes Jahr hatte. Aber nicht an der Wurfschulter, keine Sorge. Dadurch haben wir Manches etwas hinausgezögert, aber unterm Strich haben wir nichts Großes geändert. Wir haben immer noch den gleichen Aufbau gemacht und haben mit schweren Speeren angefangen zu werfen. Die sind dann immer leichter geworden in Richtung Saisonbeginn. Wir haben hauptsächlich am Anlauf gearbeitet. Den als geändert zu bezeichnen wäre übertrieben, aber ich laufe jetzt viel schneller an. Das konnte ich diesen Winter umsetzen Richtung Sommer. Auch vorne im Abwurf konnte ich mich sehr verbessern, was die Schulter- und Armregion betrifft.

Wie lauten nach der persönlichen Bestleistung denn jetzt Ihre neuen Ziele?

Andreas Hofmann:

Die Ziele ändern sich jetzt nicht wirklich. Ich will weiter konstant gute Leistungen zeigen und noch mal Bestleistung werfen.

Der Bundestrainer Boris Obergföll glaubt, mit Wind der gleichen Stärke nicht als Gegenwind, sondern als Rückenwind, wäre Ihr Speer wahrscheinlich noch zwei Meter weiter geflogen. Wird für Sie persönlich jetzt auch der deutsche Rekord von 94,44 Metern ein Thema?

Andreas Hofmann:

Der war auch vorher schon ein Thema, wenn ich ganz ehrlich bin. Ich will mich da jetzt nicht aus dem Fenster lehnen, aber ich weiß, was in mir steckt und was ich werfen kann. Natürlich ist der deutsche Rekord für mich auch ein Thema. Im Moment ist er noch exakt drei Meter weg, daher will ich erst einmal konstant weiter werfen, gerne auch im nächsten Wettkampf natürlich wieder über 90 Meter. Wie man aber in Rehlingen bei Jojo [Johannes Vetter] gesehen hat, ist auch manchmal ein Wettkampf dabei, der nicht so gut funktioniert, wie man es gerne hätte. Da gilt es dann, genau wie er es auch in der Vergangenheit schon gezeigt hat, sich nicht unterkriegen zu lassen. Warten wir mal ab, was diese Saison noch alles kommt.

Und wo bestreiten Sie Ihren nächsten Wettkampf?

Andreas Hofmann:

Für den nächsten Wettkampf fliege ich diesen Mittwoch zum Diamond League Meeting nach Eugene. Danach geht es zuerst zum Speerwurf-Meeting nach Offenburg und dann nach Turku und Dessau. Damit ist die Wettkampfwoche dann voll und wir werden anschließend erstmal ein bisschen rausnehmen. Danach werden wir noch mal einen kleinen Aufbau Richtung Deutsche Meisterschaften machen. Dafür werden wir wahrscheinlich zwei oder maximal drei Wettkämpfe machen, die wir als Trainingswettkämpfe nutzen.

Das ganz große Highlight ist in diesem Jahr natürlich die Heim-EM in Berlin. Auf was freuen Sie sich dort am meisten?

Andreas Hofmann:

Aufs Stadion. Es ist etwas ganz Besonderes im Olympiastadion in Berlin zu werfen. Das habe ich das letzte Mal, als ich dort beim ISTAF 2016 geworfen habe, schon gespürt. Die Leute stehen hinter den Athleten, nicht nur den deutschen, und machen eine sehr gute Stimmung. Wenn die Hütte voll ist und dann die ganze Kurve mit 15.000 oder 20.000 klatscht, ist das vor Heimpublikum natürlich die ganz große Atmosphäre. Da gilt es dann alles in den Wurf reinzulegen und zu sehen, wie es letztlich läuft.

Und was sind Ihre Ziele für die Europameisterschaften?

Andreas Hofmann:

Jeder ist schlagbar (lacht). Mit einer Medaille will ich jetzt zwar noch nicht liebäugeln, aber natürlich habe ich meine Ziele im Kopf. Von daher kann jeder hineininterpretieren, was er möchte.

Mehr:

<link news:63128>Andreas Hofmann bricht Stadionrekord des Bundestrainers

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