| Interview der Woche

Mohamed Mohumed: „In naher Zukunft ist der deutsche Rekord von Dieter Baumann drin“

Perfekter Start für Mohamed Mohumed: Der Athlet der LG Olympia Dortmund ist am Freitag in Karlsruhe bei seinem ersten Rennen nach den Olympischen Spielen auf Platz drei der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste über 3.000 Meter gelaufen. Mit 7:41,35 Minuten fehlen ihm nun nur noch knapp vier Sekunden auf die Bestmarke von Dieter Baumann aus dem Jahr 1995. Im Interview spricht der 22-Jährige über seine Leistung, seinen Glauben sowie über die enge Beziehung zu seinem Bruder.
Nicolas Walter

Mohamed Mohumed, Sie haben sich am Freitag auf Platz drei in der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste über 3.000 Meter vorgeschoben. Das spricht für sich. Wie zufrieden sind Sie selbst mit Ihrer Leistung aus Karlsruhe?

Mohamed Mohumed:

Es war mein allererstes Rennen nach den Olympischen Spielen in Tokio. Dafür war es gut. Trotzdem war es eigentlich mein Ziel, den deutschen Rekord von Dieter Baumann zu brechen. Daran bin ich knapp vier Sekunden vorbeigeschrammt, allerdings auch in einem nicht ganz idealen Rennen. Es war im Grunde eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Vorne wurde Weltrekord-Pace angegangen, das war einen Tick zu schnell. Deswegen musste ich mein eigenes Rennen laufen. Aber ich glaube, dass mit Gottes Wille in naher Zukunft der deutsche Rekord von Dieter drin ist.

Sie deuten es schon an: Ihr Glaube spielt in Ihrem Leben eine wichtige Rolle. Welchen Stellenwert nimmt er speziell im Hinblick auf Ihr Sportler-Dasein ein?

Mohamed Mohumed:

Als Leistungssportler ist man einem ständigen Druck ausgesetzt. Besonders die eigenen Erwartungen an sich selbst sind hoch. Hinzu kommt aber auch der öffentliche Druck von Außenstehenden. Auch das Nicht-Erreichen von Zielen kann einen schnell entmutigen. Um all das zu verarbeiten, hilft mir mein Glaube wie nichts Anderes auf der Welt.

In Karlsruhe durften wieder 1.000 Zuschauer live in der Halle dabei sein. Wie war das für Sie –  das letzte Hallen-Meeting mit so vielen Zuschauern liegt schließlich coronabedingt schon wieder einige Zeit zurück?

Mohamed Mohumed:

Es war ein mega geiles Gefühl. Wir haben das alle vermisst, fast zwei Jahre ging es jetzt so. Umso cooler war es in Karlsruhe wieder. So macht Leichtathletik Spaß!  

Wie haben Sie sich in den vergangenen Wochen auf die neue Saison vorbereitet?

Mohamed Mohumed:

Nach Tokio habe ich erstmal eine Saisonpause eingelegt. Danach habe ich mich wieder konzentriert und intensiv vorbereitet. Ich war seitdem auch schon zweimal für insgesamt sechs Wochen im Höhentrainingslager. Das war offensichtlich eine gute Idee und scheint sich auszuzahlen.

Ihr Bruder Yassin eifert Ihnen kräftig nach, auch sein sportlicher Weg zeigt steil nach oben. Im vergangenen Jahr wurde er Zweiter der U20-EM über 3.000 Meter. Wie eng ist das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?

Mohamed Mohumed:

Mein Bruder und ich sind sehr eng miteinander. Ich habe ihn eigentlich immer dabei – oder er mich. In Karlsruhe hat er leider keinen Startplatz bekommen, was ich ziemlich schade fand. Es wäre sicherlich cool für ihn gewesen. Grundsätzlich machen wir fast alles zusammen – wir wohnen zusammen, fahren gemeinsam ins Trainingslager und trainieren sehr, sehr viel zusammen. Er spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Schauen wir in die Zukunft: Welche Meetings haben Sie in den kommenden Wochen im Blick, wo werden Sie starten?

Mohamed Mohumed:

Ich werde in zwei Wochen sicher beim Indoor-Meeting in Dortmund an den Start gehen. Danach geht es eventuell nach Liévin. Ich habe auch schon einen Startplatz, ob ich aber definitiv dort laufen werde, muss ich noch einmal mit meinem Trainer besprechen. Die Hallen-DM in Leipzig steht dagegen wieder fest in der Planung.

Welche Ziele haben Sie sich generell für 2022 vorgenommen?

Mohamed Mohumed:

Bei der Hallen-DM steht für mich die Titelverteidigung an. Ansonsten ist der Fokus natürlich auf die Welt- und Europameisterschaften gerichtet. Ich möchte auf jeden Fall bei beiden Höhepunkten starten. Über welche Strecke weiß ich noch nicht, von 1.500 bis 10.000 Meter steht mir eigentlich alles offen. Aber ich muss schauen, wie die Saison verläuft und komme in Corona-Zeiten hoffentlich vor allem gesund durch.

Zwischen der WM in Eugene und der EM in München liegen lediglich knapp drei Wochen – ein sehr enger Zeitabstand. Wie bereitet man sich darauf ideal vor?

Mohamed Mohumed:

Ich werde vor allem versuchen, rechtzeitig die Qualifikations-Zeiten zu erreichen, sodass ich mich vollständig auf die Vorbereitung dieser Höhepunkte konzentrieren kann. Grundsätzlich bin ich die kurzen Zeitabstände aber gewohnt. Letztes Jahr bin ich bei den U23-Europameisterschaften gelaufen und kurz danach standen auch schon die Olympischen Spiele an.

Sie sprechen es an: Im vergangenen Jahr wurden Sie U23-Europameister über 5.000 Meter. In Tokio nahmen Sie an Ihren ersten Olympischen Spielen teil. Was können Sie aus diesen Auftritten auf großer internationaler Bühne für die neue Saison mitnehmen?

Mohamed Mohumed:

Vor allem Erfahrungen, Selbstbewusstsein und Motivation. Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.

Mehr: Armand Duplantis schenkt Karlsruhe Sechs-Meter-Sprung

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