Der erste Tag des Werfer-Europacups im portugiesischen Leiria brachte drei deutsche Medaillen. Im Diskuswurf der U23 ragte Steven Richter als überlegener Sieger heraus. Die Kugelstoßerinnen Yemisi Ogunleye und Nina Ndubuisi holten Silber und Bronze bei den Aktiven beziehungsweise in der U23.
Das Fazit des Leitenden Bundestrainers Wurf/Stoß Sven Lang fiel am Ende des ersten Wettkampftages von Leiria positiv aus. "Wir können ganz zufrieden sein", sagte er am Abend. "Mehrere Athletinnen und Athleten haben neue persönliche Bestleistungen aufgestellt und mit der Ausbeute von drei Medaillen können wir optimistisch in den zweiten Tag gehen." Im Gegensatz zum Vorjahr spielte diesmal auch das Wetter mit. "Bei den letzten Veranstaltungen in Leiria hatten wir immer Kälte und Regen", erinnerte sich Sven Lang, "heute war es zwar den ganzen Tag bedeckt, aber fürs Werfen hatten wir gute Bedingungen."
Die guten Voraussetzungen wussten vor allem die Diskuswerfer zu nutzen. Erwartungsgemäß war es Weltmeister Kristjan Ceh, der dem Wettbewerb im „National Training Center“ von Leiria seinen Stempel aufdrückte. Im zweiten Durchgang beförderte er die Scheibe auf die Weltklasse-Weite von 68,30 Meter, den 14 Jahre alten Cup-Rekord seines Trainers Gerd Kanter (Estland) verpasste er nur um 1,40 Meter. Im letzten Versuch ließ der 24-jährige Slowene noch einmal 67,83 Meter folgen.
Marius Karges (Eintracht Frankfurt) und Mika Sosna (TSG Bergedorf), beide erst im ersten U23-Jahr, kamen nicht ganz an ihre Bestmarken heran. Das Arbeitsgerät des Frankfurters landete im letzten Durchgang mit 60,94 Metern jenseits der 60-Meter-Grenze, Rang sieben. Zum dritten Platz des Kroaten Martin Markovic (62,20 m) fehlten weniger als eineinhalb Meter. Zweiter wurde Alin Alexandru Firfirica (Rumänien; 63,78 m). Der Diskus von Mika Sosna wollte nicht über 60 Meter fliegen, 58,88 Meter bescherten ihm Platz elf im A-Wettbewerb, im B-Wettkampf warfen ebenfalls drei Athleten weiter.
Steven Richter dominiert U23-Wertung
"Alles, was über 60 Meter ist, ist in der U23 nicht schlecht", ordnete Sven Lang die Resultate ein. "Von daher ist das Ergebnis von Marius ganz in Ordnung. Mika war nicht ganz zufrieden." In seiner Instagram-Story berichtete der U20-Weltrekordler anschließend, sein Körper habe sich schlaff und müde angefühlt.
Die beste Weite eines deutschen Diskuswerfers verbuchte am Samstag ein Athlet, der ebenso wie Karges und Sosna 2003 geboren ist und das erste Jahr regelmäßig mit der Zwei-Kilo-Scheibe wirft. Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) maß sich im parallel mit der Männer-Konkurrenz ausgetragenen U23-Wettbewerb mit gleichaltrigen Rivalen. Der Schützling von Sven Lang erwischte in Runde drei einen starken Wurf, der bei 64,23 Metern landete.
Neue Bestleistung und der klare Sieg gegen die Rivalen aus den Jahrgängen 2001 bis 2003, den Meisterschaftsrekord von Yauheni Bahutski (Belarus; 64,37 m) aus dem Jahr 2021 verfehlte er hauchdünn. Vier seiner Versuche wurden mit Weiten von mehr als 60 Metern gemessen, vom Silbermedaillengewinner Mykhailo Brudin (58,60 m) trennten den 19-Jährigen mehr als fünf Meter. Bronze gewann Enrico Saccomano (Italien; 56,27 m). "Das war eine Super-Leistung, vor allem im geschlossenen Stadion", lobte Sven Lang den Nachwuchs-Athleten. Der Wettkampf der U23 wurde im Municipal Stadion und nicht im "National Training Center" abgehalten.
Silber-Freude bei Yemisi Ogunleye
Großen Jubel der deutschen Delegation erntete der fünfte Versuch von Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim). Und nachdem die Weite aufleuchtete, holte sich die 24-Jährige Glückwunsch-Umarmungen von den deutschen Team-Kollegen um Nachwuchs-Stoßerin Nina Ndubuisi und die Diskuswerfer ab, die nach ihren Wettkämpfen zum Anfeuern an die Anlage gekommen waren. Mit 18,09 Metern schob sich die Vierte der Hallen-DM auf Platz zwei und gab diese Position auch im letzten Durchgang nicht mehr ab.
