| Team-EM Gehen

DLV-Geher in Spitzenfeldern von Poděbrady gefordert

Gegen hochklassige Konkurrenz starten am Sonntag 15 deutsche Geherinnen und Geher bei den Team-Europameisterschaften in Poděbrady. Sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft kann sich die DLV-Auswahl gute Chancen ausrechnen, in Feldern mit Europas versammelter Geh-Elite wartet für vordere Platzierungen jedoch ein hartes Stück Arbeit.
Silke Bernhart

Das Örtchen Poděbrady etwa 60 Kilometer östlich von Tschechiens Hauptstadt Prag kann gut und gerne als Hochburg des Gehsports bezeichnet werden. Regelmäßig sind dort für Meisterschaften und Meetings die besten Geherinnen und Geher der Welt zu Gast – und auch das DLV-Team hat beste Erinnerungen an Poděbrady: 2021 gab's bei den Team-Europameisterschaften Silber (50 km Männer) und Bronze (20 km Männer). Am Sonntag (21. Mai) steht dort nun die nächste Ausgabe der Team-EM bevor, und wieder ist Hochspannung angesagt.

"Es ist für uns schon einer der Jahreshöhepunkte, weil die Strecke – wenn die Witterungsbedingungen stimmen – recht schnell ist", blickt Bundestrainer Ron Weigel in einem Interview mit der Fachzeitschrift "Leichtathletik" voraus. Nach der Absage von Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) werden am Sonntag 15 DLV-Athletinnen und -Athleten in sechs Wettbewerben an den Start gehen und dabei in vier Wettbewerben komplette Mannschaften stellen.

Christopher Linke über 35 Kilometer

Der erfahrenste und vielseitigste der deutschen Geher ist sicherlich Christopher Linke (SC Potsdam). Wie schon bei der EM in München, wo er Silber holte, wird er in Poděbrady auf die 35 Kilometer setzen. Das DLV-Team, zu dem auch Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) gehören, bekommt es in diesem Wettbewerb gleich mit zwei Europameistern zu tun: Álvaro Martín (20 km) und Miguel Angel Lopez (35 km) haben sich beide für die lange Strecke entschieden und führen damit das aussichtsreiche spanische Team an.

Einer der prominentesten Namen über 20 Kilometer: Perseus Karlström. Der extrovertierte Schwede, der gerne mal mit einem Hut mit Kuh-Hörnern die Ziellinie überquert, hat im Vorjahr zwei WM-Bronzemedaillen gewonnen und in diesem Jahr schon im Februar in Melbourne (Australien) in 1:19:27 Stunden starke Frühform unter Beweis gestellt.

Im Kampf um die Team-Medaillen muss das DLV-Quartett mit Nils Brembach, Johannes Frenzl (beide SC Potsdam), Leo Köpp (LG Nord Berlin) und dem Deutschen 35-Kilometer-Meister Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen) aber auch hier eher die Spanier sowie die Italiener auf der Rechnung haben, die schon 2021 vor der DLV-Auswahl lagen. Italien schickt mit Massimo Stano gar den Olympiasieger von Sapporo auf die Strecke.

Saskia Feige aussichtsreich

Einzelkämpferinnen sind dagegen die deutschen Starterinnen Saskia Feige (SC DHfK Leipzig; 20 km) und Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team; 35 km). Aussichtsreich geht besonders die EM-Dritte Saskia Feige an den Start, nachdem sie im März mit einem Solo ihre Bestleistung auf 1:28:28 Stunden schrauben und den nächsten deutschen Meistertitel erringen konnte. Die Doppel-Europameisterin aus Griechenland Antigoni Ntrismpioti (1:28:12 h) ist die einzige Geherin auf der Teilnehmerliste, die 2023 schon schneller war.

Da Antigoni Ntrismpioti auf die 20 Kilometer setzt, geht die Rolle der Favoritin über 35 Kilometer an die 20-Kilometer-Europameisterin von 2018 Maria Pérez aus Spanien. Bianca Maria Dittrich zählt zu den neun Athletinnen im 25-köpfigen Feld, die die 3:00-Stunden-Marke noch nicht unterboten haben. Vielleicht ist die Marke am Sonntag fällig. Ihre Bestzeit: 3:00:57 Stunden.

Budapest und Paris im Hinterkopf

Für Ron Weigel hat der Wettbewerb von Poděbrady aber auch noch eine Bedeutung über die Team-EM-Platzierung hinaus: "Hauptsächlich geht es auch darum, im Hinblick auf Olympia und die WM die relativ hoch angesetzten Normen zu erfüllen", sagt der Bundestrainer im Gespräch mit der "Leichtathletik". Und: "Wir müssen mal davon ausgehen, dass wir in einigen Disziplinen mehr potenzielle Anwärter haben werden als Startplätze, sodass der Konkurrenzkampf innerhalb des Teams schon, ich sag mal, relativ angespannt ist."

Saskia Feige (20 km) und Karl Junghannß (35 km) sind mit ihren Leistungen von Erfurt die einzigen DLV-Athleten, die in diesem Jahr die WM-Norm für Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) unterboten haben. Christopher Linke (35 km) ist dies im Vorjahr gelungen. Weitere DLV-Asse wollen nachziehen, mit Direktnorm oder über die internationalen Ranglisten – und sich zugleich auch schon im Kampf um die Olympia-Tickets optimal positionieren.

Frederick Weigel führt U20-Team an

Auch in der U20-Altersklasse – wo nur zwei und nicht wie bei den Aktiven drei Wertungen in ein Team-Ergebnis einfließen – schickt der DLV zwei Mannschaften an den Start. Die meisten Meriten bringt Frederick Weigel (SC Potsdam) mit, der gerade erst seinen 18. Geburtstag feiern durfte. Im Vorjahr dominierte er bei der U18-EM den Wettbewerb über 10.000 Meter, in diesem Jahr stieg er mit Bestzeit von 42:44 Minuten über 10 Kilometer auf der Straße in die Saison ein. Nur zwei Konkurrenten von Sonntag, beide noch ein Jahr älter, waren bisher schneller.

Arvid Kockel und Jassam Abu El Wafa (beide SV Halle) zählen ebenfalls zu den Top Ten der Meldeliste, sodass das Trio durchaus mit einem Podiumsplatz in der Teamwertung liebäugeln darf und dabei besonders die Italiener und die Türken auf der Rechnung haben muss.

Lena Sonntag (SC Potsdam) bringt als U20-WM-Teilnehmerin des Vorjahres schon internationale Erfahrung mit in die 10 Kilometer der weiblichen U20. Ihre ein Jahr jüngeren Mitstreiterinnen Kylie Garreis (LG Vogtland) und Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt) dürfen in Poděbrady ihre Premiere im Nationaltrikot feiern.

Mehr zur Team-EM der Geher in Podebrady

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