Die portugiesischen Gastgeber hatten ebenfalls Grund zur Freude: Lokalmatadorin Jessica Inchude stieß fünf Zentimeter weiter als Ogunleye und war vor heimischer Kulisse nicht zu schlagen. Bronze ergatterte die Schwedin Sara Lennman (17,95 m). Und auch Jule Steuer (SC Magdeburg) konnte sich nach ihrem letzten Stoß selbst applaudieren: Mit 17,11 und 17,15 Metern verbesserte sie ihren Hausrekord gleich zweimal und sortierte sich auf Rang sieben ein.
Nina Ndubuisi als U20-Athletin auf dem U23-Treppchen
Im Feld der U23-Kugelstoßerinnen erklomm eine der jüngsten Teilnehmerinnen das Podest: 16,24 Meter brachten Nina Ndubuisi die Bronzemedaille ein. Die Schorndorferin, die noch der U20 angehört, hätte mit ihrem weitesten Stoß im letzten Versuch beinahe Emilia Kangas (Finnland; 16,28 m) vom Silberrang verdrängt. Gold holte mit 16,90 Metern die Britin Serena Vincent.
Mit neuer Bestleistung schnupperte auch Jana Marie Lowka an den Medaillenrängen. Die Frankfurterin schickte ihren Speer im letzten Durchgang auf 58,89 Meter, 14 Zentimeter weiter als vergangenen Sommer in Bern (Schweiz). Auch die Siegerin hatte sich ihren besten Wurf bis zum Schluss aufgehoben: Europameisterin Elina Tzengko (Griechenland) hatte seit der zweiten Runde in Führung gelegen und baute ihren Vorsprung mit 63,65 Metern schließlich noch aus. Im serbischen Duell um Silber und Bronze hatte Marija Vucenovic (60,56 m) knapp die Nase vorn vor Vize-Europameisterin Adriana Vilagos (59,83 m).
Merlin Hummel schlägt den Weltmeister und wird Vierter
Eine Achterbahn der Gefühle hielt der Hammerwurf für Merlin Hummel (UAC Kulmbach bereit). Erst fabrizierte der 21-Jährige vier ungültige Würfe in Serie. Auch im fünften Durchgang konnte er mit 68,52 Metern sein Potenzial noch nicht abrufen. Doch dann kam der sechste Versuch, begleitet von einem lauten Schrei: Auf 73,06 Meter flog das Wurfgerät und katapultierte den Bayern von Platz 16 vor auf drei. Eine Position, die Merlin Hummel jedoch nicht bis zum Ende des Wettkampfes halten konnte, hatten doch fast alle Kontrahenten noch einmal die Chance zu kontern. Yann Chaussinand aus Frankreich nutzte diese Gelegenheit und schnappte mit 73,25 Metern dem U20-Vize-Europameister die Medaille noch weg.
Beide landeten jedoch vor dem fünfmaligen Weltmeister Pawel Fajdek aus Polen, dem überraschend mit 72,57 Metern nur der sechste Rang blieb. Mit der besten Serie und einer Bestweite von 74,65 Metern entschied der EM-Zweite von München Bence Halasz (Ungarn) den Wettkampf für sich, Silber ging an Thomas Mardal (Norwegen; 73,94 m). "Das waren keine schlechten Würfe von Merlin", meinte Sven Lang anschließend. "Die ersten gingen zwar links aus dem Sektor, die Weiten wären aber gut gewesen. Er hat sich schwergetan, aber das Ruder am Ende noch einmal herumgerissen." Sören Klose (Eintracht Frankfurt) belegte beim überlegenen Sieg von Mykhaylo Kokhan (Ukraine; 75,80 m) mit 66,44 Metern Rang zehn im U23-Klassement.
Ein Wermutstropfen blieb am Ende des ersten Wettkampftages: Die deutschen U23-Frauen können aufgrund des kurzfristigen Rückzugs von Speerwerferin Josefa Schepp (TSV Bayer 04 Leverkusen) aus gesundheitlichen Gründen keine vollständige Mannschaft stellen. Dafür rangiert die Frauen-Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) dank der starken Ergebnisse von Yemisi Ogunleye und Jana Marie Lowka zur Halbzeit auf dem ersten Rang und hat am Sonntag mit Diskuswerferin Shanice Craft (SV Halle) noch ein Ass im Ärmel. In der männlichen U23 führt die Ukraine vor dem deutschen Team.